Gesellschaft

Kniefall und Regenbogen spalten bei der EM weiter das Fußballvolk: Symbolische Geste, viel mehr oder nur PR?

29.06.2021, Großbritannien, London: Spieler der englischen und der deutschen Mannschaft knien vor dem Spiel auf dem Rasen. Foto: John Sibley/POOL Reuters/dpa

Was verändern die Aktionen bei der EM gegen Rassismus und Homophobie? Experten fordern, dass es nicht bei symbolischen Gesten bleiben darf. Zudem herrscht ein Misstrauen, dass sie von PR-Abteilungen mit gesteuert sind.

Regenbogen-Kapitänsbinden, Kniefälle und Debatten um symbolträchtig beleuchtete Stadien – die EM setzt gesellschaftspolitische Signale. Ob dieser Paradigmenwechsel im Fußball auch bis in die Wurzeln etwas verändert, müssen vor allem Verbände wie die UEFA erst noch beweisen. Dem Vorwurf von öffentlichkeitswirksamen PR-Aktionen bleiben sie – bei so manchem guten Willen – ausgesetzt. Gerade in Zeiten von Social Media, wo ein Regenbogen-Tweet so häufig und einfach abzusetzen ist wie ein Querpass auf dem Rasen.

27.06.2021, Spanien, Sevilla: Belgiens Romelu Lukaku, Belgiens Kevin De Bruyne, Belgiens Eden Hazard, Portugals Cristiano Ronaldo und der Schiedsrichter knien vor Spielbeginn auf dem Rasen. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa

Rassismus-Experte Gerd Wagner fordert deshalb Konsequenzen auch im Fußball-Alltag. „Es ist wichtig, dass da nachhaltig etwas passiert. Nutzen die Verbände nur die internationale Bühne – oder wird das Anliegen bis auf die unteren Ligen im Amateurfußball runtergebrochen?“, sagte der 62-Jährige von der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) in Frankfurt am Main der Deutschen Presse-Agentur.

Der deutsche Nationalmannschaftskapitän Manuel Neuer hatte vor dem Achtelfinale am Dienstag gegen England angekündigt, dass die deutsche Mannschaft vor dem Anpfiff niederknien und damit ein Zeichen gegen Rassismus setzen wird. Diese Geste hatten bei der EM schon mehrere Mannschaften vollzogen – so auch alle Akteure beim Spiel Belgiens gegen Portugal (1:0).

Bayern-Profi Neuer hat zudem mit dem Tragen der Kapitänsbinde in Regenbogenfarben ein Zeichen gesetzt, Englands Kapitän Harry Kane wollte am Dienstagabend folgen.

27.06.2021, Spanien, Sevilla: Belgiens Youri Tielemans und Belgiens Romelu Lukaku knien vor Spielbeginn auf dem Rasen. Foto: Bruno Fahy/BELGA/dpa

„Es gibt dadurch eine hohe Sensibilität und Aufmerksamkeit für das Thema. Ich halte auch das Verhalten der Spieler für glaubwürdig“, sagte KOS-Vertreter Wagner.

Der Kniefall – im Fußball vor allem bekannt aus der englischen Premier League – war nach dem gewaltsamen Tod des US-Amerikaners George Floyd von immer mehr Sportlern vor Spielen oder bei Toren und Erfolgen gezeigt worden.

Kritisch sieht nicht nur Wagner die Rolle der Europäischen Fußball-Union in der ganzen Entwicklung. „Das Verhalten der UEFA bei dieser EM bringt das Ganze etwas ein Schieflage. Die Entscheidung, das Münchner Stadion beim Spiel Deutschland gegen Ungarn nicht in Regenbogenfarben erleuchten zu lassen, ist einfach nicht nachzuvollziehen und unterstreicht nicht deren Glaubwürdigkeit“, sagte der KOS-Vertreter. Er sei sehr gespannt, „wie die UEFA auf das Fehlverhalten der ungarischen Fans in Budapest mit homophoben Gesängen reagiert, was das nach sich zieht. Daran muss sich die UEFA messen lassen, wie ernst sie das Thema nimmt“.

Die UEFA hatte für ihr Verbot für die von der Stadt angeregte Aktion mit dem Münchner Stadion in Regenbogenfarben internationale Proteste aus Politik, Gesellschaft und Sport erhalten.

19.06.2021, Bayern, München: Deutschlands Torhüter Manuel Neuer mit der Regenbogen-Kapitänsbinde. Foto: Christian Charisius/dpa

Paradoxerweise lobte die Dachorganisation dann die Regenbogen-Werbung einiger Sponsoren auf Werbebanden während der Spiele. Es stünde jedem Partner frei, „eine Botschaft der Toleranz und Gleichstellung zu übermitteln“. Die Regenbogenfarben gelten als Zeichen für Toleranz und sexuelle sowie geschlechtliche Vielfalt.

Die Aktionen gegen Rassismus bei der EM sieht auch Sig Zelt, Sprecher der Organisation ProFans, durchaus zwiespältig. „Grundsätzlich ist es gut und schön, dass so etwas möglich ist, und natürlich ist das ein positives Zeichen“, sagte Zelt. Er wies aber auch darauf hin, dass Trainer und Offizielle bei solchen Anlässen immer explizit betonen, dass dies von der Mannschaft ausgehe. „Das lässt deutlich Raum für Zweifel an der Authentizität. Man weiß ja, wie durchgedacht die öffentlichen Äußerungen von Marketingabteilungen wie beim DFB sind“, erklärte der Fanvertreter aus Berlin.

Der italienische Fußball-Verband will in der Debatte um einen möglichen Kniefall der Mannschaft vor dem EM-Viertelfinale am Freitag in München gegen Belgien die letzte Entscheidung den Spielern überlassen. Nach Ansicht des Verbandes stellt „die Auferlegung eines bestimmten Verhaltens eine Form des Machtmissbrauchs“ dar.

09.07.2016, Bayern, München: Die Hülle der Allianz Arena leuchtet anlässlich des Christopher Street Days in Regenbogenfarben. Foto: Tobias Hase/dpa

Im letzten EM-Vorrundenspiel der Azzurri gegen Wales hatten sich fünf Spieler dem Kniefall des Gegners angeschlossen, die übrigen nicht. Dieses uneinheitliche Verhalten hatte für Kritik in Italien gesorgt.

DFB-Kapitän Neuer ist stolz darauf, mit seiner bunten Kapitänsbinde ein Zeichen gesetzt zu haben. „Es war in der Vergangenheit oft so, dass wir uns politisch nicht so positioniert haben und stattdessen den Richtlinien, wie es immer gewesen ist, gefolgt sind. Jetzt hat – auch dank der sozialen Medien – jeder Einzelne mehr Einfluss, etwas zu bewegen“, sagte der 35-Jährige.

Engagement gegen gesellschaftliche Missstände haben Bundesliga-Profis aber auch schon in der Vergangenheit gezeigt. Im Juni 2020 bekundeten die Spieler von Borussia Dortmund ihre Solidarität mit dem Afroamerikaner George Floyd, der infolge eines brutalen Polizeieinsatzes in den USA starb, und knieten in Herzform auf dem Trainingsplatz nieder.

Hertha BSC erhielt 2017 öffentliche Kritik an seiner Kniefall-Aktion vor dem Bundesliga-Spiel gegen Schalke 04. Der Vorwurf in sozialen Netzwerken und in Kommentaren schon damals lautete: Effekthascherei und PR-Gag. (dpa)

34 Antworten auf “Kniefall und Regenbogen spalten bei der EM weiter das Fußballvolk: Symbolische Geste, viel mehr oder nur PR?”

  1. alter weißer mann

    Lieber woke statt Würzburg

    Einige sagen, der Kniefall des @DFB_Team heute in London sei als höfliche Geste gegenüber den Gastgebern zu respektieren. Viele empfinden die #BlackLivesMatter-Aktion als Hohn nach dem dreifachen islamistischen Mord eines schwarzafrikanischen Asylbewerbers in #Würzburg #GERENG
    — Dieter Stein (@Dieter_Stein) June 29, 2021

    https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2021/woke-statt-wuerzburg/

    Ex-Weltmeister Berthold: Trauerflor wäre angebrachter als Regenbogenbinde

    https://jungefreiheit.de/kultur/gesellschaft/2021/ex-weltmeister-berthold-trauerflor-waere-angebrachter-als-regenbogenbinde/

  2. Ich würde es begrüssen, wenn Moslems knien würden, wegen all der Attentaten, die im Namen ihrer Gottheit verübt werden. Und Macron, Merkel und viele anderen Politiker sollten dies auch tun, um sich bei uns zu entschuldigen.

  3. Raerener

    Die Spieler welche sich da knien um Solidarität für wen auch immer zu demonstrieren ,sollten doch die Stärke haben zu sagen, „wir fahren nicht nach Katar“.
    Dann würde ich mich auch knien.
    Aber ich denke, das lässt der Geldbeutel nicht zu bei den sogenannten Stars.
    .

    • Fred vom Jupiter

      Grundsätzlich richtig.
      Aber die Spieler spielen nicht in den Nationalmannschaften für’s Portemonnaie. Das passiert in den Club’s. Es wäre einfacher, statt auch noch ne EM zu spielen, das viele Geld mit ner ausgiebigen Pause ineiner der Villen zu genießen.
      Sprechen Sie die Funktionäre und die Politik an.

  4. Peter Müller

    So weit brauchen sie nicht zurück zu gehen, Dax

    Black-Power-Protest bei den Olympischen Spielen 1968 …https://de.wikipedia.org › wiki › Black-Power-Protest_b…
    Carlos und Smith senkten die Köpfe und erhoben jeweils eine Faust, die mit einem schwarzen Handschuh bekleidet war. Smith trug ein schwarzes Tuch um

    • Ach Herr Müller

      Die mussten dann auch mit den persönlichen Konsequezen leben:
      „Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), der US-Amerikaner Avery Brundage, stufte das Verhalten als eine „üble Demonstration gegen die amerikanische Flagge durch Neger“ ein“

  5. Maria Heidelberg

    Der Regenbogen ist ein Bund zwischen Gott und Noah. Glaubt irgendeiner, dass sich der Schöpfer so eine Welt wünscht? Ihr könnt bei dieser Propaganda Gott gegen Satan austauschen. Denn was hier praktiziert wird, ist der Reset zudem, was Gott vernichtet hat, nämlich den Übermenschen. Das ist der, der Gott überwinden muss, um mit ihm die Welt zu beherrschen.

    Sie arbeiten sehr hart daran, um das was der Schöpfer vernichtet hat, rückgängig zu machen. ( Back Built Better)

    Politik ist Religion.

    Ihr sehr das nur nicht, weil man Euch dieses Weltbild durch die Philosoph aberzogen hat. „Gott (Jesus Christus) ist tot!“. Und weil das so ist, läuft es auch so, wie es läuft. Völlig orientierungslos laufen wir durchs Leben und brauchen Führung von Satansanbetern, die auch den Sport infiltriert haben. Oder warum findet dieses politisch-religös-verdrehte Symbol Einzug in den Bereich des Fußballs?

    Schönen Sonnen-Gott -Tag gewünscht!

    Übrigens Adolfs Hakenkreuz ist einen Sonnensymbol. Es symbolisiert Tammuz. :-)

    Gott, äh Satan segne Euch! :-)

    https://de.wikipedia.org/wiki/Noachidische_Gebote

  6. Maria Heidelberg

    Die Hungerkrise wird kommen, @Willi. Und dann wirst Du die Leute anbetteln, die Dich mithilfe eines Virus in diese Situation gebracht haben.

    Willst Du wissen, was Sie Dir anbieten werden? Ein Grundeinkommen, wenn Du einen Eid auf Satan schwörst. Die Noahidischen Gesetze, die es verbieten werden Jesus Christus anzubeten.

    You are face to face with the man, who sold the world.

    Möge der Stärker siegen! (Darwin) :-)

    :-)

    • Was Darwin und die Darwinisten total uebersehen haben ist die Kooperation sowohl im Pflanzen- und Tierreich sowie beim Menschen. Dort nennt man es spenden und teilen.
      Auch erkannte er und seine Nachfolger nicht welchen enormen Stellenwert die Liebe sowohl im Tierreich sowie beim Menschen hat.

      Daher wird unser Gott siegen, der liebende und nicht deren Satan der nach der Samenabgabe sogar seine Mutter verkaufen wuerde.
      Friede mit dir Maria. ;-)

  7. Maria Heidelberg

    Ich möchte mich mal an die richten, die ich eigentlich sehr schätze. Diese Personen werden schon wissen, wer sich angesprochen fühlen muss.

    Es tut mir wirklich sehr sehr leid! Loyalität ist etwas was ich eigentlich sehr groß schreibe, Und ich werde bestimmt nicht aus egoistischen Gründen meine Loyalität ablegen, weil ich mit dem Kopf durch die Wand will.

    Aber:

    Entweder ihr wisst es, was hier abläuft, oder aber Eure Unwissenheit wird missbraucht.

    Corona hat mich zu der traurigsten Erkenntnis gebracht, die man sich für die Menschheit vorstellen kann.

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