Politik

Le Pen sauer auf Mbappé: „Franzosen haben es satt“

Frankreichs Fußballstar Kylian Mbappé (l) und RN-Chefin Marine Le Pen (r). Fotos: Rolf Vennenbernd/dpa - Louise Delmotte/AP

Der bekannteste Sportler Frankreichs hat eine klare politische Meinung, die er auch bei der EM öffentlich vertritt. Das gefällt der Chefin des rechtsnationalen Rassemblement National gar nicht.

Marine Le Pen ist verärgert über Fußballstar Kylian Mbappé, der am heutigen Dienstag um 21 Uhr im Halbfinale der EM auf Spanien trifft. Ihr Groll über den „Maskenmann“ der französischen Nationalmannschaft hat aber nichts mit dessen schwachen Leistungen bisher zu tun.

Le Pen kritisierte vielmehr Frankreichs Fußballstar für dessen öffentliche Aufrufe, einen Wahlsieg der rechtsnationalen Partei zu verhindern. „Die Franzosen haben es satt, belehrt und beraten zu werden, wie sie wählen sollen“, sagte die 55 Jahre alte RN-Vorsitzende dem Fernsehsender CNN: „Mbappé vertritt nicht die Franzosen mit Migrationshintergrund, denn es gibt viel mehr von ihnen, die vom Mindestlohn leben, sich keine Wohnung und keine Heizung leisten können, als Leute wie Herrn Mbappé.“

05.07.2024, Hamburg: Frankreichs Trainer Didier Deschamps feiert mit Kylian Mbappé. Foto: Marcus Brandt/dpa

Der nach der EM für Real Madrid spielende Mbappé hatte sich während der EM klar zur politischen Situation in seinem Heimatland geäußert. „Es ist eine brenzlige Situation. Wir dürfen nicht erlauben, dass unser Land in die Hände dieser Leute fällt“, hatte der 25-Jährige vor der zweiten Runde der Parlamentswahl gesagt. „Ich hoffe, dass sich am Ergebnis noch etwas ändert und die Leute die richtigen Parteien wählen.“

Die Rechtsnationalen hofften, bei der entscheidenden Runde der Parlamentsneuwahl am Sonntag die absolute Mehrheit zu holen und den Premier zu stellen. Diese Hoffnung hat sich jedoch zerschlagen, denn Le Pens Partei landete bei der Sitzverteilung lediglich auf Platz 3 hinter dem linken Nouveau Front Populaire und Präsident Emmanuel Macrons Gruppierung Ensemble.

Le Pen räumte sie ein, dass Mbappé „zweifellos ein sehr guter Fußballer“ sei, doch die Tochter von Jean-Marie Le Pen, dem Gründer des rechtsextremen Front National, ärgert, dass Schauspieler, Fußballer und Sänger den Franzosen sagen, was sie wählen sollen. Ihrer Meinung nach könnten sich diese Personen nicht ans Volk wenden, weil sie nicht die gleichen Realitäten kennen.

„Vor allem, wenn es sich um Millionäre oder gar Milliardäre handelt, die im Ausland leben und sich an diejenigen wenden, die 1.300, 1.400 Euro im Monat verdienen. Sie sind Millionäre oder sogar Milliardäre und leben nicht einmal in Frankreich. Ein wenig Zurückhaltung in Wahlkampfzeiten wäre angebracht“, so Marine Le Pen. (cre/dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

19 Antworten auf “Le Pen sauer auf Mbappé: „Franzosen haben es satt“”

  1. Frankreich: Wahlergebnis nach Stimmen

    Laut Statistik hat in Frankreich der FN 33,2%, das neue Linksbündnis 28%, die Partei Macron 20% der Stimmen erhalten. Komischerweise wird aber in den Medien verbreitet, dass das neue Linksbündnis die Wahlen gewonnen hat. In der Mathematik habe ich immer gelernt, dass 33,2 „mehr“ ist als 28 … in Frankreich scheint das anders zu sein?!

    • Der Alte

      Kommt halt immer darauf an, wo die Stimme abgegeben wird. In jedem Wahlkreis wird ein Abgeordneter gewählt. In einem Wahlkreis mit 100 Wählern hat jede Stimme ein Gewicht von 1/100. Im Nachbarwahlkreis mit 500 Wählern hat eine Stimme lediglich ein Gewicht von 1/500. Wenn zudem in einem Wahlkreis lediglich 2 Kandidaten antreten und sich im Nachbarwahlkreis 3 Kanditaten bewerben, dann teilen sich die Gesamtstimmen auf eine ungleiche Anzahl Bewerber auf. So kann es dann sein, dass eine Partei mit einer größeren Anzahl Wähler weniger Abgeornete erhält als eine PArtei mit insgesamt weniger Wähler.
      Insgesamt sieht das System „demokratischer“ aus, da es nur direktgewählte Abgeornete gibt, bei näherer Betrachtung ist das französiche Wahlsystem jedoch anfällig für ein aktives Wahlmanagement (nennen wir es mal so).

      • Frankreich: …

        @ Der Alte

        Vielen Dank für die Klarstellung 👍

        Wenn dem so ist, finde ich das eher sehr undemokratisch – es kann ja nicht sein, dass die Stimme des einen Franzosen weniger „Wert“ ist als die eines anderen.

        Wenn dann wenigstens auch die Steuern so berechnet würden, müssten „Nicht–Wähler“ keine und die in Wahlkreisen mit der größeren Wählerzahl weniger Steuer zahlen.

  2. Eastwind

    @Frankreich : Wahlergebnis nach Stimmen

    In den USA hatte Hillary Clinton 2016 auch mehr Stimmen als Trump, trotzdem war Trump der Wahlgewinner. Das sind eben die Tücken des Mehrheitswahlrechts.

  3. Joseph Meyer

    @La Peine
    Wenn jetzt demokratische Wahlen auch noch problemlos gefälscht werden können, dann haben die oberen 10% ja überhaupt nichts mehr zu befürchten. Unliebsame Stimmen im Internet sollen ja demnächst von der Regierung weggesperrt werden können, die entsprechenden Gesetze sind in der Mache.
    Dass ein Multimillionär Mbappé lieber Macron als Le Pen als Präsident behalten möchte dürfte nicht verwundern, mit seiner Offenheit hat er aber hoffentlich wieder einigen Leuten die Augen geöffnet!

    • Renegade

      @ Joseph Meyer
      Wo wurde bei dieser Wahl etwas manipuliert? Wenn Sie das französische Wahlsystem nicht verstehen…., ist das nicht die Schuld der anderen und garantiert keine Wahlmanipulation. Wie bei so vielen Dingen, liegen Sie mit Ihrem Halbwissen falsch.
      Ob es gut ist, dass das Wahlsystem in Frankreich, England oder den USA so funktionieren, wie sie es tun und nicht die prozentuale Mehrheit der Wahlstimmen widerspiegeln, glaube ich nicht, aber es ist nicht unsere Aufgabe, diese Länder in Sachen Demokratie zu belehren.

      • Renegade

        ………. diese Länder in Sachen Demokratie zu belehren.

        Stimmt, es sei denn die „Demokratie“ passt nicht in der Linken öko Ideologie, dann sollten wir diese Länder vielleicht doch ein bisschen belehren……..

      • Joseph Meyer

        @Renegade
        Ich htte es so verstanden, dass vielleicht kurz vor Schluss die Zählweise der Stimmen „geändert“ wurde … weil über Stunden Le Pen weit vorne gelegen hätte …? Also ich halte mich raus, weil ich diese Wahlen nicht verfolgt habe. Im Übrigen habe ich geschrieben „Wenn jetzt …“!

  4. Der Alte

    Allgemein finde ich es bedenklich wenn Promis, ob aus Sport, Kunst oder Kultur dem „geimeinen Volk“ mehr oder weniger eindeutige Vorgaben machen. Mit dem Hinterteil auf Onkel Dagoberts Goldbergen sitzend haben sie wahrscheinlich eine andere Lebenswirklichkeit, Irgendwann fuehrt ein solches Gehabe zu einer Entkredibilisierung der sogenannten Eliten, das naehrt die Extreme. Bereits bei der Presse zu beobachten.

    • Die machen das, was die üblichen Kommentatoren hier jeden Tag tun: Ihre Meinung kund tun. Ich wüsste nicht, was daran verwerflich ist. Le Pen ist einfach nur frustriert über die letzte Wahl, das ist durchschaubar.

      • Walter Keutgen

        Coralie, da ist schon ein Unterschied: Den Pominenten stehen die prominenten Medienkanäle zur Verfügung und sie erwarten, dass das Volk durch ihre Ratschläge besser wird, obwohl sie Nichtpolitiker sind

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