Leserbrief

Johann Klos: Das Spiel mit dem Feuer

Die Besetzung der Autobahnbrücke und Ähnliches, begleitet von unüberlegtem, umweltbelastendem Abfackeln verschiedenster Erzeugnisse aus dem Sortiment „wird eh nicht mehr gebraucht“, wurde seitens der Scientology ähnlichen, flämischen Gruppierung namens N-VA natürlich aufgegriffen, um den wallonischen „Freunden“ so richtig eins reinzuwürgen.

Ok, wer mit dem Feuer spielt, kommt darin um, heißt es. Auch will ich die Aktionen keinesfalls gutheißen. Ich bin mir sicher, dass sich die durch diese Aktion überrollten Spitzen der FGTB in Zukunft anderes aufstellen werden.

Ich frage mich nur, inwieweit die mir bis dato wenig aufgefallene Mevrouw Zuhal Demir (Kammer-Abgeordnete dieser Partei) sich überhaupt vorstellen kann, worauf sie sich da einlässt. Populismus pur – warum weist keiner diese Brüder und Schwester eigentlich daraufhin, dass ein solches Unterfangen – im Übrigen reden wir über die Vorbereitung eines Versuchs, den Gewerkschaften eine sogenannte „personnalité juridique“ um den Hals zu hängen, schon im Jahr 2005 angegangen wurde. Natürlich wieder mal von flämischen „Nationalisten“.

Was die belgische Verfassung dazu sagt, interessiert die sowieso lieber heute als morgen „weg Partei“ überhaupt nicht. Es gilt auch hier, gewisse Regeln zu befolgen. Wie Marktschreier den Versuch zu unternehmen, es vielleicht doch anders zu machen, kommt einem Schlag ins Gesicht gleich, auch in das der Bürger, welche bis dato nicht hysterisch auf eine solche nicht mehr zeitgemäße Veranstaltung eingegangen sind.

Wenn Sie schon einmal Staub aufwirbeln, Mevrouw, dann aber richtig. Wo bleibt ihr Ehrgeiz, den Arbeitgeberverbänden das gleiche Schicksal anzudrohen.

Ihre Partei lebt von populistischen Ankündigungen, die darauf hinauszielen, die kleinen Leute zu manipulieren. Belegen Sie lieber als Erstes ein paar Stunden in Staatskunde, ehe Sie sich hier anständig die Finger verbrennen oder im schlimmsten Fall eine blutige Nase holen.

An die andere Seite sei gesagt: Alter schützt vor Torheit nicht. Wenn lebenslanges Lernen als Marschrichtung für die Bürgerschaft vorgegeben wird, sollte das sicherlich auch Einzug in ihre Kreise finden.

28.10.2015 Johann Klos, Eupen

14 Antworten auf “Johann Klos: Das Spiel mit dem Feuer”

  1. Zappel Bosch

    Das Streiken wird doch keinem verboten, Herr Klos !!
    Vielleicht wissen Sie, dass die Organisatoren jeder Saalveranstaltung eine bestimmte Anzahl von Ordnungskräften bereitstellen müssen? Warum zwingt man die Gewerkschaften/Streikinitiatoren denn nicht auch dazu, ihre eigene „racaille“ (das sind ja meistens nur wenige) im Zaum zu halten? Gerne auch mit Hilfe der Polizei, die bisher ja meist eher nur untätig zusieht. Wie bei Saalveranstaltungen sind dann auch die Organisatoren von Streiks haftbar zu machen (bei wilden Streiks nur wenn die Gewerkschaft sie im Nachhinein anerkennt), und dazu muss man wahrscheinlich neue gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen. Weshalb arten Streiks in Deutschland fast nie so aus, wie z.B. Streiks in Belgien und Frankreich?
    Übrigens, es gibt sicher bestimmte Versicherungen, die man für diese Haftpflicht abschließen kann. Die Prämie richtet sich dann aber wahrscheinlich nach dem Risiko von Ausschreitungen aus (in B und F also höher) …

  2. Kerstges Angela

    Herr Zappel, Sie sprechen das „Ausarten “ an. Eventuell könnte das auch an der Mentalität liegen?! Die belgische Wallonische ist uns in etwa bekannt, betreff Frankreich, keine Ahnung!

    • senfgeber

      Sie setzen „wallonisch“ und „belgisch“ gleich.

      „Belgisch“ ist ein Kunstbegriff, so wie z.B. „sowjetisch“ oder „jugoslawisch“, das ist auf dem Geschichtsmüll gelandet, mit „belgisch“ versucht man, Unterschiedliches mit etwas nicht Bestehendem zu überwölben, und es gibt nicht Wenige, die das auch wirklich glauben .
      Nicht zuletzt haben progressive Wallonenkräfte erkannt, dass „Belgien“ ein Holzweg ist, wenn man sich Rassemblement Wallonie-France anschaut, von den flämischen Selbstreinigungskräften der N-VA ganz zu schweigen.
      Es wird an der Zeit, dass das „Belgische“ wie das „Sowjetische“ oder „Jugoslawische“ entsorgt wird und Wallonien in der Terre d’accueil Douce France eine Heimat findet, aus der es eigentlich nie hätte entlassen werden dürfen.

      Dass das Klößchen die ideologischen Verbandelungen zwischen seiner Parti socialiste und der FGTB einfach unerwähnt lässt, ist schon sehr dreist.

      • Kerstges Angela

        „Terre d’accueil Douce“ Sie wollen die Wallonen beim Nachbar entsorgen? Naja, weiß nicht so recht, was ich davon halten soll!
        Dass Herr Klos z. B. die FGTB unerwähnt lässt, könnte damit zusammen hängen, dass das entsprechende Klima unter der „Otto -Normal-Bevölkerung nicht allzu gut auf diese zu sprechen ist.
        @ Jim Bob, was meinen Sie? Verstehe Ihren Hinweis nicht?!

          • Zaungast

            „…und Wallonien in der Terre d’accueil Douce France eine Heimat findet, aus der es eigentlich nie hätte entlassen werden dürfen.“

            Nun ja, wem der antibelgische Fanatismus den Blick trübt, dem kann es entgehen, dass „Belgien“, oder besser die 17 Provinzen oder später die spanischen bzw. österreichischen Südlichen Niederlande (wie auch das Fürstbistum Lüttich mit den Fürstbischöfen „de Bavière“ (!) und die Fürstabtei Stavelot-Malmedy) nie zum Königreich Frankreich gehört haben, sondern zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

            Abgesehen natürlich von der Zeitspanne zwischen 1794 und 1814. Aber unter Napoleon gehörten auch Aachen, Köln, Mainz und sogar Hamburg zur „Douce France“, die so milde damals gar nicht war. Was schliessen wir daraus? Dass auch diese Städte dort nun eine Heimat finden sollten, aus der sie eigentlich nie hätten entlassen werden dürfen?

            • senfgeber

              Wer sich provinziell-kleinkariert à la belge auf Fürstenbistümer fokussiert läuft Gefahr, den Blick fürs Wesentliche zu verlieren, die Bildung der modernen Staaten der Neuzeit gerät dann auch schon mal aus dem Blickfeld.

              Zwischen 1792 und 1815 war der Großteil von dem, was heute Wallonien ist, Teil Frankreichs, Belgien ist ein Betriebsunfall der Geschichte, aber Unfälle können wieder korrigiert werden.
              „Douce France“ ist eine Übernahme von mir des selbstzentrierten französischen Geschleimes, De Gaulle hat es mal passender gesagt: „La France s’est faite à coups d’épée.“
              Und ob Aachen, Köln, Mainz oder Hamburg Bock haben, jemals Teil des Hochsteuerstaats Frankreichs zu werden, lasse ich mal offen, in https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Bund ist da nichts zu lesen, eine gute Variante für die Abwicklung Walloniens findet sich unter

              https://fr.wikipedia.org/wiki/Rattachisme

              Gut Ding will Weile haben.

              • Zaungast

                Wer andere als «provinziell-kleinkariert» abkanzelt, sieht sich selbst wohl als echte Geistesgrösse und beansprucht ganz selbstverständlich, allein den richtigen Blick auf das Wesentliche zu haben.

                «Bildung der modernen Staaten der Neuzeit»? Was ist damit gemeint? Die Bildung der modernen Nationalstaaten etwa? Die «Nation» als höchstes Gut in der Entwicklung der Menschheit? Dann sind, etwas näher betrachtet, die allermeisten Staaten aber Missgeburten, da sie entweder Mehrvölkerstaaten sind oder aber Minderheiten umfassen.

                «Zwischen 1792 und 1815 war der Großteil von dem, was heute Wallonien ist, Teil Frankreichs,…» Nein. Die ganzen Südlichen Niederlande + Lüttich + Malmedy-Stavelot wurden 1792 von den Franzosen erobert, aber erst 1794 formell annektiert, also nicht nur ein «Grossteil» der Wallonie. Bis 1814 (und nicht 1815) waren alle diese Gebiete (und auch viele deutsche Regionen unter Napoleon, bis hinauf nach Hamburg) französisches Staatsgebiet. Sprachliche Gesichtspunkte spielten dabei natürlich keine Rolle.

                Die Behauptung, die Wallonen hätten 1815 nicht aus ihrer damaligen «Heimat» entlassen werden sollen, ergibt insofern keinen Sinn, als niemand 1815 irgend jemand danach gefragt hat, ob er lieber Franzose, Preusse oder Niederländer bleiben oder werden wollte.

                „La France s’est faite à coups d’épée.“ Wohl wahr! Im Laufe der Jahrhunderte hat Frankreich sich in zahllosen Schlachten herausgebildet, und hat dabei viele andere Völker, Sprachen und Kulturen unterdrückt. Erst in jüngster Vergangenheit regt sich zaghafter Widerstand. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Flamen, Pikarden, Normannen, Bretonen, Aquitanier, Basken, Katalanen, Italiener, Savoyarden, Burgunder, Elsässer, Lothringer.

                Belgien ein Unfall der Geschichte? Das würde bedeuten, dass es eine übergeordnete Gesetzmässigkeit in der Geschichte gibt, die festlegt, wann ein Staat ein Normalfall und wann er ein Unfall ist.

                Wenn Belgien ein «Un»fall – dann wohl eher ein «Zu»fall – der Geschichte ist, dann ist Deutschland in seiner heutigen Form ganz sicher einer. Wohl kaum ein Staat in Europa wurde durch «coups d’épée» (den seinigen und denen seiner Gegner) so zusammengeschnippelt wie die heutige Bundesrepublik. Kann/soll man diese «Unfälle» auch korrigieren?

                Und der „Rattachisme“? Wie viel Stimmen hat der bei den letzten Wahlen denn erhalten? Na ja, gut Ding will Weile haben, und das schon seit 200 Jahren. Das lässt hoffen.

                Aber wie gesagt, da mir der Durchblick auf das Wesentliche fehlt …

                • senfgeber

                  Nationalstaaten sind heute überwiegend sprachlich und kulturell homogen, die Beispiele Sowjetunion, Jugoslawien oder Tschechoslowakei zeigen auf, dass Trennungen die bessere Lösung ist, deswegen führen Parallelgesellschaften auch in Sackgassen, Das muss nicht sein.

                  Ich möchte mich für Lüttich + Malmedy-Stavelot nicht weiter auf etwas provinziell-Kleinkariertes mit einem 2-Jahreszeitfenster einlassen, mit „Heimat“ ist eben die sprachlich-kulturelle und auch mentalitätsnahe Affinität gemeint,die zwischen Wallonien und Frankreich um ein Vielfaches größer ist als mit Flandern.
                  Es wundert mich, dass Sie ein Problem darin sehen, in Belgien als Folge einer Oper einen Unfall der Geschichte zu sehen. Anfang des 19, Jahrhunderst durfte Wallonien aus britischer Sicht nicht an Frankreich, weil die wallonische Montanindustrie Frankreich zu stark gemacht hätte. Im 21. Jahrhundert ergibt so etwas keinen Sinn mehr. Schauen Sie sich um, Belgien löst keine Probleme, dafür ist es die Wurzel etlicher Probleme. Eine Trennung ist einfach das Beste.

                  Deutschland in seiner heutigen Form das Ergebnis des eklatanten politischen und militärischen Versagens seiner damaligen „Elite“, ich nenne hier stellvertretend nur von Bethmann Hollweg, von Moltke oder von Falkenhayn, die mit ihrem Scheitern Deutschland in Versailles dem Untergang weihten, die Folgen ziehen sich bis in die Gegenwart hinein. Mit den 2+4 Verträgen hat Deutschland seine Grenzen anerkannt, die aus den Ostgebieten Vertriebenen oder aus Elsass-Lothringen Wegggemobbten wurden dabei nicht gefragt.

                  Wenn ich schrieb „gut Ding will Weile haben“, so bezieht sich das auf die Entwicklungen in Flandern, denn mit einer Unabhängigkeit (ein Konföderalismus müsste eine Frage der Zeit sein) ist ein „Rattachisme“ die logische Folge. Es sei denn, Sie halten ein eigenständiges Wallonien für überlebensfähig. Doch selbst das ehemalige Urgestein der PS, R. Collignon, ist nach seinem Ausscheiden aus dem Amt so frei, zu sagen, wie er dazu steht. Und wenn Sie sich mal die Transferzahlungen Flanderns an diesen Sanierungsfall vor Augen halten, erscheint das nicht sehr realistisch.

                  Meinen Sie mit „Das lässt hoffen“ , der Status quo des Herumwurschtelns sei eine Lösung?
                  „Belgien“ gehört zu den Steuerweltmeistern, Rekordverschuldung inklusive, dazu ein verrottetes politisches System, von Kleinigkeiten wird 3.-Welt-Straßen oder wallonischen Kulturdominanzbestrebungen zu schweigen. Wenn Sie in dieser Negativleistung Gründe für einen Status quo sehen, würde ich mich, wenn ich Sie wäre, auf meinen Geisteszustand untersuchen lassen.

                  • Zaungast

                    „…würde ich mich, wenn ich Sie wäre, auf meinen Geisteszustand untersuchen lassen.“

                    Wer so etwas schreibt, sollte sich selbst schnellstens auf seinen eigenen untersuchen lassen.

                    Jede weitere Diskussion erübrigt sich da wohl.

  3. Werter Herr Klos!
    Sie sind auf bestem Wege in die Fussstapfen, bzw. das Erbe des Herrn Dr Meyer ein zu treten! Es gibt sicher kein Thema welches Sie daran hindert! Den Herrn Dr hatte man zum Schluss sowas von genug. All zu weit ist er damit nicht gekommen. Also, gut vorher überlegen, ehe es zu spät ist.

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