Notizen

Heute steigen „Jogis Jungs“ ins EM-Turnier ein – Was ist Deutschland gegen Topfavorit Frankreich zuzutrauen?

13.06.2021, Bayern, Herzogenaurach: Bundestrainer Joachim Löw (M) spricht vor dem Aufwärmen zu den Spielern. Foto: Christian Charisius/dpa

In den letzten drei Jahren hat die deutsche Nationalelf drei große Schlappen hinnehmen müssen, was für sie höchst selten ist: das Ausscheiden in der Gruppenphase der WM 2018 in Russland, die 0:6-Klatsche in Sevilla gegen Spanien in der Nations League im November 2020 und die 1:2-Heimpleite gegen Nordmazedonien in der WM-Qualifikation Ende März 2021.

So fragt man sich, wo die DFB-Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw vor ihrem heutigen ersten EM-Spiel in der Gruppe F gegen Topfavorit Frankreich steht. Schon in dieser Partie (21 Uhr / live im ZDF und auf RTBF2 bzw. „Tipik“) werden die Weichen gestellt, wie weit die letzte DFB-Mission von Löw reichen kann.

14.06.2021, Bayern, München: Assistenztrainer Marcus Sorg (l) steht neben Trainer Joachim Löw auf dem Platz beim Abschlusstraining der deutschen Nationalmannschaft. Foto: Federico Gambarini/dpa

„Jeder ist sehr hungrig nach Erfolg bei der EM, das stimmt mich zuversichtlich“, sagte ein hochkonzentrierter Bundestrainer kurz vor dem Start.

Mit dem Duell gegen Weltmeister Frankreich startet Löw sein Abschiedsturnier als Bundestrainer. Eine Niederlage würde dem in der Vorbereitung von ihm selbst wie auch den Rückkehrern Mats Hummels und Thomas Müller immer wieder beschworenen guten Team-Spirit sicherlich nicht zuträglich sein.

Obwohl diesmal einfach alles viel besser sein soll als beim WM-Debakel 2018 in Russland, schwingt eine Restsorge mit, dass die Löw-Ära mit einer weiteren Enttäuschung enden könnte.

„Wir sind den Fans etwas schuldig“, sagte Kapitän Manuel Neuer. Ein Coup gegen die Equipe Tricolore würde für den weiteren Turnierweg gegen Titelverteidiger Portugal und die unbequemen Ungarn hingegen sicherlich viele Kräfte freisetzen.

14.06.2021, Bayern, München: Die französischen Spieler machen Übungen, links Karim Benzema, in der Mitte rechts Antoine Griezmann, rechts neben ihm geht Kylian Mbappé (2.v.r.) Foto: Federico Gambarini/dpa

Weltmeister Frankreich ist für Fans wie Experten der logische Turnierfavorit. Trainer Didier Deschamps verfügt auf allen Positionen von Torwart Hugo Lloris bis zum Traumsturm mit Antoine Griezmann, Karim Benzema und Kylian Mbappé über Spieler mit Weltklasse-Potenzial. Kleinere Reibereien wie zuletzt zwischen Mbappé und Ersatz-Stürmer Olivier Giroud dürften kaum ins Gewicht fallen.

Deschamps könnte zum ersten Fußballer werden, der als Spieler und Trainer Welt- und Europameister wurde. Die Final-Niederlage beim Heimturnier 2016 gegen Portugal (0:1 nach Verlängerung) soll überwunden werden.

Deutschland genießt indes Heimvorteil. Erstmals seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie spielt die DFB-Elf im eigenen Land wieder vor mehreren tausend Fans – und das in München, wo bisher alle vier Turnierspiele bei Welt- und Europameisterschaften seit 1974 gewonnen wurden. 14.000 sind im Stadion am Dienstag zugelassen. „Wir brauchen jede Unterstützung. Für mich ist es etwas sehr Besonderes, die Spiele in München zu haben“, sagte Neuer.

Die Historie spricht für „Jogis Jungs“: Deutschland ist sozusagen Europameister-Meister. Keine Nation kann bei dem kontinentalen Turnier auf so viele Erfolgsmomente zurückblicken. Drei Titel schaffte sonst nur Spanien, aber im ewigen Ranking liegt die DFB-Elf mit 28 gewonnenen Spielen klar vorne.

14.06.2021, Bayern, München: Manuel Neuer gibt vor dem Training ein Statement ab. Foto: Federico Gambarini/dpa

Für ihren früheren Torhüter Fabien Barthez ist die französische Nationalmannschaft der große Favorit bei der Fußball-EM. „Vom Potenzial her kann sich diese top-besetzte Mannschaft nur selbst schlagen“, sagte der Weltmeister von 1998 und Europameister von 2000 der „Frankfurter Rundschau“ (Dienstag). „Auf jeder Position sind die Bleus weltklasse besetzt, das ist Fakt.“ Es könne natürlich „jederzeit der Fall eintreten, dass die Tricolore ihren Gegner unterschätzt“, sagte Barthez. Mit Trainer Didier Deschamps auf der Bank, „der für Bescheidenheit, Respekt und Besonnenheit steht, ist die Gefahr aber gering“.

Auch vor der deutschen Mannschaft hat Barthez Respekt. „Die Deutschen sind ja seit mehreren Jahrzehnten als Turnier-Mannschaft bekannt. Sie haben stets die Gabe, sich auf solche Turniere zu fokussieren und auf den Punkt sowohl fit als auch mental stark zu sein“, sagte er.

„Natürlich gab es das frühe Aus bei der WM in Russland, aber wenn man einen Blick auf die Geschichte wirft, kam die DFB-Elf nur selten nicht mindestens ins Halbfinale. Diese Konstanz auf höchsten Niveau ist beeindruckend, und zwar von einer Generation zur nächsten.“ (dpa/cre)

15 Antworten auf “Heute steigen „Jogis Jungs“ ins EM-Turnier ein – Was ist Deutschland gegen Topfavorit Frankreich zuzutrauen?”

  1. Fred vom Jupiler

    Ich befürchte 🤭 Löw hat sich das Champions League Finale genau angeguckt. Sich mit Tuchel kurzgeschlossen und lässt Deutschland Chelsea- Like spielen. Die schnellen Spieler dazu hat man. Der erste Ansatz zu der Spielweise und Löws Aussage :“Weg vom Ballbesitzfussball hin zum schnellen Spiel, waren im letzten Testspiel gegen einen schwachen Gegner zu beobachten. Wenn Frankreich sich davon überraschen lässt und nicht sofort die deutsche Moral bricht, tippe ich auf ein 1:2 für Deutschland. Dann ist ihnen alles zu zutrauen. Worst case!

  2. Von Klatsche bis Überraschung ist für die Deutschen alles drin. Sollten die Spieler sich taktisch durchsetzen läuft es gut, sollte Jogi wieder „seine Philosophie“ spielen lassen gehts schief.
    Ich denke die deutschen sind nie zu unterschätzen.
    Best Case!

  3. DerNörgeler

    Glaube das Deutschland auf ein unentschieden gegen Frankreich spielen wird. (Defensiv)
    Dann sollten 2 Siege her….
    Deutschland als typische Turniermannschaft unterschätzen sollte man keinesfalls.
    Allerdings;so mein Eindruck, ist in der Mannschaft kein guter Teamgeist.
    Da sollte spätestens im Viertel Finale Schluss sein.

    • Einigen sich vielleicht Frankreich, Deutschland und Portugal auf einen Waffenstillstand? Für die drei Favoriten reicht jeweils ein Unentschieden gegeneinander und ein Sieg gegen Ungarn. Die Höhe des Siegs über Ungarn würde dann über die Plätze eins bis drei entscheiden. Ich gehe nämlich davon aus, dass fünf Punkte für den Dritten fürs Weiterkommen reichen.

      • Fred vom Jupiter

        Glaube nicht, dass sich irgendjemand in irgendeiner Gruppe sich auf irgendwas einigt. Maximal im letzten Gruppenspiel, wenn beiden ein Unentschieden reicht, wie vor vielen Jahren Deutschland und Österreich.
        Da nur 2 Drittplazierte nicht weiterkommen, werden wohl 3-4 Punkte reichen. Das macht die Vorrunde eigentlich zur Farce, wie schon bei der letzten EM.

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