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„Jopi“ Heynckes noch einmal Bayern-Trainer

Trainer Jupp Heynckes vom FC Bayern München wird nach dem Sieg im Finale der Champions League gegen Borussia Dortmund am 25.05.2013 von seinem Team in die Luft geworfen. Foto: Andy Rain/EPA FILE/dpa

AKTUALISIERUNG – Jupp Heynckes will es noch einmal wagen. Mit einem kühnen Comeback-Plan um den gefeierten Triple-Trainer hofft der FC Bayern, sein schwächelndes Star-Ensemble wieder titelfähig zu kriegen.

Die kurz vor dem Abschluss stehende und wohl befristete Rückholaktion des 72 Jahre alten Fußball-Rentners soll den Bossen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zudem die nötige Zeit verschaffen, die Nachfolge des vor einer Woche gefeuerten Carlo Ancelotti in Ruhe zu regeln. Nur noch Detailfragen sind zu klären, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag aus verlässlicher Quelle.

Trainer Jupp Heynckes vom Fußball-Bundesligisten FC Bayern München am 27.06.2011 während einer Pressekonferenz in München. Foto: Peter Kneffel/dpa

Noch vor dem Wochenende könnte der Deal, über den die „Bild“-Zeitung am Mittwochabend als erstes konkret berichtet hatte und den auch das Fachmagazin „Kicker“ bereits angedeutet hatte, fix gemacht werden.

Die offizielle Bestätigung des Vereins fehlt noch. Der für die Trendwende Auserkorene gab sich noch zurückhaltend. „Es ist noch nichts klar oder in trockenen Tüchern“, sagte Heynckes der „Rheinischen Post“ am Donnerstag. Dabei bestätigte er aber, dass die Vereinsführung ihm einen Vertrag bis Sommer 2018 angeboten habe.

Vor einer insgesamt vierten Zusage in München wollte der Ex-Profi „das Ganze zunächst mal analysieren“. Seit seinem Weggang 2013 als gefeierter Triple-Macher in Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League seien schließlich viereinhalb Jahre vergangen, „und der Fußball hat sich weiter verändert“. Er selbst sei aber „topfit“.

Bosse ohne Zeitdruck

Dennoch ließ Heynckes auch gewisse Zweifel erkennen. „Mein ganzer Rhythmus würde sich wieder verändern. Das Leben hier mit meiner Frau und den ganzen Tieren. Wie soll das gehen?“, sagte Heynckes der „Westdeutschen Zeitung“ und bezeichnete die Entscheidung als „nicht einfach“.

Eine Reaktivierung des Routiniers vom Niederrhein soll für die Bayern um Heynckes-Freund Hoeneß, der als Präsident und Aufsichtsratschef wieder auffallend intensiv in das Tagesgeschäft eingreift, viele Vorteile haben: Vor allem könnten die Bosse ohne Zeitdruck bis zur nächsten Saison einen Chefcoach für die Zukunft suchen. In den kommenden Monaten könnten im schnelllebigen Fußballgeschäft auch wieder einige namhafte Trainer auf den Mark kommen.

Bayerns Trainer Jupp Heynckes (rechts) sitzt neben dem damaligen Manager Uli Hoeneß auf der Trainerbank während der Bundesliga-Partie gegen 1899 Hoffenheim in der Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim. Foto: Marius Becker/dpa

Der öffentlich heiß gehandelte Hoffenheimer Julian Nagelsmann muss keineswegs 2018 automatisch in München landen. Wie vom FC Bayern zu hören war, ist der Heynckes-Deal keine vorbereitende Maßnahme, die automatisch zu einer Verpflichtung des großen Trainertalents führen soll. Spekulationen, Heynckes sei nur Platzhalter für den mehr als 40 Jahre jüngeren Coach, entbehrten jeglicher Grundlage, hieß es. Auch soll es keine Absprachen auf Chefebene zwischen Bayern-Präsident Hoeneß und Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp geben.

Die Kraichgauer gaben sich „extrem entspannt“. Es gebe keinerlei Anfragen der Bayern, sagte ein Sprecher und verwies auf den bis 2021 Vertrag laufenden Vertrag von Nagelsmann. Zuletzt hatte dieser seine persönliche Vision als Chefcoach publik gemacht. „Der FC Bayern spielt in meinen Träumen schon eine etwas größere Rolle“, sagte er.

Andererseits wird Heynckes als Bayern-Kenner auch kurzfristig zugetraut, die verunsicherte und durch Missstimmung geschwächte Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen.

Absolute Top-Lösung

In der Bundesliga hat der Titelverteidiger fünf Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Dortmund. In der Champions League setzte es ein 0:3 bei Paris Saint-Germain. Nach der Schlappe musste Coach Ancelotti in der vergangenen Woche gehen, auch weil sich etliche Spieler wie die erfahrenen Arjen Robben und Franck Ribéry bei den Bossen massiv beschwert haben sollen.

Heynckes kennt einige Profis noch aus seiner Zeit an der Säbener Straße 2013, darunter neben Robben und Ribéry auch die Weltmeister Thomas Müller und Manuel Neuer. Jérome Boateng war von Heynckes wie gewünscht in die Innenverteidigung versetzt worden. Den Chilenen Arturo Vidal hatte der Coach zuvor lange in Leverkusen trainiert.

Jupp Heynckes soll noch einmal Trainer von Bayern München werden. Foto: Shutterstock

„Es ist eine absolute Top-Lösung. Er hat die Akzeptanz, er kennt das Umfeld, den Verein, die Stars“, lobte der frühere Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld die Entscheidung. Dem Schweizer Boulevard-Blatt „Blick“ sagte er, dass er für die Rettungsmission nicht kontaktiert worden sei, denn „Uli Hoeneß weiß ganz genau, dass ich nicht mehr will“.

Eine Wahl pro Heynckes ist als Signal in Richtung Altbewährtem zu deuten. Zuletzt hatten die Bayern auch ihren langgedienten „Tiger“ Hermann Gerland (63) zum Chef im neuen Nachwuchsleistungszentrum gemacht. Als Co-Trainer wollen die Münchner laut Kölner „Express‘ und „Welt“ Heynckes‘ langjährigen Assistenten Peter Hermann. Der 64-Jährige arbeitet derzeit beim Zweitliga-Tabellenführer Fortuna Düsseldorf, wo man zunächst noch auf einen Vertrag bis 2018 verwies.

Welt- und Europameister Heynckes trainierte die Münchner bereits dreimal, kennt Verein, Bosse und die Mia-san-mia-Mentalität. In der jüngeren Vergangenheit saß er sowohl bei der größten Niederlage im „Finale dahoam“ 2012 als auch dem Champions-League-Triumph ein Jahr später im Wembley-Stadion gegen Borussia Dortmund auf der Bank.

Dass Heynckes seit damals keinen Verein mehr betreut hat und der drittälteste Trainer der Bundesliga-Historie wäre, weshalb es in den Sozialen Medien schon hämische Kommentare über „Jopi“ Heynckes gab (in Anspielung auf Schauspieler „Jopi“ Heesters, der 108 Jahre alt wurde), stört die Bayern nicht so sehr wie die fehlende Bayern-Vergangenheit von Kandidaten wie Thomas Tuchel. Der ehemalige Dortmund-Coach galt als Favorit auf den Job, konnte sich mit Hoeneß und Rummenigge aber nicht einigen. (dpa)

 

8 Antworten auf “„Jopi“ Heynckes noch einmal Bayern-Trainer”

  1. Es freut einen wirklich wieder etwas positives von Jupp Heynckes zu vernehmen . Dieser Mann war als Spieler sowie als Trainer von hoher Qualität und lies sich von keinem beeinflussen , denn er ging gradlinig und unbeirrt immer seinen Weg . Ihm ist wirklich zuzutrauen , das er die Bayern wieder in ruhigem Fahrwasser hinführt und wieder etwas erstklassiges aus dieser Mannschaft zustande bringt .

    • @ ludgard

      Zwei Anmerkungen:

      Im Juli 1994 übernahm Herr Heynckes das Traineramt bei Eintracht Frankfurt, jagte mit Yeboah, Okocha und Gaudino die besten Spieler vom Hof und warf im Dezember „die Brocken hin. Am Saisonende stieg die Eintracht zum ersten mal in ihrer Vereinsgeschichte ab. Ein Schlag von dem sie sich niemals erholte. Leider ist ein ähnliches Schicksal beim FC Bayern nicht zu befürchten.

      In der Saison 2012/2013 holte Heynckes mit den Bayern das Triple. Zur Belohnung wurde er von Hoeness & Co vom Hof gejagt und durch Guardiola ersetzt Wieviel Charakter und Selbstachtung sind wohl nötig um zu so einem Verein zurückzugehen?

  2. Mich wundert nur, wie jemand, der sich selbst mit dem Triple ein Denkmal für die Ewigkeit in Bayern gesetzt hat, dieses ohne Not wieder aufs Spiel setzt. Denn eigentlich kann er nur verlieren.Was Geld alles ausmachen kann…
    Und bei Ancelotti sieht man wie krank das Fußballgeschäft geworden ist. Millionenvertrag… offensichtlich kein Bock mehr und noch mehr Geld aus China in Aussicht? Kein Problem, einfach die Reserve aufstellen und hoffentlich untergehen… Rausschmiss provozieren, Abfindung kassieren und nächsten Millionenvertrag unterschreiben. Alles ganz neue Dimensionen, einfach krass…

    • Radio Euro

      Seit dem Triple ist so viel Zeit vergangen, dass der Trainer diesen Verdienst nicht wird beschädigen können.
      Ich empfinde es als unverschämt, wenn Angestellte einer Firma, die öffentlich auftreten, auch nach Monaten und Jahren nicht in der Lage sind, sich in der Landessprache zu äußern. Diesen Leuten wird doch in der Regel ein Lehrer zur Seite gestellt – ich erwarte nicht, dass fehlerfrei in der Landessprache geredet wird in die Mikrofone der Journalisten, das wäre auch albern. Wenn ich aber sehe, wie der vorigen Trainer und auch andere vor ihm und auch Spieler sich nicht mal ansatzweise in dem Fall auf Deutsch äußern können, dann geht das nicht.
      In dem Fall stinkt der Fisch aber von oben. Der Präsident, der nie hätte wiedergewählt werden dürfen, und der Chef des Vorstand, der dem Präsidenten in mehreren Sachen in Nichts nach steht, tun seit Jahren ihre Arbeit nicht. Es kann nicht sein, dass man jetzt auf einen 72jährigen Rentner zurückgreifen muss, einen Co aus Düsseldorf (!!!) holt einen anderen Co von einem sehr wichtigen Posten im Verein selbst abzieht. Mal davon aus, dass ja nicht nur 1 Trainer geht, der nimmt ja den kompletten Stab mit UND der Übergangstrainer geht vielleicht auch.

      • Co Trainer

        Sie sind nicht so gut in Sport, Radio Euro! Bleiben Sie bei der Politik auf Äther, das wäre besser! Sind Sie nicht auch noch etwas neidig auf die Bayern? Kein Club fast Weltweit steht finanziell so gut da wie die Bayern. Und als wenn die auf Ihren Rat gewartet hätten!? Da müssen wohl viel bessere ran, als Sie!?

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