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Prozess Wesphael: Was geschah am 31. Oktober 2013 im Zimmer 602 des Hotels „Mondo“ in Ostende?

Der Angeklagte Bernard Wesphael (links) im Gespräch mit seinen Rechtsanwälten Jean-Philippe Mayence und Tom Bauwens (rechts). Foto: Belga

Es ist in Belgien der Prozess des Jahres. An diesem Montag, dem 19. September, beginnt in Mons der Prozess gegen den Ecolo-Mitgründer und ehemaligen wallonischen Abgeordneten Bernard Wesphael. Zwölf Geschworene müssen entscheiden, ob Wesphael am 31. Oktober 2013 im Hotel „Mondo“ in Ostende seine Ehefrau Véronique Pirotton tötete oder ob diese Selbstmord verübte.

Für den Prozess sind drei Wochen angesetzt worden. Der Fall leidet jetzt schon unter einer „Übermediatisierung“. Juristen warnen schon lange vor einer Vorverurteilung des Angeklagten, weil der Prozess in den Medien längst stattgefunden habe, noch bevor er Gegenstand eines Verfahrens vor dem Assisenhof von Mons sei.

Was geschah wirklich am Abend des 31. Oktobers 2013 in Zimmer 602 im Hotel „Mondo“ in Ostende?

Die 45-seitige Anklageschrift wird an diesem Montag, dem 19. September, verlesen. Damit startet der eigentliche Prozess gegen Bernard Wesphael.

Seit der Tatnacht beteuert Wesphael seine Unschuld. Seine Frau habe nach einem begossenen Abend Selbstmord begangen, erklärten die Anwälte des ehemaligen Abgeordneten des Wallonischen Parlaments immer wieder. Die Anklage vertritt hingegen die These der vorsätzlichen Tötung. Derzufolge habe Wesphael seine Frau im Zimmer 602 des Hotels „Mondo“ in Ostende erstickt.

Bernard Wesphael im Wallonischen Parlament. Foto: Belga

Bernard Wesphael im Wallonischen Parlament. Foto: Belga

Bernard Wesphael, heute 57 Jahre alt, wollte mit seiner Frau Véronique, 42 Jahre, in Ostende einige Tage Urlaub verbringen. Am frühen Abend des 31. Oktober 2013 meldete er sich in Panik beim Empfang seines Hotels. Er behauptete, seine Frau habe sich das Leben genommen. Die Rettungsdienste haben noch versucht, die Frau zu reanimieren – ohne Erfolg.

Wesphael hat später erklärt, er habe nach einer Siesta seine Frau bewusstlos im Badezimmer aufgefunden. Jedoch haben diese Erläuterungen die Ermittler nicht überzeugt.

Die Autopsie lässt darauf schließen, dass der Tod durch Gewaltanwendung und durch Erstickung erfolgt ist. Die Verletzungen an den Händen des Opfers deuteten auf ein Abwehrverhalten hin.

Beim Opfer wurden 2,99 Promille und Spuren von Medikamenten festgestellt, beim Angeklagten 0,93 Promille sowie zwei Medikamente, darunter eins gegen Erektionsstörungen.

Aufgrund des hohen Alkoholgehalts im Blut schließen die Gerichtsmediziner einen Selbstmord durch Erstickung mit einer Plastiktüte aus. Die Anklage gegen Wesphael lautet vorsätzliche Tötung. Das Höchststrafmaß beträgt zwischen 20 und 30 Jahren.

Wesphael hatte 2012 die von ihm im Jahre 1980 mitgegründete Partei Ecolo verlassen, nachdem er es in der wallonischen Regionalregierung, im Parlament und bei den Grünen zu keiner Führungsposition gebracht hatte. Danach rief er den „Mouvement de Gauche“ ins Leben. Allerdings kündigte er September 2013 an, auch aus der Linksbewegung austreten zu wollen.

In politischen Kreisen genoss Wesphael keinen sonderlich guten Ruf. Er galt als „Opportunist“ und „skrupellos“. Wesphael ist Vater zweier Kinder aus zwei früheren Beziehungen. 2012 heiratete er Véronique Pirotton, Mutter eines seiner Kinder. (cre)

8 Antworten auf “Prozess Wesphael: Was geschah am 31. Oktober 2013 im Zimmer 602 des Hotels „Mondo“ in Ostende?”

  1. Ist B. Westphal jetzt wegen Mordes oder wegen Totschlags angeklagt ?
    Im Februar wurde auch auf OD berichtet, dass die Mordanklage nicht weiter verfolgt wird sondern er sich wegen Totschlags vor Gericht verantworten muss. Was stimmt ?

  2. Totschlag

    Laut GE lautet die Anklage auf Totschlag und nicht vorsätzliche Tötung, wie in dem Artikel von OD vermerkt. Das Strafmaß würde bei Verurteilung nicht 20-30 Jahre betragen sondern wesentlich weniger. Dies sollte OD klarstellen.

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