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Pascal Arimont: „Qualitätsjournalismus gibt es nicht zum Nulltarif“

Pascal Arimont (Mitte) im Gespräch mit belgischen Verlegern.

„Journalismus von Qualität muss auch in Zukunft finanzierbar bleiben“ – so der Tenor eines Arbeitsgesprächs zwischen dem ostbelgischen EU-Abgeordneten Pascal Arimont (CSP-EVP) und belgischen Verlegern und Vertretern der Presse am Donnerstag in Brüssel.

Arimont ist als Verhandlungsführer der Christdemokraten im Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz für die Reform des Urheberrechts in Europa mitverantwortlich. Der aktuell bestehende europäische Rechtsrahmen, der der Welt des Internets nicht mehr gewachsen ist, soll angepasst werden.

„Viele redaktionelle Inhalte, die Journalisten heute erzeugen, werden von Konzernen wie Google im Internet ohne Gegenleistung verwertet. Das stellt die Verlage – insbesondere auch die kleinen lokalen – vor existenzielle Probleme, da ihnen die Grundlage für ihr Einkommen genommen wird“, so Armont.

Er stehe zu dem Grundsatz, dass Leistung – auch journalistische – fair entlohnt werden müsse. „Gerade in Zeiten von Fake-News muss Qualitätsjournalismus bezahlbar bleiben“, so der EU-Abgeordnete.

Ein Journalist bei der Arbeit. Foto: Shutterstock

Aktuell verwerten beispielsweise Suchmaschinen wie Google redaktionelle Inhalte der Zeitungs- oder Zeitschriftenverlage, ohne dafür zu zahlen.

Das wiederum hält viele Internetnutzer davon ab, die eigentliche Homepage der Zeitung zu besuchen. So verlieren diese u.a. potenzielle Klickzahlen, die beispielsweise beim Verkauf von Werbeflächen wichtig sind. Oftmals genügt die auf der Google-News-Seite angezeigte Nachricht dem User schon vollkommen, so dass die journalistische Arbeit überhaupt nicht mehr wertgeschätzt wird.

Arimont: „Die Verwendung fremder redaktioneller Inhalte muss fair bezahlt werden. Alles andere stellt in meinen Augen einen Bruch des Urheberrechts dar. Wenn Internetriesen wie Google – der größte Nutzer von Fremdinhalten im Internet und eindeutige Marktführer – sich weigern, einen fairen Teil ihrer Einnahmen an die Verlage und Journalisten abzugeben, ist das ein Armutszeugnis.“

Wenn eine freie und unabhängige Presse nicht mehr finanzierbar sei, könne das auch für die Demokratie gefährlich sein. „Alternative Fakten und Fake-News dürfen nicht unsere Zukunft sein“, erklärte Arimont im Anschluss an das Treffen.

12 Antworten auf “Pascal Arimont: „Qualitätsjournalismus gibt es nicht zum Nulltarif“”

  1. karlh1berens

    Warum müssen die „Medien“ die Fakten nach-richten ? Die Parlamente könnten doch „ihre“ Gesetze direkt im Netz veröffentlichen. Die Polizei könnte die „Geschnappten“ direkt im Netz veröffentlichen. Und die Justiz könnte ihre „Urteile“ im Netz veröffentlichen. Die Bilanzen der Unternehmen könnten direkt im Netz veröffentlicht werden. Die Standes- und Meldeämter könnten die Geburten, Todes- und sonstige Fälle im …….
    Mit der richtigen App bzw Programm könnte Struktur in die ganze Sache gebracht werden. Das Wort Medium ist ja eigentlich ein Synonym für vermitteln, transportieren, überbringen …. das könnte doch alles viel direkter laufen. Warum braucht man jemanden der einem „erklärt“ was auf dem Rasen läuft ?

    • Zaunkönig

      Super-Idee! Die Parlamente z.B. veröffentlichen bereits im Internet.
      Der MONITEUR BELGE umfasste im Jahr 2016 insgesamt 92.226 Seiten. Wollen Sie die alle lesen? Ich finde es praktisch, dass jemand ein bisschen für mich vorsortiert…

    • Herr Berens,
      Die Fakten müssen „nach-gerichtet“ werden, weil es keinen Qualitätsjournalismus mehr gibt, es sei denn, man greift auf ausgewählte Medien zurück. Da gibt es gute Informationen, Zusammenfassungen, die sogar ihr Geld Wert sind.
      Um Qualität zu schaffen, muss Arbeit auch entsprechend entlohnt und gefördert werden. Die Finanzierung der Medien und die Qualität der Inhalte richten sich nach marktwirtschaftlichen Regeln. Deswegen ist ein Springer Konzern zwar marktwirtschaftlich sehr stark, aber kaum jemand würde die BILD-Zeitung ernst nehmen (abnehmende Leserzahlen bestätigen eine immer größere Ablehnung).

      Aber Informationen lediglich aus staatlicher Quelle zu beziehen ist nicht zielführend und muss auch der Überprüfbarkeit unterliegen. Eine „sichere“ Software (wie Sie sich das vorstellen) gibt es nicht. Informationen sollten immer dezentralisiert sein, unabhängig der Form der Finanzierung, da es zuviele Einfallstore eröffnet. Außerdem widerspricht das wohl doch einigen ihrer libertarischen Ansichten, was Sie dort schreiben. Ich dachte der Markt regelt doch alles in einer freien Gesellschaft? Und jetzt wollen Sie das Informationsmonopol dem Staat übergeben?

      Unter Voraussetzungen könnte das schon funktionieren, nur müsste dann eine vierte Gewalt nicht nur rhetorisch, sondern auch mit gesetzeskraft geschaffen werden. Der Weg dorthin ist beschwerlich.

  2. Zaungast

    „Oftmals genügt die auf der Google-News-Seite angezeigte Nachricht dem User schon vollkommen, so dass die journalistische Arbeit überhaupt nicht mehr wertgeschätzt wird.“

    Nicht nur dort ist das so. Im GE zum beispiel genügt es, die Titelseite zu überfliegen und man ist im Bilde. Der weiter hinten stehende Artikel bringt dann nicht viel Neues. Ein grosses Foto, untenn noch eine halbe Seite Werbung und eine magere Spalte Text, die auch noch zwei Mal wiederholt, was vorne schon angekündigt wurde. Ist es nicht so?

    SPON und FAZ etwa bieten schon lange immer mehr Artikel nur gegen Bezahlung an. Bis jetzt war ich noch nie versucht, einen solchen zu erwerben.

  3. Ich gebe Herrn Arimont Recht, allerdings sieht er das etwas zu kurz.

    Die Verlage haben durch das Internet selbst eine Büchse der Pandora geöffnet und die Frage nach der Entgeltung ihrer Werke viel zu spät gestellt. Siehe GE: zuerst fast alles offen, danach wurde nur noch eingeschränkt. Das hat viele Leute bewegt, einfach die Nachrichtenquelle zu wechseln. Es muss eben ein deutlicher Mehrwert bestehen.

    Eigentlich benötige es einer redaktionellen Selbstverpflichtung, nicht mehr Informationen für lau an zu bieten. Aber das ist bei einer marktwirtschaftlichen Stellung der Medien kaum nötig. Es gibt immer einen, der den anderen voraus sein möchte und deshalb viele Inhalte offen legt.

    Aber wir stecken in einem viel schlimmeren Dilemma, denn es werden immer öfters Blogs gelesen, die Nachrichten mit fragwürdigen Wahrheitsgehalt schreiben, z.B. sah man vor einigen Tagen hunderte dieser Blogs mit der Behauptung, es marschierten 125.000 Soldaten durch Frankreich. Es wurde behauptet, niemand würde darüber berichten und man schrie „Lügenpresse“. Aber die Leser haben wohl vergessen, dass 125.000 marschierende Soldaten keine Lapalie sind. Das Netz wäre voller Videos und Inhalten, nur die findet man bis auf den besagten Blogs, nirgendwo. Diese Blogs nennen sich dann gegenseitig als „Quellen“, nur nirgendwo sind auch die Beweise für das, worüber man bericht erstattet.

    Wenn die Medien (die jetzt schon in den Augen vieler nicht als vertrauenswürdig eingestuft werden) auch noch Geld für diese Inhalte verlangen, werden die Benutzer in Scharen sich woanders informieren. Nur wo niemand einen Pressekodex einhalten muss, wird auch viel gelogen, dass sich die Balken biegen.

  4. Wollen die Verlage Leser online anziehen, bedarf es einer Suchmaschine. Bekommt der Nutzer Resultate, braucht es einer Zusammenfassung, damit er entscheiden kann, ob ihm die gelisteten Resultate nützlich sind.

    Wieso Google et al bezahlen sollen, dritten Verlagen einen Dienst anzubieten, entzieht sich mir. Wenn’s den Verlagen nicht passt, können sie sich ja vom Suchindex streichen lassen. Ist damals ja temporär passiert. Da waren die Verlage aber ziemlich schnell entrüstet, nachdem die Leserzahlen in den Keller gingen. Trotzdem soll Google dafür aufkommen, den Verlagen Klicks zu zu schustern?

    Welche bescheuerte Logik steckt denn da hinter?

    • Pascal Arimont

      Werter TSO, es geht nicht um die Suchfunktion, sondern um Seiten wie Google news, die ausschließlich mit fremden, nicht selbst verfassten und daher nicht bezahlten Texten arbeiten und den verlagen die Grundlagen wirtschaftlichen Handelns entziehen. Die Theorie, dass dadurch die Verlage mehr Leser hätten ist eben nicht wahr, da die Leser (zur Zeit fast 70%) nur noch die kleine Zusammenfassung („snippet“) lesen und neben nicht auf die Seite des Verlegers gehen. Es geht nicht darum, dass solche Seiten nicht bestehen, sondern nur dass sie dafür die Autoren und Verleger angemessen bezahlen. Gruß

      • Zaungast

        Eine Frage: Wie ist das mit den verschiedenen Presseschauen etwa im GE oder mittags auf dem BRF?
        Werden oder würden dafür auch Autorenrechte fällig?
        Wer die Auszüge liest oder hört, kauft sich ja die entsprechende Zeitung nicht mehr.
        Es ist im Prinzip dasselbe Problem, wenn auch in einem viel geringeren Maßstab.
        Und wenn ich hier aus SPON oder ZEIT zitiere?

  5. Urheberrechte sind ja gut und schön – aber dann muss auch eine Leistung dahinter stehen. Das Verbreiten von Nachrichten, also Geschehnissen sind an sich meiner Meinung nach keine Leistung. Man ist noch lange kein Journalist weil man eine Neuigkeit verbreitet. Also – Urheberrechte auf „News“ sind Unsinn.
    Sogar bei investigativem Journalismus recherchiert der Journalist Fakten und „schafft“ kein Kunstwerk. Von seiner Recherche profitiert dann das Medium dass diese Fakten verbreitet und so für sich wirbt.
    Anders mag es mit Romanen oder anderen kreativen Arbeiten aussehen, aber dann muss man doch der Frage nachgehen, wer stellt diese denn ins Netz? Sehr oft der Verfasser, oder der Verlag, um für dieses Produkt zu werben, oder?

  6. Alzheimer

    Das Problem ist, dass die Presse nicht ausführlich berichtet, was wirklich geschieht. In der Schule haben wir gelernt, wie man einen Aufsatz zu schreiben hat: mit einer Einleitung, einem Korpus und einem Ende. So berichtet kein Journalist. Heutzutage braucht man eine Schlagzeile, einen Wow-Effekt. Deshalb werden Einzelteile, von denen der Journalist sich diesen Effekt erwartet, hochstilisiert und oft komplett aus dem Zusammenhang gerissen, so dass die Meute (= die Leser) sich daran hochziehen können. Um noch interessanter zu erscheinen, stellt der Journalist die Schlagzeile öfters mal als Frage. Selbst wenn nichts der Wahrheit entspricht. Und das Fragezeichen schützt ihn vor dem Vorwurf, die Unwahrheit geschrieben zu haben. Kein Wunder, dass der Vorwurf „Lügenpresse“ geäußert wird.

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