Politik

Friedhelm Wirtz im Interview mit „Ostbelgien Direkt“: „Nur eine Liste in Büllingen ist sicher nicht optimal“

„Liste WIRTZ - GEMEINSAM am Ball BLEIBEN!“ lautet das Wahlmotto der Liste des Büllinger Bürgermeisters. Foto: Sonja Adams-Davril

Wie an anderer Stelle berichtet, hat die Liste des Büllinger Bürgermeisters Friedhelm Wirtz am Sonntag im Hotel Tiefenbach ihre Kandidaten für die Wahl vom 14. Oktober 2018 vorgestellt. Aus diesem Anlass führte „Ostbelgien Direkt“ ein Gespräch mit Friedhelm Wirtz, der zum dritten Mal als Listenführer und zum ersten Mal ohne Gegner um die Gunst der Wähler wirbt.

Die bisherige Opposition, die Freie Bürgerliste Büllingen (FBB), löst sich zum Ende der Legislaturperiode auf. Zwei ihrer drei Mandatare sind zur Liste Wirtz übergelaufen, die diesmal als Einheitsliste antritt, falls nicht noch in den nächsten Tagen ein kleines Wunder passiert und sich doch noch eine zweite Liste zur Wahl stellt.

Wer auf der Liste von Friedhelm Wirtz zu finden ist, hat „Ostbelgien Direkt“ bereits an anderer Stelle gemeldet (siehe Artikel „Liste von Bürgermeister Friedhelm Wirtz hat schon gewonnen, denn sie wird in Büllingen die einzige sein“).

Nachfolgend das Interview, das OD am Sonntag mit Bürgermeister Friedhelm Wirtz führte.

OD: Herr Wirtz, wie sehen Sie den Wahlkampf in der Gemeinde Büllingen. Kann man bei einer einzigen Liste überhaupt noch von Wahlkampf reden?

Friedhelm Wirtz bewirbt sich zum dritten Mal um das Amt des Bürgermeisters. Foto: Sonja Adams-Davril

Friedhelm Wirtz: Zum Kämpfen braucht man natürlich einen Gegner, von daher kann man in Büllingen keinen Wahlkampf erwarten. Es bleiben zwar noch einige Tage Zeit, aber ich gehe davon aus, dass es keine zweite Liste geben wird.

OD: Hätten Sie sich denn einen Gegner gewünscht?

Wirtz: Natürlich, wir haben auch nicht damit gerechnet, dass wir die einzige Liste in Büllingen sein würden. Wenn man einen Gegner hat, wird man selbst von den Wählern wieder eingeordnet, was nicht unbedingt der Fall ist, wenn man als einzige Liste antritt. Dann ist das auch kein Wahlkampf. Die Zeit vor der Wahl dient unter diesen Umständen dazu, den Wählern Informationen zu geben, bevor sie ihre Stimme abgeben.

OD: Wie erklären Sie sich die Tatsache, dass es keine zweite Liste in Büllingen geben wird?

Wirtz: Dafür gibt es sicher eine Reihe von Gründen. Bei der Suche nach Kandidaten für unsere Liste ist mir aufgefallen, dass sich viele Leute schon gerne auf Gemeindeebene engagieren würden, aber eher für einzelne Projekte, für die man sich über einen gewissen Zeitraum einsetzen kann, weniger aber als Mitglied eines Gemeinderates. Sechs Jahre oder sechseinhalb Jahre, wenn man die Vorwahlzeit mitzählt, sind ein sehr langer Zeitraum, vor dem mancher zurückschreckt. Wir haben zum Glück neue Leute finden können, aber das sind zum Teil Männer oder Frauen, die sich eh schon vorher für bestimmte Projekte ehrenamtlich eingesetzt haben. Viele stellten sich aber immer die Frage, wie sie ein Mandat im Gemeinderat mit den anderen Tätigkeiten und mit ihrer Familie würde vereinbaren können. Letzteres betrifft vor allem junge Frauen.

OD: Die Oppositionsfraktion Freie Bürgerliste Büllingen (FBB) hat sich aufgelöst, zwei ihrer drei Mitglieder sind zur Liste Wirtz übergelaufen, darunter PDG-Präsident Alexander Miesen. Ist das nicht ein Problem für die Demokratie in einer Gemeinde, dass die Opposition sich entweder auflöst oder zur Mehrheit überläuft?

Besichtigung eines Ravel-Abschnitts in Büllingen im Dezember 2015: Minister Maxime Prévot, Bürgermeister Friedhelm Wirtz, Herbert Grommes und Schöffe Willy Heinzius (von links). Foto: Frederik Wiesen

Wirtz: Ich würde das nicht direkt als ein Problem für die Demokratie betrachten, jedenfalls nicht in Bezug auf die Lage in der Gemeinde Büllingen. Aber natürlich ist das nicht optimal, denn es gehört zum Wesen einer Demokratie, dass man sich über Ideen austauscht und auch streitet. Ich glaube dennoch, dass dieser Austauch auch in unserer Gruppe von 17 Ratsmitgliedern noch möglich sein wird. Man muss meiner Meinung nach nicht Opposition sein nur um der Opposition willen. Das war übrigens auch schon in der jetzigen Legislaturperiode der Fall, wo es zwischen der FBB-Opposition und der Mehrheit so viele Meinungsunterschiede gar nicht gab. In Büllingen war Streit eher selten. Anfangs war die Auseinandersetzung vielleicht etwas heftiger, aber mit der Zeit war das viel gelassener, zumal sich Mehrheit und Opposition in den großen Themen sehr nahe waren.

OD: Wie werden denn die Wahldebatten ablaufen, von denen es eine des Grenz-Echo und die andere des BRF gibt, wenn es nur eine Liste gibt? Oder werden diese Debatten ausfallen?

Wirtz: Ausfallen werden sie sicherlich nicht. Wie diese Veranstaltungen ablaufen werden, weiß ich auch nicht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass bei der Veranstaltung des Grenz-Echo, die mit Publikum stattfindet, auch die anwesenden Bürger an mich Fragen richten können, während es bei der Sendung des BRF, bei der es kein Publikum gibt, nur die Journalisten sind, die Fragen stellen.

OD: Ist aber auch nicht optimal.

Wirtz: Nein, das ist sicher nicht optimal, aber die Situation ist nun mal die, die sie ist.

OD: Sie mussten in der zu Ende gehenden Legislaturperiode eine längere Auszeit nehmen wegen einer Krebsoperation. Werden Sie in der neuen Legislatur im Fall einer Wiederwahl die Dinge etwas langsamer angehen?

Blick auf den Ortskern von Büllingen. Foto: OD

Wirtz: Ich habe sehr viel Glück gehabt, meine Krebsgeschichte hat sich erledigt, wie mir die Ärzte bestätigt haben. Ich bin topfit und werde die Arbeit in bekannter Manier weitermachen können.

OD: Sie sind auch Präsident der Interkommunale Vivias: Spüren Sie als solcher noch immer die negativen Auswirkungen der Publifin-Affäre? Dieser Skandal hat ja die Interkommunalen ziemlich in Misskredit gebracht.

Wirtz: Ich habe mich seinerzeit dazu geäußert. Man muss da schon differenzieren zwischen jenen Interkommunalen, die den Skandal um die hohen Sitzungsgelder ausgelöst haben, also Publifin, Samusocial usw…, und den ganz normalen Interkommunalen, zu denen ich auch Vivias, Finost, die Musikakademie und andere zähle. Es ist schade, dass das Fehlverhalten einiger Politiker einen ganzen Berufsstand derart in Misskredit bringt. Das ist eine Schande für diejenigen, die sich nichts haben zu Schulden kommen lassen. (cre)

Zur Vorstellung der Liste Wirtz in Büllingen siehe auch folgenden Artikel auf „Ostbelgien Direkt“:

25 Antworten auf “Friedhelm Wirtz im Interview mit „Ostbelgien Direkt“: „Nur eine Liste in Büllingen ist sicher nicht optimal“”

  1. Es kann natürlich auch gut sein, dass sich einer der „Überläufer“, nämlich kein geringerer als der PDG-Präsident Alexander Miesen, so langsam ein zweites Standbein für seine politische Laufbahn aufbaut.

  2. Hof von Amel

    Achtung, nur Satire :
    In den Gemeinden, wo nur eine Liste zur Wahl steht, kann dann von den künftigen Gemeinderatsitzungen
    die Presse im wahrsten Sinne des Wortes „Hofberichte“ erstatten ( zB: in Amel :“ Hof von Amel“).
    Wäre das nicht eine treffende Bezeichnung für die kommende Mehrheit in Amel?

    • Hofberichterstatter laufen stets Gefahr, sich selbst zum Hofnarren zu machen.

      Wie auch immer: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Und wer keine Wahl bei der Wahl hat, hat die Quälerei. Pauvres Bullangeois! Da sind sie schon von drei Seiten von Preußen umzingelt, und jetzt wird ihnen auch noch diese Persiflage der Demokratie aufgetischt.

  3. Es reicht!

    Habe heute noch mit einem Büllinger gesprochen der bei der letzten Wahl die Opposition gewählt hatte da diese aus PFF Politikern bestand. Der was so sauer das er beabsichtigt der kommenden Wahl fern zu bleiben! Der Bürgermeister ist Clever schanzt dem Weykmansberater einen Schöffenposten zu und im Gegenzug bekommt die Gemeinde jede Menge Knete von der DG MInisterin die in ihrem Ressort die Gelder an die Gemeinden verteilt? Alles Kumpelei. Nach der Diskussion mit ihm beabsichitge ich ebenfalls bei uns in Eupen der Wahl fern zu bleiben!

    • Zuschauer

      So kann man es machen – andererseits besteht die Möglichkeit, einem Kandidaten entweder zu bevorzugen oder einen Denkzettel zu verpassen in dem man ihn eben nicht wählt.
      Um in Zukunft Situationen zu vermeiden wo in einer Gemeinde nur eine Liste zu wählen ist, sollte ernsthaft über eine Gemeindefusion nachgedacht werden. Wenn Amel, Bütgenbach und Büllingen z.B. zu einer Gemeinde vershmelzen würde, hätte man fast 15.000 Einwohner zusammen und somit mehr Möglichkeiten Listen zu gründen und auch zu füllen. Angenehmer Nebeneffekt wäre, dass nur noch eine Verwaltung statt deren drei nötig wären – Kosten, die an anderer Stelle investiert werden könnten.

      • DenAhlen

        „andererseits besteht die Möglichkeit, einem Kandidaten entweder zu bevorzugen oder einen Denkzettel zu verpassen“ Das stimmt, aber dennoch entscheidet der Gemeinderat wer welchen Posten bekommt und nicht der Wähler! Diese Stimmenverteilung KANN der Gemeinderat berücksichtigen, muss er aber nicht!

        • karlh1berens

          Zitat @DenAhlen : „aber dennoch entscheidet der Gemeinderat wer welchen Posten bekommt und nicht der Wähler! “

          Früher wurde das eben anders geregelt : Dann trat eben der „Gewählte“ einfach zurück und machte Platz für einen Anderen.

      • @ Zuschauer

        Die Fusion ist auf den ersten Blick eine gute Idee.guckt man aber zweimal hin zeigen sich die Nachteile.
        In Ihrem Fall haben Sie eine „Hauptgemeinde“ und zwei „Randgemeinden“. Wie wollen Sie das machen ohne die Einwohner der „Randgemeinden“ zu verprellen. Irgendwann kommt der Zeitpunkt wo die feststellen die „Hauptgemeinde “ kriegt alles und wir kriegen nix.
        Früher aber kommt der Tag an dem der Bürger merkt das der Weg zum Rathaus erheblich länger geworden ist. Was glauben Sie welchen Einfluss das auf die Meinung der Bürger über die Entscheidungen der Politiker hat.
        Stellen Sie sich einen gehbehinderten Rentner vor der zur Rentenberatung ins Rathaus muss. Früher war das „ums Eck“ heute muss er „in die Stadt“. Alternative wäre drei Rathäuser, damit waären aber Synergie und Einsparung verpufft. Stellen Sie sich die Zufriedenheit dieses Mannes und seiner Angehörigen, die ihn schliesslich in die Stadt fahren müssen, vor. Denken Sie dabei bitte auch daran das die Menschen immer älter werden. Auch Rentner sind zur Wahl zugelassen. Stellen Sie sich einmal die Stimmung in einer solchen „Großgemeinde“ vor und die Bereitschaft der Menschen sich einzubringen.

        • Zuschauer

          Ihre Argumentation ist nachvollziehbar. Andererseits können mit dem „freiwerdenden“ Personal ältere Menschen zu Hause bedient werden. Die meisten Menschen (zumindest in der Eifel) müssen eh mit dem Auto fahren, um zum Rathaus zu gelangen – heute schon.
          Und das mit den Randgemeinden sehe ich als überhaupt kein Problem dar, da der Gemeinderat aus Menschen bestückt sein wird, die aus vielen Ortschaften kommen.

          • @ Zuschauer

            Ich habe die Gebietsreform in Rheinland-Pfalz zwischen 1969 und 1974 miterlebt. Die „Freude“ hält bis heute an. Da gibt es Groß- und Verbandsgemeinden in denen die einzelnen Ortsteile eine tief verwurzelte Abneigung „pflegen“.

    • DenAhlen

      Im Gemeinderat oder im Kollegium sitzt man immer zwischen allen Stühlen. Die Gemeinde ist die letzte Regierungsebene. Die Gemeinde bekommt von „oben“ fast alles diktiert – Regelungen, die der Bürger oft nicht verstehen- und muss dennoch irgendwo einen gangbaren Mittelweg finden, damit der Wähler ihn beim nächsten Mal erneut wählt. Viel Arbeit, viel Verantwortung, wenig Lohn und immer Ärger. Wer würde das freiwillig machen? Da muss man schon zu einem gewissen Grad verrückt sein. Die guten Leute finden problemlos besser bezahlte Jobs, wo man nicht den ganzen Ärger hat! Wenn man stattdessen natürlich einen Posten in Eupen, Namur oder Brüssel bekommen kann, dann macht man das natürlich.

  4. Reuter N

    Ich bin mit Allen die da auf dem Foto zu sehen sind einverstanden , bis auf zwei Personen .
    Muss die Partei um Bürgermeister Friedhelm Wirtz die beiden Überläufer mit ins Boot nehmen . Es waren bestimmt noch andere Kandidaten da , oder ????? Jahrelang wurde seitens der Opostion genörgelt , und jetzt wollen die beiden sicher noch einen Posten haben …….

    • treesche

      Ein Schelm der böses dabei denkt. Wie gesagt ich bin kein Anhänger von Herrn Wirtz. Welche Wahl habe ich? Es wurde von den Überläufern kein Versuch unternommen, um neue Leute mit ins Boot zu nehmen. Selbst in Kreisen der PFF ist man mit dieser Aktion nicht zufrieden. Herr Stoffels hat gestern bei der Versammlung in Hünningen mir keine klare Antwort geben können. Die beiden Überläufer behaupten, dass sie kein Schöffenamt anstreben. Ich kann es nicht glauben. Ist der Konsens wirklich so gross ist?

  5. Auf ein Wort

    „>> Wenn notorische Corona-Leugner verbale Gewalt ver- breiten oder hetzerische Parolen an Fassaden und Tore pinseln, dann wollen sie austesten, wie viel Spielraum Politik und Polizei ihnen geben. Indem sie auf alles ein- prügeln, was anderer Meinung ist. Da braucht es, selbst im Kirchenraum, couragierte Mitmenschen, die solches nicht ungerührt hinnehmen – und aufstehen!
    Auch ich selbst, als Kommunalpolitiker, bin zunehmend Kritik und Häme ausgesetzt. Ein Phänomen, das nicht zwingend neu ist, im Zuge der Pandemie aber an negati- ver Dynamik gewonnen hat. Mit einer neuen Dimension sprachlicher Brutalität, die zuvor die Ausnahme war, in der Zwischenzeit jedoch leider immer mehr zur Regel wird. Und die uns Politiker schnell zu Fußabtretern der Massen herabsetzt, indem gezielt ein Klima der Feindseligkeit ge- schürt wird. Wie sagte bereits der israelische Schriftsteller Ephraim Kishon: „DIE DEMOKRATIE IST BEKANNTLICH DAS BESTE POLITISCHE SYSTEM, WEIL MENSCHEN ES UNGESTRAFT BESCHIMPFEN KÖNNEN.“
    Die schmierigen Angriffe gegen Politiker auch in Ostbel- gien sind schlichtweg unerträglich. Sie machen nicht nur betroffen, sondern sind in ihrer anonymen Form zugleich ein Missbrauch der Meinungsfreiheit, deren scheinbare Unterdrückung gerade Querdenker offen anprangern. Oder wie es der preußische Arzt Rudolf Virchow auf den Punkt brachte: „DIE FREIHEIT IST NICHT DIE WILLKÜR, BE- LIEBIG ZU HANDELN, SONDERN DIE FÄHIGKEIT, VER- NÜNFTIG ZU HANDELN.“
    Zugegeben … An der derzeit angespannten gesellschaftli- chen Situation trägt auch die nationale Politik ein Stück weit Verantwortung – sei es aus Unwissenheit, Leichtfertig- keit, Hartnäckigkeit oder Anpassung. Zumindest in einem Punkt herrscht Einigkeit: Es wurde wieder mal zu spät an den entscheidenden Stellschrauben gedreht. Auch da die Furcht, in der Krise als autoritär zu gelten, zu einer „Politik des Ungefähren“ geführt hat. Dagegen haben wir alle Ver- bindlichkeit und Verlässlichkeit verdient – statt Verzögerung und Verwirrung.
    Vielfach wird um Führungsanspruch gerungen, den aber dann, wenn es hart auf hart kommt, niemand mit der er- forderlichen Kraft ausfüllen will. Jedoch besteht Führung darin, sie nicht nur mit Leidenschaft, Augenmaß und Verant- wortung zu nutzen, sondern gleichfalls mit Durchsetzungs- kraft zu gestalten. Stattdessen regiert heute mehr denn je Unsicherheit, die sich wie dichter Nebel übers Land legt. Die Politik des geringsten Widerstandes ist allseits „in“, aber zu- gleich der Grund für den grotesken Wildwuchs in der ver- öffentlichten Meinungsbildung via „social media“. Oder um mit dem deutschen Autor Berthold Brecht zu sprechen: „KEIN VORMARSCH IST SO SCHWER WIE DER ZURÜCK ZUR VERNUNFT.“
    Kein Wunder, dass gerade von der Pandemie persönlich be- troffene Bürger die Handlungsfähigkeit unserer politischen Instanzen zunehmend in Frage stellen. Und somit Wasser auf die Mühlen der Impfverweigerer, Querdenker und Ver- schwörungsprediger gießen. Dabei sitzen wir doch alle im selben Boot. Warum also streiten wir so erbittert? Zumal wir die gleichen Ziele verfolgen – nämlich unsere Freihei- ten aus der Zeit vor der Pandemie schnell und umfassend zurückzugewinnen. Was aber derzeit nur schwer umsetzbar ist, weil eine egoistische, ungeimpfte Minderheit einer soli- darischen, geimpften Mehrheit vorschreiben möchte, wohin die Reise geht. Dagegen halte ich es mit dem französischen Schriftsteller Albert Camus: „ES GIBT KEINE FREIHEIT OHNE GEGENSEITIGES VERSTÄNDNIS.“
    Und so wünsche ich Ihnen und Ihren Familien in diesen unruhigen Zeiten Zutrauen und Zuversicht – verbunden mit der Bitte, füreinander da zu sein. Zudem sollen Gesundheit und Glück, Freude und Frieden nicht nur unser gemeinsa- mes Weihnachten prägen, sondern auch unseren weiteren Weg im neuen Jahr leiten und begleiten.
    i. A. von Rat, Kollegium und Verwaltung
    Friedhelm WIRTZ
    Bürgermeister“
    Weihnachtsbotschaft Büllingen 2021
    Bürger Büllingens werden mittlerweile aufs übelste beschimpft.

  6. Auf ein Wort

    „Auf ein Wort
    Beim Griff nach der vermeintlich neu gewonnenen Freiheit ist Augenmaß gefragt
    Wer als unsportlicher (und somit auch unvoreingenommener) Beobachter in den vergangenen Wochen die Bilder aus den Fußballstadien in London und Budapest oder auf den Straßen in Rom und Mailand gesehen hat, dürfte kaum zu dem Schluss gelangen, dass gerade eine Pandemie mit erschütternden gesellschaftlichwirtschaftlichen Einschnitten hinter uns liegt. Zumindest weitge- hend, wie wir alle hoffen.
    Corona… War da was?!? Jedenfalls vermittelten die Freudenszenen aus den Stadien oder auf den Plätzen einen an- deren Eindruck. Wie sich da je nach Er- gebnis und Emotion wildfremde Men- schen schreiend und jubelnd in den Armen lagen, darf fast schon als eine Art Galgenhumor erachtet werden.
    Aber so sind wir Menschen nun mal… „Aus den Augen aus dem Sinn“ – so vielfach die Devise. Auch oder gerade in der nun allmählich versandenden Pan- demie. Wenn das Virus in seiner tödli- chen Tragik über Monate erfreulicher- weise keinen geschätzten Menschen mehr aus unserem Umfeld getroffen hat, wähnen wir Corona weit weg. Viel- fach zu Recht! Gerade da eine solche Wahrnehmung überaus menschlich ist. Immerhin hat das Virus uns über lange Monate ordentlich durchgeschüttelt.
    Da darf es nicht wundern, dass nach schier endlosen Einschränkungen jetzt
    eine jede und ein jeder nach der ver- meintlich neu gewonnenen Freiheit grei- fen möchte. Ungeachtet der drohenden Perspektive einer nächsten Welle, ganz gleich ob Delta, Kappa oder Lambda… Allesamt Buchstaben im griechischen Al- phabet, mit denen einer Stigmatisierung einzelner Länder wegen der geografi- schen Zuordnung von Varianten entge- gengewirkt wird.
    Jedenfalls giert das Volk in diesen Tagen spürbar nach Urlaub, möglichst grenzen- los zwischen Koffer und Kabrio, zwischen Bikini und Bermudada ja mit zweifacher Impfung im Gepäck. Zudem als „Ausbruch“ aus den eigenen vier Wänden letztlich eine Form der Freiheit. Ebenfalls bei (zu) vielen, die so die derzeitige Erkenntnis leider auch bei
    angestrebte Herdenimmunität aufs Spiel. In der Tat: Die Impfung galt und gilt in vielen Augen als Ausweg aus der Pan- demie, da sie uns Menschen im Wettlauf mit dem Virus einen Vorteil verschafft. Sie senkt drastisch das Risiko schwerer Krankheitsverläufe, senkt folglich die Zahl der Todesfälle, entlastet das Gesundheitssystem… Und lässt uns am Ende über das Virus siegen, indem sie das Infektionsge- schehen entscheidend eindämmt.
    Sich die Freiheit zu nehmen, die Einladung zur Impfung auszuschlagen, ist ein demokratisch verbrieftes Recht. Ob begründet oder nicht, ist subjektiv nur schwer zu bewerten. Begründet scheint jedoch – meiner bescheidenen Meinung nach – die These, dass ungeachtet aller
    individuellen Vorbehalte Impfungen heute unerlässlich sind und bleiben. Zum Nutzen der Gesellschaft und erst recht des Einzelnen.
    Weshalb ich – wohl gemeint und ohne erhobenen Zeigefinger – meine Wünsche zu erholsamen und ungetrübten Ferien mit einem Zitat des Dichters Matthias Claudius (1740-1815) unter- legen möchte: „Die Freiheit besteht darin, dass wir all das tun können, was einem anderen nicht schadet.“
    Friedhelm Wirtz
    i.A. des Kollegiums und des Rates
    uns – sich einer Impfung bisher (noch) verwei- gern. Und stattdessen zum Flug nach Mallorca oder Antalya eher auf einen zeitnahen PCRTest setzen. Aus ihrer eigenen Warte eine si- cher vertretbare Option. Wenngleich jetzt mancher einwerfen mag, diese Zurückhaltung oder gar Ablehnung setze letztlich recht leichtfertig die allseits
    Schöne Ferien!“
    https://buellingen.be/wp-content/uploads/2021/08/Infoblatt-2021-07.pdf

  7. Auf ein Wort

    >> Auf welch wackeligen Beinen unsere globalisierte Welt steht, haben die vergangenen Monate in unerwarteter Här- te gezeigt. Zugleich führt uns die seit dem 24. Februar in Schieflage geratene Gegenwart auf schonungslose Wei- se vor Augen, dass die Politik zumindest in einigen Län- dern recht wenig aus der Geschichte gelernt hat. „KRIEGE BRECHEN NICHT EINFACH SO AUS. KRIEGE WERDEN VORBEREITET – DURCH RASSISMUS UND VORURTEILE, DURCH HETZE UND HASS“, hatte bereits Winston Chur- chill erkannt. Von daher stehen wir alle in der Pflicht, durch Offenheit und Verständigung, durch Toleranz und Mensch- lichkeit, durch Freundschaft und Harmonie mehr denn je für Frieden und Freiheit zu werben.
    Vor allem in derart aufgewühlten Zeiten, da sich die Men- schen in den sozialen Medien aus den Schützengräben der eigenen, oft schrägen Weltanschauung gegenseitig be- harken, dürfen wir Demokratieverweigerern und Verschwö- rungstheoretikern nicht diskussions- und widerstandslos das Feld überlassen. Unsere Standpunkte fußen auf der frei- heitlichen demokratischen Grundordnung, geleitet von Ver- ständigung und Verlässlichkeit. Oder um mit Margret That- cher zu sprechen: „DEMOKRATIE HANDELT NICHT VOM HINTERHERLAUFEN, SONDERN VOM VORAUSGEHEN.“https://buellingen.be/wp-content/uploads/2022/12/V2_GemeindeBuellingen_Buergermeisterbrief_A4_2022_nm.pdf

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