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Warum Belgien das Spiel gegen Italien ernstnehmen sollte – Ist Roberto Martinez noch der richtige Trainer?

07.10.2021, Italien, Turin: Belgiens Romelu Lukaku (l) jubelt zusammen mit seinen Teamkollegen nach seinem Treffer zum 2:0 gegen Frankreich. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa

AKTUALISIERT – An diesem Sonntag, 10. Oktober, um 15 Uhr (live auf RTL-TVI und vtm) bestreitet die belgische Fußball-Nationalelf in Turin das kleine Finale der Nations League gegen Gastgeber Italien. Auch wenn es um keinen Titel mehr geht, hat Belgien aus mehreren Gründen ein Interesse daran, diese Begegnung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Für das Spiel um den 3. Platz der Nations League muss Belgiens Nationaltrainer Roberto Martinez u.a. auf Kapitän Eden Hazard und Rekordtorschütze Romelu Lukaku verzichten. Es ist auch davon auszugehen, dass Kevin De Bruyne gar nicht oder nur zeitweise zum Einsatz kommen.

Für Martinez ist dies die Gelegenheit, junge Spieler wie Charles De Ketelaere (FC Brügge), Arthur Theate (Bologna) und Alexis Saelemaekers (AC Mailand) eine echte Bewährungschance zu geben, aber auch Spielern wie Hans Vanaken (FC Brügge) und Leandro Trossard (Brighton & Hove Albion), die bisher nur wenige Einsätze hatten.

Bild links – 07.10.2021, Italien, Turin: Belgiens Michy Batshuayi (l) und Yannick Carrasco (r) reagieren mit Entsetzen nach der Niederlage gegen Frankreich. Foto: Bruno Fahy/BELGA/dpa

Im Gegensatz zu dem, was man allgemein annehmen könnte, haben die Roten Teufel ein Interesse daran, diese Begegnung ernstzunehmen, und zwar aus mehreren Gründen:

– Belgien kann im Fall eines Sieges seinen ersten Platz in der Weltrangliste der FIFA verteidigen. Ansonsten könnten sie von Brasilien als Nummer 1 abgelöst werden.

– Wie schon gegen Frankreich, gegen das man im Halbfinale der WM 2018 verloren hatte, hat Belgien auch mit Italien noch eine Rechnung offen, denn bei der EM im vergangenen Sommer unterlagen die Roten Teufel dem späteren Europameister im Viertelfinale.

– Der belgische Fußballverband, der im Corona-Jahr 2020 mangels Einnahmen Verluste erleiden musste, kassiert im Fall eines Sieges immerhin 1 Million Euro mehr als bei einer Niederlage.

– Obwohl die Qualifikation für die WM 2022 Belgien kaum noch streitig zu machen ist, wäre eine Niederlage gegen die Squadra Azzurra heute in Turin ein weiterer Dämpfer.

07.10.2021, Italien, Turin: Belgiens Cheftrainer Roberto Martinez reagiert am Spielfeldrand. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa

Nach der 2:3-Niederlage der belgischen Fußball-Nationalelf im Halbfinale der Nations League gegen Frankreich steht Nationalcoach Roberto Martinez in der Kritik. Mehrere Medien werfen sogar die Frage auf, ob der Spanier noch der richtige Trainer für die Roten Teufel ist.

Die Qualifikation für die WM 2022 in Katar ist nach dem 2:2 zwischen Tschechien und Wales in der Qualifikation so gut wie sicher. Spätestens am 13. November im Heimspiel gegen Estland kann Belgien das Ticket für Katar lösen. Das letzte Gruppenspiel in Wales am 16. November wäre dann nicht mehr von Bedeutung.

Fraglich ist indes, ob die Roten Teufel nach den Enttäuschungen bei der EM 2020 und jetzt bei der Nations League 2021 bei der WM 2022 eine Mannschaft aufbieten können, die in Katar den Titel anvisieren kann.

Es stellt sich die Frage, ob Roberto Martinez noch der richtige Trainer für die belgische Nationalelf ist. Neben einigen Erfolgen, von denen der 3. Platz bei der WM 2018 in Russland der größte war, hat Martinez auch einige Misserfolge zu verantworten.

08.09.2021, Russland, Kasan: Alexis Saelemaekers (l, Belgien) und Nikolay Zolotov (Belarus) kämpfen um den Ball. Foto: Virginie Lefour/BELGA/dpa

Erinnert sei an die Pleite in der Nations League im November 2018 in der Schweiz, als die Belgier in Luzern nach einer 2:0-Führung noch mit 2:5 untergingen; eine schwere erste Halbzeit in der WM-Qualifikation in Tschechien im März 2021, eine schwache erste Halbzeit bei der EM im Spiel in Dänemark, das Ausscheiden im EM-Viertelfinale gegen Italien und jetzt die Niederlage gegen Frankreich im Halbfinale der Nations League am vergangenen Donnerstag, als eine 2:0-Pausenführung noch verspielt wurde.

Martinez wird unter anderem vorgeworfen, junge Spieler zu wenig und nur halbherzig in die Stammelf der Roten Teufel zu integrieren und zu lange den „Alten“ vertraut zu haben. Speziell gegen Frankreich spielte Belgien in der 2. Halbzeit viel zu defensiv, Martinez wechselte zu spät Youri Tielemans und Eden Hazard aus.

Marc Wilmots musste nach der EM 2016 gehen, weil er nur das Viertelfinale erreicht hatte. Wäre es von daher nicht auch konsequent, sich jetzt von Martinez zu trennen?

Vielleicht löst sich das Problem aber auch von selbst, sollte Martinez tatsächlich beim FC Barcelona den Niederländer Ronald Koeman ablösen. Vielleicht wäre dies für beide Seiten noch die beste Lösung. (cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

41 Antworten auf “Warum Belgien das Spiel gegen Italien ernstnehmen sollte – Ist Roberto Martinez noch der richtige Trainer?”

  1. Die Zeit von Martinez war schon nach der letzten EM vorbei. Die goldene Generation muß sich im Herbst Ihrer Zeit neuerfinden, sollten Sie noch ein Titel holen wollen. Nach der WM sollte man sich auf der neuen goldenen Generation konzentrieren. Das Spielermaterial ist vorhanden.

  2. Kommt mal von Eurem Hohen Trohn runter! So schlecht war, und ist der Martinez nicht! Wo stand Belgien letztens Monate lang? Seht mal wo da andere Nationen stehen!? Solch kleines Land wie wir. Und dann diese Skandalliga Jupiller Ligue! Die Aufdeckungen höre nicht auf, alles Räuber und Tunichtgute! Dasselbe passiert ja auch öfters bei unserer Poliktik. Die geben der Liga sogar noch Sonderkonditionen im Steuer- und Sozialwesen, das nennt man „Hand in Hand“.

  3. Nach der dritten verpatzten Endrunde ergibt sich bei den Fans schon ein gewisser Frust, wobei der Trainer immer der erste ist, bei dem man die Schuld sucht. Insgesamt kann Martinez ja eine bemerkenswerte Bilanz hinlegen. Doch er hat sie bisher nicht mit einem Pokal untermauert. Und dieses Makel wird an ihm haften bleiben, wenn auch in Katar nichts geholt wird. Danach geht die Goldene Generation in Rente.

  4. Man soll nie zu lange an einem Trainer festhalten. Deutschland hätte sich direkt nach der desaströsen WM 2018 von Jogi Löw trennen müssen. Die AS Eupen wäre auch besser gefahren, wenn sie Benat San José schon letztes Jahr entlassen hätte. Man wartet immer, bis dass alle verstanden haben, dass ein neuer Trainer kommen muss. Aber dann ist es schon zu spät.

    • Fred vom Jupiter

      Deutschland hätte sich nach dem WM-Titel 2014 von Löw trennen müssen oder besser Löw abtreten. Der WM Titel war viel Glück des Tüchtigen dabei. Seine Beste Zeit, bzw. die beste deutsche Mannschaft haben wir in Süd-Afrika gesehen. 2014 war nur Neuer überragend.
      Hoffentlich geht Martinez nach Barcelona. Wäre gut für alle

    • Fred vom Jupiter

      Vielleicht zwei Anmerkungen noch, dann lass ich euch mit meiner Sichtweise in Ruhe.
      Bei der letzten WM waren Brasilien und Belgien die stärksten Teams. Beim Sieg über Brasilien war es eigentlich nicht viel anders als jetzt gegen Frankreich. Haben uns nach der verdienten Führung hinten rein gestellt und was haben wir da gezittert. War Glück dabei das über die Zeit zu retten.
      Nichts draus gelernt. War ja Brasilien, der Sieg zählt und vergessen.
      Das war unser Moment. Das wäre unsere WM gewesen. Gegen Frankreich ausgeschieden. Lloris war überragend an dem Tag.
      Hätte Lukakus Abseitstor 3-2 jetzt in der Nationsleague gegolten, würde auch niemand die zweite Halbzeit und Martinez in frage stellen.
      Vielleicht ist es ganz gut, dass das jetzt vor der WM geklärt wird.

  5. Hab mir gestern dss Spiel der U21 roten Teufel angeschaut. Denk Alternativen für mehrere Positionen sind da. Osaka, Winter, Openda ,…die nach und nach mit in die Mannschsft integriert werden sollten. Denk die Zeit für Verthogen oder von Alderwereld sind langsam vorbei.

  6. Peter Müller

    Was soll das. Die Mannschaft versagt immer wenn es darauf ankommt. Unser Rotbäckchen wir sich wohl nie zu den grossen Fussballern zählen dürfen. Ein Paar Vereinspokale wie sehr viele ander auch, mehr war es nicht. Wir träumen jetzt schon über 10 Jahre von einem Titel und nix ist. Das liegt nur an der Mannschaft, die normal keinen Trainer braucht. Na ja , eine Chance haben wir ja noch und das lässt uns weiter träumen von der Blechernen Generation.

        • Fred vom Jupiter

          Zwischen Nicht-Mitläufer-Jasager und Dummschwätzer ist ein gewaltiger Unterschied, Peter.
          Ein emotionsloser objektiver Blick von aussen, lässt den Unterschied offensichtlich eher erkennen als dein subjektives Selbstbild.

      • askiebitz

        Vor allem sollte man realistisch bleiben. Seit rund zehn Jahren ist Belgien wieder zurück auf der Fußballlandkarte nach den desaströsen Nullerjahren. Die Qualis sind eine Selbstverständlichkeit und die Vorrunden bei großen Turnieren auch. Wann war das überhaupt schon einmal so (ich erinnere nur an die Herzschlagquali gegen Holland 85, auf die die grandiose und oft glücklich verlaufende WM86 folgte)? Vielleicht ist es das dann auch für uns. Ich sehe beim besten Willen nicht, welcher Trainer aus diesem Team noch mehr herausholen könnte. Martinez muss man zugute halten, dass er im krassen Gegensatz zu Wilmots taktische Kenntnisse hat und das Umfeld der Nationalmannschaft professionalisiert hat (sh. Diablotiens). In den entscheidenden Momenten hat die aktuelle Generation nervenaufreibende Spiele gewonnen (USA, Japan, Brasilien, Portugal) und andere eben auch verdient verloren (Argentinien, Wales, Frankreich, Italien). Ihren Zenit hat sie inzwischen offensichtlich überschritten und es tut einfach nur noch im Herzen weh, einen Künstler a.D. wie Hazard über den Platz humpeln zu sehen (mehr noch als bei Kompany). Die völlig überaltete Abwehr kommt schon gegen Gegner wir Tschechien und Dänemark an ihre Grenzen und von der Mentalität her ist eben kein Anführer dabei, der in entscheidenden Momenten das Steuer noch rumreißt (vgl. De Bruynes od. Lukakus Körpersprache). Was bleibt, sind eben 10 schöne Jahre und die Gewissheit, dass die Roten Teufel auch nach dem Abdanken der Bronzenen Generation (denn das war sie letztlich) noch konkurrenzfähig sein wird.

  7. Fifa Rangliste 1 ein Witz 😉
    Unsere goldene Generation hat Spass gemacht aber in wichtigen Momenten fehlt der Wille/Stärke
    Nach dem 2-0 in der Halbz gegen Frankreich sich auch zu sicher Leider 😏

    • Neben dem Willen und dem bedingungslosen Einsatz fehlt der belgischen Mannschaft auch die Cleverness. Die Italiener zeigten heute zum Schluss, wie man einen Vorsprung verteidigt und gefahrlos über die Runden rettet. Unsere Mannschaft blieb hingegen gegen Frankreich hinten stehen und hoffte, dass ein Wunder geschieht.

  8. Peter Müller

    Wieso Goldene Generation. O.k.. wenn man etwas erreicht hat bin ich dabei. Aber was haben wir in den letzten 5-6 Tunieren gebracht, nix. Nix heisst keine Titel, Man muss schon ehrlich sein, wenn man einen Strich unter die Sache zieht. Das wir gute Fussballer haben ist unbestreitbar. Aber an was liegt es denn?. Die Presse hat die Mannschaft immer in den Himmel gelobt, und vom Titel gesprochen. Die Fans sind auf den Zug aufgesprungen. Immer wurde von Titeln gesprochen. Es muss schon alles passen für einen Titel zu gewinnen, aber vier fünf sehr gute Spieler reichen eben nicht für einen Titel. Jetzt den Trainer dafür verantwortlich zu machen ,ist billig und eine Ausrede. Noch können wir eine Antwort geben, warten wir es ab. Nur, die Mannschaft wird nicht jünger ,und ein Umbruch kann in gut einem Jahr nicht stattfinden..

    • Sie fragen, weshalb man von der Goldenen Generation spricht. Hier die Antwort: Im Vergleich zu den 90ern- bis etwa 2012, als wir viele Endrunden verpassten und im Weltranking unter ferner Liefen waren, war es schon ordentlich, was Belgien seitdem geschafft hat. Gut, ein Titel war nicht dabei. Aber die Goldene Generation hat immerhin einige Male dran riechen können. Und schließlich sind wir ein kleines Land und haben keine Superliga wie Spanien, Italien und England.

  9. Mannschaft gut, Nachwuchs gut fast alles gut bis auf die top europäischen Klubs müssen von so einer belgischen Mannschaft geschlafen werden… Schade!
    Nachwuchs ist auch ganz gut…
    Trainerwechsel, vielecht schon…
    Es fehlt der letzte Feinschliff…

    • Pensionierter Bauer

      Wenn ich so etwas lese, wie Martinez soll gehen, dann denke ich, dass man sich nicht der Tatsache bewusst ist, dass wir nur ein ziemlich kleines Land mit einem beschränkten Potenzial an Spielern ist. Ich selbst bin sehr zufrieden damit, dass man als Belgier in den letzten Jahren im Fussball der Nationalmannschaften immer bei den letzten Acht dabei war.
      Glücklich bin ich aber auch darüber, dass ich in einer anderen Zeit erwachsen werden durfte und mich dadurch eher in Bescheidenheit üben durfte.
      Für die Roten Teufel kam die EM ein Jahr zu spät, denn unsere Jungs haben in dem Jahr abgebaut, während zB. Italien deutlich an Stärke dazu gewann.
      Aber was solls, wir sind immer am späteren Titelgewinner gescheitert.

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