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Trainer Joachim Löw im Interview: „Wir haben es nicht verdient, erneut Weltmeister zu werden“

27.06.2018, Russland, Kasan: Trainer Joachim Löw aus Deutschland fasst sich an den Kopf. Foto: Andreas Gebert/dpa

Die deutsche Fußball-Nationalelf ist bei der WM in Russland schon in der Vorrunde gescheitert. Bundestrainer Joachim Löw braucht Zeit, um diese heftige Pleite zu verdauen.

Fragen an Bundestrainer Joachim Löw in der Pressekonferenz am Mittwoch nach dem 0:2 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im dritten WM-Spiel gegen Südkorea.

– Herr Löw, haben Sie eine Erklärung, warum die Mannschaft heute ausgeschieden ist?

27.06.2018, Russland, Kasan: Mario Gomez aus Deutschland fasst sich an den Kopf. Foto: Andreas Gebert/dpa

Löw: Die Enttäuschung, dass wir ausgeschieden sind, ist wirklich riesengroß. Ich denke, man muss jetzt erstmal unseren beiden Gegnern gratulieren, die in dieser Gruppe weitergekommen sind. Wir haben es bei diesem Turnier nicht verdient, erneut Weltmeister zu werden. Wir haben es nicht verdient, dass wir in dieser Gruppe weiterkommen. Wir sind ausgeschieden. Wir sind heute sicher nicht am Willen und am Wollen gescheitert. Wir hatten in diesem Turnier nie die Möglichkeit, in Führung zu gehen. Wir sind immer einem Rückstand hinterhergelaufen. Man muss sagen, dass wir nicht das gezeigt haben, was wir normalerweise können. Von daher müssen wir das so akzeptieren und die Niederlage eingestehen.

– Wie war die Stimmung in der Kabine nach dem Spiel und wie gehen Sie persönlich mit dieser Niederlage um?

Löw: Natürlich brauche ich jetzt erstmal ein paar Stunden. Ich bin auch geschockt, dass wir es nicht fertig gebracht haben, Südkorea zu schlagen. Ich hatte bei der Mannschaft nicht das Gefühl, dass sie nicht unter Spannung steht. Wie es jetzt weitergeht – da muss man mal in Ruhe darüber reden. Für mich ist das jetzt noch ein bisschen zu früh. Ich bin selbst maßlos enttäuscht.

– Befürchten Sie, dass jetzt eine dunkle Zeit für den deutschen Fußball anbricht?

27.06.2018, Russland, Kasan: Trainer Joachim Löw aus Deutschland geht nach dem Spiel über den Platz. Foto: Ina Fassbender/dpa

Löw: Das denke ich nicht. Bis zu diesem Turnier waren wir die konstanteste Mannschaft der letzten zehn, zwölf Jahre. Wir waren immer unter den letzten vier, die Krönung gab es 2014. Jetzt hat es uns getroffen. Das ist natürlich absolut traurig und enttäuschend. Ich denke, wir haben schon auch junge Spieler, die talentiert und entwicklungsfähig sind. Das ist anderen Nationen auch schon passiert, da muss man jetzt die richtigen Schlüsse daraus ziehen und es in Zukunft wieder besser machen.

– In einem Fernseh-Interview sprachen Sie von Selbstherrlichkeit vor dem ersten WM-Spiel gegen Mexiko. Können Sie das genauer erklären?

Löw: Wir hatten ein gutes Trainingslager, die Mannschaft hat gut gearbeitet und trainiert. Wir haben dann gegen Mexiko verloren und es nicht geschafft, den Schalter umzulegen. Wir waren überzeugt, dass es gut wird, wenn das Turnier losgeht, aber das war nicht so. Ich kann der Mannschaft aber nicht vorwerfen, dass sie nicht wollte. Wir haben heute schon auch Druck gemacht, aber es sollte nicht sein. Wir waren nach dem Gegentor moralisch tot. (dpa)

7 Antworten auf “Trainer Joachim Löw im Interview: „Wir haben es nicht verdient, erneut Weltmeister zu werden“”

  1. Graf Ortho

    „Wir haben es nicht verdient, erneut Weltmeister zu werden“

    Diesen selbstkritischen Satz hätte er nur nach dem gewonnenen Endspiel sagen können…
    Und da hätte er ihn wahrscheinlich nicht gesagt.

    • Warum hätte er das sagen sollen? Deutschland ist 2014 genau so verdient Weltmeister geworden wie sie dieses Jahr völlig verdient ausgeschieden sind! Es gab keine kuriosen Schiedsrichterentscheidungen oder andere Unsportlichkeiten. Und wer im Halbfinale Brasilien im eigenen Land mit 7:1 schlägt, kommt verdient ins Finale! Und Argentinien war im Finale auch keineswegs besser als D, ganz im Gegenteil!

      • Träum weiter

        :“Es gab keine kuriosen Schiedsrichterentscheidungen oder andere Unsportlichkeiten“

        Offensichtlich ein objektiver Kenner.

        Endspiel 2014 Argentinien . Neuers Karatetritt (Rote Karte -Elfmeter)

        2018 Schweden. Boatengs Foul (Rote Karte – Elfmeter)

        • Boatengs Foul gegen Schweden ist unstrittig, hat aber mit Deutschlands WM- Sieg 2014 nichts zu tun. Und Neuers „Karatetritt“ im Finale 2014 war definitiv kein Foul. Er kommt aus seinem Tor, springt hoch und faustet den Ball weg. Er trifft Higuain mit dem angezogenen Knie. Und das auch nur, weil der nicht zum Ball geht. Das ist ein klarer Fall von Ball gespielt! Wenn ein Abwehrspieler einen Stürmer im Strafraum zu Fall bringt, nachdem er den Ball gespielt hat, gibt es dafür ja auch keinen Strafstoß!

  2. sehe ich auch so. DIESE jungs waren und werden nicht weltmeister. Anspruch und Erwartung waren für diese mannschaft einfach zu groß. „Dieser Apfel hing zu hoch“. Dennoch schönen fußball gesehen….Ok so!

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