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Macht „Katars 222-Millionen-Show“ mit Neymar den Fußball kaputt?

PSG-Präsident Nasser al-Chelaifi (links) bei der Vorstellung von Superstar Neymar am Freitag in Paris. Foto: epa

Wenn ein Spieler wie der Brasilianer Neymar die stärkste Liga der Welt, nämlich die spanische, und einen der größten und erfolgreichsten Fußballklubs der Welt, den FC Barcelona, verlässt, um zu Paris Saint-Germain nach Frankreich zu wechseln, und sagt: „Ich bin glücklich!“, dann wirft das Fragen auf.

Als der belgische Nationalspieler Kevin De Bruyne im August 2015 für die Ablösesumme von rund 75 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg nach Manchester City wechselte, gab es bereits Kritik in Fußballkreisen. 75 Millionen Euro für einen Spieler? Was soll das? So macht man den Fußball kaputt?

Nach heutiger Lesart war der Transfer von De Bruyne zu ManCity ein Schnäppchen. Der Wechsel des brasilianischen Nationalspielers Neymar für 222 Millionen Euro sprengt alles, was es bisher im Fußballbusiness gegeben hat.

Das Pariser Prinzenpark-Stadion, Heimstätte von Paris Saint-Gemain. Foto: Shutterstock

Einen Tag nach seinem Rekordwechsel steht für Superstar Neymar der erste öffentlichen Auftritt für seinen neuen Club Paris Saint-Germain an. Der 222 Millionen Euro teure Angreifer wird am Freitag (13.30 Uhr) in der französischen Hauptstadt offiziell vorgestellt.

„Er ist einer der besten Spieler des Weltfußballs“, schwärmte Clubpräsident Nasser al-Khelaifi über den 25-Jährigen. Am Donnerstag hatte Neymar einen Fünfjahresvertrag unterschrieben.

Doch nachdem der Wechsel für die Rekordsumme von 222 Millionen Euro alle bisherigen Transfersummen gesprengt hat, dürften auch die Diskussionen über diesen Betrag und das Financial Fairplay weitergehen.

Der bisher teuerste Transfer, nämlich der von Paul Pogba vor einem Jahr von Juventus Turin zu Manchester United, lag bei 105 Millionen Euro.

Nach Angaben des Fußballportals Sofoot soll Neymar in Paris 30 Millionen Euro pro Jahr verdienen. Das macht 2,5 Millionen Euro pro Monat und 82.191 Euro pro Tag.

Auch Kritik, Empörung, Unverständnis

Bereits am Donnerstag hatte es in Frankreich – und nicht nur dort – auch Kritik, Empörung und Unverständnis über die hohe Ablösesumme gegeben.

Der 222-Millionen-Mann: Superstar Neymar. Foto: Shutterstock

Barca-Präsident Josep Bartomeu hatte jüngst in einem Interview der Nachrichtenagentur AP gesagt, dass man die Ausstiegsklausel für Neymar unmöglich ziehen könne, ohne gegen das Financial Fairplay zu verstoßen.

Unmittelbare Konsequenzen wird das für PSG und den Transfer jedoch wohl nicht haben. Die Europäische Fußball-Union UEFA versicherte zwar auf Anfrage: „Alle Vereine in Europa müssen die Regeln des Financial Fairplays respektieren und zeigen, dass sie nicht höhere Verluste als 30 Millionen Euro in drei Jahren haben.“ Doch Sanktionen von Seiten der UEFA hat PSG wohl erst später zu befürchten, zumal der Club auch in diesem Sommer noch einige Spieler verkaufen könnte.

Der Wechsel Neymars dürfte auch auf dem internationalen Spielermarkt für weitere Bewegung sorgen. Barcelona wird wohl einen Teil der 222 Millionen Euro auch nutzen, um Ersatz für den Brasilianer zu holen.

Und Neymars Heimatclub, der FC Santos, meldete bereits Ansprüche auf einen Anteil an den 222 Millionen Euro Ablösesumme an.

Hinter dem Neymar-Deal steckt aber noch viel mehr, wie die Deutsche Presse-Agentur am Freitag in einem Hintergrundartikel anmerkte.

Neymar-Coup als Machtbeweis

Unter dem Titel „Katars 222-Millionen-Show“ schrieb dpa: „Im Sport-Investment hat Katar seine Ausdrucksform gefunden, das zeigt sich einmal mehr am Rekordtransfer von Fußballstar Neymar. Doch das von seinen Nachbarn isolierte Golf-Emirat kauft sich neben Toren auch internationale Bedeutung.“

In Katar findet die Fußball-WM 2022 statt. Foto: dpa

Es geht also nicht nur um Neymar, es geht auch um Katar. 2011 kaufte die katarische Investorengruppe Qatar Sports Investments (QSI) die Aktienmehrheit an Paris Saint-Germain. Sie pumpte etliche Millionen in den Verein – u.a. dank eines großzügigen Sponsorenvertrags mit Katars Tourismusbehörde QTA – und will nun mit Hilfe Neymars endlich die Champions League gewinnen.

Für den Wüstenstaat sei der sportliche Aspekt des Transfers jedoch nur Nebensache angesichts des riesigen Show-Effekts, den der Deal in die Welt aussende, denn den Kataris gehe es um mehr, schrieb dpa. Der Transfercoup seit letztlich ein Machtbeweis.

Nach der Fußball-WM 2022 haben die Kataris jetzt den teuersten Fußballer der Welt. Von der Aspire Academy und der AS Eupen sprechen wir an dieser Stelle erst gar nichts, wenngleich man davon ausgehen kann, dass die Sportpolitik im Reich des katarischen Herrschers, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, ein Ganzes ist, in dem alles mit allem zusammenhängt.

So stellt sich schon die Frage, ob Katar mit der WM 2022, die obendrein wegen der sommerlichen Hitze im Gastgeberland in den Winter verlegt wurde, mit dem irrsinnigen Neymar-Transfer nach Paris und mit allem, was noch kommt, den Fußball kaputt macht. (cre/dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf „Ostbelgien Direkt“:

 

21 Antworten auf “Macht „Katars 222-Millionen-Show“ mit Neymar den Fußball kaputt?”

  1. delegierter

    der ist es schon. Sollen wir denn immer mehr bezahlen um jeden Tag und fast zu jeder Stunde auf irgendeinem Bezahl-Sender die gekauften Spiele zu sehen ?
    Schaut nur regional. In unseren Provinzklassen kämpfen seit Monaten die Vereine die sich die teuersten Anwälte leisten können, vor Gericht um ihre (bezahlten) Rechte durchzusetzen, anstatt einfach das auf dem Platz erzielte und dem Regelwerk entsprechende anzuwenden.

    • Mischutka

      @ delegierter :
      Richtig ! Es geht ja bald los : Bundesligaspiele nur noch auf Bezahlsender. Es folgen Ch-Leage, dann E-Leage. Wetten, in 2-3 Jahren keine Sekunde mehr Fußball im TV, ohne dafür teuer zu bezahlen. Die Clubs wollen (und müssen) ja bei diesen Spielerpreisen auch fette Einnahmen machen. Also rechnen die mit Millionensummen von den TV-Anstalten. Und viele, sehr viele Familienväter oder auch kranke Menschen mit „normalem“ Einkommen können sich nicht (mehrere) Bezahlsender leisten. D.h.: Fußball im TV wird es nur noch für die „oberen Zehntausend“ geben. Dann werden noch die Eintrittspreise steigen …usw.
      Übrigens : wie palaverte vor einigen Monaten der Wurst-Knasti vvon Bayern München LIVE im TV ? Der sagte in einer Diskussionsrunde „das mit den überhöhten Summen welche die Spieler erhalten, auch als Gehalt, muss sofort aufhören… Und auch dieser übertriebene Transfertmarkt quer durch die ganze Welt. WIR werden als gutes Beispiel voran gehen….. “ Ja, man hat es jetzt wieder gesehen…..(in München).
      MfG.

      • Mischutka

        ….natürlich nicht die Ch_Leage und auch nicht die E-Leage, sondern die League – Entschuldigung, ich war zu sehr empört über solche Machenschaften. Und die „Stars“ werden auch noch wie Heilige behandelt.

    • Marsupilami

      Ich weíß ja nicht was Sie so verdienen, aber für mich ist das schon utopisch wenn ich 30 Mio netto im Jahr bekäme, und mein ARbeitgeber 222 Mio darfür bezahlt das er mich einstellen darf

  2. Pensionierter Bauer

    Von mir kriegen DIE schon lange kein Geld mehr. Wenn man dann sieht welche armen Schweine denen dann auch noch das wenige Geld das sie haben hinterherschmeissen. Aber man kann sich darüber aufregen so viel man will, solange wie die durchgeknallten Fans ins Stadion gehen, sich dafür Pay TV zulegen, Fanartikel kaufen und solche Typen auch noch huldigen ist es eigentlich OK. Denn niemand wird dazu gezwungen es zu tun, eine rein privatwirtschaftliche Angelegenheit.

  3. Gerd Liebertz

    … die Frage beantwortet sich doch von alleine. Erstens macht nicht erst dieser Transfer den Fussball kaputt, sondern auch auf einer gewissen Weise die gesamte Welt. Millionen Menschen leiden tagtäglich an Hunger und verhungern zum Teil (u.a. in den afrikanischen Ländern) und auf der anderen Seite der Erde wird mit Geld rumgeschmissen, als ob es kein Wert mehr hätte. Traurig, traurig.

    • Mischutka

      @ Gerd Liebertz :
      Hallo…. Stimmt genau : alle 30 Sekunden stirbt irgendwo ein Kind an Mangelernährung. (Laut Welthungerhilfe). Das ist sehr traurig. Um es zu retten, würde das ziemlich genau 35 € kosten. Jetzt kann jeder ausrechnen, bei 222 Millionen – allein für DIESEN EINEN Transfert könnte man ….. (geschweige den anderen Transferts).
      MfG.

  4. Peter Müller

    Da schaue ich mir lieber meinen Dorfverein an. Man steht an der frischen Luft,kann mit den Dorfbewohnern plaudern ,und ein Bierchen trinken. Das ganze Theater um Ronaldo und Co, kommt einem zum Hals raus.

  5. Es ist erstaunlich, dass keiner hier das Finanzsystem versteht. Das Zauberwort heißt Umsatz. Je mehr Umsatz, je mehr wandert in die Staatskasse. Die Allgemeinheit profitiert umso mehr der Umsatz hoch ist.

  6. @ Logisch
    leider zweimal vollkommen daneben gegriefen.
    Es wandert nichts in der Staatskasse sondern in Steuerparadiese ( von den Politikern so gewollt ). Bildung und Geburtenkontrolle da hast du leider Auch nichts verstanden, nicht böse sein aber das ist so ( Thekenbildung )

  7. Mischutka

    War heute oft zu lesen : Der Herr Neymar bekommt auch Lohn. (Er muss ja auch von etwas leben, da seine Freundin ihn verlassen hat). Es sind …. 600.000 €. Allerdings nicht pro Jahr NEIN – PRO WOCHE !!!
    Da kannste nix mehr sagen.

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