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Hubert Vandormael im Alter von 85 Jahren gestorben: Die AS Eupen trauert um ihre Spielertrainer-Legende

Hubert Vandormael im April 2003 auf dem Fußballplatz von Ans, der nur einen Steinwurf von seinem Haus entfernt war. Foto: Gerard Cremer

Der Name Hubert Vandormael steht für die wohl glorreichste Zeit in der Geschichte der AS Eupen. Der ehemalige Spielertrainer ist im Alter von 85 Jahren gestorben, wie am Freitag mitgeteilt wurde.

Gerard Cremer, heute Herausgeber von „Ostbelgien Direkt“, hat Hubert Vandormael nach dessen Karriere zwei Mal in Ans besucht: einmal im Jahr 1984 für den damaligen „Grenzland-Report“ und im April 2003 als freier Journalist für das „Grenz-Echo“. Nachfolgend veröffentlichen wir den Bericht, den er im April 2003 verfasste.

Mit Eupen von der Promotion zur 2. Division

In seiner Fußballerkarriere hat Hubert Vandormael, geboren am 12. Dezember 1933, viele Höhepunkte erlebt. Mit dem CS Verviers, der Union St. Gilloise und dem FC Tilleur hat er in der 1. Division gespielt und in der Torjägerliste immer einen der vorderen Plätze eingenommen.

1965 wurde er zweitbester Torschütze mit 24 Treffern hinter seinem Clubkameraden Jean-Paul Colonval, der nur ein Tor mehr erzielte. Im November 1956 stand Vandormael in der belgischen B-Nationalmannschaft und erzielte beim 3:0-Sieg gegen Frankreich zwei Tore.

Mit der Union St. Gilloise trat er in der Saison 1960-61 im Messestädte-Pokal, dem späteren UEFA-Cup, gegen den AS Rom an.

Hubert Vandormael (l) im April 2003 mit seinem Bruder Raymond Vandormael (r), der im Februar 2008 verstorben ist. Foto: Gerard Cremer

Doch all diese Erfolge waren nach seinem eigenen Bekunden nichts im Vergleich zu dem, was er zwischen 1966 und 1975 bei der AS erlebte. „In Eupen hatte ich meine schönste Zeit“, bekannte Vandormael im April 2003, als wir ihn in seinem Haus in Ans bei Lüttich besuchten.

Zeitungsartikel und Fotos hatte er aufbewahrt. „Viel davon haben mein Vater und mein Großvater gesammelt“, sagte Vandormael. Die Bilder von seinem B-Länderspiel gegen Frankreich füllten ein halbes Fotoalbum. Auch hatte er eine Ausgabe der Wochenzeitung „Sportif ´70“ aufbewahrt, in der man einen Bericht über den Eupener Stürmer Rainer Gebauer nachlesen konnte.

Mit großer Begeisterung und einer Liebenswürdigkeit, die ihn schon als Coach auszeichnete, was die Spieler nicht daran hinderte, ihn respektvoll mit „Chef“ anzusprechen, erzählte er von der damaligen Zeit. Neben ihm saß sein Bruder Raymond, der am Kehrweg sein Assistent war und sich vor allem mit dem Torwarttraining befasste.

Mit Paul Brossel fing im Sommer 1966 alles an

Während Hubert Vandormael beim Sprechen gerne stand und gestikulierte, war Raymond die Ruhe selbst. Aufmerksam hörte er zu und sagte eigentlich nur dann etwas, wenn Hubert von ihm wissen wollte: „Raymond, wie hieß auch noch der Spieler, den wir damals zusammen mit Paul Brossel aufgesucht haben?“

Hubert Vandormael war in Eupen nicht nur sportlich erfolgreich. Mit seinem Einsatz, seiner Herzlichkeit und Begeisterungsfähigkeit fühlte er sich seinen Spielern und den Fans des Clubs gleichermaßen verbunden. Foto: KAS

Wie es 1966 zu seinem Wechsel nach Eupen kam, vermochte Hubert Vandormael nicht mehr genau zu sagen. Hatte er sich beworben, weil er inzwischen fast 33 Jahre alt war und Spielertrainer werden wollte? Oder war AS-Manager Brossel auf ihn zugegangen?

Tatsache ist, dass das erste Jahr von Vandormael in Eupen alles andere als ein Erfolg war. Die AS landete sogar hinter dem FC Union Kelmis auf einem enttäuschenden achten Platz. Doch danach ging es steil bergauf: 1968 das in allerletzter Minute verlorene Entscheidungsspiel gegen Witgoor Dessel, das für Vandormael im Endeffekt sogar heilbringend war, weil sich die Mannschaft dadurch ein Jahr länger festigen konnte. Es folgte 1969 und 1970 der Durchmarsch von der Promotion in die 2. Division. Euphorische Zeiten!

1972 verließ der von den Fans der Schwarz-Weißen mit „Hu-Hu-Hubert“-Rufen verehrte Vandormael den Kehrweg. „Nach sechs Jahren brauchte ich einen Tapetenwechsel“, erinnerte er sich, „außerdem waren die Fahrten zwischen Ans und Eupen auf die Dauer sehr anstrengend.“

Während Vandormael 1972-73 auch mit Herstal der Aufstieg in die 3. Division gelang, sicherte sich die AS unter dem neuen Trainer Gerd Prokop erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt in der 2. Division. Den Verantwortlichen der AS war klar, dass Vandormael unbedingt zurückgeholt werden musste. Der Erfolgstrainer konnte die Bitte nicht ausschlagen.

Der Höhenflug von 1973-1974 mit Rainer Gebauer

Er sollte jedoch seine Entscheidung nicht bereuen müssen, denn in der Spielzeit 1973-74 verpasste Eupen nur knapp den Aufstieg in die 1. Division. Eine unglückliche Niederlage im letzten Meisterschaftsspiel in Lokeren nach einer krassen Fehlentscheidung des Schiedsrichters machte alles zunichte. „Noch heute, wenn ich Lokeren im Fernsehen sehe, muss ich an das Spiel zurückdenken“, gestand Vandormael damals.

Die AS Eupen in der Saison 1973-1974, dieknapp den erstmaligen Aufstieg in die 1. Division verpasste. Stehend rechts erkennt man Hubert und Raymond Vandormael. Foto: Die Lupe

Eine Schlüsselrolle spielte beim Höhenflug der AS in jenem Jahr der Stürmer Rainer Gebauer, der vom 1. FC Köln gekommen war. Vor dem DFB-Pokalfinale vom 23. Juni 1973 zwischen Köln und Borussia Mönchengladbach, das die Geißböcke mit 1:2 nach Verlängerung verloren, hatte Paul Brossel seinen Trainer angerufen und ihm gesagt: „Hubert, bei Köln spielt ein gewisser Rainer Gebauer. Der steht zwar nicht in der Anfangsformation, aber es kann gut sein, dass er eingewechselt wird. Schaue ihn dir mal an. Den könnten wir nach Eupen holen.“

Nach 70 Minuten wurde Gebauer tatsächlich gebracht. Schon nach dem Ende der regulären Spielzeit hatte sich Vandormael ein ziemlich genaues Bild von dem Spieler machen können: „Die 20 Minuten genügten mir vollauf, um zu sehen, was Gebauer mit dem Ball am Fuß alles machen konnte. Mir gefiel auch sein Zug zum gegnerischen Tor. Ich habe Brossel sofort angerufen und ihm gesagt: Paul, das ist genau der Spieler, den wir brauchen. Diesen Gebauer kannst du ruhigen Gewissens verpflichten.“

Vandormael sollte mit seiner Einschätzung goldrichtig liegen. Gebauer war es, der mit seinen Toren am Eupener Kehrweg eine Riesenbegeisterung auslöste. GERARD CREMER

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

7 Antworten auf “Hubert Vandormael im Alter von 85 Jahren gestorben: Die AS Eupen trauert um ihre Spielertrainer-Legende”

  1. Fußballkritiker

    Die Zeit unter Hubert Vandormael (mit Paul Brossel als Manager) war die Beste.
    Damit verbinde ich viele schöne Erinnerungen: Double, die fantastische Saison 1973-74.
    Waren das noch Zeiten !!!
    Ger, schreib‘ doch mal was über die großartige Karriere von Helmut Graf (AS Eupen, Olympic Charleroi und Standard). Der Helmut Graf lebt noch.
    Er war in Eupen nicht so „formidabel“ wie Gebauer, hat aber in Lüttich Akzente gesetzt.

  2. AS-FAN-KELMIS

    Ein richtig schwarzer Freitag fûr alle AS-Freunde. Hu-Hu-Hubert hat uns fûr immer verlassen.R. I. P. Hubert.Ebenfalls alles Beste an Luis Garcia,unserem Fussballgott,der seinen Weg ohne uns weiter geht…….leider

  3. RaymondW

    Ruhe in Frieden Hubert! Seiner Familie mein aufrichtiges Beileid! Was war das eine schöne Zeit damals! Ich erinnere mich noch gut als Kelmis in Eupen spielte und Hubert Vandormael alleine auf’s Tor zulief und den Ball noch quer abgab und dieser im Schlamm stecken blieb. Mein ehemaliger Arbeitskollege Klaus François (leider auch schon verstorben) der das Kelmiser Tor hütete, konnte sich des Balles bemächtigen. Was haben wir da geschimpft und hinterher gelacht.

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