„Die Politiker haben ihr Volk verloren.“ Der Herausgeber der Literaturzeitschrift „Krautgarten“, Bruno Kartheuser, hat wieder schweres Geschütz gegen die DG aufgefahren. Im Vorfeld der Vorstellung des neuen Hefts seines „Krautgartens“ kritisierte Kartheuser die Kulturpolitik der DG sowie deren Autonomiepolitik, die sich „nach hoffnungsvollen Anfängen in einer Sackgasse verirrt“ habe.
In einem Interview mit dem Grenz-Echo sagte Kartheuser: „Die Politiker haben ihr Volk verloren und bauen sich goldene Hütten hoch über dem Volk – Autonomie als Selbstzweck, ein Eldorado für Monarchen. Dieser Autonomismus erscheint wie das Nirwana, das Paradies am Ende der Zeit. Doch das wird sich totlaufen.“
„Da oben herrscht Schlamperei vor“
Darüber hinaus zitiert die Zeitung aus einem Ostbelgien-Beitrag Kartheusers zu dem Buch „Singulière Belgique“: „Die Bevölkerung der Deutschsprachigen Gemeinschaft hat bislang kaum Gelegenheit gehabt, die Tragweite der Autonomie, die ihren politischen Alltag beherrscht, positiv zu erproben.“
Was die Kulturförderung durch die Gemeinschaft betrifft, so meinte Kartheuser, das neue Kulturdekret gehe zwar in die richtige Richtung, weil man Willkür abschaffe und Transparenz schaffe, jedoch werde dies keine neuen Impulse bringen, sondern vor allem mehr Bürokratie: „Dass ein Kulturdekret erst mehr als 30 Jahre nach Beginn der Kulturautonomie und acht Jahre nach dem Amtsantritt von Ministerin Weykmans in Angriff genommen wird, illustriert in flagranter Weise das Niveau der Schlamperei, die da oben vorherrscht.“
Im Triangel arbeitet man mit geschönten Zahlen
Auch mit dem St.Vither Konferenz- und Messezentrum Triangel geht Kartheuser hart ins Gericht: „Im Triangel diktiert man einen Erfolgszwang auf, man ‚managt‘ den Betrieb. Heraus kommen dann meistens Schrottkultur, Abfall aus dem Fernsehen und teure Veranstaltungen, aber auch der eine oder andere sehr gute Programmpunkt – besonders im musikalischen Programm (…) Die Einrichtung definiert sich über Klamauk, Lärm und Quantität. Qualität und Inhalte bleiben auf der Strecke.“
Auch werde im Triangel mit geschönten Zahlen gearbeitet, indem die öffentliche Hand – Gemeinde und Gemeinschaft – auf Abruf bereitständen, um finanzielle Lücken zu füllen, so Kartheuser.
Für die Zukunft des „Krautgartens“ ist dessen Herausgeber eher pessimistisch: „Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder das gesamte Projekt wird redynamisiert, oder es wird zu Grabe getragen.“ Indes weiß Kartheuser noch nicht, wie der „Krautgarten“ in Zukunft zum Blühen gebracht werden kann: „Die Regierung in Eupen verweigert mir bisher jede Hilfsplanke.“ (cre)
Info: KRAUTGARTEN, Heft Nr. 61, November 2012, 10 Euro, ISSN 1374-7762 – www.krautgarten.be
Herr Kartheuser macht es sich zu einfach. Wenn er kein Geld von der DG bekommt, verteufelt er sie. Würde die DG aber seine Wünsche erfüllen, wäre alles in bester Ordnung. Das kennen wir von anderen Kulturschaffenden wie Freddy Derwahl usw. Wenn der Rubel rollt, sind sie auf einmal treu ergeben.
Wer braucht den schon die Zeitschrift KRAUTGAERTEN ! Sind zu wenig Interessenten da sollte man sie einfach abschaffen und bestimmt nicht auch noch mit Steurergelder finanzieren.
„Die Einrichtung definiert sich über Klamauk, Lärm und Quantität. Qualität und Inhalte bleiben auf der Strecke.“
Recht hat er. Die jetzige Kulturpolitik zielt hauptsächlich auf den „Konsum“ von Kultur. Die „Kulturschaffenden“ sei es die Literatur, die bildenden Kunst, das Theater oder die Musik, die doch an der Basis unserer Autonomie stehen, müssen weichen.
Aber das ist doch meines Erachtens eine typische (Neo)-Liberale Einstellung, es zählt nur der Profit, und den bringen nun mal KulturSCHAFFENDE nicht.
Brot und Spiele damit der Durchschnittsostbelgier langsam verdummt und nicht mehr merkt was in den Politetagen alles gemacht wird.
Traurig aber war. Die Vereine sterben, weil immer weniger Menschen sich nicht mehr binden wollen und lieber nur noch „konsumieren“.
Wenn man bedenkt wie viele Tausende Euro in das Triangel gesteckt werden, wie viel Chudosnik in Eupen erhält,…
Ich versehe Ihren Kommentar nicht ganz, BRF-4ever. Von welcher Kulturpolitik sprechen Sie??? In Ostbelgien hat noch keiner weichen müssen, oder können Sie einen nennen? In der DG wird viel getan, um die so genannten professionellen Kulturträger zu fördern (im Rahmen der Möglichkeiten, mehr wünschen sich die Betroffenen natürlich immer), 2014 kommt eine Refinanzierung des Sektors, von der auch Krautgarten profitieren wird. Sicher gibt’s im Triangel manchmal auch Klamauk, aber es gibt dort auch Konzerte des Ostbelgienfestivals, es gibt dort die Premieren der Agora, das Theaterfest, zahlreiche Veranstaltungen von ArsVitha … Viele Nachbarn beneiden uns um unsere Kulturszene. Dieses WE wird eine Jan-Fabre-Ausstellung im IKOB eröffnet, Chudoscnik präsentiert „Lesen hinterm Tresen“ usw. WER jetzt diese Angebote wahr nimmt, steht in einem anderen Buch, Krautgarten (man darf aber außerdem nicht vergessen, dass die DG jahrelang Herrn Kartheuser bezahlt hat) hat da sicher einen schweren Stand mit seiner anspruchsvollen Schiene mit viel Lyrik … DAs IKOB hat auch nicht die Anzahl Besucher (vor allem aus Ostbelgien), die es verdient
„Das IKOB hat auch nicht die Anzahl Besucher (vor allem aus Ostbelgien), die es verdient.“
Und auch nicht „die Anzahl Besucher die die Kosten rechtfertigen würden“… Das ist die Problematik, die wir in der DG überall haben : Müssen wir uns alles leisten, was wir uns qua Statut leisten dürfen? Eine Nummer kleiner geht immer! Auch der „Krautgärtner“ hat wahrscheinlich mehr Echo außerhalb der DG; das ist das Schicksal vieler „Propheten“ und Kulturschaffenden. Im Verhältnis zum Ikob müssten aber die Kosten zur Unterstützung des Krautgartens doch sicherlich um eine Zehnerpotenz geringer ausfallen. Also, was ist das Kriterium? Schwer zu entscheiden…
P.S.: Übrigens, der „arme Poet“ mit spitzer Feder – den Eastwind oben erwähnt – der hat ja jetzt auch wieder „le vent en poupe“ beim GE, bei ProDG und DG sowieso. Die Medien und Kulturschaffenden in der DG nun also fast alle auf einer Linie. Nur der Kartthäuser (noch?) nicht… Diese Konsensstimmung macht natürlich vieles einfacher, für beide Seiten, aber auch langweiliger.
Nein, Herr Bosch! Nicht die Anzahl Besucher rechtfertigt die Kosten, sondern die Qualität der geleisteten Arbeit! Das IKOB ist außerdem eine Bildungseinrichtung, von der unsere Kinder und Schüler sehr profitieren (können)
Ich stimme Ihnen sogar zu ! Aber das richtige Verhältnis bei allem zu finden, das ist das generelle Problem der aktuellen DG !!! Das hat nichts mit der Qualität der geleisteten Arbeit zu tun. Man muss nicht alles selber machen und vorhalten wollen, was es z.B. in „Reichweite“ schon gibt, oder es ggf. nicht in dem Maße machen ! Man könnte sich in schlechten Zeiten „manche Sparrunde sparen“, wenn Vieles nicht ohne Berücksichtigung der rekurrenten Folgekosten hier in der kleinen DG auch noch in die Welt gesetzt würde…
Den folgenden Satz im Interview “Die Politiker haben ihr Volk verloren und bauen sich goldene Hütten hoch über dem Volk – Autonomie als Selbstzweck, ein Eldorado für Monarchen. Dieser Autonomismus erscheint wie das Nirwana, das Paradies am Ende der Zeit. Doch das wird sich totlaufen.” kann man durchaus auch anders anwenden:
“Die „Literaten des Krautgarten“ haben ihr Volk verloren und bauen sich goldene Hütten hoch über dem Volk – Literatur als Selbstzweck, ein Eldorado für Monarchen und Selbstdarsteller. Diese „Literatur“ erscheint wie das Nirwana, das Paradies am Ende der Zeit. Doch das wird sich totlaufen.”
Hauptzwecke des Krautgarten scheinen mir (zumindest in den letzten 20 Jahren) hauptsächlich Selbstbemitleidung, familiäre Abrechnung und Sich-selbst-auf-die-Schulter-klopfen.
Aber wie der Obergärtner schon sagt: „Das wird sich totlaufen“…und (fast) keiner wird’s merken…
Heute kontrolliert uns alle die Bürokratie, Politetagen interessiert niemanden mehr.
Was betrifft Kultur und Kunst: fast alle haben eine Beziehung zu Autos und Fußball.
Politik und Wirtschaft: zu viel Bürokratie und der Mittelstand ist fast alle Pleite…aber
das interessiert die Politiker nicht …
n’importe quoi… :-)
In regelmäßigen Zeitabständen bekommen die Ostbelgier nun die andauernde Klagerei des Herrn Kartheuser vor die Nase gelegt: Die Regierung der DG, so der Künstler, mache für ihn und seine Zeitschrift „Krautgarten“ die Brieftasche nicht weit genug auf. Und immer wieder stelle ich mir die Frage: Wofür halten sich die Leute aus diesen Sphären überhaupt? Was rechtfertigt für diesen Herrn eine höhere Bezuschussung seiner Tätigkeit? Warum soll an anderer Stelle dafür Geld eingespart werden? (denn die Mittel sind krisenbedingt begrenzt, und was der Staat zusätzlich ausgibt, muss an anderer Stelle eingespart werden)
Ich finde jedenfalls, dass eine solche Kunst, die sich ausschließlich an eine gewisse kulturelle Elite richtet, sicherlich nicht verhältnismäßig mehr Unterstützung verdient, als die gemeine Unterhaltung fürs „einfache Volk“. Gerne lasse ich mich als Banausen oder Einfaltspinsel betiteln. Fakt ist: Ich lese lieber Bild als FAZ, schaue lieber Eurosport als Arte, geh lieber ins Kino als ins Theater usw., wie die übergroße Mehrheit der Steuerzahler übrigens auch! Habe ich Prolet einfach so zu akzeptieren, dass meine Steuerabgaben (denn darauf haben es die subsidierten Künstler eigentlich abgesehen) in ein Erzeugnis verschwinden, das nur den selbsternannten „oberen 10.000“ zugute kommt?
Wenn Herr Kartheuser also weiterhin seine Poesie für Intellektuelle veröffentlichen will, dann doch bitte mit seinen Mitteln! (oder er soll sich einen Mäzenen aus seinem Milieu suchen)
Haben Sie Kinder, Herr Vervorst? Wenn ja, möchten Sie, dass die auch nur Bild statt FAZ lesen und Eurosport statt Arte schauen? Oder möchten Sie, dass Ihre Kinder die bestmögliche (Aus-)Bildung erfahren? Auch aus diesem Blickwinkel ist das IKOB zum Beispiel ein Segen für die DG, vor allem, seitdem dort eine Museumspädagogin hervorragende Arbeit leistet. Und diese Kultur ist keineswegs für die oberen Zehntausend, jeder Mensch hat ein Recht auf Bildung, hat ein Recht auf Kultur, diese Recht ist schon in der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert. Und wenn wir uns in der DG über eine blühende Kulturszene freuen dürfen, ist das auch wichtig für den (Wirtschafts-)Standort Ostbelgien
„Fakt ist: Ich lese lieber Bild als FAZ, schaue lieber Eurosport als Arte, geh lieber ins Kino als ins Theater usw., wie die übergroße Mehrheit der Steuerzahler übrigens auch! Habe ich Prolet einfach so zu akzeptieren, dass meine Steuerabgaben (denn darauf haben es die subsidierten Künstler eigentlich abgesehen) in ein Erzeugnis verschwinden, das nur den selbsternannten “oberen 10.000″ zugute kommt.“
Tja, wenn das so ist und sie dies sozusagen zur Norm erheben, an der sie die Vergabe von öffentlichen Geldern messen, sollten wir gleich unser gesamtes Bildungssystem in die Tonne klopfen. Hier wäre dann nämlich so ziemlich alles schiefgelaufen.
Aber kann es nicht sein, das Politik auch die Aufgabe hat, der „Verblödung“ der Bevölkerung entgegen zu wirken?
Ich glaube, dass Herr Karthäuser mal wieder in die Opferrolle schlüpft und das Schicksal des Kratgartens beweint. Dies ist wohl nicht der richtige Weg. Nichtsdestotrotz sind alle kulturellen Initiativen, die die von ihnen erhobene Norm aufzubrechen versuchen und ein Angebot darstellen, das der kulturellen Entwicklung und Entfaltung der Menschen dient und eine kreative, künstlerische und/oder kritische Sicht der Dinge bietet, eine Wohltat in unserer von kommerziellen und trivialen Produkten überschwemmten Gesellschaft
Der BILD bricht dies keinen Zacken aus der Krone, denn sie ist und bleibt was sie immer war: ein Krawallblättchen …
Die DG fördert neben den anerkannten professionellen Kulturträgern vor allem den Karneval.
Das dieser zu unseren Kultur zählt bestreite ich nicht. Doch Karneval besteht bei uns
größtenteils aus Saufen und Fressen. Das kann man auch nicht bestreiten!
Und wenn sich diese Sauf- und Fressveranstaltungen zu einem jecken Datum wiederholen
bei zum Beispiel 5×11 Jahre bekommt der Karnevalsverein einen Sonderzuschuss der DG.
Wenn man in der DG kein anerkannter Kulturträger ist und bspw. eine Leseveranstaltung
mit tiefgründigen Themen organisiert, bekommt man nichts.
Ach doch man wird von der Ministerin in öffentlicher Sitzung als Intrigant bezeichnet.
Ich hoffe Herr Karthäuser dass sie weiterhin Mut zeigen! Alles Gute!