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Kostenloses digitales Grenz-Echo-Abo für Studenten auf Kosten der DG – Zusätzliche Umwegfinanzierung?

Der Schriftzug "Grenz-Echo" auf der Außenfassade des Verlagsgebäudes auf dem Eupener Marktplatz. Foto: OD

DG-Regierung und Grenz-Echo arbeiten noch enger zusammen: Ministerpräsident Oliver Paasch (ProDG) kündigte am Donnerstag eine „Aktion der DG-Regierung“ an, die der einzigen ostbelgischen Tageszeitungen eine weitere Finanzspritze mit öffentlichen Geldern ermöglicht.

Neben den schon seit jeher von der DG getätigten Anzeigen und Bücherkäufen und nach einer drastischen Erhöhung der Pressebeihilfe gibt die Regierung ab sofort Studenten aus der DG für das Studienjahr 2022-2023 die Möglichkeit, ein digitales Grenz-Echo-Abonnement zu erhalten.

Dass die kostenlosen Abonnements auf Kosten der DG gehen, wird zwar nicht explizit erwähnt, versteht sich aber von selbst, zumal von einer „Aktion der DG-Regierung“ die Rede ist.

15.11.2019, Belgien, Brüssel: Oliver Paasch, Ministerpräsident der DG, spricht im Rahmen von Feierlichkeiten zum Tag der DG in Brüssel. Foto: Benoit Doppagne/BELGA/dpa

Ziel der Aktion sei es, „auch während des Studiums eine Verbindung der Studenten mit der Lebens- und Arbeitsregion Ostbelgien aufrechtzuerhalten“, gab das Kabinett Paasch in einer Pressemitteilung bekannt.

Wörtlich heißt es in dem Kommuniqué: „Wie wird der ostbelgische Raum in Zukunft gestaltet? Welche Unternehmen gehen neue, innovative Wege? Welches Konzert findet am Wochenende statt? Mit dem digitalen Abo haben die Studien-Auspendler jederzeit und von überall Zugriff auf die neuesten Entwicklungen in ihrer Heimat. Nicht zuletzt erhalten die Studenten so auch Zugang zu aktuellen Stellenangeboten. Denn nach dem Studium richtet sich der Blick der Studenten bei der Jobsuche häufig gen Um- bzw. Ausland. Dabei hat auch Ostbelgien ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten.“

Nicht nur Paasch rührt die Werbetrommel für diese „Aktion der DG-Regierung“. Auch Bernd Hugo, Präsident des Arbetgeberverbands AVED, macht mit.

„Vom Marktführer über Hidden Champions bis hin zum kleinen Handwerksbetrieb – Ostbelgien bietet den Fach- und Führungskräften von morgen viele Optionen zur beruflichen Entfaltung. Häufig ist das den ostbelgischen Studenten jedoch nicht oder kaum bewusst, so dass sie sich nach dem Studium zum Arbeiten leider oftmals außerhalb Ostbelgiens orientieren. Dem müssen wir über Aufklärung und Anreize entgegenwirken“, wird Hugo zitiert.

Bernd Hugo, Präsident des Arbeitgeberverbandes AVED. Foto: Alfons Henkes

Die Grenz-Echo-Abo-Aktion sei eine von vielen Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel, heißt es weiter in der Pressemitteilung des Ministerprsidenten. Abschließend betont Paasch: „Zu den wichtigsten Zukunftsthemen für Ostbelgien gehört aus meiner Sicht die Fachkräftesicherung. Hier setzt die Regierung auf eine Vielzahl von Maßnahmen: Von einem neuen Stipendiensystem für Mangelberufe bis hin zu Teilqualifizierungen in der dualen Ausbildung – der Fachkräftemangel wird auf verschiedenen Ebenen bekämpft. Mit dem digitalen Grenz-Echo-Abonnement soll speziell die Zielgruppe der auspendelnden Studentinnen und Studenten angesprochen werden.“

Das kostenlose digitale Jahres-Abo auf Kosten der DG können im deutschsprachigen Landesteil Belgiens wohnhafte Personen, die für das Studienjahr 2022-2023 an einer Universität oder Hochschule in Belgien oder im Ausland angemeldet sind, unter www.ostbelgieninfo.be/stayconnected beantragen.

Derlei Aktionen werfen wieder Fragen auf in Bezug auf die Einflussnahme der DG-Regierung auf die einzige deutschsprachige Tageszeitung. Diese war schon immer groß, zeitweise sogar sehr groß, könnte aber in Krisenzeiten noch viel größer werden. (cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

25 Antworten auf “Kostenloses digitales Grenz-Echo-Abo für Studenten auf Kosten der DG – Zusätzliche Umwegfinanzierung?”

  1. Ohje ohje

    Kann Ihre Kritik 100% nachvollziehen.
    Dennoch hätte ich gerne auf ein gratis ABO während meiner Studientage zurückgreifen wollen. Dafür hatte ich nun wirklich kein Geld zur Verfügung. Von daher auch eine schöne Geste des MP.

    Mal abwarten wieviele Studenten das Abo überhaupt anfragen.
    Was kostet so ein gratis-Abo ?

    Hoffentlich wird das ganze nicht missbraucht: Der Sohneman fragt ein Abo an und der Vater bezieht das Abo anhand des Logins des Filius. Gespannt wie das vermieden werden kann ?

    • Ohje ohje, da sprechen Sie einen wunden Punkt an. Schon früher, als es nur die gedruckte Zeitung gab, wurde viel mit Abos gepfuscht: Man nahm pro Mehrparteienhaus ein Abo. Die Zeitung wurde dann turnusgemäß im Laufe des Tages von allen Hausbewohnern gelesen. Der Missbrauch bei Online-Abos ist noch viel größer. Einer zahlt und gibt dann sein Abo-Password an andere Personen weiter. Wenn das geht? Oder ist das Password an ein bestimmtes Gerät (PC, Tablet, Smartphone) oder an eine bestimmte E-Mail-Adresse gebunden? Könnte ja sein. Andererseits glaube ich, dass die vom GE das einfach in Kauf nehmen. Sie bekommen von der DG Geld für neue Abos. Nur darauf kommt es an. Hauptsache, die DG zahlt!

    • Aber aber

      Wenn man diese Zahl aber mit veröffentlicht hätte könnte man keinen seiner geliebten Anti-GE und DG Regierungs-Bashing Artikel veröffentlichen da die paar gratis Abos sicher nicht das GE retten können. Es wird vermutlich in der Summe nicht mal für das Jahresgehalt der Empfangsdame reichen. Aber Hauptsache ne dicke Story draus machen. Ich hätte es in meiner Studentenzeitung in LLN gern genutzt.

  2. Die DG „unterstützt“ nach eigener Definition die Medien, Kritiker nennen das „kauft“ sich die Medien. OD z.B. wird in der aktuellen Form NIE auch nur 1 cent von der DG sehen. Und was das „kostenlos“ angeht, es ist der Steuerzahler der die Rechnung begleicht. Das GE wird aber eine wortreiche Rechtfertigung formulieren warum es trotz Sparzwang wichtiger ist die lokale Presse am Leben zu halten. Das Hemd ist ja jedem näher als der Rock….

  3. Ich denke mal mit den Summen mit der das GE unterstützt wird könnte man auch anderen Personen als den Studenten alleine ein Digital GE Abo „schenken“.
    Wichtig wäre jedenfalls, bei einer grossen DG Unterstützung, dass die Neutralität des GE gewährleistet wird, und das darüber auch von einem unabhängigen Gremium gewacht wird.

  4. Is ja möglicherweise nett gemeint, aber eigentlich auch sinnlos.
    Da es ja nur für die Digitale Version ist, muss man Internet für haben.
    Hat man Internet, ist die Tageszeitung von Heute nicht mehr aktuell.
    Job Abgebote kann man sich auf GE Seite ohne Abo ansehen.

    Riecht die bedruckte Version auch mittlerweile so schlimm wie der Wochenspiegel ?

    • Frankenbernd

      Studenten haben sich oft ein schmales Budget aber eines haben sie, Internet. Was ich mich allerdings frage bei allem Respekt fuer das GE, wieviele Studenten sind interessiert an einem GE Abo? Das GE hat sich wie viele andere klassische Zeitungen auch in gewisser Weise ueberlebt. Gerade bei Studenten oder akademisch Gebildeten sind andere Medien wesentlich beliebter.

  5. Dr. Schmierenblättchen

    Skandalös ! Die Devise « Wie rettet die Regierung ihr gefälliges Propagandablättchen und Klüngelmedium durch subventionierte Werbung und Verbreitung? » … die Jugend wird schnell feststellen, dass sie langweilige Dorfgeschichtchen, hübsche Ministerbildchen, kopierte DPA Artikel mit den Themen die vorgestern schon online waren und die Hetze über der Politik unliebsame Personen eine ziemlich öde Angelegenheit sind … aber « Mist » von richtigen Medien unterscheiden können ist vielleicht eine Initiative der Regierung zur Steigerung der kritischen Medienkompetenz oder ein abschreckendes Beispiel gegen Fakenews oder Garkeinenews für die Jugend… wer weiß ? Der Steuerzahler kann’s ja bezahlen…

  6. Als jahrelanger, treuer Leser des GE. möchte ich hier mal eine Lanze für unsere Tageszeitung brechen. Ohne diese morgendliche, altmodische Papierausgabe am Kaffeetisch würde mir etwas fehlen. Für ein.Medium wie das GE sind das natürlich schwierige Zeiten und ich finde es wichtig unsere Jugend beizubringen den.Tag in aller Ruhe am Früstückstisch zu starten anstatt mit einem Kaffe to go unterwegs an der Tankstelle. Die Fördergelder unterstützen daher für mich auch ein Stück Kultur,
    Während meiner Tagespausen sind dann die Online Medien eine wichtige Quelle..und natürlich auch OD. Die Medievielfalt ist wichtig. Wir leben mun mal in unserem kleinen Ostbelgien und in dieser ostbelgischen Enge tritt man anderen schon mal gerne ungewollt auf die Füße.

  7. Das GE war nie eine werteneutrale Zeitung, muss es ja auch nicht, es war die Stimme der CSP, der scheinheiligen christlichen Bourgeoisie der Ostkantone. Das war OK so lange es sich durch Zeitungsverkauf selbst finanzierte, ich konnte als politisch anders denkender Mensch das Vatikan-Propagandablatt einfach ignorieren. Jetzt haben wir eine andere Situation, jetzt nimmt man Steuergeld in die Hand und damit ändern sich die Spielregeln. Man zwingt praktisch jeden Steuerzahler das GE zu finanzieren, ob er mit der Zeitung einverstanden ist oder nicht. Man macht daraus faktisch eine Regierungszeitung der DG! Das hat mit freier Presse nichts mehr zu tun, denn zu einer freien Presse gehört nicht nur der Erfolg einer Zeitung sondern auch ihr Sterben wenn sie kein zahlendes Publikum mehr findet. Es ist nicht die Aufgabe der DG (eigennützig!) das GE vor dem Ruin zu retten.

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