Gesellschaft

FIFA-Boss Infantino kritisiert „heuchlerische“ Kritik am WM-Gastgeber Katar – Kein Bier rund um die Stadien

19.11.2022, Katar, Al-Rajjan: FIFA-Präsident Gianni Infantino spricht auf einer PK und hält den WM-Spielball einer Hand. Foto: Robert Michael/dpa

FIFA-Präsident Gianni Infantino hat einen Tag vor der Eröffnung der Fußball-WM eine „Doppelmoral“ westlicher Nationen gegen Gastgeber Katar angeprangert.

„Ich denke, was wir Europäer in den vergangenen 3.000 Jahren weltweit gemacht haben, da sollten wir uns die nächsten 3.000 Jahre entschuldigen, bevor wir anfangen, moralische Ratschläge an andere zu verteilen“, sagte der 52-Jährige während einer Pressekonferenz am Samstag in Al-Rajjan. Es sei „traurig“, diese „Doppelmoral“ erleben zu müssen.

Katar steht seit Jahren wegen des schlechten Umgangs mit Menschenrechten sowie den Lebensbedingungen für ausländische Arbeiter in der Kritik, die auch von unabhängigen Organisationen wie Amnesty International geäußert wurde. Die Regierung des Emirats weist das zurück.

01.04.2022, Katar, Doha: FIFA-Präsident Gianni Infantino (l) und Hassan Al Thawadi, Generalsekretär des WM-Organisationsteam, unterhalten sich. Foto: Christian Charisius/dpa

„Wie viele dieser westlichen Unternehmen, die hier Milliarden von Katar erhalten – wie viele von ihnen haben über die Rechte von Arbeitsmigranten gesprochen? Keiner von ihnen“, sagte Infantino, ohne Beispiele anzuführen. „Wer kümmert sich um die Arbeiter? Wer? Die FIFA macht das, der Fußball macht das, die WM macht das – und, um gerecht zu sein, Katar macht es auch.“

Er verstehe nicht, wieso die Fortschritte in Katar nicht anerkannt würden, sagte der FIFA-Präsident, der in Doha einen Nebenwohnsitz hat. „Diese Art und Weise, einseitig Lektionen erteilen zu wollen, das ist heuchlerisch.“

Seine Pressekonferenz eröffnete der Schweizer mit: „Heute fühle ich sehr starke Gefühle, heute fühle ich mich als Katarer, heute fühle ich mich als Araber, heute fühle ich mich afrikanisch. Heute fühle ich mich homosexuell. Heute fühle ich mich behindert, heute fühle ich mich als Arbeitsmigrant.“ (siehe auch Rubrik „Zitiert“). (dpa)

WM-Spiele ohne Bier: Katar setzt Alkoholverbot durch

48 Stunden vor dem WM-Auftakt setzt sich Gastgeber Katar doch noch durch: Rund um die Stadien wird kein Alkohol verkauft. Für die Fans ist es kurz vor dem Turnierstart die nächste Umstellung.

WM-Gastgeber Katar hat kurz vor der Eröffnung der Fußball-Weltmeisterschaft doch noch ein Verbot von alkoholischem Bier rund um alle Stadien durchgesetzt. Zwei Tage vor dem Auftaktspiel wurde die eigentlich mit dem Fußball-Weltverband vereinbarte Aufweichung des Alkoholverbots wieder gekippt, wie die FIFA am Freitag mitteilte. Damit müssen sich die Fans nur rund 48 Stunden vor dem WM-Eröffnungsspiel zwischen Gastgeber Katar und Ecuador am Sonntag (17.00 Uhr) erneut umstellen.

18.11.2022, Katar, Doha: Im Medienzentrum der Fußball-WM werden Bierdosen zum Verkauf angeboten. Foto: Pa Wire/PA Wire/dpa

In den Stadien soll nach Angaben der FIFA weiterhin alkoholfreies Bier verkauft werden. Alkoholhaltige Getränke können Fans, die nach Katar reisen, unter anderem beim offiziellen Fanfest in der Hauptstadt Doha konsumieren.

„Nach Gesprächen zwischen den Behörden des Gastgeberlandes und der FIFA wurde entschieden, den Verkauf von alkoholischen Getränken auf das FIFA Fan Festival und andere Ziele der Fans sowie lizenzierte Veranstaltungsorte zu konzentrieren“, hieß es in der Mitteilung.

Rund um den Alkohol-Ausschank bei dem Turnier hatte es zuvor schon Diskussionen gegeben. Anfang der Woche wurden laut Medienberichten bereits errichtete Verkaufsstände rund um die Stadien wieder abgebaut. Zunächst hieß es, diese sollten an anderer Stelle wieder aufgebaut werden.

18.11.2022, Katar, Doha: Werbung für Budweiser-Bier ist in einem Hotel zu sehen. Foto: Jon Gambrell/AP/dpa

Demnach drängten die Gastgeber auf ein Verbot von Alkohol, während die FIFA und ihr Bier-Sponsor sich dem widersetzt hätten. Die FIFA hatte die Berichte über eine Änderung des Ausschank-Konzeptes zunächst zurückgewiesen.

Bislang war vorgesehen, dass Fans während der WM-Partien zwischen dem 20. November und 18. Dezember innerhalb der Stadionbereiche in bestimmten Zonen alkoholhaltiges Bier kaufen dürfen – jedoch nicht direkt in den Arenen sowie nur vor und nach den Spielen. Nun gibt es im gesamten Bereich rund um die Stadien kein alkoholhaltiges Bier zu kaufen.

Alkohol ist in Katar nicht gänzlich verboten, wird aber nur sehr eingeschränkt etwa in Bars oder Restaurants bestimmter Hotels ausgeschenkt. Ausländer, die eine Aufenthaltsgenehmigung haben, können ihn auch in einem Geschäft kaufen, müssen aber älter als 21 Jahre sein und brauchen dafür eine Erlaubnis. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

32 Antworten auf “FIFA-Boss Infantino kritisiert „heuchlerische“ Kritik am WM-Gastgeber Katar – Kein Bier rund um die Stadien”

  1. Kasperle

    Ist schon eine Farçe diese WM! Wenn man vor zig Jahren noch sah wie der Blatter den Umschlag öffnete, und das Wort Katar fiel, da fielen Weltweit die Kinnladen zwei Etagen tiefer!? Unglaublich?! Dann Kônnte das nächste Championsleague Finale gut und gerne ja am Kerhrwech in Eupen stattfinden?! Die ersten Nachbarn würden sicher für’s ganze Turnier nur mehr Feiertage einberufen.
    Wenn dann heute der Blatter das ganze als Irrtum bezeichnet, dann spricht er diesmal sicher fürs erste die ganze Wahrheit aus.
    Die damaligen Entscheider fuhren mit vollen Taschen heim, keiner wars natürlich gewesen, alle waren vollends dafür, mit Feuer und Flamme.
    Die heutigen Kritiker kommen zu spät, das Spiel wird trotzdem angepfiffen.
    Ein paar Tote mehr oder weniger, ist auch egal.
    Warum nur lehnte sich nicht die ganze Welt ab sofort nach der Wahl dagegen auf?
    Zu Scheinheilig, ängstlich, was auch immer. Jetzt ist es zu spät!
    Wenn man das viele Geld dann aufwiegt gegenüber dem vielen hungernden Volk und hungernden Kindern auf der Welt, dann fehlen einfach nur die Worte.

    • Tja Kasperle,
      guter Kommentar von Ihnen, leider ist die Situation noch viel schlimmer!
      Und dieser FIFA-Präsident, unglaublich dessen Aussagen! Und dann steht da auch noch kein Gegenkandidat bei der nächsten Wahl zur Verfügung. Was bedeutet eigentlich der Begriff „FIFA“?
      Etwa F-ür I-mmer F-ürstlich A-usgesorgt ?

    • Ja, ja und Franz Beckenbauer hatte damals keinen einzigen Arbeitssklaven gesehen.

      Jetzt, viele Jahre später, tauchen sie alle auf…..

      Sogar die LGTBQ-Armbinden und und -Fahnen..

      „Warum nur lehnte sich nicht die ganze Welt ab sofort nach der Wahl dagegen auf?“ 👍

  2. Eifel_er

    Da kann man nur sagen wie bestllt so geliefert.
    Hauptsache die Kasse stimmt
    Über die Paar Leichen kommt man dann einfacher hinweg.
    Und nächstes mal wird es wieder der gleiche Brei sein.

  3. FC-Bayern-Fan

    Ist Katar uns voraus ?
    Alkoholfreie Zuschauer, warum wird das nicht bei uns eingeführt ?

    alle schreien, Tote in Katar, jeder einzelne Tote ist natürlich zu viel aber
    was für eine Doppelmoral erlauben wir uns, wie viele Tote gab es nicht beim Bau vom
    Gotthard Tunnel, also hier bei uns in Europa ?
    Noch viele Beispiele könnte man hier aufführen.

    Kehren wir bei uns, dann gibt es noch sehr viel zu tun.
    Menschenhandel, Gastarbeiter die zu Niedriglöhne ausgebeutet werden, Flüchtige die
    wir ertrinken lassen usw. Und das in 2022.

    • Herbert G.

      @ FC-Bayern-Fan
      19/11/2022 15:02
      Ich finde es nett von Ihnen, wie Sie die armen Katarer in Schutz nehmen. Die sind sicher sehr froh darüber. Die Europäer haben wirklich soviel Dreck am Stecken und die Araber waren ja bisher immer Chorknaben; das musste mal gesagt werden.

      • FC-Bayern-Fan

        @Herbert G,
        ich nehme nirgendwo die Katarer oder Katarinen in Schutz, aber wie wir mit viel Dreckem
        am Stecken es uns erlauben, auf andere zu zeigen, nur das möchte ich hervorheben.
        Tun wir dieses, um von unseren eigenen Fehler abzulenken ?

    • wie viel Tote beim Bau des Gotthard Tunnels? 199 waren es, oder 19 pro Kilometer. Der Unterschied ist nur, daß diese Unfälle trotz aller Sicherheitsmaßnahmen passiert sind. In Katar hat man Arbeiter bei 50 Grad im Schatten arbeiten lassen.
      Fragen an Sie: Wie viel ist die menschliche Körpertemperatur? Ab wie viel Grad ist erhöhte Körpertemperatur lebensgefährlich?

  4. volkshochschule

    Zeigen den Finger auf Katar und beschweren uns lautstark über die Behandlung der Bauarbeiter auf den zahlreichen Baustellen im Wüstenstaat. Aber ignorieren völlig wie es all den osteuropäischen Transport – Arbeitssklaven hier bei uns geht, die gerade an den Wochenenden in Eupener und anderen Gewerbegebieten in ihren Lastwagen leben, leben müssen, und sich am Straßenrand eine Suppe zubereiten. Natürlich fühlt sich keiner zuständig, die Parteien nicht, die Gewerkschaften nicht die EU nicht, Brüssel nicht und der sonst selten schweigsame Herr Paasch schon gar nicht.

  5. Besorgte Mutter

    Endlich spricht es einer aus!
    Er hat absolut recht, wenn er sagt: dass die kommenden 3000 Jahre nich für die Wiedergutmachung ausreichen für das was die Europäer in den vergangenen 3000 Jahre in der Welt angestellt haben. Es soll doch wirklich mal jeder zuerst vor der eigenen Haustüre kehren, ehe er anderen den Spiegel vorhält.
    Quatar ist FIFA Mitglied und hat somit das Recht eine Fußball WM auszurichten! Genauso dürfte Belgien dies tun, nur wir können es uns nicht leisten.
    Es ist einfach nur erschreckend zu sehen für was einige sich hier in Europa halten.
    Niemand wird einen Schwulen oder eine Lesbe darin hindern zur WM zu fahren. Es darf nur nicht offen gezeigt werden. Auch mit dem Alkoholverbot finden wir nicht dramatisch, denn so sind eben die Regeln in diesem Land. Klar ist auch, dass ich ein Alkoholverbot bei uns nie und nimmer dulden würde.
    Aber andere Länder andere Sitten!
    Wir sollen einfach nur glücklich darüber sein, dass der Fußball eines der wenigen verbindenden Elemente in der Welt ist.
    Vor unseren ewigen alles und immer Moralisten empfinde ich nur noch richtiger Ekel.

    • Deuxtrois

      Und so haben Sie sich im anderen Beitrag moralisch entrüstet ber Nacktheit der deutschen Nationalspieler. Sie sind auch weit von Ihrer Doppelmoral geprägt. Beten Sie heute Abend zu Jesus und Gott.

      • Aber sie entrüstet sich zu Recht für den Fall eines Alkoholverbots hier, ja sie würde es sogar „nicht dulden“! Oha, was käme da auf uns zu?
        Jedenfalls wäre es wirklich eine Sünde gegen den Fußball-Geist, ohne Alkohol ein Spiel ansehen zu müssen! Wie ich als Bahnfahrer gelernt habe, gehört es dringend zum Ritual, als Fan auch in der Bahn zu saufen, zu kotzen und zu pinkeln (natürlich zünftig außerhalb der Toiletten)! Prost!

      • Besorgte Mutter

        @Deuxtrois, wo habe ich mich über Nacktheit entrüstet?
        Diese Typen mit einer Frau, die haben mE. einen an der Waffel, weil die die Show suchen um eine im Mainstream angesagte Botschaft loszuwerden.
        Mit Nacktheit habe ich überhaupt gar kein Problem, Bredene und so. OK?
        Vergisst man hier in Europa und besonders in Deutschland mittlerweile komplett für wieviel Wohlstand diese Arabischen Länder bei uns sorgen?
        Dieser von der Presse aufgestachelte Mainstream ist einfach nur noch peinlich!
        Wo sollen denn noch sportliche Großereignisse stattfinden?
        Wurden da in Deutschland nicht mehrfach Olympische Spiele per Volksabstimmung abgelehnt?
        Wenn wir nur noch die feinen moralistischen Ländern mitspielen lassen, dann haben wir aber bald nicht mehr viele Spielkameraden.
        Den Respekt vor unserer Lebensweise den ich von unseren Gästen erwarte, den können andere Gastgeber von uns als Gäste vor ihrer Lebensweise erwarten!

          • Besorgte Mutter

            @Dr.ALBERN, da haben Sie vollkommen recht. Nur, wie können wir den Respekt vor unserer Lebensweise einklagen, wenn unsereins dort auch keinen Respekt vor deren Lebensweise zeigt oder gar dort provoziert.
            Wenn man es dort nötig hat, seine gleichgeschlechtliche Liebe offen zu zeigen, dann ist das genauso provozierend wie vor einigen Jahre in Brussel und Wuppertal die selbsternannte Chariapolizei es war.

    • „Klar ist auch, dass ich ein Alkoholverbot bei uns nie und nimmer dulden würde.“
      Hätte mich auch gewundert! 🥴
      Trotzdem war diese Pressekonferenz wohl das Dämlichste, was in den letzten 3000 Jahren vor einem Mikrofon gesagt wurde!
      Bald stehen eh alle afrikanischen Katarer mit arabischer Herkunft an einer europäischen Theke, homosexuelle Arbeitsmigranten mit Behinderung zapfen nach deutschem Reinheitsgebot.

  6. Bei der Weltmeisterschaft in Katar darf in den Stadien kein Bier ausgeschenkt werden. Das gab die FIFA am Freitag bekannt – sehr zum Missfallen vieler Fans. Budweiser, offizieller Bier-Sponsor des Turniers, versuchte die Situation mit Humor zu nehmen. 

    Tausende von Dosen hatte der Getränkehersteller bereits aus Brauereien in England und Wales nach Katar schiffen lassen, dort steht das Bier nun ungenutzt in Lagerhallen. Die englische „Sun“ berichtet, dass die Dosen ungeöffnet in den Müll wandern.

    Budweiser selbst hat eine andere Idee: „Die Siegernation erhält das Bier“, twitterte das Unternehmen, verbunden mit der Frage: „Was glaubt ihr, wer bekommt die Dosen?“

    Ob es sich dabei um einen PR-Stunt handelt, oder Budweiser tatsächlich tausende Liter Bier ins Weltmeisterland liefert, wird sich spätestens in vier Wochen zeigen.

    Da freut man sich ja über die Klimaneutrale WM…

    • ein Fan, der sich wundert

      ein armseliger Auftritt dieses korrupten FIFA-Präsidenten.

      Europa hat sicherlich in den vergangenen Jahrhunderten (oder 3 Jahrtausenden) viel Unrecht und unsägliche Verbrechen zu verantworten. Daraus allerdings ein zwingendes Argument zu fabrizieren, Europa den Vorwurf von Heuchelei zu machen, um Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der arabischen Welt zu entschuldigen, ist völlig inakzeptabel. Frei nach dem Motto : Jeder soll vor seiner Haustür kehren.

      Der deutsche Michel in Person des DFB-Präsidenten war soeben im Interview wiederum Weltmeister im Sprücheklopfen, Verdrehen von Fakten und absoluter Relativierung.

      Die gesamte FIFA und deren nationale Vasallen kann man getrost als Räuberbanden bezeichnen.

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