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„Ballgeschiebe“ in der Schlussphase des Spiels gegen KRC Genk kostet Westerlo-Trainer Rik De Mil den Job

Spieler des KRC Genk spielen sich in der Schlussphase der Begegnung gegenseitig den Ball zu, ohne vom KVC Westerlo daran gehindert zu werden. Foto: Belga

AKTUALISIERT – Rik De Mil ist nicht mehr Coach von Fußball-Erstligist KVC Westerlo. Der ehemalige Co-Trainer des FC Brügge hatte zwar seine Mission erfüllt und seinem Verein den Verbleib in der Jupiler Pro League gesichert, doch wurden ihm die skandalösen Zustände in der Schlussphase des Spiels gegen den KRC Genk am Sonntag zum Verhängnis.

„Der Verein hat beschlossen, den Vertrag von Rik De Mil mit sofortiger Wirkung zu beenden. Auch wenn wir eine langfristige Zusammenarbeit anstrebten, hielten wir es für notwendig, diese Entscheidung zu treffen. Der Club bedauert, diese Maßnahme ergreifen zu müssen, kann aber nicht akzeptieren, dass seine Werte und Normen in Frage gestellt werden. Wir danken Rick für sein Engagement und seine Leistungen und wünschen ihm für die Zukunft viel Erfolg“, heißt es in einer Mitteilung des KVC Westerlo.

Rik De Mil war am 12. Dezember letzten Jahres vom FC Brügge nach Westerlo gekommen. Der Verein befand sich damals in einer sehr heiklen Position in der unteren Tabellenhälfte, aber unter De Mil haben die Kempener das Ruder herumgerissen und es geschafft, die Playdowns zu vermeiden.

Was De Mil vorgeworfen wird, sind die Ereignisse vom Sonntagabend. Westerlo und Genk spielten am 30. Spieltag der klassischen Phase der Meisterschaft die Schlussphase nicht voll aus. Nach dem Ausgleich der Limburger tat sich nichts mehr.

Das Skandalspiel zwischen Deutschland und Österreich in Gijon 1982 (v.l.n.r.): Horst Hrubesch, Wolfgang Dremmler (beide Deutschland), Bruno Pezzey, Friedrich Koncilia (beide Österreich). Foto: dpa

Dies brachte den Coach von AA Gent, Hein Vanhaezebrouck, in Rage, weil sein Klub bei einem Erfolg von Westerlo noch die Champions Playoffs erreicht hätte. „Das ist ein Skandal“, schimpfte der Trainer der „Buffalos“.

Eine Rolle dürfte bei der Entlassung von Trainer De Mil auch gespielt haben, dass der Chefankläger des belgischen Fußballverbands (URBSFA) eine Untersuchung der Vorfälle in Westerlo angekündigt hat. Dabei soll geprüft werden, ob Westerlo disziplinarisch verfolgt werden soll.

Die auf zehn Mann reduzierte Mannschaft des KRC Genk wusste am Ende der regulären Spielzeit, dass eine Punkteteilung ihr die Champions Playoffs sichern würde, da die Spiele ihrer Rivalen früher beendet waren. Dasselbe galt für den KVC Westerlo, dem durch das Unentschieden der Weg in die Playdowns erspart wurde.

Beide Mannschaften ließen die Nachspielzeit in einem stillschweigenden Waffenstillstand verstreichen, um das Ergebnis zu bestätigen. Während die Spieler des KRC Genk sich in der eigenen Hälfte gegenseitig den Ball zuspielten, unternahm Westerlo nichts, um sie daran zu hindern. Und auch Schiedsrichter Lawrence Visser machte Zeichen, dass er dagegen nichts würde unternehmen können.

Laut Verhaegen war das traurige Schauspiel im Stadion Kuipje am Ende „eine Parodie“. „Stellen Sie sich vor, in einigen Wochen würden sich zwei Mannschaften in den Playdowns darauf einigen, eine dritte Mannschaft zum Abstieg zu verurteilen“, so Verhaegen.

Laut dem Regelwerk „sind die Vereine und ihre Mitglieder verpflichtet, die Grundsätze der Fairness, der Integrität und des Teamgeistes als Ausdruck des Fairplay zu beachten“. Auch manipulierte Spiele könnten schwere Strafen nach sich ziehen (Punktabzug oder Abstieg). Die Strafe müsse jedoch in einem angemessenen Verhältnis zum Verstoß stehen, so der belgische Verband.

Der Fall erinnert an das Gruppenspiel zwischen Deutschland und Österreich bei der WM 1982 in Spanien, wobei dort das „Ballgeschiebe“ nicht erst kurz vor Schluss, sondern bereits ab der 11. Minute und dem Treffer von Horst Hrubesch zum 1:0 für Deutschland begann. (cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

17 Antworten auf “„Ballgeschiebe“ in der Schlussphase des Spiels gegen KRC Genk kostet Westerlo-Trainer Rik De Mil den Job”

  1. Nur (mal) so,früher war nicht alles besser,aber es gab Zeiten,da wurde der letzte Spieltag Zeitgleich für ALLE Manschaften angesetzt um (solch) eine Manipulation zu vermeiden.
    Aber,es gibt ja auch eine Regel,die besagt,wenn es zu einem frühzeitigen Spielabbruch ohne Verschulden der ASE kommt dann müssen mehrere hundert Kilometer gefahren werden(ohne Rücksicht auf die Spieler und die Umwelt) um diese 10 (zehn) Minuten Nach zu spielen.
    Das passiert,wenn ein Verband (Union Bélge) von Vergreisten………..geleitet wird.

    • Fernsehrechte

      Ich Denke nicht, dass die Vergreisten der URBSFA viel zu sagen haben. Es sind die/der Fernsehsender, welche die Übertragungsrechte inne hat, der das Sagen hat.
      So musste beim Stadionausbau zur D1 in 2010 zum Beispiel unser Flutlicht verstärkt werden…. um eine durch den damaligen Übertragungsrechte Inhaber geforderte LUX Stärke zu erreichen….. um die (damals für die Zukunft vorgesehene) Übertragung in HD zu gewährleisten. Das erste Heimspiel in der D1 gegen STVV stand auf Messers Schneide, da der Verantwortliche den Platz bei der offiziellen Abnahme kurz vor dem Spiel nicht freigeben wollte…. erst nach einem Gespräch mit dem damaligen Bgm in einer Kabine fand sich eine Lösung….. Sie können jetzt noch die zusätzlichen Lampen auf dem Dach der T2 sehen, die die „zu dunklen Flecken“ dann heller ausleuchteten.
      Wie gesagt, gefordert des TV Senders, und da gibt es weitere Beispiele

      • Das Fernsehen ist die wichtigste Einkommensquelle für Fußballvereine. Da ist es normal, dass man deren Bedingungen erfüllt, zumal diese den Zweck einer optimalen Übertragung garantieren. Mit Machtdemonstration hat das nun wirklich nichts zu tun.

  2. Georg Kremer

    Genauso unsportlich wie die beiden Mannschaften fand ich Schiedsrichter Lawrence Visser. Seine Körpersprache in den Minuten vor Spielende sprach Bände: Statt einer oder mehrerer gelber Karten wegen Spielverzögerung nur ein Grinsen und Shakehands mit den Spielern. Unmöglich sowas.

  3. Peter Müller

    Das kommt davon wenn man so Geldgeil ist. OK, bringt das den Vereinen Geld in die Kasse, aber man macht sich abhängig von denen.. Natürlich macht sich nicht nur die Mannschschaft die Taschen voll, sondern auch alle die da rum laufen Präsidenten, Trainer ( 10 Stück), Fussballmanager,Mannschaftsârzte, Physiotherapeuten, Pressesprecher, Köche, Diätassistenten, und und und. Muss das sein ?.Es ginge auch kleiner, aber immer höher, weiter besser. Obwohl besser !. Alles wird verwâssert. Dann die Conference League, für Mannschaften die in der Liga nur Mittelmass sind. Man sollte noch den Pokal aller Absteiger ausspielen.lassen. Bringt bestimmt auch noch Geld in die Kassen der Vereine, dass die Versager auch noch gut Entlohnt werden.

  4. Georg Kremer

    Westerlo-Trainer Rik de Mil wurde soeben vom Verein wegen der Kungelei vor die Tür gesetzt. Mal gespannt, ob der Belgische Fußballverband auch seinen Schiedsrichter L. Visser in die Schranken verweist.

  5. askiebitz

    de Mil natürlich billiges Bauernopfer, damit Westerlo nicht mit Punktabzug bestraft wird. Im Grunde das exakte Gegenteil der AS. Dort rettet der Trainer den Verein und fliegt, um Schaden vom Club abzuwenden; hier geht der Trainer vom abstiegsbedrohten Verein, um Schaden vom eigenen Ansehen abzuwenden. Sehe allerdings nicht, auf Grundlage welcher Regel der mir grundunsympatische Visser hier belangt werden sollte. Man kann dieser Pfeife einiges vorwerfen (v.a. mit Blick auf As-Spiele). Aber für die Richtung der Pässe ist der Schiri tatsächlich nicht zuständig.

    • Georg Kremer

      Ihren Hinweis kann ich zum Teil gut nachvollziehen, askiebitz. Als Referee hat er wahrscheinlich keinen Fehler gemacht, mit seiner Körpersprache aber (joviales Grinsen, Handschlag mit den Spielern beider Mannschaften, Nichtahndung der Spielverzögerung) verlässt er m.E. die für einen Schiedsrichter gebotene Distanz. Und das geht gar nicht. Sonst ist er mit gelben Karten auch schnell zur Sache, wenn der Ball nicht schnell genug abgeschlagen/eingeworfen wird. Ich denke, das könnte auch für ihn noch ein Nachspiel haben. Warten wir’s ab.

  6. Peter Müller

    Ist jetzt zwei mal auf 50 Jahre passiert, wo jeder Blinde sieht das keiner mehr Lust hatte. Ist schon oft passiert und keiner hat es gemerkt. Das könnte man ja auch unterbinden, wie im Handball !.

  7. Fußball-Tollhaus Belgien. Da seit heute auch F. Mazzu in Schalewa den Püss bekommen hat, schlage ich als nächsten Schritt das folgende Trainerkarussell vor:
    –> Edward Still übernimmt Westerlo
    –> Rik de Nil übernimmt Charleroi
    –> Felice Mazzu übernimmt die AS Eupen
    –> Florian Kohfeldt wird Trainer des FC Brugge

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