„Was wissen Facebook und Google über mich? Wie kann ich meine privaten Daten besser schützen? Was ist das Recht auf Vergessen-Werden?“: Diese Fragen standen beim Themenabend „Nackt im Netz – Deine Daten gehen fremd!“ am Mittwoch im Alten Schlachthof in Eupen auf der Agenda.
Zu der Diskussion hatte der ostbelgische EU-Abgeordnete Pascal Arimont (CSP-EVP) gemeinsam mit dem „#TeamTomorrow“ eingeladen. Mit rund 150 Zuschauern stieß das Informationsangebot auf großes Interesse.
Das „#TeamTomorrow“ ist eine Gruppe politikinteressierter junger Menschen, die sich mit dem ostbelgischen EU-Abgeordneten zusammengesetzt haben, um gesellschaftsrelevante Themen zu diskutieren.
Ohne Parteizwang und mit viel persönlichem Engagement entstehen aus den Diskussionen verschiedene Themenabende, an denen die Jugendlichen inhaltlich und organisatorisch aktiv mitarbeiten. Der erste Themenabend der Reihe behandelte das Thema Datenschutz. Hochkarätige Experten gaben Auskunft.
Bewusstsein schaffen
Bei seiner Begrüßung ging Gastgeber Pascal Arimont auf die Hintergründe des Themas ein. Der Computer sammle tausende so genannte Cookies zu besuchten Seiten. Einkäufe auf bestimmten Endgeräten seien teurer als auf anderen. Reiseprofile würden über Booking.com verfolgt.
„Warum können passgenau Profile angefertigt werden und wie können wir unsere Daten besser schützen?“, fragte der Abgeordnete in den Raum. Die aktuell im Europäischen Parlament laufenden Diskussionen zum Thema hätten ihn dazu bewogen, das Thema mit den Endnutzern zu diskutieren und ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen. „Wir wollen den mündigen Datenbürger“, so Arimont.
Mit Jan Philipp Albrecht (Grüne/ALE) gab der Chefverhändler der so genannten Datenschutz-Grundverordnung bei einem Impulsreferat Auskunft über einen besseren Datenschutz in Europa. Die Verordnung wird im Mai nächsten Jahres in Kraft treten und soll ein Ende mit dem Flickenteppich europäischer Gesetzgebungen in punkto Datenschutz machen.
„Hier geht es nicht um den Schutz von Daten, sondern um den Schutz von Menschen“, machte Albrecht deutlich. Durch einheitliche Regeln solle es insbesondere außereuropäischen Anbietern wie Facebook oder Amazon nicht mehr so leicht gemacht werden, sich das passende Land mit laschen Datenschutzvorgaben als Hauptsitz auszusuchen. Hohe Vorgaben würden demnach überall in Europa gelten. Ebenfalls müsse jeder Anbieter, der Produkte in Europa vertreibe, den europäischen Regeln folgen – auch jene ohne Sitz in der EU.
Neue Gesetzgebung ab Mai 2018
Grundidee der Verordnung sei es, diejenigen zu schützen, „die sich im Internet nicht ausziehen wollen“.
„Ich sollte gefragt werden, ob ich meine Daten weitergeben möchte“, so der Geist des Gesetzes. Erstmals gebe es ebenfalls scharfe Sanktionen bei Nichtachtung. So seien Skandale, wie der jüngste um die Uber-Daten, zu vermeiden.
„Datenschutz wurde von den Unternehmen lange Zeit nicht ernst genommen“, sagte Albrecht. Das habe sich geändert, denn die EU setze mit der neuen Verordnung sogar weltweit Maßstäbe. Durch eine so genannte ePrivacy-Richtlinie, die im kommenden Jahr verabschiedet werde, würden ergänzende strenge Regeln zur Kommunikation über SMS, Mail oder Apps wie WhatsApp erarbeitet.
Bei einer anschließenden Podiumsdiskussion – moderiert von den #TeamTomorrow-Mitgliedern Cédric Falter und Simen Van Meensel – kamen mit Isabelle Buscke von der Verbraucherzentrale Bundesverband und Neofitos Arathymos, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, weitere Experten zu Wort. Das #TeamTomorrow arbeitete die Themenbereiche Soziale Medien, Online-Handel sowie Autos und Sachgüter als Datenkraken ab.
Ein gewaltiger Vertrauensverlust
Auf die Frage, ob die Nicht-Anmeldung bei Sozialen Medien wie Facebook, Instagram und Twitter der einzige effektive Schutz sei, erklärte Isabelle Buscke, dass sich Firmen wie Facebook in der Vergangenheit einfach nicht an damals bereits bestehende Regeln gehalten hätten. Ihre Marktmacht sei illegal aufgebaut worden. Dadurch sei ein gewaltiger Vertrauensverlust entstanden.
„Wir müssen auf den Weg der Tugend zurückkehren“, so Buscke. Die neue Richtlinie gebe Anlass zur Hoffnung für den Verbraucher, auch dank schmerzhafter Strafen. „Der Rohrstock wird länger“, brachte es Buscke auf den Punkt.
Neofitos Arathymos bestätigte, dass in sozialen Medien sehr vertrauliche Infos weitergegeben würden. Den Verbrauchern fehle jedoch oftmals die Alternative. Sie würden daher dazu gezwungen, fast alle Bedingungen anzunehmen. Milliardenschwere Monopolisten wie Facebook und Google seien in der Vergangenheit nach der „Kraft des Faktischen“ verfahren. Was sich dadurch etabliert habe, sei schnell zur Norm geworden. Dies sei schwierig zu ändern. Arathymos setzte seine Hoffnungen auf technische Anpassungen, die jedoch vom Gesetzgeber ebenfalls vorgegeben werden müssten.
Einig war sich das Panel darin, dass es europäische Alternativen auf dem Markt der Online-Plattformen geben müsse. Ein vertrauenswürdiger Datenschutz stelle eine Chance für neue Geschäftsmodelle in Europa dar.
Bei der Diskussion zum Online-Handel warf Buscke die Frage auf, ob es gerecht sei, zusätzlich zu seinen Geschäften auch noch mit seinen Daten bezahlen zu müssen. Bei bestimmten Angeboten bezahle der Kunde bereits für den Dienst, und es werde nicht mit offenen Karten gespielt, wenn Kunden-Daten zusätzlich vermarktet würden. Jan Philipp Albrecht erläuterte, dass die so genannten Cookies – also Daten, die Auskunft über besuchte Webseiten sammeln – durch Grundeinstellungen im Browser vermieden werden könnten. Auch der „Privacy Mode“ als Einstellung beim Surfen kam hierbei zur Sprache. Mit einigen Häkchen sei der Nutzer entweder geschützt oder komplett offen.
Neofitos Arathymos brachte zusätzlich verschlüsselte anonymisierte Profile ins Spiel, die in gewissen Branchen bereits erfolgreich eingesetzt würden. Dadurch würden die Daten von der jeweiligen Person getrennt.
Bürger ist mehr als nur Kunde
„Verbraucher sein ist kein Vollzeitjob“, war es für Isabelle Buscke in diesem Zusammenhang wichtig zu betonen. Auch ohne Insidertricks müsse es möglich sein, frei darüber entscheiden zu können, was der Kunde preisgeben möchte. Zudem gebe es bestimmte Güter, bei denen der Bürger mehr sei als ein bloßer Kunde. Bei Gesundheitsfragen sei beispielsweise die Erstellung von Profilen, über die erkennbar werde, wie viel Sport ein Kunde treibe, nicht akzeptabel.
Neue Erkenntnisse gab es ebenfalls im Bereich „Auto als Datenkrake“. Automobilhersteller wie Audi machten aktuell bereits die Hälfte ihres Umsatzes mit dem Datenverkauf. Neofitos Arathymos legte dar, dass die durch die modernen Autos gesammelten Daten an den Hersteller weitergegen würden, ohne dass der Kunde dies frei entscheiden könne. Auf diese Weise würden beispielsweise Sonderversicherungen angeboten, die sich aus dem Wissen um einen möglichen Defekt ergäben, der aus den Daten ersichtlich werde.
Für Jan Philipp Albrecht war klar, dass es auch hier anonymisierte Alternativen geben müsse. Die freie Entscheidung des Kunden, ob er seine Daten weitergeben wolle, sei nach wie vor der wichtigste Prüfstein.
Bei der anschließenden Fragerunde durch die Besucher kamen gezielte Fragen zu verbraucherfreundlichen Alternativen im Netz zur Sprache. Diese könnten als Bio-Ware im Verhältnis zum herkömmlichen Fast-Food in Netz dienen. Auch das Recht auf Vergessenwerden, das in der neuen Verordnung vorgesehen ist, sehe eine Löschung bestimmter Inhalte im Netz nach einer gewissen Zeit vor. Das Thema Bildung von Jugendlichen bei der Nutzung moderner Technologien sei ebenfalls wichtig, um junge Menschen zu einem vernünftigen Umgang mit ihren Daten anzuhalten.
In der Schlussrunde bestätigten alle Experten nochmals, dass die verabschiedete Grundverordnung den europäischen Bürger im Netz weniger nackt machen werde. Pascal Arimont bedankte sich für die geleistete Aufklärungsarbeit: „Wir müssen verstehen, in welcher Welt wir heute leben und wie diese funktioniert. Nur so können wir Änderungen erreichen“. Wichtig zu betonen sei in diesem Zusammenhang, dass sich die EU in diesem Bereich weltweit durchaus als Pionier bezeichnen könne. (eb)
Wie wär’s mit einem Leben ohne Twitter, Facebook, instagramm und Co????
Oberster Grundsatz „la gratuité n’existe pas“! Und damit fängt alles an. Alle erwarten dass das Internet „omesöss“ zu haben ist, und das ist ein Denkfehler! Hinter ALLEN sozialen Medien steckt ein Gewinninteresse der Betreiber, und wenn sie für ihre Dienst nicht direkt Geld kassieren so machen sie unser Verbrauchsverhalten eben zu Geld. Nichts anderes sind die zahlreichen „Kundenkarten“ in den Supermärkten, man verspricht einen (kleinen) Rabatt und möchte aber eigentlich das Kaufverhalten kennen. Wenn man also das Geschäftsmodell von Google und Co durch strengere Gesetze zerstört, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten; entweder jede Suche kostet Geld oder es gibt keine Suchmaschinen bzw. soziale Medien mehr. Den Leuten erzählen „wir schützen deine Daten“ aber nicht dabei zu erwähnen dass das Surfen im Internet dann womöglich richtiges Geld kostet, ist auch nur wieder so ein politisches Manöver zur Wählertäuschung. Aber das sieht der Herr Arimont sicher ganz anders….
Sie haben das Thema nicht verstanden. Datenschutz verbietet ihnen nicht auch weiterhin ihre Daten Preis zu geben. Es sollen lediglich diejenigen geschützt werden die nicht mehr ungefragt mit ihren Daten bezahlen möchten.
Und womit bezahlen die?
SPON (Spiegel Online) kann man schon nicht mehr nutzen wenn man im Browser „Schutz vor Aktivitätenverfolgung“ aktiviert. Wer glaubt das Internet sei irgendwie „kostenlos“, hat die Welt nicht verstanden in der er lebt….
CSP ist ja beste Kunden bei Facebook, man sieht dort (auch auf Instagram) immer mehr Beiträge von Arimont die „gesponsert“ sind… Geld (von wem auch immer…) gegen likes… (um sich zu profilieren? oder einfach suchtig?)…
how low can you go?
@Heinz
Das ist korrekt was sie schreiben ,
Der Herr Dax versteht wie bei den meisten Themen hier auf OD nix .
Aber er glaubt er wüsste über alles Bescheid so wie Réalité und der Eifler hier . ;)
@ heinz, ich bezahle immer „CASH“….oder Vorauskasse, aber nur bei 100% bei eBay….