Leserbrief

Michael Balter: Der Lokführer und sein Fahrplan

Wenn man sich die Politik in ganz Europa anschaut, dann wirft dies unweigerlich Fragen auf. Wohin fährt der Zug Europa, wohin fährt der Zug Belgien und wohin fährt der Zug DG? Werden unsere Kindern und Enkel dieselben Chancen und Möglichkeiten haben wie unsere Generation oder wie die Generation unserer Eltern?

Aber bleiben wir mal in der DG, und versuchen zu ergründen, welcher Fahrplan vorliegt. Nun, die Regierung wird hierzu voller Stolz von ihrem Regionalen Entwicklungskonzept sprechen, dies in blumige Worte verpacken, und nicht müde werden zu berichten, wie schön die Reise werden kann, und zwar für alle Bürger.

Einige Bürger schenken dem Glauben und warten ab, andere sind misstrauisch und können dies ganz einfach nicht wahrhaben, denn ihr Misstrauen wird täglich aufs Neue genährt. Nachdem der jetzige Finanzminister 13 Jahre lang die Geschicke der DG leitet, ist der Schuldenstand auf einen neuen Höchststand angestiegen.

Dass dies nicht ausschließlich damit zu rechtfertigen ist, dass viel investiert wurde oder wird, ist den meisten Bürgern mittlerweile klar. Ein Hauptgrund hierfür kann man in einem Satz zusammenfassen: Es ist die Art und Weise, wie in Eupen regiert wird. Man hat ganz einfach keinen Bezug zur Realität, keinen Bezug zur Größe der DG, und keinen Bezug zu Geld.

Was kann man also vom REK, also dem berühmten Regionalen Entwicklungskonzept, dem sogenannten Fahrplan der DG erwarten? Hat der Lokführer vorgesorgt und langfristig geplant, genügend Kohlen gebunkert, sich informiert, ob die Wegstrecke frei und befahrbar ist, die Lok gründlich in Schuss gebracht, und eine alternativ Route vorgesehen wenn etwas schief geht, wenn z.B. eine Brücke gesperrt ist, oder eine Weiche streikt?

Nein, all dies wurde versäumt. Und da in der Vergangenheit oft falsch geheizt und ständig am Limit gefahren wurde, sind keine Reserven vorhanden. Wie wird die Reise also aussehen, ohne Brennstoff wird der Zug nicht rollen. Wobei ich bin davon überzeugt: Es gibt Alternativen und es gibt Auswege. Man könnte z.B. einen anderen Treibstoff ausprobieren oder eine weniger beschwerliche Reiseroute wählen, man könnte Verbündete suchen, die einem helfen, und man könnte sich von Last befreien, damit der Zug leichter würde. Man könnte sich die Frage stellen, ob gleich jedes Mal ein teures Fest gefeiert werden muss, wenn ein neuer Wagon eingeweiht wird.

Vielleicht braucht man auch weniger Lokführer und könnte weniger Heizer einstellen. Vielleicht sollte man auf den teuren Wagon für die Volksredner verzichten oder den Schlafwagen mit der teuren Kapelle, vielleicht braucht man auch gar nicht so viele Zugbegleiter, vielleicht, ja vielleicht könnte alles auch etwas einfacher gehen, und weniger kosten. Aber dieses vielleicht hat einen Haken, denn dieses vielleicht ist eine Frage von Wollen.

Und will dies die Mehrheit? Leider nein. Der Zug DG wird wissentlich überladen, denn die Regierung will etwas anderes, und deshalb wird der Zug immer wieder ins Stottern geraten.

Wenn jetzt der zuständige Finanzminister von Komplementärwährungen spricht, dann kann man ihn für diese späte Einsicht sogar loben. Denn diese Modelle wären sicherlich dienlich und könnten den Zug ins Rollen bringen. Nur wenn der Lokführer dahinter weiterhin am Limit fährt und die Weichen immer noch in die falsche Richtung stellt, und Wagons bestellt die eigentlich keiner braucht, dann bringt auch der beste Treibstoff nichts, auch dann wird die Lok immer wieder ins Stocken geraten.

Richtig Schwung würde ein Aufräumen von alten Strukturen bringen. Und dann ein positives Umdenken. Wobei die Weichen gemeinsam mit den Bürgern umgestellt werden sollten. Denn schlussendlich ist es ist Ihre Entscheidung, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger. Wir sind dafür bereit.

5.12.2012 Michael Balter, Büllingen, Vivant-Ostbelgien

 

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