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Musikfestivals auf neuen Wegen: Das Drumherum wird immer wichtiger

Seit 2015 hat der Eupen Musik Marathon wieder seinen ursprünglichen Volksfestcharakter. Foto: Gerd Comouth

Der Eupen Musik Marathon (EMM) ist das erste Open-Air-Highlight des Frühjahrs in der Euregio Maas-Rhein. An diesem Wochenende ist es wieder so weit. Seit 2015 führt die Vereinigung Chudoscnik Sunergia ihr Konzept eines eintrittsfreien Musikfestivals im Herzen der Eupener Innenstadt durch.

Der EMM findet zudem nicht mehr am letzten Juni-Wochenende statt, sondern im Mai. Es ist gewissermaßen eine Rückbesinnung auf die Wurzeln des „Eupen Musik Marathons“, als dieser sich noch „Tag der Musik“ bzw. „Fest der Musik“ nannte.

23.06.2016, Baden Württemberg, Neuhausen ob Eck: Künstler in futuristischen Vogelkostümen gehen in Neuhausen ob Eck am ersten Tag des Festivals Southside über das Gelände. Bei Musikfestivals geht es längst nicht mehr nur um Konzerte, die Events entwickeln sich immer weiter zu Erlebniss-Oasen. Foto: Felix Köstle/dpa

Das neue Konzept hat sich bei den ersten drei Editionen 2015, 2016 und 2017 bewährt. Wahrscheinlich wird es auch in Zukunft noch Änderungen geben, denn die meisten Musikfestivals suchen nach neuen Wegen.

Das Drumherum, also das ganze Rahmenprogramm, wird immer wichtiger, ebenso der Komfort. Das zeigen Erfahrungen, die von Veranstaltern bekannter Musikfestivals im Ausland gemacht wurden.

Riesenrad, Palmen und jede Menge Trendsetter: Das Coachella in Kalifornien gilt als eines der erfolgreichsten Musikfestivals der Welt. Jedes Jahr im April pilgern angesagte Leute auf das Wüstengelände nahe Palm Springs.

Das Besondere: Im Publikum sind wohl mehr Stars zu finden als auf der Bühne. Instagram-Bilder vor dem Coachella-Riesenrad sind auch für sogenannte Influencer (von „influence“ – Einfluss) ein Muss. Und was ist mit dem Line-up? Bei all dem Rummel rückt die Musik etwas in den Hintergrund. Sieht so auch die Zukunft der Festivals in Europa aus?

Ein ganzheitliches Musikerlebnis

„Die Festivalkultur in den USA unterscheidet sich deutlich von der hierzulande“, sagt Stephan Thanscheidt, Geschäftsführer von FKP Scorpio. Seine Firma veranstaltet mehr als 25 Festivals in sieben Ländern, darunter das „Hurricane“ im niedersächsischen Scheeßel und das „Southside“ in Neuhausen in Baden-Württemberg, die jährlich zusammen etwa 120.000 Besucher anlocken.

16.04.2017, USA, Kalifornien, Indio: Festivalbesucher gehen vor einem Riesenrad beim Coachella-Musikfestival über das Gelände. Bei Musikfestivals geht es längst nicht mehr nur um Konzerte. Foto: Amy Harris/Invision/AP/dpa

„Wir sehen nicht, dass sich die Entwicklung von Festivals wie dem Coachella auch eins zu eins auf deutsche Festivals übertragen lässt“, sagt Thanscheidt. Die hiesigen Events entwickelten sich natürlich auch weiter, das Rahmenprogramm werde immer wichtiger. „Also schaffen wir keine Lifestyle-Kulissen, sondern überlegen stattdessen sehr genau, was es für ein ganzheitliches Musikerlebnis es heutzutage inhaltlich braucht und welcher rote Faden zu welchem Festivalkonzept passt.“

Man könne zusammengefasst sagen: „Der Trend geht hin zum Festivalerlebnis. Aber die Musik ist und bleibt das Herzstück auf all unseren Festivals.“ Bewusst ergänzt um ein dazu passendes Camping- und Gesamtkonzept. Wie etwa beim „A Summer’s Tale“ in Luhmühlen in der Lüneburger Heide, das FKP-Scorpio seit 2015 im August organisiert.

Neben Musik werden auch Workshops – vom Wein-Seminar bis hin zu Plattdeutsch, Yoga und Japanischer Teezeremonie – angeboten. Das Festival spreche ein erwachseneres Publikum an, sagt Thanscheidt.

Vernünftiges Line-up bleibt das A und O

Innovativer ist auch das „Parookaville“ in Weeze an der deutsch-niederländischen Grenze. Das Electronic-Dance-Festival hatte seine Premiere 2015 und erwartet wie im Vorjahr wieder etwa 80.000 Besucher.

Das Konzept basiert darauf, dass sich der ehemalige Militärflughafen für die Festivaltage in ein Dorf verwandelt mit Schwimmbad, Postamt und einer Kirche zum symbolischen Heiraten – auch hier gibt es ein Riesenrad.

23.06.2017, Niedersachsen, Scheeflel: Festivalbesucherinnen mit leuchtenden Jacken tanzen beim Musikfestival Hurricane. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Das Gesamtkonzept ist auch diesen Veranstaltern wichtig. Die erfolgreichsten Festivals der Welt, wie eben Coachella, seien keine reinen Musikfestivals mehr, sondern Showkonzepte mit klarem Fokus auf einem einmaligen Gesamterlebnis, sagt Bernd Dicks, einer der Gründer von Parookaville.

Natürlich sei es der Anspruch von Veranstaltern, Weltstars und Szene-DJs auf die Bühnen zu bringen. Das erwarteten auch die Besucher. „Den rasanten Erfolg und seine Einzigartigkeit verdankt Parookaville allerdings vor allem der Tatsache, dass die ‚Bürger’ hier vier Tage in eine Parallelwelt eintauchen können.“

Nach Einschätzung des Bundesverbandes der Veranstaltungswirtschaft gibt es in Deutschland mehr als 250 Festivals, eventuell sogar mehr als 300.

Die Szene sei im Umbruch, sagt Verbandspräsident Jens Michow. Die Zielgruppe – insbesondere deren Alter und Erwartungen – hätten sich geändert, Komfort werde wichtiger. Doch auch heute gelte: „Ohne vernünftiges Line-up kann man kein erfolgreiches Festival veranstalten.“ (dpa/cre)

HINWEIS – Das komplette Programm und sonstige Infos zur diesjährigen Auflage des Eupen Musik Marathons an diesem Wochenende finden Sie unter folgendem Link:

Eupen Musik Marathon 2018

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