Wie an anderer Stelle berichtet, hat die Liste des Büllinger Bürgermeisters Friedhelm Wirtz am Sonntag im Hotel Tiefenbach ihre Kandidaten für die Wahl vom 14. Oktober 2018 vorgestellt. Aus diesem Anlass führte „Ostbelgien Direkt“ ein Gespräch mit Friedhelm Wirtz, der zum dritten Mal als Listenführer und zum ersten Mal ohne Gegner um die Gunst der Wähler wirbt.
Die bisherige Opposition, die Freie Bürgerliste Büllingen (FBB), löst sich zum Ende der Legislaturperiode auf. Zwei ihrer drei Mandatare sind zur Liste Wirtz übergelaufen, die diesmal als Einheitsliste antritt, falls nicht noch in den nächsten Tagen ein kleines Wunder passiert und sich doch noch eine zweite Liste zur Wahl stellt.
Wer auf der Liste von Friedhelm Wirtz zu finden ist, hat „Ostbelgien Direkt“ bereits an anderer Stelle gemeldet (siehe Artikel „Liste von Bürgermeister Friedhelm Wirtz hat schon gewonnen, denn sie wird in Büllingen die einzige sein“).
Nachfolgend das Interview, das OD am Sonntag mit Bürgermeister Friedhelm Wirtz führte.
OD: Herr Wirtz, wie sehen Sie den Wahlkampf in der Gemeinde Büllingen. Kann man bei einer einzigen Liste überhaupt noch von Wahlkampf reden?

Friedhelm Wirtz bewirbt sich zum dritten Mal um das Amt des Bürgermeisters. Foto: Sonja Adams-Davril
Friedhelm Wirtz: Zum Kämpfen braucht man natürlich einen Gegner, von daher kann man in Büllingen keinen Wahlkampf erwarten. Es bleiben zwar noch einige Tage Zeit, aber ich gehe davon aus, dass es keine zweite Liste geben wird.
OD: Hätten Sie sich denn einen Gegner gewünscht?
Wirtz: Natürlich, wir haben auch nicht damit gerechnet, dass wir die einzige Liste in Büllingen sein würden. Wenn man einen Gegner hat, wird man selbst von den Wählern wieder eingeordnet, was nicht unbedingt der Fall ist, wenn man als einzige Liste antritt. Dann ist das auch kein Wahlkampf. Die Zeit vor der Wahl dient unter diesen Umständen dazu, den Wählern Informationen zu geben, bevor sie ihre Stimme abgeben.
OD: Wie erklären Sie sich die Tatsache, dass es keine zweite Liste in Büllingen geben wird?
Wirtz: Dafür gibt es sicher eine Reihe von Gründen. Bei der Suche nach Kandidaten für unsere Liste ist mir aufgefallen, dass sich viele Leute schon gerne auf Gemeindeebene engagieren würden, aber eher für einzelne Projekte, für die man sich über einen gewissen Zeitraum einsetzen kann, weniger aber als Mitglied eines Gemeinderates. Sechs Jahre oder sechseinhalb Jahre, wenn man die Vorwahlzeit mitzählt, sind ein sehr langer Zeitraum, vor dem mancher zurückschreckt. Wir haben zum Glück neue Leute finden können, aber das sind zum Teil Männer oder Frauen, die sich eh schon vorher für bestimmte Projekte ehrenamtlich eingesetzt haben. Viele stellten sich aber immer die Frage, wie sie ein Mandat im Gemeinderat mit den anderen Tätigkeiten und mit ihrer Familie würde vereinbaren können. Letzteres betrifft vor allem junge Frauen.
OD: Die Oppositionsfraktion Freie Bürgerliste Büllingen (FBB) hat sich aufgelöst, zwei ihrer drei Mitglieder sind zur Liste Wirtz übergelaufen, darunter PDG-Präsident Alexander Miesen. Ist das nicht ein Problem für die Demokratie in einer Gemeinde, dass die Opposition sich entweder auflöst oder zur Mehrheit überläuft?

Besichtigung eines Ravel-Abschnitts in Büllingen im Dezember 2015: Minister Maxime Prévot, Bürgermeister Friedhelm Wirtz, Herbert Grommes und Schöffe Willy Heinzius (von links). Foto: Frederik Wiesen
Wirtz: Ich würde das nicht direkt als ein Problem für die Demokratie betrachten, jedenfalls nicht in Bezug auf die Lage in der Gemeinde Büllingen. Aber natürlich ist das nicht optimal, denn es gehört zum Wesen einer Demokratie, dass man sich über Ideen austauscht und auch streitet. Ich glaube dennoch, dass dieser Austauch auch in unserer Gruppe von 17 Ratsmitgliedern noch möglich sein wird. Man muss meiner Meinung nach nicht Opposition sein nur um der Opposition willen. Das war übrigens auch schon in der jetzigen Legislaturperiode der Fall, wo es zwischen der FBB-Opposition und der Mehrheit so viele Meinungsunterschiede gar nicht gab. In Büllingen war Streit eher selten. Anfangs war die Auseinandersetzung vielleicht etwas heftiger, aber mit der Zeit war das viel gelassener, zumal sich Mehrheit und Opposition in den großen Themen sehr nahe waren.
OD: Wie werden denn die Wahldebatten ablaufen, von denen es eine des Grenz-Echo und die andere des BRF gibt, wenn es nur eine Liste gibt? Oder werden diese Debatten ausfallen?
Wirtz: Ausfallen werden sie sicherlich nicht. Wie diese Veranstaltungen ablaufen werden, weiß ich auch nicht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass bei der Veranstaltung des Grenz-Echo, die mit Publikum stattfindet, auch die anwesenden Bürger an mich Fragen richten können, während es bei der Sendung des BRF, bei der es kein Publikum gibt, nur die Journalisten sind, die Fragen stellen.
OD: Ist aber auch nicht optimal.
Wirtz: Nein, das ist sicher nicht optimal, aber die Situation ist nun mal die, die sie ist.
OD: Sie mussten in der zu Ende gehenden Legislaturperiode eine längere Auszeit nehmen wegen einer Krebsoperation. Werden Sie in der neuen Legislatur im Fall einer Wiederwahl die Dinge etwas langsamer angehen?
Wirtz: Ich habe sehr viel Glück gehabt, meine Krebsgeschichte hat sich erledigt, wie mir die Ärzte bestätigt haben. Ich bin topfit und werde die Arbeit in bekannter Manier weitermachen können.
OD: Sie sind auch Präsident der Interkommunale Vivias: Spüren Sie als solcher noch immer die negativen Auswirkungen der Publifin-Affäre? Dieser Skandal hat ja die Interkommunalen ziemlich in Misskredit gebracht.
Wirtz: Ich habe mich seinerzeit dazu geäußert. Man muss da schon differenzieren zwischen jenen Interkommunalen, die den Skandal um die hohen Sitzungsgelder ausgelöst haben, also Publifin, Samusocial usw…, und den ganz normalen Interkommunalen, zu denen ich auch Vivias, Finost, die Musikakademie und andere zähle. Es ist schade, dass das Fehlverhalten einiger Politiker einen ganzen Berufsstand derart in Misskredit bringt. Das ist eine Schande für diejenigen, die sich nichts haben zu Schulden kommen lassen. (cre)
Zur Vorstellung der Liste Wirtz in Büllingen siehe auch folgenden Artikel auf „Ostbelgien Direkt“:
Liste von Bürgermeister Friedhelm Wirtz hat schon gewonnen, denn sie wird in Büllingen die einzige sein. #Büllingen #Wirtz #Wahl2018 #FriedhelmWirtz https://t.co/ZWV64X2WGT pic.twitter.com/Ou9Oii0oTM
— Ostbelgien Direkt (@OstbelDirekt) September 9, 2018
Es kann natürlich auch gut sein, dass sich einer der „Überläufer“, nämlich kein geringerer als der PDG-Präsident Alexander Miesen, so langsam ein zweites Standbein für seine politische Laufbahn aufbaut.
Achtung, nur Satire :
In den Gemeinden, wo nur eine Liste zur Wahl steht, kann dann von den künftigen Gemeinderatsitzungen
die Presse im wahrsten Sinne des Wortes „Hofberichte“ erstatten ( zB: in Amel :“ Hof von Amel“).
Wäre das nicht eine treffende Bezeichnung für die kommende Mehrheit in Amel?
Hofberichterstatter laufen stets Gefahr, sich selbst zum Hofnarren zu machen.
Wie auch immer: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Und wer keine Wahl bei der Wahl hat, hat die Quälerei. Pauvres Bullangeois! Da sind sie schon von drei Seiten von Preußen umzingelt, und jetzt wird ihnen auch noch diese Persiflage der Demokratie aufgetischt.
Was sind das nur für Politiker die ihre Meinung ändern nur um dabei zu bleiben und eventuell noch auf ein
zusätzliches Gehalt bedacht sind .
Habe heute noch mit einem Büllinger gesprochen der bei der letzten Wahl die Opposition gewählt hatte da diese aus PFF Politikern bestand. Der was so sauer das er beabsichtigt der kommenden Wahl fern zu bleiben! Der Bürgermeister ist Clever schanzt dem Weykmansberater einen Schöffenposten zu und im Gegenzug bekommt die Gemeinde jede Menge Knete von der DG MInisterin die in ihrem Ressort die Gelder an die Gemeinden verteilt? Alles Kumpelei. Nach der Diskussion mit ihm beabsichitge ich ebenfalls bei uns in Eupen der Wahl fern zu bleiben!
Ich kann Ihnen da nur zustimmen!
@Es reicht
Aha, Sie wissen schon, wer genau Schöffe wird? Wissen Sie noch mehr?
Es kommen alle durch und innerhalb des Gemeinderats werden doch dann die Posten verteilen, da hat der Bürger doch eh KEINE Wahl. Dann bleib ich doch lieber zu Hause!
So kann man es machen – andererseits besteht die Möglichkeit, einem Kandidaten entweder zu bevorzugen oder einen Denkzettel zu verpassen in dem man ihn eben nicht wählt.
Um in Zukunft Situationen zu vermeiden wo in einer Gemeinde nur eine Liste zu wählen ist, sollte ernsthaft über eine Gemeindefusion nachgedacht werden. Wenn Amel, Bütgenbach und Büllingen z.B. zu einer Gemeinde vershmelzen würde, hätte man fast 15.000 Einwohner zusammen und somit mehr Möglichkeiten Listen zu gründen und auch zu füllen. Angenehmer Nebeneffekt wäre, dass nur noch eine Verwaltung statt deren drei nötig wären – Kosten, die an anderer Stelle investiert werden könnten.
„andererseits besteht die Möglichkeit, einem Kandidaten entweder zu bevorzugen oder einen Denkzettel zu verpassen“ Das stimmt, aber dennoch entscheidet der Gemeinderat wer welchen Posten bekommt und nicht der Wähler! Diese Stimmenverteilung KANN der Gemeinderat berücksichtigen, muss er aber nicht!
Zitat @DenAhlen : „aber dennoch entscheidet der Gemeinderat wer welchen Posten bekommt und nicht der Wähler! “
Früher wurde das eben anders geregelt : Dann trat eben der „Gewählte“ einfach zurück und machte Platz für einen Anderen.
@ Zuschauer
Die Fusion ist auf den ersten Blick eine gute Idee.guckt man aber zweimal hin zeigen sich die Nachteile.
In Ihrem Fall haben Sie eine „Hauptgemeinde“ und zwei „Randgemeinden“. Wie wollen Sie das machen ohne die Einwohner der „Randgemeinden“ zu verprellen. Irgendwann kommt der Zeitpunkt wo die feststellen die „Hauptgemeinde “ kriegt alles und wir kriegen nix.
Früher aber kommt der Tag an dem der Bürger merkt das der Weg zum Rathaus erheblich länger geworden ist. Was glauben Sie welchen Einfluss das auf die Meinung der Bürger über die Entscheidungen der Politiker hat.
Stellen Sie sich einen gehbehinderten Rentner vor der zur Rentenberatung ins Rathaus muss. Früher war das „ums Eck“ heute muss er „in die Stadt“. Alternative wäre drei Rathäuser, damit waären aber Synergie und Einsparung verpufft. Stellen Sie sich die Zufriedenheit dieses Mannes und seiner Angehörigen, die ihn schliesslich in die Stadt fahren müssen, vor. Denken Sie dabei bitte auch daran das die Menschen immer älter werden. Auch Rentner sind zur Wahl zugelassen. Stellen Sie sich einmal die Stimmung in einer solchen „Großgemeinde“ vor und die Bereitschaft der Menschen sich einzubringen.
Ihre Argumentation ist nachvollziehbar. Andererseits können mit dem „freiwerdenden“ Personal ältere Menschen zu Hause bedient werden. Die meisten Menschen (zumindest in der Eifel) müssen eh mit dem Auto fahren, um zum Rathaus zu gelangen – heute schon.
Und das mit den Randgemeinden sehe ich als überhaupt kein Problem dar, da der Gemeinderat aus Menschen bestückt sein wird, die aus vielen Ortschaften kommen.
@ Zuschauer
Ich habe die Gebietsreform in Rheinland-Pfalz zwischen 1969 und 1974 miterlebt. Die „Freude“ hält bis heute an. Da gibt es Groß- und Verbandsgemeinden in denen die einzelnen Ortsteile eine tief verwurzelte Abneigung „pflegen“.
Kaum noch einer will Priester, Arzt, Polizist, Pfleger oder Politiker werden. Sind die Menschen von diesen Aufgaben angewidert oder woran liegt es sonst?
@ Logisch
Was den Politiker betrifft empfehle ich die Lektüre von „Ostbelgien Direkt“ dann beantwortet sich die Frage von selbst.
Das sind alles Berufe die viel Verantwortung verlangen und die möchte heute keiner mehr auf sich nehmen ganz einfach.
…und der Lehrerberuf ? Auch hier mangelt es sehr an männlichen Anwärtern.
Im Gemeinderat oder im Kollegium sitzt man immer zwischen allen Stühlen. Die Gemeinde ist die letzte Regierungsebene. Die Gemeinde bekommt von „oben“ fast alles diktiert – Regelungen, die der Bürger oft nicht verstehen- und muss dennoch irgendwo einen gangbaren Mittelweg finden, damit der Wähler ihn beim nächsten Mal erneut wählt. Viel Arbeit, viel Verantwortung, wenig Lohn und immer Ärger. Wer würde das freiwillig machen? Da muss man schon zu einem gewissen Grad verrückt sein. Die guten Leute finden problemlos besser bezahlte Jobs, wo man nicht den ganzen Ärger hat! Wenn man stattdessen natürlich einen Posten in Eupen, Namur oder Brüssel bekommen kann, dann macht man das natürlich.
Ich bin mit Allen die da auf dem Foto zu sehen sind einverstanden , bis auf zwei Personen .
Muss die Partei um Bürgermeister Friedhelm Wirtz die beiden Überläufer mit ins Boot nehmen . Es waren bestimmt noch andere Kandidaten da , oder ????? Jahrelang wurde seitens der Opostion genörgelt , und jetzt wollen die beiden sicher noch einen Posten haben …….
Ein Schelm der böses dabei denkt. Wie gesagt ich bin kein Anhänger von Herrn Wirtz. Welche Wahl habe ich? Es wurde von den Überläufern kein Versuch unternommen, um neue Leute mit ins Boot zu nehmen. Selbst in Kreisen der PFF ist man mit dieser Aktion nicht zufrieden. Herr Stoffels hat gestern bei der Versammlung in Hünningen mir keine klare Antwort geben können. Die beiden Überläufer behaupten, dass sie kein Schöffenamt anstreben. Ich kann es nicht glauben. Ist der Konsens wirklich so gross ist?
Die haben Hunger, so was ist in der Pff