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Boris Johnson übersteht Misstrauensvotum in seiner Fraktion – Mehr als nur ein Sturm im Whiskyglas?

06.06.2022, Großbritannien, London: Graham Brady (M), Vorsitzender des zuständigen Parteiausschusses, verkündet das Ergebnis des Misstrauensvotums der konservativen Fraktion gegen den britischen Premierminister Johnson. Foto: Stefan Rousseau/PA Wire/dpa

AKTUALISIERT – Der britische Premier Boris Johnson hat ein Misstrauensvotum in seiner konservativen Fraktion überstanden. Doch das Ergebnis war knapper als erwartet. Die Aktion gegen Johnson ist wohl mehr als nur ein Sturm im Whiskyglas.

Nur 211 seiner Fraktionskollegen sprachen dem Premier am Montagabend in London ihr Vertrauen aus. 148 Tory-Abgeordnete votierten für eine Abwahl Johnsons als Parteichef und damit auch als Premierminister. Er gilt damit als schwer beschädigt.

Ein Misstrauensvotum wird nach den Regeln der britischen Konservativen abgehalten, wenn 15 Prozent der Fraktion dem Premier das Misstrauen ausspricht. Diese Schwelle war am Sonntag mit entsprechenden Mitteilungen von mindestens 54 der 359 Tory-Abgeordneten erreicht worden, wie der Vorsitzende des zuständigen Parteiausschusses, Graham Brady, am Montagfrüh mitgeteilt hatte. Die Abstimmung wurde noch am Abend abgehalten.

06.06.2022, Großbritannien, London: Boris Johnson, Premierminister von Großbritannien, gestikuliert. Foto: Alberto Pezzali/AP Pool/dpa

Johnson war unter Druck geraten, nachdem Details über teilweise exzessive Partys in seinem Amtssitz in der Londoner Downing Street während der Corona-Lockdowns ans Licht gekommen waren. Der konservative Politiker hatte die Feiern geduldet und war teilweise sogar dabei gewesen.

Ein Untersuchungsbericht warf den Verantwortlichen in der Downing Street Führungsversagen vor. Johnson musste wegen der Teilnahme an einer illegalen Lockdown-Party eine Geldstrafe zahlen und gilt damit als erster amtierender Premierminister Großbritanniens, der erwiesenermaßen das Gesetz gebrochen hat.

Es war aber nicht nur die laxe Haltung gegenüber den eigenen Regeln, die Johnsons Gegner in der eigenen Partei auf die Barrikaden gebracht hat.

Der Tory-Abgeordnete und langjährige Johnson-Weggefährte Jesse Norman warf dem Premier unter anderem vor, die Einheit des Landes zu gefährden. Den Konfrontationskurs mit Brüssel in der Nordirland-Frage bezeichnete er als „wirtschaftlich sehr schädlich, politisch töricht und beinahe sicher illegal“. Johnsons Plan, Flüchtlinge nach Ruanda abzuschieben, beschrieb er als „hässlich, wahrscheinlich kontraproduktiv und von zweifelhafter Rechtmäßigkeit“. Eine langfristige politische Agenda habe er hingegen nicht.

06.06.2022, Großbritannien, London: Boris Johnson, Premierminister von Großbritannien, verlässt das Parlament. Foto: David Cliff/AP/dpa

„Stattdessen versuchst du einfach nur Wahlkampf zu betreiben, indem du ständig das Thema wechselst und politische und kulturelle Gräben hauptsächlich zu deinem eigenen Vorteil schaffst“, so Norman weiter.

Ebenfalls zu denken geben sollte Johnson, dass die Rebellion nicht nur von einem Flügel der Partei zu kommen schien. Beispielsweise finden sich unter seinen Kritikern sowohl beinharte Brexit-Anhänger wie der Abgeordnete Steve Baker und Ex-Brexit-Minister David Davis als auch Remainer wie Tobias Ellwood, der kürzlich eine Rückkehr in den EU-Binnenmarkt forderte.

Seit Monaten hatten immer wieder Parteikollegen Johnson öffentlich zum Rücktritt aufgefordert. Der Versuch, ihn aus dem Amt zu jagen, ist nun vorerst gescheitert. Nach den aktuellen Parteiregeln darf für die Dauer von zwölf Monaten kein weiteres Misstrauensvotum gegen Johnson angestrengt werden. Doch die Hoffnung, dass die Kritik an ihm jetzt verstummen wird, dürfte ebenfalls vergeblich sein.

Johnson hat zwar noch die Mehrheit der Fraktion hinter sich, doch die Fronten innerhalb der eigenen Partei scheinen so verhärtet, dass ihm das Regieren zunehmend schwer fallen dürfte.

Die nächste Krise für Johnson droht, wenn am 23. Juni in zwei englischen Wahlkreisen Nachwahlen stattfinden. In mindestens einem davon müssen sich die Tories auf eine schwere Niederlage einstellen. (dpa/cre)

8 Antworten auf “Boris Johnson übersteht Misstrauensvotum in seiner Fraktion – Mehr als nur ein Sturm im Whiskyglas?”

  1. Er hat nur einfach nen Whisky zuviel getrunken und ist dabei erwischt worden, glaubt denn wirklich einer daran das es hier anders abgelaufen ist. Ich weiß aus sicherer Quelle das auch ein hiesiger Minister aus dem schönen Ostbelgien, bei geschlossener Türe bis 3 in der Früh mächtig gefeiert hat.

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