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EU-Kommissar Oettinger entschuldigt sich bei den Wallonen: „Habe frei von der Leber gesprochen“

Ausrutscher: EU-Kommissar Günther Oettinger. Foto: Shutterstock

Der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger hat sich in einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung für die herablassenden Aussagen gegenüber den Wallonen im Zusammenhang mit den CETA-Verhandlungen entschuldigt. Er habe „frei von der Leber“ gesprochen, so Oettinger.

In der vergangenen Woche hatte sich Oettinger beim Europatag des Hamburger Arbeitgeberverbandes AGA herablassend über die Wallonen und über die Chinesen geäußert (siehe Bericht an anderer Stelle).

Seitdem stand der Christdemokrat unter Beschuss, und zwar nicht nur aus den beleidigten Ländern und Regionen, sondern auch aus dem eigenen Land. Die Chinesen nannte er u.a. „Schlitzaugen“.

Auch gegen die Wallonie holte Oettinger aus. Anlass war die zeitweilige Weigerung der Wallonischen Region, den Freihandelsvertrag CETA zwischen der EU und Kanada zu unterzeichnen. Bei Oettinger handelte es sich bei der Wallonie um „eine Mikroregion, die von Kommunisten geführt wird und ganz Europa blockiert“.

Paul Magnette, Ministerpräsident der Wallonischen Region, bei einem Kongress der PS in Charleroi. Foto: Belga

Paul Magnette, sozialistischer Ministerpräsident der Wallonischen Region, bei einem Kongress der PS in Charleroi. Foto: Belga

Doch jetzt sprach der EU-Kommissar in einer in Brüssel veröffentlichten Mitteilung sein Bedauern aus: „Ich bedauere, dass einige meiner Aussagen über Wallonien falsch zitiert wurden.“ Die Wallonie ist laut Günther Oettinger nicht nur historisch eine wichtige europäische Region: „Diese Gemeinschaft trägt auch aktiv zur kulturellen und politischen Vielfalt in Europa bei. Angesichts der Tatsache, dass auch ich aus einem Bundesstaat komme, nehme ich die Regionen und ihre Standpunkte sehr ernst.“

Er habe lediglich in seiner frei und ohne Vorlage gehaltenen Ansprache in Hamburg anhand einiger Beispiele erklären wollen, dass man Wettbewerb nicht gewinnen könne, in dem man das Pensionsalter senke oder die Renten erhöhe. Er habe die richtigen Prioritäten anhand einiger Beispiele verdeutlichen wollen, wofür er sich jetzt entschuldige.

Oettinger hatte sich zunächst uneinsichtig gezeigt und eine Entschuldigung abgelehnt, jedoch ließ ihm seine bevorstehende Berufung zum EU-Haushaltskommissar und Vizepräsidenten der Europäischen Kommission keine andere Wahl. (flanderninfo.net/cre)

Siehe auch Artikel „EU-Kommissar Oettinger stößt die Wallonen vor den Kopf“

18 Antworten auf “EU-Kommissar Oettinger entschuldigt sich bei den Wallonen: „Habe frei von der Leber gesprochen“”

  1. Es reicht!

    „Oettinger hatte sich zunächst uneinsichtig gezeigt und eine Entschuldigung abgelehnt, jedoch ließ ihm seine bevorstehende Berufung zum EU-Haushaltskommissar und Vizepräsidenten der Europäischen Kommission keine andere Wahl.“ Selbstbedienungsverein bestes Beispiel für Ämterhäufung. Sein Verhalten ist das beste Beispiel dafür das EU Politiker ihre Meinung täglich ändern wenn die Möglichkeit eines weiteren lukrativen Posten wartet. Hoffe nur das Herr ARIMONT hier sich distanziert und klar Stellung bezieht!

  2. Monnomann, der hohe Herr will also frei von der Leber gesprochen haben. Laut Duden bedeutet dieser Ausdruck „ganz offen, ohne Hemmungen sprechen, seine Meinung sagen“. Ich schließe daraus, dass es die ursprünglich gesagten Worte sind, die seine wahre Meinung wiedergeben, und nicht seine halbherzige Entschuldigung.

    Im Übrigen ist es für einen in Brüssel tätigen EU-Kommissar nicht nur kurios, die Wallonie als „diese Gemeinschaft“ zu bezeichnen. Der Herr Oettinger hat rein garnichts vom föderalen Systems Belgiens verstanden. Anders gesagt: Der Mann hat überhaupt keine Ahnung, wovon er redet.

  3. Pensionierter Bauer

    Es ist eigentlich schon für sich ein Skandal, daß dieser Typ nach seiner Grabrede für den Nazirichter Hans Filbinger, der auch mal Ministerpräsident von Baden Würtenberg war, überhaupt noch ein öffentliches Amt bekleiden darf. Wenn er sich heute entschuldigt dann ist er etwas besser als Filbinger, denn der hat nie den Mut aufgebracht sich bei der Mutter eines auf seinen Antrag hin zu Tode verurteilten und hingerichteten jungen Mannes zu entschuldigen.

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