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Hätte hätte Menschenkette…: Wird Protest gegen Tihange ein Erfolg?

Aktionen gegen das AKW Tihange gab es schon mehrere, zum Beispiel diese Laser-Protestaktion deutscher Atomkraftgegner Ende September 2016 in Tihange. Foto: epa

Am morgigen Sonntag, dem 25. Juni, ist für die Organisatoren der 90 km langen Menschenkette gegen die Atommeiler Tihange 2 und Doel 3 der D-Day, der Tag der Wahrheit. Wird die spektakuläre Aktion ein Erfolg?

Seit Monaten bereitet das Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie den großen Protest bis ins kleinste Detail vor. Am Sonntag muss sich zeigen, ob der Appell zur massiven Teilnahme erhört wurde oder nicht.

Von Tihange über Lüttich und Maastricht bis nach Aachen werden sich zehntausende Menschen am frühen Sonntagnachmittag die Hand reichen, um ein Zeichen zu setzen für die Stilllegung der beiden Reaktoren.

Die Initiatoren bei der Vorstellung der Aktion „Menschenkette gegen Tihange“ am Dreiländerpunkt. Anwesend waren auch der Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp (3.v.l.) und Städteregionsrat Helmut Etschenberg (4.v.l.). Foto: Stadt Aachen

Rund 30.000 Personen hatten sich bis Samstag angemeldet und einen bestimmten Platz auf der 90 km langen Trasse zugewiesen bekommen. Etwa 60.000 müssten mitmachen, um die Kette zu schließen. Ob dies gelingt, hängt von mehreren Faktoren ab.

„Hätte hätte Menschenkette“ könnte man in Anlehnung an die Redensart „Hätte hätte Fahrradkette“ sagen.

Das Wetter dürfte mitspielen. Die Frage ist, ob dies auch die Menschen tun.

Zuletzt wurde ein mangelndes Interesse auf belgischer Seite beklagt. Viele Belgier erachten die Protestaktion gegen Tihange und Doel als eine Art Bevormundung durch „Besserwisser“ aus Deutschland.

„Das politische Signal ist wichtig“

Für den Vorsitzenden der Städteregion Aachen, Helmut Etschenberg, ist nicht entscheidend, ob die Kette komplett zustande kommt. „Das politische Signal ist wichtig“, wurde er von der Deutschen Presse-Agentur zitiert.

Das Signal sei, so Etschenberg, dass Menschen aus den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Deutschland gemeinsam gegen Tihange auf die Straße gehen, „weil sie grenzüberschreitend alle dieselbe Sorge haben, unabhängig von der Nation“.

Der Leiter des Kernkraftwerks Tihange, Jean-Philippe Bainier, sagte vor wenigen Tagen der „Aachener Zeitung“ und den „Aachener Nachrichten“, Tihange sei eines der sichersten Kraftwerke europaweit, „wenn nicht sogar weltweit“. Deshalb soll seiner Meinung nach das AKW Tihange länger als bis 2022 in Betrieb bleiben.

Vertreter von Ecolo-Ostbelgien bei einer groß angelegten „Schirmaktion“ gegen Tihange 2 und Doel 3 in Aachen im September 2016. Foto: OD

Im Vorfeld des großen Protests von Sonntag gab es nach Informationen der Aachener Zeitung (AZ) Differenzen zwischen einigen Anti-Atom-Gruppen und Naturschutzverbänden in Deutschland.

So vermisste das Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie als Organisator die erhoffte massive Unterstützung durch andere Gruppierungen. Die großen Umweltschutz-Organisationen setzen offenbar ihren Fokus nicht auf die Menschenkette von Sonntag, sondern woanders.

„2017 ist ein Jahr mit etlichen Protesthöhepunkten. Da muss man Prioritäten setzen“, sagte Dirk Jansen vom BUND NRW der AZ. Mit dem G20-Gipfel am 7. und 8. Juli in Hamburg, einer riesigen Anti-Braunkohle-Aktion und der UN-Klimakonferenz COP23 im November in Bonn gebe es drei wichtige Termine in diesem Jahr.

Ostbelgier am Anfang der Kette

Auch mit den deutschen Grünen gab es einigen Ärger, weil diese ursprünglich alle zusammen mit 20 Bussen nach Visé fahren wollten, um einen ganzen Streckenabschnitt für sich zu monopolisieren. Der Hintergedanke: Im Vorfeld der Bundestagswahl auf sich aufmerksam machen, so ist zu vermuten.

Dies wiederum passte den Organisatoren überhaupt nicht, sie pochten darauf, dass sich auch die Grünen ans Streckenkonzept halten, wonach jeder je nach Herkunftsort einen Platz in der Menschenkette zugeordnet bekommt.

Die Teilnehmer aus Ostbelgien sind übrigens gleich am Anfang der Menschenkette auf den ersten zwei Kilometern in Tihange und  Neuville-sous-Huy in den Gemeinden Huy und Amay postiert, wie der Streckenzugordnung anbei zu entnehmen ist. (cre)

Alle praktischen Informationen zur Menschenkette von 25. Juni finden Sie unter folgendem Link:

MENSCHENKETTEN-AKTION: WANN? WO? WIE?

Zum Thema siehe auch folgende Artikel auf „Ostbelgien Direkt“:

46 Antworten auf “Hätte hätte Menschenkette…: Wird Protest gegen Tihange ein Erfolg?”

  1. Ostbelgien Direkt

    Zusatzinformation (laut dpa): Der Leiter des Kernkraftwerks Tihange, Jean-Philippe Bainier, sagte vor wenigen Tagen der „Aachener Zeitung“ und den „Aachener Nachrichten“, Tihange sei eines der sichersten Kraftwerke europaweit, „wenn nicht sogar weltweit“. Deshalb soll seiner Meinung nach das AKW Tihange länger als bis 2022 in Betrieb bleiben.

    • Bin selber Deutscher und verstehe die Aufregung nur deshalb, weil z. B. die „Öcher Grenzblättchen“ (Aachener Nachrichten/Aachener Zeitung) nur einseitig berichten. Während man für Artikel über die „Versammlung eines Kanninchenzüchtervereins“ im Internet bezahlen soll, sind („gefärbte“) Artikel über angebliche „Risse“ (eigentlich nur Wasserstoffeinschlüsse) in Tihange und Doel im Internet kostenfrei lesbar und Atomkraft ist grundsätzlich „pöhse“. Widerspruch ist zwecklos. Keiner informiert über die verschiedenen Reaktortypen, denn „Fukushima ist überall“ und Tihange ist ja auch direkt von Tsunamis gefährdet.
      Die Technik macht mir keine Sorgen, eher die Menschen, die dafür verantwortlich sind.

      PS:
      Zur Zeit (26.06.2017 seit ca. 20:00 Uhr) fliegt hier seit einer Stunde ein dunkel lackierter Hubschrauber in 50 bis 100 m Höhe über Eynatten und Lichtenbusch. Hat einer die „Risse“ aus Tihange geklaut, oder muss man sich wegen anderer Dinge Sorgen machen?

  2. Mischutka

    Für alle, die meinen letzten Kommentar in dieser Sache nicht gelesen haben :
    1) Bis vor ein paar Tagen war Deutschlands (!) „Pensions-Fonds“ ….Aktionär in Tihange ….
    2) Ich hatte vor ein paar Wochen mal „zum Spaß“ unter irgendeinem Vorwand bei Electrabel angerufen und natürlich ganz harmlos gefragt, was die von dieser Aktion halten würden. Die (nette) Dame hat sich sofort bei verschiedenen Mitarbeitern erkundigt : Die wussten von dem ganzen Protestkram (Menschenkette) überhaupt nichts ! Außerdem sollte die Dame am anderen Ende der Leitung mir mitteilen, die sollen ruhig jeden Monat, jede Woche oder jeden Tag so was veranstalten…. „da hätten die Teilnehmer auch keine Langeweile und nützen würde es sowieso nichts – außer ausgelacht zu werden ….“ (Und noch lustiger : „die Teilnehmer würden wohl irgendwann in ein Lokal reingehen um etwas zu trinken/essen oder die Toilette zu benutzen und dabei …..Atomstrom benutzen – also ein zusätzlicher, wenn auch kleiner, Gewinn für Electrabel).
    MfG.

  3. Man muss feststellen, dass noch kurzfristig über die letzten Tage für die Veranstaltung wild rumplakatiert worden ist.

    Davon abgesehen, bin mal gespannt auf das Organisationskonzept, das an die 30000 Leute gleichmässig verteilt.

  4. Töröö

    Unser Antonios von der SP findet die Bezeichnung „belgische Schrottmeiler“ als nicht richtig. Schlimmer oder zumindest genau so schlimm, ist für ihn das Kohlekraftwerk in Eschweiler. Richtig Antonios, wenn das Kohlekraftwerk explodiert staubts elend in der Gegend. Beim AKW strahlts nur ein bisschen ;)

  5. Vox Calaminae

    Also, liebe Nachbarn, ihr geht mir dermaßen auf den Senkel, dass mir das Kotzen kommt. Lasst uns doch mal endlich in Ruhe und kümmert euch um euren eigenen Mist vor der Haustür. Ich wünsche einen schönen Sonntag uns so wenig wie möglich Erfolg mit der Menschenkette.

  6. Eine Kelmiserin

    Ist doch traurig, dass einige Leute immer DIE Belgier und DIE Deutschen sagen…darum geht es hier doch gar nicht. Es geht um UNS alle. Wer nicht demonstrieren mag, muss auch nicht, aber bitte dann nicht diejeniegen schlecht machen, die sich engagieren wollen.
    Schliesslich ist das Risiko da- übrigens wäre da doch Handlungsbedarf für die EU, da könnte doch mal Geld bereitgestellt werden. Und ja, 50.000 Menschen waren da. Sind das alles Spinner?

  7. Gemein(d)e

    Wie definiert sich den der Erfolg einer solchen Aktion ?
    Die Spendensammler mit den vollen Taschen die jetzt in Urlaub fahren, hatten Erfolg!
    Die Gaststätten wo hinterher eins getrunken wurde, hatten Erfolg!
    Die Busunternehmen hatten Erfolg ,
    Die Presse hatte Erfolg.
    Die die Werbung gemacht haben für ihre Partei, hatten Erfolg
    Die Demonstranten , naja , lol.
    Wie ist die Zahl 50.000 entstanden? Hat jemand gezählt ? Oder ist das die Zahl der Kinder die am Hebel gespielt haben?
    Eine sehr runde ,meiner Meinung nach fiktive Zahl. Ich wette es passiert, NULL,nix, nada ,pups.
    Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich würde mich kaputtlachen wenn das Werk noch länger als 2022 Netz bleibt, solange die deutschen die Brennstäbe liefern sicher kein Problem. Warum sollte die EU Geld bereitstellen?
    Damit sich Organisatoren von solchen Events die Taschen noch voller machen können ?

    • Vox Calaminae

      Richtig ! Ich gönne ihnen gerne den Erfolg. Die Abschaltung des AKW würde nur Probleme in der Stromversorgung bringen! Das ist den Protestlern doch schnuppe. Alternativvorschlag: Wenn die belgischen Meiler so gefährlich sind, warum fahren die Deutschen denn nicht mit ihrem Brennstäben ihre stillgelegten sicheren AKW wieder hoch und liefern uns den Strom?

  8. G. Hermanns

    ein Volk wie die Deutschen sollen sich mit eigenen Problemen befassen als sich mit inner-belgischen
    abzugeben. Ausser Aktionismus bezüglich AKW haben sie nicht viel drauf (BER, Stuttgart 21 oder
    den Diesel-Motor kaputtzureden.
    Im übrigen kommt dieser zynismus doch nur durch die einmalige Situation des Erdbebens von Fukushima zustande. Es gibt eben kein Leben ohne Risiko um heutigen Lebensstand zu halten.
    Es ist historisch bedingt von Deutschen sich anderwo einzumischen. Ich kann nur hoffen das Belgien
    da stark gegensteuert, sonst haben wir bald überall so eine Weichspülermentalität wie in Deutschland.
    Ich liebe Belgien so wie es ist, und das soll auch so bleiben.

    • Konfusius

      „Es ist historisch bedingt von Deutschen, sich anderwo einzumischen“

      Was für wahre und weise Worte, G.Hermanns

      Und betreffend Fukushima: Bei dieser Katastrophe wird von den Atomgegnern aus Dummheit oder eben willkürlich verschwiegen, dass diese bei dem unweit der Ostküste gelegenen AKW’s, hauptsächlich durch ein schweres Seebeben (Tsunami) entstanden ist. Hier kann ich idT bei der Intelligenz der Japaner nicht nachvollziehen, dass AKW’s in der Nähe eines Meeres gebaut werden/wurden; da sind doch solche Katastrophen, wie Tsunamis absehbar

  9. Zu den Gefahren der Radioaktivität:
    https://www.eike-klima-energie.eu/2017/06/27/das-kobalt-60-ereignis-von-taiwan-und-was-ist-daraus-zu-schliessen/
    ….
    In 1983 betrug die mittlere Jahresdosis 74 mSv, und die maximale 910 mSv.

    Die kumulierten Jahresdosen waren im Mittel 4 Sv, der Maximalwert 6 Sv.

    Bei einer angenommenen Aufenthaltsdauer in den Wohnungen von 4000 Stunden im Jahr lag der

    Strahlenpegel 1983 im Mittel bei 20 µSv/h und maximal bei 200 µSv/h.

    Diese Zahlen sind so hoch, daß sie jedem Fachmann, der in Sachen Strahlen ausgebildet ist, erschaudern lassen.

    In dem gesamten Kollektiv hätte es unter den Erwachsenen

    186 Krebstodesfälle geben müssen.

    Nach dem im Strahlenschutz angewandten LNT-Modell hätte es durch Strahlung weitere

    56 Krebstodesfälle geben müssen.

    Bisher wurden tatsächlich aber nur

    5 Krebstodesfälle beobachtet.
    ….

    Es besteht also selbst bei einem GAU in Tihange Null Gefahr für Leben und Gesundheit in Aachen. Aber das Atomgespenst wurde so fest in die Köpfe gehämmert, das bekommt man da nicht mehr hinaus…

  10. Atomausstieg, und für wen es sich rechnet….
    https://www.tichyseinblick.de/meinungen/eine-gruene-karriere/
    ……
    Willy Marth fragt den derzeitigen Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Lutz Feldmann:

    »Da fällt natürlich auf, dass die Aufsichtsrätin Gunda Röstel ihre Vergütung im Berichtsjahr 2016 – im Vergleich zum Vorjahr – von 57.000 auf 74.427 Euro erhöhen konnte.«

    »Welche sonderlichen Leistungen, Herr Lutz Feldmann, hat Gunda, die gelernte Sonderschulpädagogin und ehemalige Chefin der Grünen Partei für die EnBW erbracht, dass die Erhöhung ihrer Jahresvergütung um satte 30 Prozent angemessen war?«

    »Der Atomausstieg wird teuer« – für Leute wie Röstel wird er billig.

      • Ja Edi, da wird ein ehemals lukrativer Betrieb (EnBW) zu Grunde gerichtet, die Mitarbeiter müssen Einkommenseinbußen hinnehmen, und die Verantwortlichen Öko-Prister legen bei dem eigenen Einkommen noch eine Schippe drauf! Das ist erbärmlich! Aber Sie meinten wohl etwas anderes; und das ist dann genau so erbärmlich….

        • @ Dax

          Wenn Sie sich irgendwann mal mit der Geschichte der EnBW beschäftigen wird Ihnen sehr schnell klar werden wer diesen einstigen Musterbetrieb durch Verkäufe und Ausplünderung durch den neuen Besitzer zugrunde gerichtet hat. Ich gebe Ihnen aber gerne einen Tipp, die Grünen waren es nicht, da hatte eher der Teufel seine Hand im Spiel.

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