Gesellschaft

Franziskus geißelt Abtreibungen als „Massaker“ und fordert Frieden im Gaza-Krieg und für die Ukraine

25.12.2023, Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus winkt vom Hauptbalkon des Petersdoms im Vatikan den Gläubigen zu, die sich zum Weihnachtssegen "Urbi et Orbi" versammelt haben. Foto: Uncredited/Vatican Media/AP/dpa

Wie alle Jahre zu Weihnachten spendet der Papst den Segen Urbi et Orbi. Wie jedes Jahr mahnt er zu Frieden – dieses Mal insbesondere im Nahen Osten. Er findet aber auch drastische Worte zum Thema Abtreibung.

Mit drastischen Worten hat Papst Franziskus in seiner diesjährigen Weihnachtsbotschaft Abtreibungen verurteilt. Vor mehreren Zehntausend Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom zog das Oberhaupt von 1,3 Milliarden Katholiken am Montag einen Vergleich zwischen Abtreibungen sowie dem Leid von Kindern in bewaffneten Konflikten und auf Flüchtlingsrouten.

„Wie viele Massaker an Unschuldigen es in der Welt gibt: im Mutterleib; auf den Routen der Verzweifelten, die auf der Suche nach Hoffnung sind; im Leben so vieler Kinder, deren Kindheit vom Krieg zerstört wird“, sagte Franziskus.

25.12.2023, Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus steht auf dem Hauptbalkon des Petersdoms im Vatikan, bevor er den den Weihnachtssegen „Urbi et Orbi“ spendet. Foto: Gregorio Borgia/AP

Der 87-Jährige, der bereits seit mehr als einem Jahrzehnt an der Spitze der katholischen Kirche steht, ist als strikter Gegner von Schwangerschaftsabbrüchen bekannt. Er bezeichnete Abtreibungen auch schon als Mord.

Der Papst rief in seiner Weihnachtsbotschaft zu einem sofortigen Frieden im Gaza-Krieg und einer dauerhaften Lösung des Nahost-Konflikts am Verhandlungstisch auf.

„Ich flehe darum, dass die Militäroperationen mit ihren entsetzlichen Folgen unschuldiger ziviler Opfer eingestellt werden“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Montag vor mehreren Zehntausend Menschen auf dem Petersplatz in Rom. Franziskus mahnte auch zu Frieden in anderen Konfliktregionen wie der Ukraine, Syrien und der Sahelzone. Zugleich verurteilte er die Geschäfte der Rüstungsindustrie.

Nach seiner Ansprache spendete das Oberhaupt von insgesamt 1,3 Milliarden Katholiken den Segen Urbi et Orbi, also der Stadt und dem Erdkreis. Zuvor hatte Franziskus bereits in der Christmette an Heiligabend auf das Schicksal der Menschen im Nahen Osten aufmerksam gemacht.

Im Heiligen Land wird Weihnachten dieses Jahr wegen des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas nur sehr still begangen. In Bethlehem im Westjordanland – der Überlieferung nach Geburtsort von Jesus Christus – und Jerusalem gibt es kaum Touristen.

25.12.2023, Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus winkt vom Hauptbalkon des Petersdoms im Vatikan, bevor er den den Weihnachtssegen „Urbi et Orbi“ spendet. Foto: Gregorio Borgia/AP

Der Papst sagte dazu in seiner Ansprache: „Man schüre nicht weiter Gewalt und Hass, sondern führe die palästinensische Frage zu einer Lösung. Und zwar durch einen aufrichtigen und beharrlichen Dialog zwischen den Parteien, der von einem starken politischen Willen getragen wird und von der Unterstützung der internationalen Gemeinschaft.“ Zugleich forderte er von der Hamas die Freilassung aller Geiseln. Deren Angriff auf Israel am 7. Oktober bezeichnete Franziskus als „verabscheuungswürdig“. Israel forderte er auf, mehr Hilfslieferungen in den Gazastreifen zuzulassen.

Der Pontifex ging in seiner Rede auch auf andere Konfliktregionen ein, aber nur verhältnismäßig knapp. Zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der bald zwei Jahre dauert, sagte er: „Mit fest auf das Jesuskind gerichtetem Blick flehe ich um Frieden für die Ukraine. Wir bekunden erneut unsere geistliche und menschliche Nähe zu ihrem gepeinigten Volk.“ Franziskus erinnerte auch daran, dass viele Konflikte auf der Welt gar nicht groß beachtet werden. „Wie viele bewaffnete Massaker ereignen sich in ohrenbetäubender Stille, ohne dass viele davon erfahren!“

In seiner Weihnachtsansprache geißelte der Pontifex zudem das Wirken der Rüstungsindustrie, die aus Kriegen und Konflikten großen Profit ziehe. „Um „Nein“ zum Krieg zu sagen, muss man „Nein“ zu den Waffen sagen“, sagte Franziskus. „Denn wenn der Mensch, dessen Herz unstet und verwundet ist, Werkzeuge des Todes in Händen hält, wird er sie früher oder später einsetzen.“ Der Papst sprach von „Machenschaften des Bösen, die sich dem göttlichen Licht widersetzen, im Schatten der Heuchelei und des Heimlichen“. Die Interessen und Gewinne der „Drahtzieher der Kriege“ müssten öffentlich gemacht werden.

Den Segen erteilte der Papst auf dem Balkon des Petersdoms im Stehen. Während der Ansprache blieb er sitzen. Dem 87-Jährigen macht bereits seit einiger Zeit die Gesundheit zu schaffen, auch ein Knieleiden. (dpa)

13 Antworten auf “Franziskus geißelt Abtreibungen als „Massaker“ und fordert Frieden im Gaza-Krieg und für die Ukraine”

  1. delegierter

    wenn ich die Zeilen hier lese, dann sehe ich daß sich längst nicht mehr alle nach seinen Vorgaben richten. Wohl im Gegenteil – leider. Leider geht es mehr um Profit als Nächstenliebe.
    Apropos Liebe- hat er auch von seinem Bodenpersonal gesprochen ? Da war doch mal was !
    Frohe Weihnachten an ALLE.

  2. Unlogisch

    Sagte der Papst, wer Werkzeuge des Todes in Händen hält, wird er sie früher oder später einsetzen?
    Trägt des Papstes Schweizer Garde nicht unter anderm auch eine Glock 19, ein Sturmgewehr 90 oder eine H&K-Maschinenpistole?
    Wahrscheinlich sind diese Waffen nur Dekoration und sind nur mit Platzpatronen geladen 😉

  3. Joseph Meyer

    Ich habe die Ansprache nicht gehört aber was beschrieben wird ist lobenswert – es ist gut, dass der Papst klare Worte findet um unsere christlichen Werte einzufordern: Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit …
    Ich hoffe sehr, dass die Obrigkeit in der katholischen Hierarchie endlich die Kurve kriegt, das Zölibat abschafft, die Frauen den Männern beim Priesteramt gleichstellt, damit aufhört den Reichen und Mächtigen hinterher zu laufen, ihre riesigen Besitztümer aufgibt, usw. usw., Wunschdenken, ich weiss es, aber in Krisenzeiten muss man doch hoffen!
    Auch von mir, an Alle, frohe Feiertage und hoffentlich ein Frieden bringendes Jahr 2024!

  4. Herbert G.

    Ich bin kein besonders großer Fan vom Heiligen Vater, aber in der Schwangerschaftssache bin ich voll seiner Meinung. Wenn nämlich, statt abgetrieben, die Kinder adoptiert worden wären, sähe die Bevölkerungspyramide so manchen Landes besser aus und diese Länder brauchten dann weniger Araber und Afrikaner einzuführen, um über „Fachkräfte“ zu verfügen, die sich nur schwer oder gar nicht hier anpassen.

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