Politik

Katar und die Hamas: Kritik am Wüstenstaat wird nach dem Massaker vom 7. Oktober lauter

25.09.2022, Katar, Doha: Der Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, gibt ein Pressestatement. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Seine guten Beziehungen zur Hamas machen das Emirat Katar erneut zum gefragten Vermittler. Aber die Hoffnung, seine Macht mit Hilfe islamistischer Gruppen auszubauen, könnte diesmal enttäuscht werden. Wird die Hamas für Katar zum außenpolitischen Klotz am Bein?

Wieder sind zwei Geiseln frei, wieder hat Katar mit vermittelt. Der enorme Einfluss des Emirats auf die im Gazastreifen herrschende Hamas hat das Land im Gaza-Krieg wieder zum gefragten Ansprechpartner gemacht. In der Geiselkrise werden sich dieser Tage viele der Länder an Doha wenden, die ihre Landsleute lebend nach Hause holen wollen. Mehr als 200 Menschen wurden laut Israels Armee gewaltsam verschleppt.

24.01.2019, —, Gaza: Ismail Hanijeh (l), Chef der Hamas, geht mit Mohammed al-Amadi (r), dem Botschafter Katars für die Palästinensischen Autonomiegebiete, aus dem Haus. Foto: Mahmoud Ajjour/APA Images via ZUMA Wire/dpa

Die Beziehungen Katars zur Hamas reichen bis in die 1990er Jahre zurück. Doha hat schon lange den Ruf, islamistische Gruppen im Nahen Osten zu unterstützen. Deutlich verstärkt wurden diese Bemühungen unter Emir Tamim bin Hamad Al Thani, der die Macht 2013 von seinem abdankenden Vater übernahm. Hamas, die afghanischen Taliban wie auch islamistische Akteure in Syrien und der Türkei seien zum Mittel geworden, um Katars Einfluss in der Region maximal zu erweitern, schreibt David Roberts vom Kings College London.

Aus dem reichen Golfstaat, der über sehr große Reserven an Öl und Gas verfügt, floss viel Geld an die Hamas, die 2007 die Macht im Gazastreifen übernahm. Berichten zufolge unterstützte Katar das Palästinensergebiet bisher mit mehr als 2,1 Milliarden US-Dollar, das Geld fließt demnach an Hamas‘ Zivilangestellte, aber auch an arme Familien. 2018 hatte Israel selbst erlaubt, dass Katar 15 Millionen US-Dollar in Koffern durch Tunnel in den Gazastreifen bringen lässt, um Gehälter von rund 20 000 Hamas-Angestellten zu zahlen.

Israel begründete, dass das Geld die humanitäre Krise im Gazastreifen mildern solle und sichergestellt sei, dass das Geld nicht für andere Zwecke missbraucht werde. Ein Foto der Koffer in einem Pkw machte sogar bei Facebook die Runde. Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas hatte Zahlungen für den Gazastreifen gestoppt, um die rivalisierende Hamas unter Druck zu setzen. Die meisten der 2,2 Millionen Palästinenser im Gazastreifen sind in Armut gefangen, ein Großteil von ihnen ist auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Fatah von Abbas ist die größte Palästinenserorganisation, Hamas die zweitgrößte.

Kritik an Katar ist nach dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober lauter geworden. Der Druck steigt, sich von der Hamas loszusagen, deren Chef Ismail Hanija Katar zusammen mit der Türkei beheimatet. Katar stehe eine „Abrechnung“ bevor, schreibt das US-Magazin „Atlantic“. Und das fragwürdige Kapital Dohas – nämlich die Nähe zu einer radikalen Organisation, mit der sonst kaum jemand spricht – ist auch zu einer Belastung geworden. Bisher duldeten die USA Katars Haltung zur Hamas, die von Westen als Terrororganisation eingestuft wird.

15.11.2022, Katar, Doha: Eine traditionelle Dhau liegt vor der Skyline. Foto: Federico Gambarini/dpa

Aus Katars Sicht dient die Unterstützung islamistischer Gruppen als eine Art Absicherung in einer explosiven Region. Es grenzt über Land und See an die miteinander verfeindeten Länder Saudi-Arabien und Iran. So sah Katar sich etwa auch in die Ecke gedrängt in einer mehrjährigen Blockade durch die Golf-Nachbarn. Die Energiegeschäfte mit Europa oder die Ausrichtung der Fußball-WM vergangenes Jahr sollen helfen, Katar international größer aufzutreten zu lassen.

Islamistische Gruppen wie die Muslimbrüder seien „sinnvoller“ Partner beim Machtausbau gewesen, „groß, gut entwickelt und multinational“, urteilt Experte David Roberts. Sie ermöglichen einen Zugewinn an Einfluss für einen Staat von der Größe Nordirlands, in dem von 2,5 Millionen Einwohnern nur etwa 300.000 Staatsbürger sind.

In Afghanistan ging die Rechnung auf. Doha öffnete 2013 ein Büro für die militant-islamistischen Taliban und war dann ein gefragter Vermittler für die USA. Katars Nischen-Diplomatie führte zum Abkommen zwischen den USA und den Taliban, woraufhin 2021 Tausende Truppen abgezogen und Zivilisten aus Afghanistan geflogen wurden. Die USA und andere Staaten lobten Katars Rolle als Vermittler. Allerdings gelang es Doha nicht, den Taliban größere Zugeständnisse abzugewinnen. Nachdem die Taliban am 15. August 2021 die Hauptstadt Kabul erobert hatten, mussten die US-Truppen und ihre westlichen Verbündeten überhastet aus dem Land abziehen.

14.10.2023, Katar, Doha: Antony Blinken (l), Außenminister der USA, und Mohammed bin Abdulrahman Al Thani, Premierminister und Außenminister von Katar, treffen ein, um zu den Medien zu sprechen. Foto: Jacquelyn Martin/AP/dpa

Katar bemüht sich nun, nach dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober nicht im Ansehen zu sinken. Es gebe „ausbeuterische Versuche, Katars Ruf als entscheidender Vermittler zu beschädigen“, schrieb die Website Doha News nach dem Besuch von US-Außenminister Antony Blinken. Sein katarischer Amtskollege, Mohammed bin Abdulrahman Al Thani, sprach von „bösartigen Anschuldigungen“ mit Blick auf Berichte über die Nähe von Katar zur Hamas. Doha News nannte auch deutsche Medienberichte. Katars Emir forderte Israel am Dienstag unterdessen eindringlich zum Ende der Angriffe auf: „Genug ist genug.“

In der ebenfalls Hamas-nahen Türkei versucht man jetzt, sich vorsichtig von der Organisation zu distanzieren. Hanija, der sich am 7. Oktober in Istanbul aufhielt, sei „höflich weggeschickt“ worden, berichtete die Nachrichtenseite Al-Monitor unter Berufung auf Eingeweihte. Von ihm und anderen Hamas-Mitgliedern zirkulierte ein Video, in dem die Männer in „Dankbarkeit beten“, als sie Nachrichten des Terrorangriffs im Fernsehen sahen. Ankara habe „Hanija und seine Entourage höflich gebeten, die Türkei zu verlassen“. Türkische Regierungsvertreter haben die Darstellung dementiert. (dpa)

21 Antworten auf “Katar und die Hamas: Kritik am Wüstenstaat wird nach dem Massaker vom 7. Oktober lauter”

  1. Bäderkönig Eduard

    Katar ist als Investor an vielen Konzernen in Europa beteiligt, ein Teil der Gewinne aus diesen Geschäften gehen dann später an die Hamas. Also aufpassen liebe RWE Kunden und auch alle Volkswagen Fahrer können sich nicht freisprechen, um mal 2 Beispiele der Wirtschaftsbeteiligungen zu nennen. Vom LNG Gas aus Katar reden wir später.

  2. Peer van Daalen

    Ich frage mich, wieso der KAS Eupen immer noch Eigentum der Aspire Zone Foundation aus Katar ist https://www.t-online.de/sport/fussball/id_91559780/kas-eupen-und-aspire-academy-was-will-katar-in-einer-belgischen-kleinstadt-.html und wie dieser anrüchige Deal überhaupt zustande gekommen war.

    https://11freunde.de/artikel/ohne-die-kataris-gaebe-es-die-kas-eupen-nicht-mehr/7065428

    Für mich ist das ein Verrat an Moral und Sittlichkeit mit diesen Terrorunterstützern Geschäfte zu machen.

    „Der Golfstaat gehört seit etwa 15 Jahren zu den wichtigsten Unterstützern der Hamas. Dabei geht es um politische und finanzielle Hilfe, zum Beispiel für den Wiederaufbau von Infrastruktur nach israelischen Angriffen.“

    https://www1.wdr.de/nachrichten/katar-emir-scholz-hamas-israel-gaza-100.html

    https://www.deutschlandfunk.de/moreno-ocampo-katar-terrorfinanzierung-102.html

    Schande!

    • Experte nr1

      schande unserer bürgermeisterin…. die public viewing der WM wegen „menscherechtsverletzungengen“ unterbunden hat…. aber dem stadionumbau am stockberger weg wegen geldmangel zugestimmt hat. 🤔 komisch 40% der gelder kommen aus dem QATAR …. wie erklärt man diese Entscheidung?? …. heuchler

      • Grüne Rallye und Fußball

        Und wenn die Flutlichter der Schwarz-(ein wenig) Weißen sonntags nachmittags, im Juni oder August, um 15:00 hell erleuchten, ist vom „Klimawandel durch Menschen“, sprich, Stromverbrauch, nicht mehr die Rede… Und Neuville als Rallye-Fahrer als Aushängeschild für den Sport in der DG, auch kein Problem, im Zeitalter der durch Menschen selbstzerstörerischen Umweltverschmutzung… Wir werden nur verarscht.

  3. Peter Müller

    Die Aussage von Stepann Krämer.
    Wie bei KramerI ich bin mit einem zweigeteilten Auftrag angetreten: zunächst – mit Hilfe der gestandenen Profis – die Klasse zu halten und eine gute Rolle in der Liga zu spielen; zum anderen liegt der Fokus des Vereins aber auch auf der Entwicklung junger Spieler“, fasst der 54-Jährige seine Aufgabenstellung zusammen. Das haben die Fans von Eupen noch nicht verstanden, da müsste keiner mehr hin gehen.

  4. Osteuropa

    Etwas mehr zu Katar

    Schokolade

    Le Sultan ben Jassem Al Thani, membre de la famille d’Hamad ben Khalifa Al Thani, émir du Qatar jusqu’en 2013, est l’actionnaire principal de la chocolaterie liégeoise Galler, avec 70% des droits de vote.

    Gas aus Qatar

    Présente lors de la signature, la ministre fédérale de l’Energie Marie Christine Marghem se dit quant à elle „ravie“ de la „coopération étroite et fructueuse“ entre la Belgique et le Qatar alors que ce dernier fournit environ 15% de la consommation de gaz de la Belgique.

    Also zukünftig keine Galler Schokolade mehr konsumieren ( die 170 Mitarbeiter in Belgien rausschmeißen ) ein kalter Hintern im Winter …..und bei jeder Gelegenheit gegen die Stadt Eupen und die KAS hetzen.

    • Peter S.

      Das Gas würde man nicht brauchen, wenn man die Kernenergie ausgebaut hätte, wogegen aber die Moskau-treuen Parteien erfolgreich vorgegangen sind. Die paar Arbeitsplätze in einer Schokoladenfabrik müssen keinen jucken und Eupen als Verein gehört boykottiert.

          • Walter Keutgen

            Peter S., „die paar“, „niederländische“. In Groningen wird seit 1.10. kein Gas mehr gefördert, weil es massenhaft Erdbeben gegeben hat (etwas für Dax). Nächsten 1.10. ist das definitiv, wenn kein strenger Winter kommt. E-Fuels gibt es schon massenhaft, nicht wahr. Deshalb hat auch Habeck – oder war es Baerbock – den Kotau vor so einem Scheich gemacht.

            • Peter S.

              Ich habe doch nirgendwo behauptet, dass es massenhaft E-Fuels gibt. Was wollen Sie mit diesem Strohmann-Argument? Aber es könnte genug geben, wenn die Kernenergie ausgebaut worden wäre.

  5. Der aus dem Süden

    Erwähnen sollte man auch dass die Gemeinde Bütgenbach seit grschätzt 20 Jahren das “ dreckige“ Geld aus Katar annimmt, Vater Al Thani war auch regelmässig Gast dort…es ist nicht nur die AS….

  6. Ermitler

    Alle diese Ländern wie Katar haben viel aber fast kein Wasser sowie kein Wissen .Wenn die Westlichen Länder nicht gewesen wären würde Afrika schon lange nicht mehr bestehen.(Mlaria-Ebola……..)

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