Mittwochabend fand im Eupener „Jägerhof“ die zweite Eupener Ausgabe von „How I Met My Idea“ im Rahmen des Interreg-Projektes „Creative Drive“ statt. 8 Unternehmer und Künstler stellten in jeweils 8 Minuten ihre innovativen Konzeptideen vor. Fazit : „Keine Region in Belgien ist kreativer als die DG“, sagte Kulturministerin Isabelle Weykmans (PFF) einleitend.
Den Anfang machte der Eupener Frisör Patrick Weber. Bereits während seiner Präsentation wurde klar: Kreativität kann auch ganz einfach sein. Er entwickelte Pappschablonen, um verschiedene Muster auf die Haare zu sprühen.
„Angefangen habe ich mit Logos von Fußballclubs“, sagte Weber vor vollem Hause im Jägerhof. „Alemannia Aachen war der erste Verein, der mein Angebot in seinen Fanshop aufgenommen hat. Danach hatten auch die anderen Clubs wie Mönchengladbach und Köln keine andere Wahl, als nachzuziehen. Das Ganze wurde zum Selbstläufer.“
Allerdings war Weber nicht der einzige Kreativvertreter aus Eupen. Adrian Küchenberg und David Mollers stellten ihre Produktionsfirma „Neophileas“ vor.
„David hatte mit seiner Firma Paperplane Productions ja bereits im Vorfeld Erfolg. Als dann die Idee aufkam, zusammen ein Projekt zu starten, war klar, dass ich meinen Job beim BRF aufgeben musste, um mich zu 100% einzubringen“, so Küchenberg.
„Adrian hatte mich damals zu ‚Also Ehrlich‘ eingeladen, um über meine erste Firma zu sprechen. So haben wir uns kennengelernt“, fügte Mollers hinzu. Erste Erfolge sind schon zu verzeichnen. Bei einem Aufruf der belgischen Fernsehmedien zur Ideensammlung für neue Fernsehformate kamen sie mit ihrem Konzept immerhin in die zweite Runde.
Belgien als das neue „gelobte Land“
Die beiden Eupener waren am Mittwochabend in guter Gesellschaft, denn neben der Düsseldorfer Videokünstlerin Saskia Klein, die ihre Videoinstallationen schon beim Berliner Lichterfest zeigen konnte, war auch der Münchener Filmproduzent Franz Estarhazy anwesend.
Per Zufall las er im Internet, dass in Belgien aufgrund von Steuervorteilen viele Unternehmen in die Filmindustrie investieren. „Als ich dann auch noch herausfand, dass es eine Deutschsprachige Gemeinschaft gibt, war klar, dass ich meine Firme im neuen gelobten Land Belgien aufmachen würde.“ Mit großem Erfolg. Der von ihm produzierte Film „Heute bin ich blond“ läuft gerade in den deutschen Kinos an.
Neben rein visueller Kunst waren auch das Handwerk und Kunsthandwerk gut vertreten. Etwa durch den Walhorner Zaunschmied Stephan Laschet, der sich mit seinen Steckzäunen auf dem Markt etablieren konnte. Er fasste sein Erfolgskonzept sehr reduziert zusammen: „Ich sammele die meisten Ideen auf dem stillen Örtchen. Da kann man gut nachdenken.“
Hässliche Bauten neu einkleiden
Zusätzlich dazu präsentierte auch Fabian von Spreckelsen sein Projekt. Der Wuppertaler entwirft alternative Jagdtrophäen aus Metall und verdient damit nicht nur seinen Lebensunterhalt, sondern tut auch etwas gegen das kollektive Abschlachten großer Waldtiere.
Öffentlichkeitsarbeit unternimmt auch der Kunstpädagoge Sebastian Schmidt. Mit seinem Kunstwerkstattmobil bereist er die Lande, um hässliche Bauten neu einzukleiden. „Jeder, der vorbeikommt, ist eingeladen mitzumachen“, sagt er: „Meistens arbeiten wir an Schulwänden, und davon gibt es genug hässliche.“
Die älteste „Jungunternehmerin“ war Huby Korvost, die zusammen mit ihrer Kollegin alternative Stadt- und Themenführungen in der Region anbietet. „Wir wollten etwas Besonderes machen und die Ecken zeigen, die man sonst von Fremdenführern nicht gezeigt bekommt“, sagt Korvost.
Fazit: Das Potenzial, in der DG erfolgreich kreativ zu werden, besteht – und das in einer Vielfältigkeit, die man einer solch kleinen Gemeinschaft nicht unbedingt zutrauen würde.
JANNIS MATTAR