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Kämpfe in Ukraine trotz der von Kremlchef Putin einseitig verkündeten Waffenruhe

06.01.2023, Ukraine, Swjatohirsk: Ein zerstörter Panzer steht auf der Straße vor einer Kirche. Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa

AKTUALISIERT – In der Ukraine ist es trotz der von Kremlchef Wladimir Putin einseitig verkündeten anderthalb Tage langen Waffenruhe zu erneuten Kämpfen gekommen.

Die Ukraine, die die Feuerpause anlässlich des orthodoxen Weihnachtsfests als heuchlerisches Ablenkungsmanöver der russischen Angreifer ablehnt, erklärte am Freitag, ihre Soldaten hätten vor allem im östlichen Donezker Gebiet wieder angegriffen.

„Auf diese Weise gratulieren sie den Besatzern zum bevorstehenden Weihnachten!“, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew mit. In der Kleinstadt Bachmut seien Stellungen der Russen mit 120-Millimeter-Mörsergranaten als „Geschenk“ beschossen worden.

06.01.2023, Ukraine, Kiew: Ein Mädchen zündet eine Kerze vor Beginn des orthodoxen Weihnachtsfestes im St. Michaels-Kloster an. Foto: Bela Szandelszky/AP/dpa

„Der Widerstand geht weiter, bis der letzte russische Eindringling auf ukrainischem Boden getötet ist!“, hieß es in der Mitteilung aus Kiew. Angegriffene russische Truppen erwiderten Moskau zufolge auch das Feuer.

Die von Putin einseitig angekündigte Feuerpause ab Freitagmittag Moskauer Zeit (10.00 Uhr MEZ) wäre die erste Waffenruhe entlang der gesamten Frontlinie seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar vergangenen Jahres gewesen.

Für rund zwei Stunden galt am Freitag für die gesamte Ukraine trotz der Waffenruhe Luftalarm. Der Auslöser dafür sollen Medienberichten zufolge mehrere über dem benachbarten Belarus aufgestiegene russische Flugzeuge gewesen sein, die Angst vor neuen Angriffen schürten.

Das russische Militär wiederum warf der ukrainischen Seite Angriffe vor. Obwohl sich das russische Heer an die Feuerpause halte, habe die Ukraine weiter mit Artillerie auf Ortschaften und Positionen gefeuert, erklärte Armeesprecher Igor Konaschenkow in Moskau. Es gab demnach an drei Frontabschnitten Gefechte.

01.01.2023, Ukraine, Saporischschja: Anwohner tragen ihre Habseligkeiten, als sie ihr Haus verlassen, das nach ukrainischen Angaben bei einem russischen Raketenangriff zerstört wurde. Foto: Andriy Andriyenko/AP/dpa

Im Norden nahe der Kleinstadt Lyman habe ukrainisches Militär mit Granatwerfern geschossen, etwas weiter südlich bei der Ortschaft Bilohoriwka im Gebiet Luhansk mit Artillerie. Im Süden des Gebiets Donezk habe es ebenfalls Artilleriefeuer auf russische Positionen gegeben. Die russischen Truppen schossen demnach zurück. „Bei der Feuererwiderung wurden die Positionen der ukrainischen Streitkräfte, von denen die Schüsse abgegeben wurden, niedergehalten“, sagte Konaschenkow.

Die Weihnachtswaffenruhe hatte Putin am Donnerstag auf Bitten des Moskauer Patriarchen Kirill verkündet. Sie sollte wegen des Weihnachtsfests noch bis Mitternacht von Samstag auf Sonntag gelten. Die orthodoxen Kirchen in Russland und in der Ukraine feiern die Geburt Jesu Christi traditionell nach dem julianischen Kalender am 7. Januar.

Kiew lehnt die Feuerpause allerdings als „Heuchelei“ ab. Sie diene der russischen Armee nur dazu, ihre Kräfte umzugruppieren. Beim orthodoxen Osterfest im April vergangenen Jahres hatte Moskau noch eine Feuerpause mit ähnlicher Begründung zurückgewiesen. (dpa)

15 Antworten auf “Kämpfe in Ukraine trotz der von Kremlchef Putin einseitig verkündeten Waffenruhe”

  1. Erleuchtung Jean

    „Putin ordnet Feuerpause an – Ukraine wittert hinter Kreml-Ankündigung „eine Falle“.“

    Die einen wittern eine Falle, die anderen Schwäche.
    Aber es kommt nicht nur zu einem geistigen Durcheinander, wenn eine „Militärische Spezialoperation“ länger als 6 Tage dauert, sondern auch zu Chaos in den Städten und bei den Soldaten.

    • Möglich, denn Putin darf sein Gesicht nicht verlieren. Allerdings bezahlt Russland einen sehr hohen Preis für seine „Eroberung“. Der Westen will nichts mehr mit Russland zu tun haben und die russische und ukrainische Bevölkerung wird über Generationen von gegenseitigen Hass geprägt sein. War es das wert, Putin?

      • schlechtmensch

        Die Frage sollte lauten „War es das wert USA?“ Und die Antwort darauf lautet. Ja es war es wert. Die US-Rüstungsindustrie blüht. Die Ukraine bekommt Waffen und bezahlt diese mit dem Geld von den europäischen und US- Steuerzahlern. Europa und Russland ist unwiderruflich entzweit. Die Rohstoffe werden nun u.a. verstärkt aus den USA bezogen. Zum mehrfachen Preis versteht sich. Die Abhängigkeit Europas von den USA ist weiter gestiegen. Europa ist ein wirschaftlicher Trümmerhaufen und die USA reiben sich genüsslich die Hände. Wenn sie dann bis zum letzten Ukrainer gekämpft haben werden sie wie immer die Ukraine wie eine heisse Kartoffel fallen lassen. Die europäer bauen dann mit unseren Steuergeldern die Ukraine wieder auf und Selensky sitzt irgendwo im Ausland in einer dicken Villa am Pool. Eine ganze ukrainische junge Generation wird geopfert. Wenn man bei Minsk nicht beschissen hätte, hätte man den Krieg vermeiden können. Das ganze ekelt mich nur noch an.

  2. Belgofritz

    Man hofft, dass in diesem Schritt Putins irgendwie doch der Keim eines Kriegsendes stecken könnte. Leider rückt Russland nicht von der Annektierung der besetzten Gebiete ab und die Ukraine wird die Gebiete nicht abtreten. Somit werden wir auch 2023 kein Ende dieses Krieges sehen.

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