Politik

Aktivisten fordern in Brüssel die Freilassung von Julian Assange

23.09.2023, Belgien, Brüssel: Poster mit der Aufschrift "Free Assange" ("Befreit Assange") kleben im Rahmen eines Protests für die Freilassung von Julian Assange auf dem Albertina-Platz. Foto: Antony Gevaert/Belga/dpa

Mehrere Dutzend Menschen versammelten sich am Samstag auf dem Albertina-Platz in Brüssel, um die Freilassung von Julian Assange, dem Wikileaks-Gründer, zu fordern, der in einem britischen Gefängnis auf seine Auslieferung an die Vereinigten Staaten wartet.

Die USA wollen Assange strafrechtlich verfolgen, weil er als Whistleblower Tausende von geheimen US-Dokumenten veröffentlicht hat, doch Aktivisten fordern die US-Regierung erneut auf, das Verfahren einzustellen und Assange freizulassen.

Der 51-jährige Australier wurde 2019 von der britischen Polizei verhaftet, nachdem er sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London verbracht hatte.

23.09.2023, Belgien, Brüssel: Poster, unter anderem mit der Aufschrift „Journalists, where are you?“ („Journalisten, wo seid ihr?“) hängen im Rahmen einer Demonstration für die Freilassung von Julian Assange auf dem Albertina-Platz. Foto: Antony Gevaert/Belga/dpa

Die USA werfen Assange vor, geheime Informationen über Militäraktionen im Irak und in Afghanistan gestohlen, veröffentlicht und das Leben von Informanten gefährdet zu haben. Seine Unterstützer wiederum sehen in ihm einen mutigen Journalisten, der Kriegsverbrechen aufgedeckt hat.

„Im Juni 2022 entschied ein britisches Gericht, dass Assange ausgeliefert werden kann, eine Entscheidung, die von der damaligen Innenministerin Priti Patel mitunterzeichnet wurde“, heißt es in der Erklärung der Aktivisten. „Die Berufung gegen diese Entscheidung ist noch anhängig. Assange muss nun im Londoner Belmarsh-Gefängnis, wo er seit viereinhalb Jahren inhaftiert ist, auf die endgültige Entscheidung warten. Eine Auslieferung an die Vereinigten Staaten würde bedeuten, dass er in einem Hochsicherheitsgefängnis eingesperrt wird und keine Chance auf einen fairen Prozess hat.“

„Im Grunde ist Assange ein moderner Sisyphos oder Prometheus, die auf ewig dafür bestraft wurden, dass sie Geheimnisse der Götter verraten haben“, sagt der Schriftsteller Vincent Engel, der das Schicksal des Wikileaks-Gründers mitverfolgt. „Aber wo Sisyphos und Prometheus nicht sterben konnten, kann Julian Assange sterben. Seit Jahren muss er ein unmenschliches Schicksal ertragen, aber das scheint niemanden zu interessieren.“

25 Antworten auf “Aktivisten fordern in Brüssel die Freilassung von Julian Assange”

  1. Robin Wood

    Tolle Initiative. Wo sind die investigativen Journalisten? Wo sind die Politiker?
    Wer genau wissen will, was passiert ist, dem empfehle ich dieses Buch: „Der Fall Julian Assange: Geschichte einer Verfolgung – Der spektakuläre Report des UNO-Sonderberichterstatters für Folter.“
    Nils Melzer wollte zuerst den Fall nicht übernehmen, da er – wie viele auch – der allgemeingültigen Propaganda glaubte, dass Assange ein Vergewaltiger ist. Dann hat er sich mit dem Fall befasst, Fakten herausgesucht, Protokolle eingesehen, mit Zeugen gesprochen und kam zu dem Entschluss, dass Assange unschuldig ist und auch keine Informanten gefährdet hat, wie die USA behauptet.
    Wer die Wahrheit sagt, wird halt mundtot gemacht. Das geschieht doch normalerweise nur in Diktaturen.

    • Nils Melzer ist jetzt nicht mehr für die UN tätig (hab ich gelesen, find die Quelle jetzt aber nicht mehr). Man hat ihn ruhig gestellt, er ist jetzt Direktor der Abteilung Völkerrecht, Grundsätze & Humanitäre Diplomatie beim roten Kreuz. Dort wird man ihn mit Arbeit und Geld zuschütten und dann hat er keine Zeit mehr sich um andere Dinge zu kümmern.

  2. DearAugenblick

    Geld regiert die Welt, wer glaubt in einem Rechtstaat zu leben, der irrt.
    Der arme Assange, er muss noch wichtige Infos für die Amies haben sonst wäre er schon tot.
    Das USA Weltmacht war oder ist, mit den Chinesen oder Russen wären wir schlimmer dran

  3. Aufschrei!!

    Wieso geht kein Aufschrei durch die Gesellschaft, angesichts der Folter die man diesem Mann antut. Was hat er getan?! Ein Geheimnis verraten! Was ist ein Geheimnis? Als Geheimnisse werden i.d.R. Taten behandelt, die rechtswidrig sind. Was tut ein Rechtsstaat, er fordert seine Bürger auf Verbrechen zu melden, damit Staatsanwaltschaft und Justiz aktiv werden können, um Verbrecher aus dem Verkehr zu ziehen.

    Meines Wissens (man kann mich gerne eines Besseren belehren) hat Assange nichts anders getan, als das, was man vom Bürger erwartet und wird deshalb nun schon „SEIT JAHREN“ gefoltert (Ich war nachhaltig schockiert, als ich im Fernseher die Verhaftung diesen armen Kerls, nach dem Rauswurf aus der Botschaft gesehen habe. Ich verstehe auch keinen Polizisten, der einen so in Panik befindlichen Menschen derart „abführt“!) – man stellt sich also zu Recht die Frage, ob es hier alles mit rechtsstaatlichen Mitteln zugeht!

    • 9102Anoroc

      @ – Aufschrei 13:58

      Abgesehen davon dass ich mich gerne ihrem Kommentar anschließen möchte;
      gibt es anscheinend keinen Rechtsstaat mehr;
      es handelt sich eher um einen gespaltenen Staat;
      bei dem ein Teil des gespaltenen Staats , die Bürger so behandeln möchten , als hätten sie keine Rechte mehr.

      • Hans-Werner S.

        Hier, wie auch sonst, findet Herr oder Frau Anorak 2900 auch jetzt wieder die richtigen Worte zur richtigen Zeit und das auch noch im richtigen Ton. Er oder sie führt uns vor Augen wie unsere Wirklichkeit sich mehr und mehr von der Realität distanziert und sie sich langsam aber sicher zur Farce entwickelt. Mit einfühlsamen Worten nimmt er oder sie den Leser und auch die Leserin an die Hand und bringt ihm oder ihr das Unverständliche und Unmögliche schonend aber brutal bei.
        Danke

    • Die Justiz verfährt eigentlich so, dass Ermittlungen und ein Verfahren geführt wird eh man jemanden verurteilt. Hat’s Ermittlungen gegeben? Ja, aber keiner der lachenden US-Söldner, die auf offener Straße Zivilisten getötet haben, wurde verurteilt. Assange hingegen WURDE verurteilt, obwohl es keine Ermittlungen und kein Verfahren geben ihn gab. Finde den Fehler! Dieser Justiz würden Sie sich stellen?

      • 9102Anoroc

        @ – Haha 09:33

        Guter Vergleich.👍
        Sie zeigen dass ein falsches Urteil nicht reicht,
        bei dem die Seele eines Menschen aufweicht.
        Die Justiz sollte endlich beichten;
        aus ihrem Kommentar ist nichts zu streichen.

        • Robin Wood

          Es ist schon länger her, dass ich das Buch von N. Melzer gelesen habe. Wenn ich das richtig im Kopf habe: Assange hat sich freiwillig den britischen Behörden gestellt, u.a. auch, weil er Angst vor einer Auslieferung an die USA hatte, die ihm droht, ihn als Spion zu verhaften. Normalerweise hätte Assange 2 Jahre im britischen Gefängnis sein sollen, nach guter Führung wird man in GB im Normalfall mit einer Fussfessel nach einigen Monaten oder einem Jahr entlassen. Nun sitzt er schon seit 4 1/2 Jahren ein! In verschärfter Einzelhaft, was überhaupt nicht angemessen an seiner „Verfehlung“ ist. Das Auslieferungsverfahren wird immer wieder verzögert bzw. die Entscheidung darüber. Niemand der westlichen Länder will Assange Asyl gewähren. Warum wohl? Weil man es sich mit dem grossen Freund USA nicht verderben will?
          Man sollte sich schon Fragen stellen, wenn in einer Demokratie der, der Kriegsverbrechen aufdeckt, als Verbrecher behandelt wird. Was waren das noch für Zeiten der Pentagon Papers und der Watergate-Affäre. Da wurden investigative Journalisten als Helden gefeiert, die Verbrechen des Staates aufgeklärt hatten. Manch einer bekam sogar den Pulitzer Preis. Assange hingegen wird verfolgt. So ändern sich die Zeiten.

          • @Haha,
            Stimmt nicht ganz. Nachdem ein internationaler Haftbefehl gegen ihn vorlag, hat ihn die britische Justiz unter Auflagen nicht inhaftiert. Er hat dann gegen diese Auflagen verstossen und wurde, nachdem ihn die ecuadorianische Botschaft an die Tür setzte, inhaftiert.

            • seit April 2019, in Einzelhaft. Sie sind scheinbar im Bilde: wo war das Problem, als er sich in einer Botschaft versteckte und vor wem hat er sich dirt versteckt? Ich glaube mich zu erinnern, dass die Regierung Großbritanniens damals in Erwägung zog ihn an die USA auszuliefern. Er war somit ein politisch Verfolgter, der Schutz in einer Botschaft suche, auf dem Gebiet Großbritanniens. Wenn heute ein verurteilter Mörder aus, beispielsweise, Lybien in Deutschland Asyl beantragt, mit der Begründung, dass ihm in der Heimat die Todesstrafe droht, dann gewährt man ihm politisches Asyl. Wenn ein Australier von den USA offen mit dem Tod bedroht wird, weil er Kriegsverbrechen aufdeckt, dann zieht man eine Auslieferung in Erwägung. Was das für Sie eine Aussicht wo Sie sich an irgendwelche Absprachen halten würden?

  4. volkshochschule

    .Zeigt nicht mit dem Finger auf andere ihr im verlogenen Werte Westen, ihr seid keinen Deut besser, führt Angriffskriege begeht Kriegsverbrechen und stürzt freigewählte Präsidenten. Danke Mister Assange für ihren Mut, eines Tages wenn sich wieder das Recht durchsetzt, werden sie frei sein.

  5. Zuhörer

    Wie ich schon immer gesagt habe, so geht Demokratie nach amerikanischem Vorbild. Wer die Schnauze auf, ist weg vom Fenster.
    Wenn ich in jedem Bericht im Fernsehen von Demokratie höre, dann Platz mir der Kragen. Politiker sollten endlich mal demokratisch handeln und nicht nur so maulen.

    • Robin Wood

      @Zuhörer
      Das Bizarre daran: Nawalny wird von den westlichen Medien als Held gefeiert und man prangert Russland an (obschon Nawalny wusste, was auf ihn zukommt, als er freiwillig zurückflog), Assange wird von den Medien vergessen und die USA wird nicht wegen des gleichen Verbrechens angeprangert.
      Dass Russland politische Gefangene foltert, wird als menschenrechtsfeindlich von westlichen Medien kritisiert (zu Recht!), dass die USA politische Gefangene in Guantanomo foltern und ohne Prozess inhaftiert haben, ist aber akzeptabel.

      • Zuhörer

        @. Robin Wood.
        Sie haben es genau beschrieben. Alles was Amerika macht ist gut. So bekommen wir es von den Medien eingeprügelt.
        Wie heißt es noch so schön? Wir hier im Westen, wir brauchen uns da keine Sorgen zu machen, wir gehören ja zu den guten.
        Fragt sich nur, sind die Amis die guten? Dabei wäre ich schon wieder beim Thema. Wer an das gute der Amis zweifelt ist sofort ein Rechtsradikaler. So werden wir gezwungen an dem lieben, guten, Demokratischen Westen zu glauben. Dabei muss Mann eben auf Nebensächlichkeiten
        wie Menschenrechte verzichten.
        Wenn inm Osten Menschen zum Tode verurteilt werden, ist zuerst in den Vereinigten Staaten der Aufschrei groß, obwohl da die Todesstrafe noch immer vollzogen wird. Die sind ja die guten.

        Wenn Europa sich nicht langsam von den USA abnabelt, werden wir niemals Ruhe und Frieden bekommen.

        • Guido Scholzen

          zu diesen 3 vorangegangenen Kommentaren habe ich das gefunden:

          Massenvernichtungswaffen und der Irak 🇮🇶
          https://www.youtube.com/watch?v=ALYPqniYssM

          Warum werden ex-Präsident Bush und seine Mannen (Cheney…) nicht auch vor Gericht gestellt?

          interessant ist auch der erste kommentar darunter vom Youtuber @hackedhistory
          „Hey Jungs und Mädels, nur um euch wissen zu lassen, dass ich bei mehreren Gelegenheiten per E-Mail von mehr als 100 Leuten bedroht wurde, dieses Video zu entfernen, lasst uns die Dinge klarstellen, ich werde niemals gegen die Wahrheit stehen, egal welche Konsequenzen es hat.Trotzdem hoffe ich, dass YouTube das Video nicht entfernt und ihnen gibt, was sie wollen“
          englisch original:
          @hackedhistory: Hey guys and girls, just to let you know I’ve been threatened at multiple occasions by mail by more than 100 people to remove this video. let’s make things clear, I will never ever stand against the truth no matter the consequences. Nevertheless I hope youtube won’t remove the video and give them what they want.“

          • Robin Wood

            @Guido Scholzen
            So sehr ich gerne im Westen lebe, aber das ist es, was ich dem Westen vorwerfe: „Wir“ sind die Guten und dürfen alles. Der Westen erhebt sich moralisch über andere Länder, ist aber in Teilen genau so schlimm.
            Erschreckend, dass einige Menschen mit dem Blut anderer Krieg führen und sicher noch gut schlafen können.

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