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Hansi Flick bleibt trotz WM-Pleite Fußball-Bundestrainer

15.11.2022, Oman, Maskat: Bundestrainer Hansi Flick. Foto: Christian Charisius/dpa

AKTUALISIERT – Hansi Flick bleibt Fußball-Bundestrainer. Der 57-Jährige soll die deutsche Nationalelf trotz des Vorrunden-Aus bei der WM in Katar zur Heim-EM 2024 führen.

Das gab der Deutsche Fußball-Bund am Mittwoch nach einer Krisensitzung nahe Frankfurt/Main bekannt. Flicks Vertrag läuft bis nach dem nächsten Turnier. Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff war dagegen zuvor nach 18 Jahren beim DFB aus der sportlichen Leitung ausgeschieden. Bierhoffs Nachfolge ist vom Verband bislang nicht geregelt worden (siehe Bericht weiter unten).

01.12.2022, Katar, Al-Chaur: Deutschlands Trainer Hans-Dieter Flick an der Seitenlinie. Foto: Christian Charisius/dpa

„Mein Trainerteam und ich blicken optimistisch auf die Europameisterschaft im eigenen Land. Wir als Mannschaft können viel mehr erreichen, als wir in Katar gezeigt haben. Wir haben dort eine große Chance verpasst“, sagte Flick. „Daraus werden wir unsere Lehren ziehen.“

Flick saß am Mittwoch bei dem rund zweistündigen Krisengipfel mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke in einem Hotel in Neu-Isenburg zusammen. Das Trio konnte sich nach dem nächsten Scheitern der DFB-Auswahl in der WM-Gruppenphase vier Jahre nach dem historischen Aus unter Joachim Löw in Russland auf eine weitere Zusammenarbeit verständigen.

„Ich habe Vertrauen in den heute verabredeten, gemeinsamen Weg mit Bernd Neuendorf und Aki Watzke. Wir alle möchten, dass sich bei der Heim-EM 2024 wieder ganz Deutschland hinter der Nationalmannschaft versammelt“, sagte der Bundestrainer. Am Dienstag hatte Flick den Abschied von Bierhoff (54), seinem engsten Vertrauten, extrem bedauert.

„Wir sind gemeinsam der Überzeugung, dass die Europameisterschaft 2024 im eigenen Land eine große Chance für den Fußball in Deutschland darstellt. Unser Ziel ist es, dieses Turnier sportlich erfolgreich zu gestalten“, sagte Neuendorf.

19.06.2012, Polen, Danzig: Bundestrainer Joachim Löw (r) und sein damaliger Assistent und jetzt auch Nachfolger Hans-Dieter „Hansi“ Flick gestikulieren während eines Trainings nahe dem Mannschaftshotel Dwor Oliwski. Foto: Andreas Gebert/dpa

„Wir haben volles Vertrauen in Hansi Flick, dass er diese Herausforderung gemeinsam mit seinem Team meistern wird. Hinsichtlich der Nachfolge von Oliver Bierhoff haben wir uns darauf verständigt, zunächst innerhalb des DFB über die künftige Struktur dieses Aufgabenbereichs zu beraten, um anschließend eine Personalentscheidung zu treffen“, so der DFB-Präsident.

Flick hatte das Amt nach dem Achtelfinal-Aus der deutschen Mannschaft bei der Europameisterschaft im Sommer 2021 von Löw übernommen. Nach sieben Titeln mit dem FC Bayern München sollte er als Bierhoffs Wunschlösung Deutschland „zurück an die Weltspitze“ führen, wie es bei seiner Präsentation hieß.

Bis zur EM in anderthalb Jahren stehen für die als Gastgeber automatisch für die Endrunde qualifizierte Nationalmannschaft nur Testspiele an. Die nächsten Länderspiele finden nach einer langen Winterpause im März 2023 statt.

Flick war mit einem Rekord von acht Siegen so erfolgreich wie kein Bundestrainer vor ihm gestartet. In den folgenden elf Partien gelangen nur noch drei Siege. Bei der WM schied das DFB-Team nach einem 1:2 gegen Japan, einem 1:1 gegen Spanien und einem 4:2 gegen Costa Rica als Gruppendritter aus. (dpa)

Nach Bierhoffs DFB-Aus: Wer wird Nachfolger?

Das WM-Debakel der deutschen Fußball-Nationalelf hat eine erste Konsequenz. Oliver Bierhoff muss gehen, ein Nachfolger wird gesucht, vielleicht auch eine neue Verteilung der Aufgaben. Die nächste Entscheidung ist die über Hansi Flick.

Oliver Bierhoff ist weg – aber was wird nach dem WM-Debakel aus Hansi Flick? Die Zukunft des Bundestrainers steht nun im Mittelpunkt, nachdem DFB-Direktor Bierhoff und der Deutsche Fußball-Bund am Montagabend die gemeinsame Trennung bekanntgaben.

Bei dem für Mitte dieser Woche anvisierten Krisengipfel wird damit Flick die Gründe für das Scheitern wohl allein erklären müssen – sofern die Analyse nicht schon von den Medien unbemerkt stattgefunden hat.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte unmittelbar nach dem blamablen Vorrundenaus in Katar eine Sitzung mit ihm selbst, Bierhoff, Flick und Hans-Joachim Watzke als Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball Liga (DFL) angekündigt. Erst wenn „die Analyse beendet ist“, hatte Neuendorf betont, wolle man „auch mit einem Ergebnis“ an die Öffentlichkeit gehen.

19.11.2022, Katar, Madinat: Oliver Bierhoff (l), damaliger Geschäftsführer der Nationalmannschaften und der Akademie, und Bundestrainer Hansi Flick (r) während des Trainings. Foto: Federico Gambarini/dpa

Das erste Ergebnis stand bereits vier Tage nach dem WM-K.o. fest: Bierhoff ist nicht länger Direktor im DFB. Der 54-Jährige verlässt nach 18 Jahren den Verband, beide Parteien verständigten sich auf eine Auflösung des bis 2024 laufenden Vertrages.

“Oliver Bierhoff hat sich in 18 Jahren seiner Tätigkeit erhebliche Verdienste um den deutschen Fußball erworben“, sagte Watzke, in Personalunion DFB-Vizepräsident und Geschäftsführer von Borussia Dortmund, auf dpa-Anfrage. „Dafür gebührt ihm Respekt, Anerkennung und Dank!“

Der frühere Weltmeister Per Mertesacker reagierte mit Bedauern: „Er hat viel mehr gemacht, als viele wahrscheinlich denken.“ Borussia Mönchengladbachs Christoph Kramer hoffte, „dass er es selber entscheiden durfte, was für ihn das Richtige ist“.

Bei seinen Abschiedsworten ließ Bierhoff Stolz auf seine Arbeit, aber auch Selbstkritik anklingen. In den vergangenen vier Jahren habe man es „nicht geschafft, an frühere Erfolge anzuknüpfen und den Fans wieder Grund zum Jubeln zu geben“. Einige Entscheidungen hätten sich „nicht als die richtigen“ erwiesen. „Dafür übernehme ich die Verantwortung.“ Er mache nun „den Weg frei für neue Weichenstellungen“.

Einem Bericht der ARD-„Sportschau“ zufolge soll es bei einem Gespräch, an dem auch Watzke teilnahm, darum gegangen sein, Bierhoff den Bereich Nationalmannschaft zu nehmen. Für die DFB-Akademie sollte dieser demnach hingegen zuständig bleiben. Dies habe Bierhoff aber abgelehnt.

18.11.2022, Katar, Al-Ruwais: DFB-Präsident Bernd Neuendorf spricht auf einer Pressekonferenz. Foto: Federico Gambarini/dpa

Wer künftig den Weg als für die Nationalmannschaften und die Akademie verantwortlicher DFB-Direktor vorgibt oder ob es zu einer Neustrukturierung der Aufgaben kommt, ist offen. Über die Nachfolge werden die DFB-Gremien beraten. Einem Bericht des „Kicker“ zufolge wird Fredi Bobic, aktuell Geschäftsführer beim Bundesligisten Hertha BSC, für den Posten gehandelt.

Sollte Flick im Amt bleiben, könnte ihm nun auch ein sportlicher Leiter zur Seite gestellt werden. Die Rolle einer Art Manager hatte auch Bierhoff in seinen DFB-Anfangsjahren ausgefüllt. Ein Weltmeister mit öffentlicher Strahlkraft wäre denkbar – zum Beispiel einer wie Sami Khedira?

Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus hatte schon vor dem Bierhoff-Aus in seiner Kolumne für den Pay-TV-Sender Sky dafür geworben, Leute wie Matthias Sammer, die „mit einer anderen Sichtweise und einer klaren Meinung neuen Spirit in den DFB bringen“ könnten, in den möglichen Reformprozess des DFB einzubeziehen. Sammer, der früher beim DFB als Sportdirektor tätig war, ist zwar bereit zu helfen. Alle Ämter, wohl auch das des Sportdirektors, würde er selbst aber nicht mehr besetzen, sagte der externe Berater von Borussia Dortmund bei MagentaTV.

Sammer schlug seinerseits Matthäus als geeigneten Kandidaten vor. Der sieht eine feste Aufgabe im Verband aber skeptisch. Er sei „zu weit weg vom DFB“ und habe aufgrund anderer Verpflichtungen „auch gar keine Zeit“, sagte der 61-Jährige. Für Matthäus ist aber klar, dass über die Neuausrichtung nicht nur der innere Kreis des DFB bestimmen sollte, „wo alles ‚Friede, Freue, Eierkuchen’ ist“. (dpa)

11 Antworten auf “Hansi Flick bleibt trotz WM-Pleite Fußball-Bundestrainer”

  1. Für die Vertragsauflösung mit Geschäftsführer Oliver Bierhoff muss der Deutsche Fußball-Bund (DFB) offenbar tief in die Tasche greifen. Nach ran-Informationen erhält Bierhoff eine Abfindung über mehrere Millionen Euro. Der DFB wollte die Abfindungszahlung auf Nachfrage weder bestätigen noch dementieren. Zu Vertragsdetails äußere man sich grundsätzlich nicht, hieß es. Bierhoffs Vertrag lief noch bis 2024. Die Abfindung soll laut ran nah an der Summe liegen, die der Europameister von 1996 bei Vertragserfüllung regulär bekommen hätte.

  2. Peter Müller

    Neuendorf erklärte in einer Pressemitteilung: „Wir sind gemeinsam der Überzeugung, dass die Europameisterschaft 2024 im eigenen Land eine große Chance für den Fußball in Deutschland darstellt. Unser Ziel ist es, dieses Turnier sportlich erfolgreich zu gestalten. Wir haben volles Vertrauen in Hansi Flick, dass er diese Herausforderung gemeinsam mit seinem Team meistern wird. Was eine Heuchelei, nichts hat sich geândert. Die gleichen Worte als Jogi bleiben durfte. Die Deutschen lernen es nie.

  3. Fußball

    Wenn Spanien nicht so hoch gewonnen hätte gehen Costa Rica, hätte Deutschland das bessere Torverhältnis gehabt und wäre weitergekommen. Dann wäre der Ausrutscher gegen Japan vergessen und niemand wäre zurückgetreten.

  4. FUSSBALL
    „wenn“ meine Oma einen „Schniedel“ hätte, wäre es mein Opa . . . .

    aber Gott sei Dank brauchen die dann keine Rückflüge buchen, sondern können nach der Vorrunde mit dem Bus nach Hause !

  5. Anonymos

    „Hansi Flick bleibt Fußball-Bundestrainer. Der 57-Jährige soll die deutsche Nationalelf trotz des Vorrunden-Aus bei der WM in Katar zur Heim-EM 2024 führen.“

    LOOOOOOOOOOOOOL

    Dann brauch sich der Rest der Welt ja keine Sorgen machen.

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