Gesellschaft

Steiler Aufstieg eines ehemaligen „Flüchtlings“ aus Raeren: Mathias Cormann Generalsekretär der OECD

Bild links - 25.09.2020, Australien, Canberra: Mathias Cormann, Finanzminister von Australien, gibt eine Pressekonferenz. Bild rechts - Die Titelseite des Grenz-Echo vom 29. Januar 1996 mit einem Foto von Mathias Cormann zusammen mit Joëlle Milquet, die sich um den Vorsitz der PSC bewarb und vom damaligen Raerener CSP-Politiker unterstützt wurde. Foto: Lukas Coch/AAP/dpa - Screenshot GE

AKTUALISIERT – Der steile Aufstieg des 1996 aus Raeren nach Australien ausgewanderten ehemaligen CSP-Politikers Mathias Cormann geht weiter: Der ehemalige australische Finanzminister wird der neue Generalsekretär der Industriestaaten-Organisation OECD.

Mathias Cormann wird vom 1. Juni an die OECD führen. Die Botschafter der 37 Mitgliedstaaten bestätigten den 50-Jährigen als neuen Generalsekretär, wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Montag in Paris mitteilte.

Die Amtszeit des neuen OECD-Chefs läuft fünf Jahre. Die OECD ist eine wichtige Denkfabrik. Im globalen Tauziehen um eine Besteuerung von großen Digitalkonzernen spielt sie eine zentrale Rolle.

V.l.n.r.: Die australische Außenministerin Julie Bishop, der aus Raeren stammende australische Finanzminister Mathias Cormann, Belgiens Außenminister Didier Reynders und der belgische Botschafter in Australien, Jean-Luc Bodson, im Dezember 2016 in Sydney. Foto: Belga

Cormann war letztes Jahr als australischer Finanzminister zurückgetreten und hatte sich für die Nachfolge des bisherigen Chefs der OECD, des Mexikaners José Ángel Gurría (70), beworben.

Gewissermaßen im Stechen setzte sich Cormann gegen die ehemalige schwedische EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström (52) durch. Die OECD hat ihren Sitz in Paris.

Cormann galt ursprünglich als Außenseiter. Australische Umweltgruppen und internationale Klimaaktivisten hatten eine Kampagne gegen seine Berufung zum OECD-Generalsekretär gestartet: Aufgrund seines grünen Versagens in der Vergangenheit sei er „kein geeigneter Kandidat“ für dieses Amt, gaben Cormanns Kritiker zu bedenken.

Cormann wurde 1970 in Eupen geboren. Im Mai 1995 kandidierte er noch auf der Liste der CSP für den Rat der Deutschsprachigen Gemeinschaft (RDG) auf dem 15. Platz, von Januar bis Dezember 1995 war Cormann Mitglied des Raerener Gemeinderates. Am 18. Dezember 1995 trat er „aus beruflichen und privaten Gründen“ als Mitglied der CSL-Fraktion zurück. Ihm folgte Inge Kuckartz-Janssen.

29.06.2019, Japan, Osaka: Donald Trump (Mitte), Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (USA), unterhält sich zu Beginn der dritten Arbeitssitzung des G20-Gipfels u.a. mit dem australischen Finanzminister Mathias Cormann (rechts). Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Zeitweise arbeitete er auch als Assistent des damaligen  Europaabgeordneten Mathieu Grosch (CSP-EVP). Vor der Wahl eines neuen Chefs der frankophonen Christlich-Sozialen (damals PSC, später CdH) unterstützte der junge Cormann die Kandidatur von Joëlle Milquet, während sich Patricia Creutz auf die Seite von Charles-Ferdinand Nothomb geschlagen hatte. Nothomb wurde Präsident, Milquet verlor und Cormann war enttäuscht.

1996 wanderte Cormann unter etwas mysteriösen Umständen, die heute noch in Ostbelgien zu Spekulationen führen, nach Australien aus. Da sein belgischer Juraabschluss in Australien zunächst nicht anerkannt wurde, arbeitete er kurzzeitig als Gärtner. Im Jahre 2000 erhielt Cormann die australische Staatsbürgerschaft und verlor gleichzeitig die belgische.

Cormann ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in Perth an der australischen Südwestküste. Von 2007 bis 2020 saß der heute 50-Jährige für die Liberalen (Liberal Party) im australischen Senat. 2013 wurde er australischer Finanzminister. Im Februar 2018 war er sogar für wenige Tage geschäftsführender Premierminister Australiens. (cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Beitrag in ALLES NUR SATIRE:

29 Antworten auf “Steiler Aufstieg eines ehemaligen „Flüchtlings“ aus Raeren: Mathias Cormann Generalsekretär der OECD”

  1. Ostbelgien Direkt

    Über die genauen Umstände der „Flucht“ von Mathias Cormann in den 1990er Jahren nach Australien können nur die damaligen Verantwortlichen der CSP etwas sagen. Und solange die nichts sagen, bleibt es bei Gerüchten und den „mysteriösen Umständen“. Gruß

    • Mysteriöse Umstände und diese hässliche Gerüchteküche sollte nach diesen vielen Jahre auch verjährt sein … das muss auch für seriöse Presse gelten .. wir sollten uns alle mit einem ehemaligen Ostbelgier freuen über den außergewöhnlichen Weg…. muss man denn immer auch in der Hochstimmung ein nie belegtes B-Moll hervorkramen….
      ..

  2. Prophet im eigenen Dorf DG

    Manchmal ist’s einfach nur gut die enge DG-Neid-, Klüngel- und Dorfkneipenstrukturen zu verlassen und seine Talente in einem vorurteilsfreien Umfeld zu entfalten. Ich habe seinerzeit Mathias als freundlichen, intelligenten, engagierten und kommunikativen Altersgenossen kennen gelernt und wünsche ihm viel Erfolg ! Den « Ansprüchen » hiesiger Kirchturmspolitik genügte er wohl nicht, denen eines international bedeutenden Akteurs offensichtlich schon. Wir müssen uns mal fragen, warum wir hier die politischen « Spitzenkräfte » (Ironie) haben, die wir haben …

  3. Schinse Will

    Auffällig ist, dass die CSP bis heute nie auch nur ein Wort zur Karriere ihres ehemaligen Shootingstars verloren hat.
    Weder als Cormann in Australien Senator wurde, noch Finanzminister, geschweige denn jetzt OCDE-Chef, kommt von der Familienpartei auch nur der leiseste Kommentar.
    Das Schweigen wir immer lauter…

  4. Kassenwart

    Es wäre an Grenz Echo-Redakteur Heinz Gensterblum gewesen, Cormann bei den Interviews die richtigen Fragen zu stellen, statt in gewohnt christlich-sozialer Manier nur die Rosinen rauszupicken…

  5. Politischer Beobachter

    So langsam fällt auf, dass ziemlich viele wichtige Positionen von Leuten besetzt werden, die ein Geheimnis haben. Sei es Merkels DDR-Vergangenheit, Vandenbrouckes gerade noch rechtzeitiger Rücktritt oder Cormanns mysteriöse Flucht. Man könnte auch sagen, dass all diese Leute erpressbar sind. Aber wer würde das schon tun…

    • @Politischer Beobachter: Sie haben ja so recht. Viele Spitzenpolitiker haben bei ihrer Bewerbung nicht angegeben, dass sie einen Pfurz quer liegen hatten. Doch sie machten die Rechnung ohne die Internetgemeinde, die den Skandal eines Tages aufdecken.

  6. Ostbelgien Direkt

    ZUSATZ – Im Mai 1995 kandidierte Mathias Cormann auf der Liste der CSP für den Rat der Deutschsprachigen Gemeinschaft (RDG) auf dem 15. Platz. Von Januar bis Dezember 1995 war er Mitglied des Raerener Gemeinderates. Am 18. Dezember 1995 trat er „aus beruflichen und privaten Gründen“ als Mitglied der CSL-Fraktion im Gemeinderat von Raeren zurück. Ihm folgte Inge Kuckartz-Janssen.

  7. Matthias hat mit 26 beschlossen, nach Australien zu ziehen, er war wahrscheinlich von diesem Land begeistert.
    Warum dahinter irgendwelche niederen Gründe vermuten ?
    Typische Hohlkopf-Überlegungen !

  8. Matthias war immer ein patenter Kerl und hochintelligent.
    Auch wenn ich politisch gar nicht auf seiner Reihe bin muss ich anerkennen dass er durch seinen Fleiss und seine Beharrlichkeit diese Karriere verdient.

  9. Wenn jemand aus Eupen etwas sagen möchte wie und was in der Vergangenheit in CSP Zeiten war soll er den Mund aufmachen oder die Mull halten; Blaffsäcke haben wir genug. Feiglinge agieren so, wahrscheinlich Neider

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