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Nach dem Last-Minute-Wahnsinn in Madrid: Reals „größte Heldengeschichte“ wird zu „Peps Alptraum“

Bild links - 04.05.2022, Spanien, Madrid: Carlo Ancelotti (l), Trainer von Real Madrid, und Pep Guardiola, Trainer von Manchester City, begrüßen sich. Bild rechts - 04.05.2022, Spanien, Madrid: „Man of the Match“ Thibaut Courtois (unten am Boden) und andere Spieler von Real Madrid feiern nach dem 3:1 Sieg. Fotos: Nick Potts/PA Wire/dpa - Manu Fernandez/AP/dpa

AKTUALISIERT – Schon wieder wird Real Madrid zum Wundermacher. Sehr zum Leidwesen von Pep Guardiola. Dessen deutscher Kollege Jürgen Klopp kann sich auf einiges gefasst machen. Die Königlichen wollen nun auch die Krönung im Finale der Champions League gegen Liverpool.

Nach dem Real-Wunder in der magischen Nacht von Madrid berneigt sich die Fußball-Welt vor den Königlichen. „Keiner hätte gedacht, dass Real Madrid in dieser Saison noch mal ein Finale spielt“, sagte Trainer Carlo Ancelotti, machte eine kurze Pause, hob leicht die linke Augenbraue und stellte mit einem Ausdruck der Genugtuung fest: „Jetzt sind wir drin.“

Und Manchester City ist raus. Schon wieder, aber diesmal mit einem kaum mehr zu steigernden Drama. 4:3 in einem bereits berauschenden Hinspiel, 1:3 im zweiten Duell nach Verlängerung.

04.05.2022, Spanien, Madrid: Spieler von Real Madrid feiern nach dem 3:1 Sieg. Foto: Manu Fernandez/AP/dpa

„City wurde einfach überwältigt hier, die Meister der Kontrolle geschlagen von einem anderen Moment der Energie, des Lichts, der Magie und was auch immer“, schrieb der „Guardian“. „Peps Alptraum!“, fasste es der „Daily Mirror“ zusammen.

Ja, es fühle sich grausam an, sagte Guardiola. „Jetzt brauchen wir Zeit, um das sacken zu lassen.“ Ein oder zwei Tage – „aber wir werden wieder aufstehen. Wir müssen es“, betonte der Spanier. Schon am Sonntag steht für City daheim gegen Newcastle United ein weiteres wichtiges Spiel im Titelfernduell mit dem FC Liverpool in der Premier League an.

Real hatte sein nationales Meisterstück vor dem Rückspiel in der Champions League schon perfekt gemacht – und will nun die ultimative Krönung am 28. Mai in Paris gegen Jürgen Klopps Liverpool mit dem achten Triumph.

„Ich glaube, dass es ein fantastisches und ausgeglichenes Finale sein wird, mit zwei sehr unterschiedlichen Mannschaften“, sagte Ancelotti und lobte vor allem auch den deutschen Coach: „Klopp ist ein großartiger Trainer, wir haben uns schon oft getroffen, ich habe größten Respekt vor ihm und seinen Teams.“

04.05.2022, Spanien, Madrid: Rodrygo von Real Madrid erzielt das zweite Tor seiner Mannschaft. Foto: Bernat Armangue/AP/dpa

Respekt vor Real haben erst recht seit Mittwochabend alle. „Von einer anderen Welt“, titelte die spanische Sportzeitung „AS“. „Gott muss runterkommen, um das zu erklären“, schrieb die Madrider Fachzeitung „Marca“: „Real Madrid schreibt die größte Heldengeschichte, die je erzählt wurde.“

Und die ging so: Nach einem 3:4 im Hinspiel in Manchester, das die Fußball-Fans bereits entzückt hatte, geriet Madrid im Estadio Santiago Bernabéu vor über 61.000 Zuschauern in der 73. Minute durch Riyad Mahrez in Rückstand. Das 0:1 wäre das Aus gewesen. Doch torlos daheim in einem K.o.-Spiel der Champions League? Zuletzt passierte das vor elf Jahren gegen den FC Barcelona. Nicht aber am Mittwoch gegen Manchester.

„Unterschätze nie das Herz eines Champions“, twitterte sogar der norwegische Schach-Serienweltmeister Magnus Carlsen. Das hätten sich auch die Fans sagen sollen, die im Glauben des sicheren Ausscheidens vorzeitig das Stadion Richtung U-Bahn verließen und nach dem Ausgleich wieder rein wollten – aber nicht durften, wie „Marca“ mit Verweis auf eine entsprechende Regelung des Vereins berichtete.

„Wir waren dabei zu verlieren, wir waren tot, aber dann ist das alles passiert“, sagte Rodrygo. Mit seinem Doppelpack in der 90. Minute und der Nachspielzeit hatte das 21 Jahre alte brasilianische Leichtgewicht (64 Kilogramm) Real in die Verlängerung gerettet: „Dann hat wohl Gott auf mich heruntergeblickt und gesagt: Heute wirst Du der Mann sein.“

04.05.2022, Spanien, Madrid: Vinicius Junior (r) von Real Madrid gegen Kyle Walker von Manchester City. Foto: Manu Fernandez/AP/dpa

Er, aber auch Torhüter Thibaut Courtois, der zum „Man of the Match“ gewählt wurde, und mal wieder Karim Benzema. Mit seinem Tor zum 3:1 in der Verlängerung per Elfmeter besiegelte der seit Monaten in Weltklasseform spielende Franzose den Einzug ins Finale.

„Wahnsinn, wir waren während der K.o.-Phase schon 26 Mal raus und haben uns 26 Mal zurückgekämpft“, sagte Ex-Weltmeister Toni Kroos am DAZN-Mikrofon: „Das ist manchmal schwer zu erklären, auch für mich.“ Es sei der Glaube, es sei das Stadion, die Kombination sei magisch. „Das ist geisteskrank. Wir haben einen Charakter innerhalb der Mannschaft, der sehr speziell ist“, betonte David Alaba, der dieses Mal angeschlagen bei Real nur Ersatz war.

Denn es war nicht das erste Mal in dieser Champions-League-Spielzeit, dass Real sich so zurückmeldet. Im Achtelfinale unterlag die Mannschaft bei Paris Saint-Germain im Hinspiel 0:1. Das Rückspiel in Madrid begann mit einer Führung durch PSG und endet mit einem 3:1-Sieg von Real. Im Viertelfinale gewann Real das Hinspiel beim FC Chelsea mit 3:1 – beide Male dank eines Benzema-Dreierpacks.

Im Rückspiel lag Madrid dann eine Viertelstundende vor Schluss mit 0:3 hinten. Endergebnis 2:3 nach Verlängerung, die Torschützen hießen Rodrygo und Benzema. „Ich kann nicht sagen, dass wir an dieses Leben gewöhnt sind“, sagte Ancelotti: „Wenn man überlegt, warum, dann hat die Geschichte dieses Clubs sicher etwas damit zu tun, dass wir weitermachen, wenn es so aussieht, als wäre alles vorbei.“ (dpa/cre)

Pressestimmen zum Halbfinale Real Madrid – Man City

Real Madrid ist dem FC Liverpool nach einem grandiosen Kampf ins Finale der Champions League gefolgt. Vier Tage nach dem vorzeitigen Gewinn der 35. spanischen Fußball-Meisterschaft setzte sich die Mannschaft um Ex-Nationalspieler Toni Kroos im Halbfinal-Rückspiel am Mittwochabend gegen Manchester City mit 3:1 (2:1, 0:0) nach Verlängerung durch. Das ebenso spektakuläre erste Duell hatte der englische Meister 4:3 gewonnen. Die internationale Presse schreibt dazu:

Großbritannien

„The Sun“: „Pep Guardiola hat in seinen sechs Jahren als Trainer von Manchester City einige außergewöhnliche Wege gefunden, wichtige Champions-League-Spiele zu verlieren. Aber keines davon machte den ehemaligen Barcelona-Boss annähernd so verrückt wie dieses.“

„Daily Mail“: „Man City zerstört sich selbst in Madrid.“

„Daily Mirror“: „Peps Albtraum! Man City kapituliert in der Nachspielzeit, während sich Real Madrid den letzten Platz im Champions-League-Finale schnappt.“

„The Times“: „In Madrid aus dem Hinterhalt angegriffen: Zwei verrückte Minuten bringen City in der Nachspielzeit um den Verstand.“

Spanien

„Marca“: „Real Madrid schreibt die größte Heldengeschichte, die je erzählt wurde.“

„El Mundo Deportivo“: „Versuchen Sie nicht, es zu erklären, denn ehrlich gesagt gibt es keine Erklärung für das mit Real Madrid und der Champions League. In der 89. Minute waren die Weißen aus dem Finale raus, und in der 95. Minute standen sie im Finale der Champions League. Ein weiterer wundersamer historischer Abend für Real Madrid im Bernabeu (…).“

„La Vanguardia“: „Der Mythos des Bernabeu verschlingt auch Guardiolas City.“

„El Mundo“: „Neues Wunder im Bernabeu.“ (dpa)

10 Antworten auf “Nach dem Last-Minute-Wahnsinn in Madrid: Reals „größte Heldengeschichte“ wird zu „Peps Alptraum“”

  1. Anders wäre das Spiel vielleicht verlaufen, wenn der Spanier für das schwere Foul an De Bruyne Rot bekommen hätte, denn er säbelt ihn von hinten, ohne Chance an den Ball zu kommen, die Beine weg. Das war in der 8. Minute. Der Witz war, dass er dafür nicht mal Gelb sah. Das darf auf so hohen Niveau nicht passieren.

  2. Piersoul Rudi

    Man.City hat das Finale im Hinspiel verpasst.
    Zuviel vergebene Großchancen, 3 vermeidbare Gegentore.
    In Madrid, fast, das Gleiche…
    Den Realismus hat gesiegt…Sowohl Dienstag als Mittwoch…
    MfG.

  3. Peter Müller

    hu
    04/05/2022 12:27
    Ja genau, Peter.
    Das sind alle ganz, ganz, miese Spieler. Die nichts können und keinem internationalen Vergleich standhalten.Weder in den Vereinen noch mit der Nationalmannschaft. Die haben sich jahrelang nur durch gemogelt und jetzt fällt auf, dass das alles nur Fake war. In Wahrheit treffen die keinen Ball.
    Einziger der noch erfolgreich alle an der Nase rumführt ist Kevin, oder wie du Kenner sagst“ Rotbäckchen „
    Haste jesehen, ausgewechselt, auch nur eine Nummer.

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