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LESERBRIEF – Schwarzbrot ist Schwarzbrot

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Immer wieder erlebt man es, dass gewisse Begriffe aus dem sprachlichen Lokalkolorit, welche es natürlich in dem begrenzten Gebiet unserer Gemeinschaft ebenfalls gibt, von einer Gemeinde zur nächsten für Missdeutungen sorgt.

Betreibt man hier sogar einen Geschäftsladen jedwelcher Art, so wäre man als Geschäftsinhaber doch gut beraten, den heimischen Sprachgebrauch zu verinnerlichen und so auf den dortigen Kaufinteressenten abzustimmen. Auch der Umgang mit diesem besagten Kunden lässt doch vielerorts erheblich zu wünschen übrig. Ein Beispiel!

Betritt man in Eupen zwecks Deckung des täglichen Brotbedarfs erwartungsvoll eine der wenigen noch bestehenden Bäckereien, dann sollte man sich erst einmal mit der gebotenen Höflichkeit der jungen und im menschlichen Umgang noch wenig erprobten Verkäuferinnen auseinandersetzen. So geht es natürlich nicht, dass es wie ich selbst erlebt habe, eine Dame im 70ger Jahre-Alter von einem etwa 20Jahre jungen und im Umgang wohl sehr unerfahrenen Verkauf-Mädchens mehrmals geduzt wurde und der Dame es sichtlich unangenehm erschien.

Oder dass ich eine Verkäuferin in der Unterstadt um ein in Eupen wohl bekanntes „Schwarzbrot“ gebeten habe, welche mir jedoch in Ermangelung eines fundierten Wissens ein Graubrot verkaufen wollte; sie betreute zu dem betreffenden Zeitpunkt alleine den großen Laden ohne fundamentale Bäckereifachkenntnis. Ich erwarb schließlich ein bäckereieigenes Körnerbrot zum Preis von fast 10€ das Kg. Da denkt man doch sofort an die unerträgliche Profitsucht durch den Ukrainekrieg in unseren eigenen Reihen.

Nutzt man eine der noch wenigen möglichen Einkaufsstraßen Eupens zum vermeintlichen Konsumerlebnis der gefühlten nüchternen Art, dann beginnt hinter dem Hauptgebäude der hiesigen Gendarmerie an der Herbesthaler Straße bereits die geschäftliche Wallonie. Hier darf der Eupener endlich „Eupener“ sein, hier darf er endlich mit seinen dürftigen Kenntnissen der französischen Sprache punkten, selbst wenn die Verkäufer gut deutsch parlieren. Eine peinlichere Selbstüberschätzung ist wohl kaum zu übertreffen und zeigt schon unser gewisses frankophon-chauvinistisches Geschmäckle. Aber, na ja, „Honi soit qui mal y pense“

Verirrt man sich in Gedanken ohne besseren Wissens in ein Geschäft, Kaufhaus oder gar in ein Discounterladen unseres gleichsprachigen Nachbarlandes, da nimmt die Aufmerksamkeit der für Freundlichkeit zuständigen Sprachenempfangs-Synapsen an Potenzial zu. Von einem freundlichen „guten Morgen“, „guten Tag“ über ein als ehrlich gemeintes „Danke“ bis hin zu einem netten „Tschüss“ und „einen Schönen Tag“, oder „ein schönes Wochenende“ ist hier alles opportun.

Auch wenn unsere ewigen „heimischen Griesgrame“ behaupten, es sei nur eine oberflächliche Attitüde, doch diese Attitüde ist weiß Gott hundertmal erträglicher, als das unfreundliche, miesmuffige Missachten von immer gültigen Anstandsformen und Freundlichkeiten wie sie zu 80 % in unseren hiesigen Konsumhöhlen betrieben werden.
Gut und freundlich wird man auch in Eupen nur dort bedient, wo man sich kennt, wo man bereits Kunde ist, aber sonstwo???

Danach kommt nur die alte Nachkriegsallergie der Ewiggestrigen. Verviers wird den wirtschaftlichen Weg wohl schwer schaffen. Das kleinere Eupen hat noch seinen Weg, kann nur dazulernen und sollte sich bessern.

23.11.2023 Robert Mommer, Eupen

13 Antworten auf “LESERBRIEF – Schwarzbrot ist Schwarzbrot”

    • 9102 ANOROC

      Ja, man könnte sich manchmal hier beim Einkauf ärgern, muss man aber nicht.
      Und beim Wechseln des Landes , sieht man tatsächlich große Unterschiede.
      Geschäfte , bei denen der Geschäftsführer im Glauben ist , man kann dem Kunden Personal vor die Nase setzen , dass den Kunden nicht versteht ;
      funktioniert ja im Prinzip prima ;
      man muss sich dann nur nicht über rückläufige Umsätze wundern.
      Den einen stört es , den anderen nicht.
      Zu behaupten dass es niemanden stört , wäre aber eine Falschaussage ;
      denn das hatte man auch in der ehemaligen Einkaufsmeile auf dem Wehrtplatz versucht.
      UPS wo ist sie denn jetzt ?
      Ja, das Gebäude steht noch , Geschäfte?
      Nein, nicht mehr .
      Deshalb ist es wohl umso wichtiger , den Kunden nicht unbedingt wie ein König zu behandeln , aber eben wenigstens , wie einen Kunden , der nach dem Einkauf auch gerne wiederkommen sollte.
      Auf dem Kassenzettel zu schreiben:
      – Wir danken für Ihren Besuch –
      reicht eben nicht allen Kunden.

  1. Zuhörer

    Wieso kann das Personal im Eupener Lidl kein Deutsch? In Sankt Vith wohl. Die sprechen mit den Kunden sogar ihr Dialekt. Was Freundlichkeit angeht, fühlt man sich in der Eifel sowieso besser.

  2. bedingste Mutter

    Bei der Freundlichkeit gilt meist der Satz: Wie man in den Wald ruft, so schallt es hinaus.

    Sie scheinen mir etwas voreingenommen, Herr Mommer.
    Wenn die junge Dame die Kenntnis der Brotsorten fehlt, hätten Sie, da Sie ihre Hilflosigkeit ja offensichtlich erkannt haben, dem jungen Ding gut gelaunt unter die Arme greifen können, hätten das rictige Brot bekommen, dem überforderten Mädchen hätte die positive Erfahrung über den Tag geholfen.
    Die nächsten Kunden wären sicher mit neuem Mut bedient worden und Sie beim nächsten mal erkannt und freundlich empfangen : “ Ein Schwarzbrot für den Herrn :-) ?“

    • Gastleser

      Geht nicht, das wäre Diskriminierung und Sexismus.
      Sie hätte nur geholfen weil es eine Frau und noch dazu eine junge war, zudem hätte sie die Kompetenz der Dame vor Publikum in Frage gestellt.
      Nicht weil Sie nur als Fachkraft in der Besten -Auswahl an ihre Stelle kam.

    • Walter Keutgen

      Für den Einkauf eines Brotes in Eupen muss man schon Diplom haben. Es sind keine Bäcker sondern Brotsommeliers. Schwarzbrot? Welches denn? Und wenn der Bäcker selbst keins backt, gibt es keins. Früher gab es überall das Einheitsschwarzbrot von Pauly in Kelmis. Das besteht nicht mehr.

  3. Herbert G.

    @ bedingste Mutter
    Sie haben gut reden. Ich habe alleine in den letzten Wochen fünfmal versucht einer jungen Verkäuferin unter die Arme zu greifen. Das Resultat: einmal war ich erfolgreich, einmal bin ich abgerutscht, zweimal wurde ich von anderen Kunden angegriffen und zu Boden gebracht und schließlich einmal kassierte ich von dem jungen Ding eine saftige Ohrfeige. Soviel dazu.

  4. Herbert G.

    @ bedingste Mutter
    Bin gerade erst wieder auf freiem Fuß, nachdem ich über drei Stunden im Kommissariat festgehalten wurde. Ich hatte wieder mal versucht einem jungen Ding gut gelaunt unter die Arme zu greifen…

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