Über die Podiumsdiskussion am Donnerstagabend im BRF war im Vorfeld so viel geschrieben worden, dass wohl viele Leute glaubten, zum Thema „Die Gefahr der Nähe“ schon genug gelesen und gehört zu haben. Nur relativ wenige Besucher waren im Foyer des BRF erschienen. Trotzdem wurde es eine recht interessante Diskussion.
Vielleicht war der Grund für den mäßigen Zuschauerzuspruch (größtenteils Insider aus der Welt der Medien und der Politik) auch ein ganz anderer.
In der Allerheiligen-Ferienwoche sind viele verreist, vor allem aber stellt sich zunehmend die Frage, inwieweit Podiumsdiskussionen in unserer heutigen Zeit, in der die Menschen lieber klicken als zuhören, noch „in“ sind.
Vielleicht wäre die Frage, ob Podiumsdiskussionen noch zeitgemäß sind, auch mal eine …Podiumsdiskussion wert.
Rollen von Medien und Politik respektieren
Doch zurück zum eigentlichen Thema des Abends im Funkhaus des BRF. Über die „Gefahr der Nähe – Redaktionelle Schwierigkeiten und Herausforderungen in kleinen Senderäumen“ diskutierten:
- Rudi Schroeder, BRF-Chefredakteur (Moderator)
- Mariano Tschuor, bis Juli 2014 RTR-Direktor, jetzt Leiter des Stabsbereichs Märkte und Qualität der Schweizerischen Rundfunk- und Fernsehgesellschaft SRG
- Gian Caviezel, RTR-Redakteur
- Judith Peters, BRF-Redakteurin
- Olivier Krickel, BRF-Programmchef
Tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten gab es nicht zwischen den Teilnehmern. Weder die beiden Gäste aus der rätoromanischen Schweiz (Kanton Graubünden) noch BRF-Redakteurin Judith Peters empfanden die Nähe zwischen Medien und Politik als ein großes Problem. „Ich sehe die Nähe eher sogar als Chance“, sagte Judith Peters.
Mariano Tschuor meinte, man solle „Nähe“ nicht mit „Kumpanei“ verwechseln. Diese dürfe es natürlich nicht geben: „Wenn man die Rolle, die der Journalist bzw. der Politiker zu spielen hat, respektiert, dann ist die Nähe kein Problem, sondern eine Chance.“ Und der Schweizer fügte hinzu: „Nicht jeder Politiker ist ein Schurke.“
Etwas nuancierter äußerten sich Olivier Krickel und auch Moderator Rudi Schroeder. Ihnen ging es aber weniger um die Nähe als vielmehr um gewisse Strukturen, zum Beispiel die Zusammensetzung (Schroeder) oder die Machtfülle (Krickel) des BRF-Verwaltungsrates.
Unterschiede zwischen BRF und RTR
In der Tat stellte sich sehr schnell heraus, dass es zwischen BRF und RTR (Rätoromanischer Rundfunk) doch einige wesentliche Unterschiede gibt, sowohl was die Finanzen als auch die Kontrollinstanzen betrifft. Der Einfluss der Politik ist beim BRF schon viel stärker (über den zu 100% politisch besetzten Verwaltungsrat).
Rudi Schroeder würde sich wünschen, dass sich der Verwaltungsrat des BRF nicht ausschließlich aus Politikern zusammensetzt, sondern auch Vertreter aus der zivilen Gesellschaft dabei sind. Olivier Krickel hätte seinerseits nichts dagegen, wenn der Verwaltungsrat einen Teil seiner Zuständigkeiten abtreten würde, etwa an den Direktionsrat, dem neben dem Direktor Vertreter aller Abteilungen des Hauses angehören.
Größere Konfliktfälle wie die „Affäre Horn“, die seinerzeit das Verhältnis zwischen BRF-Redaktion und Politik stark belastete, oder die „Affäre Mönch“ (der damalige PDG-Präsident Louis Siquet über einen ihm nicht genehmen BRF-Redakteur) wurden an diesem Abend nicht angesprochen.
Von der Veranstaltung am Donnerstag macht der BRF einen Audiomitschnitt, der zu einem späteren Zeitpunkt im RTR- und BRF-Programm ausgestrahlt wird. (cre)
Siehe auch STANDPUNKT-Artikel “ Nicht die Nähe ist das Problem, sondern die Abhängigkeit“
Ein Absatz wurde dem Bericht noch hinzugefügt: „Größere Konfliktfälle wie die ‚Affäre Horn‘, die seinerzeit das Verhältnis zwischen BRF-Redaktion und Politik stark belastete, oder die ‚Affäre Mönch‘ (der damalige PDG-Präsident Louis Siquet über einen ihm nicht genehmen BRF-Redakteur) wurden an diesem Abend nicht angesprochen.“
‘Affäre Mönch’ ? Die Affäre war doch wohl, dass der betreffende Journalist eine Kumpanei mit einer organisierten populistischen Hetze gegen den Parlamentsumzug eingegangen war.
Noch etwas: Ich hatte irrtümlicherweise in der Bildunterzeile zum Foto von BRF-Chefredakteur Rudi Schroeder „CSP-Chefredakteur Rudi Schroeder“ geschrieben. Sorry, lieber Rudi, wurde korrigiert. Gruß Gerard
Freudscher Versprecher – nicht weiter schlimm. Hat mit dem Horizont des Verfassers zu tun ;-)
Müsste das ‚aber‘ im Titel nicht eher ein ‚und‘ sein?
Dass z.B. die beiden genannten konkreten Fälle nicht angesprochen wurden zeigt doch wie brenzlig das Thema eigentlich ist. Alle bewegen sich auf Samtpfoten…
Vielleicht hätten GE und OD etwas mehr „Pfeffer“ in die Diskussionsrunde einbringen können?
Hallo Herr Bosch, ich denke, es ist nicht die Aufgabe von GE oder OD, Pfeffer in eine Podiumsdiskussion des BRF zu bringen. Das müssen (und können) die Kollegen des BRF selbst machen. Übrigens ist mir noch eine interessante Aussage eingefallen. Sie stammt von Olivier Krickel, der sinngemäß sagte: „Viele Politiker betrachten den BRF bisweilen als ihre Pressestelle.“ Da könnte er Recht haben… Gruß
Ich meinte, wenn man Sie in die Runde eingeladen hätte. Ersetzen Sie ‚Pfeffer‘ durch ‚Beispiele‘ o.ä. …
z.B. Homann in Brüssel, das muss man sich zuerst „verdienen“…
Ja!Herr Bosch!
Wie nennt man sowas auch noch in Köln!?
Das Endresultat ist und sind all die Pressekonferenzen,so zu sagen das Salz in der Suppe!
Und das nennt man dann „hart arbeiten und eine Menge dazu“!
„Nicht jeder Politiker ist ein Schurke.“ Das stimmt. Es gibt Ausnahmen. Wie bei Journalisten auch.
Meiner Meinung nach übt die Politik ihren Einfluss nicht so sehr auf den Journalisten aus, sondern auf die Direktion (von BRF und GE). Da liegt die größte Gefahr für die Redaktionen.
In dem Forum hier hat mal vor einiger Zeit jemand geschrieben, dass das Grenzecho in den letzten Jahren deutlich mehr Bücher an die DG verkauft hat. Auch so kann man sich die einzige Tageszeitung hörig machen. Das ist quasi eine Subvention.
Über die Podiumsdiskussion am Donnerstagabend im BRF war im Vorfeld so viel geschrieben worden, dass wohl viele Leute glaubten, zum Thema “Die Gefahr der Nähe” schon genug gelesen und gehört zu haben.
Genau so war es. Man hatte schon im Vorfeld alles zerredet und den Leuten vorgeschrieben, was sie zu denken haben – wie so oft in unserem „demokratischen“ und „objektiven“ Blätterwald (oder Forensumpf).
Ich könnte hier den gleichen Kommentar anbringen wie unter:
https://ostbelgiendirekt.be/journalismus-in-der-dg-nicht-die-naehe-ist-das-problem-sondern-die-abhaengigkeit-55434
« Freie Presse » ist ein Schlagwort welches von allen gefordert wird. Aber was ist das?? Ein Presseorgan welches einem Privatmann (oder Firma o.ä.) gehört, wird natürlich sofort als dessen Sprachorgan wahrgenommen. Im Falle des „öffentlichen“ Rundfunks ist sofort die Frage zur Rolle der Politik relevant. Frei ist da auch niemand, die politischen Vorgaben kennen da auch alle selbst wenn diese niemals offen ausgesprochen werden. Am freiesten ist das Internet; ich kann schreiben was ich will, ein Internetforum kommt dem Ideal einer freien Meinungsäußerung am nächsten. Dass das bei vielen Journalisten nicht nur Begeisterung hervorruft, ist verständlich, das Monopol auf die veröffentlichte Meinung ist ja dadurch quasi verschwunden. Die Wirtschaftliche Situation der meisten Printmedien zeigt das auch deutlich.
Das Schlimmste sind die guten Nachrichten !
Für den Schutz der Kinder, der Familie …und für die Demokratie:
Medien sind besonders schädlich und deshalb Zeitung, Radio und Fernsehen müssen entsorgt werden !
Bilden Sie sich lieber selber eine Meinung
Die Abhängigkeit der Presse von subventionierenden Parteien und Politikern ist die eine Sache, die Abhängigkeit von Werbekunden die andere. Unzählige belgische Zeitungen können mittlerweile nur noch dank der Anzeigen existieren, die in den (Lifestyle-)Wochenendbeilagen erscheinen, welche wiederum größenteils auf diese Anzeigen zugeschnitten sind. Gefälligkeitsberichterstattung ist zur Norm geworden, seitdem Zeitungen und Zeitschriften sich nicht mehr (größtenteils) aus den Abos finanzieren können. Unabhängig sind Blogs und Foren, aber die meisten davon sind die Spielwiese irgendwelcher Sendungsbewusster. Jedenfalls ist es gut, dass das GE und der BRF endlich einmal das Problem thematisiert haben. Respekt!
Es gäbe sowieso noch vieles in der DG zu thematisieren!
Das das GE und der BRF endlich mal damit anfangen ist gut!
Es ist ja auch höchste Zeit für beide!
Journalisten und Redakteure sind ohnehin zur Genüge vorhanden,daran fehlt es bestimmt nicht!?
Immerhin ist es besser und interessanter Aktuelles und brennende Themen von vor Ort zu bringen,als von weit her liegenden Sachen zu berichten die die wenigsten interessieren!
Einfluß der Politik auf Medien in Ostbelgiendirekt ist eindeutig erwiesen:gleiche „Niveaulosigkeit“