Gesellschaft

Vor 70 Jahren begann der Aufstand im Warschauer Ghetto

Das Foto eines kleinen Jungen wird zum Symbol der jüdischen Tragödie. Foto: dpa

Am 19. April 1943 begann im Warschauer Ghetto der Aufstand gegen die Übermacht der SS, die zunächst glaubte, leichtes Spiel zu haben. Es war die größte jüdische Widerstandsaktion im Zweiten Weltkrieg. Sie dauerte fast einen Monat, bis zum 16. Mai 1943. Die Erhebung im jüdischen Bezirk der polnischen Hauptstadt jährte sich am Freitag zum 70. Mal.

Zum Zeitpunkt des Einmarsches der deutschen Truppen in Polen am 1. September 1939 lebten rund 350.000 Juden in Warschau. In keiner anderen Stadt in Europa gab es mehr Juden zu diesem Zeitpunkt, sie stellten fast ein Drittel der Bevölkerung von Warschau. Sie lebten zumeist in den Stadtbereichen, die später das Warschauer Ghetto bildeten. Wer außerhalb des Ghettos wohnte, musste 1940 in das Ghetto umsiedeln.

Am 7.12.1970 kniet der damalige Bundeskanzler Willy Brandt vor dem Ehrenmal in Warschau, das den Helden des Ghetto-Aufstands von 1943 gewidmet ist. Das Bild des deutschen Kanzlers, der kniend den Opfern des Nationalsozialismus die Ehre erwies, ging damals um die Welt. Foto: dpa

Am 7.12.1970 kniet der damalige Bundeskanzler Willy Brandt vor dem Ehrenmal in Warschau, das den Helden des Ghetto-Aufstands von 1943 gewidmet ist. Das Bild des deutschen Kanzlers, der kniend den Opfern des Nationalsozialismus die Ehre erwies, ging damals um die Welt. Foto: dpa

Ab dem 15. November 1940 entstand eine 18 Kilometer lange und 3 Meter hohe Mauer, die das Warschauer Ghetto vom Rest der Stadt abriegelte. Die Zahl der Menschen, die im Ghetto lebten, erhöhte sich in der Spitze auf über 400.000. In diesen beengten Lebensumständen brachen Epidemien und Seuchen aus, denen viele zehntausende Menschen zum Opfer fielen. Das Essen der Ghettobewohner war zudem stark rationiert, was die Körper weiter schwächte. Viele wurden auch zur Zwangsarbeit verpflichtet.

Ab dem 22. Juli 1942 wurde das Warschauer Ghetto nach und nach aufgelöst. Die meisten Bewohner wurden in eines der Konzentrationslager gebracht, die meisten von ihnen nach Treblinka (knapp 100 km nordöstlich von Warschau).

Ein halbes Jahr später dürften laut Schätzungen noch gut 50.000 Menschen im Warschauer Ghetto gelebt haben. Am 19. April 1943 sollte der verbleibende Teil des Ghettos aufgelöst werden. Jedoch leisteten die Bewohner Widerstand, womit auf Seiten der SS niemand gerechnet hatte. Die Juden dachten wohl zu Recht, nichts zu verlieren zu haben. Sie wussten, dass sie so oder so zum Tode verurteilt waren. Weshalb also nicht Widerstand leisten und, wenn schon, denn schon, in Ehre sterben.

Aufständische werden von Truppen der deutschen Wehrmacht und der SS überwältigt. Foto: dpa

Aufständische werden von Truppen der deutschen Wehrmacht und der SS überwältigt. Foto: dpa

Dies war dann auch der Fall. Am 16. Mai 1943 wurde das Warschauer Ghetto aufgelöst. Auch wenn der Ghettoaufstand ein schier aussichtsloses Unterfangen war, wurde er von vielen anderen Juden in Ghettos und Konzentrationslagern zum Vorbild genommen: In der Folgezeit kam es wiederholt zu Aufständen.

Auf jüdischer Seite kämpften während des Aufstandes etwa 750 Personen, die Deutschen setzten etwa 2000 Soldaten und Polizisten ein. Die Verluste beider Seiten sind schwer abzuschätzen. Vermutlich sind 75% der Ghettokämpfer gefallen oder wurden ermordet. Die Verluste der Deutschen sind ebenfalls schwierig zu berechnen, da Verbündete – wie die polnischen Polizisten – in fast keiner Statistik berücksichtigt werden. (Diverse Quellen)

 

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