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In Belgien gehen Fußball-Nationalspieler (wie Fellaini) freiwillig, in Deutschland werden sie ausgemustert

Bild links: Marouane Fellaini (in seinem heutigen Look) kündigte seinen Rücktritt aus der belgischen Nationalmannschaft an. Bild rechts: Die vom deutschen Bundestrainer Joachim Löw ausgemusterten Nationalspieler Thomas Müller, Jérôme Boateng und Mats Hummels (l-r). Fotos: Shutterstock/Carmen Jaspersen/dpa

AKTUALISIERT – Während in der belgischen Fußball-Nationalelf die nötige Verjüngung auf eine sanfte und vor allem freiwillige Art vonstatten geht, wie der Rücktritt von Marouane Fellaini zeigt, hat sich in Deutschland Bundestrainer Joachim Löw für einen harten Schnitt entschieden – und erntet dafür Kritik.

Nach dem WM-Debakel im Sommer 2018 in Russland und dem Abstieg auf der Topliga der Nations League im Herbst kommt die deutsche Fußball-Nationalelf immer noch nicht zur Ruhe. Jetzt sorgt die Ausmusterung der Bayern-Profis Jérôme Boateng, Thomas Müller und Mats Hummels aus der DFB-Auswahl durch Bundestrainer Joachim Löw für Kritik.

Es ist weniger der Verzicht auf drei Weltmeister von 2014 an sich, der kritisiert wird, als vielmehr die Art und Weise, wie sie von Löw ausgemustert wurden.

Er habe zwar Verständnis für die Entscheidung von Bundestrainer Löw, künftig auf junge Spieler zu setzen, schrieb der ausgemusterte Jérôme Boateng in den sozialen Medien. „Dennoch hätte ich mir natürlich einen anderen Abschied für uns gewünscht.“

Bundestrainer Joachim Löw entpuppt sich plötzlich als Hardliner. Foto: Federico Gambarini/dpa

Richtig „sauer“ auf Löw war Thomas Müller. „Kein Verständnis habe ich vor allem für diese suggerierte Endgültigkeit der Entscheidung“, sagte Müller in einem auf seinem Instagram-Account verbreiteten Video. „Mats, Jérôme und ich sind immer noch in der Lage, auf Topniveau Fußball zu spielen.“

Ein Bundestrainer müsse sportliche Entscheidungen treffen, das stelle er auch überhaupt nicht infrage, sagte Müller. „Allerdings: Je länger ich drüber nachdenke, macht mich die Art und Weise, wie das Ganze abgelaufen ist, einfach sauer.“

Wenn es kurz, nachdem das Bayern-Trio von Löws Entscheidung erfahren habe, vorgefertigte Statements des Deutschen Fußball-Bundes gebe, „dann ist das einfach aus meiner Sicht kein guter Stil und hat mit Wertschätzung eben dann auch nichts zu tun“. Er sei immer stolz gewesen, das DFB-Trikot zu tragen und 100 Länderspiele für Deutschland gemacht zu haben.

Marouane Fellaini beendet Karriere bei den Roten Teufeln

Unterdessen hat in Belgien Fußballprofi Marouane Fellaini entschieden, seine Länderspiel-Karriere für Belgien nach 87 Einsätzen für die Roten Teufel zu beenden. Das gab der 31-Jährige in den sozialen Netzwerken bekannt.

„Der Moment ist gekommen, mich zurückzuziehen und Platz zu machen für die nächste Generation belgischer Spieler, damit diese die sehr gelungene Periode in der Geschichte des belgischen Fußballs fortsetzen können“, schrieb Fellaini, der vor kurzer Zeit von Manchester United nach China wechselte.

02.07.2018, Russland, Rostow am Don: Fuflball: WM, Finalrunde, Achtelfinale: Belgien – Japan im Rostow am Don-Stadion. Marouane Fellaini von Belgien jubelt über das Tor zum 2:2 im WM-Achtelfinale gegen Japan. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa

Sein erstes Länderspiel bestritt Fellaini im Jahr 2007 bei einem Freundschaftsspiel gegen Tschechien. Er erzielte seitdem in den 87 Begegnungen im Trikot der Roten Teufel 18 Tore, davon einige sehr wichtige wie zum Beispiel das Tor zum 1:1 in der Auftaktpartie der WM 2014 in Brasilien gegen Algerien und den Treffer zum 2:2 im Achtelfinale der WM 2018 in Russland gegen Japan.

Mittelfeldspieler Fellaini nahm an drei großen Turnieren teil (WM 2014, EM 2016 und WM 2018). Seine Qualitäten: Er ist ein Kämpfer, der nie aufgibt, und sehr kopfballstark. In der Not kann man ihn auch in der Schlussphase eines Spiels als Sturmspitze einsetzen. Fußballexperten sagen über den 31-Jährigen, er sei ein atypischer Spieler, dessen Aktionen auf dem Platz schwer vorauszuahnen sind.

Zurzeit steht Fellaini beim chinesischen Erstligisten Shandong Luneng Taishan unter Vertrag. Davor spielte er für Manchester United (2013-2018), Everton (2008-2013) und Standard Lüttich (2006-2008). Sein Wechsel von Standard Lüttich zum FC Everton für 15 Millionen Euro stellte zu jener Zeit einen belgischen Transferrekord dar.

“Danke Belgien!“

In den sozialen Netzwerken schrieb Fellaini zu seinem Entschluss, seine Länderspielkarriere zu beenden:

„Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen, ich denke aber, dass für mich der Moment gekommen ist, meine Länderspielkarriere zu beenden.

Marouane Fellaini im Trikot der belgischen Nationalmannschaft bei der EM 2016. Foto: Shutterstock

87 Mal hatte ich die Ehre, für mein Land zu spielen. Ich habe dabei unglaubliche Erinnerungen an die Zeit mit den Roten Teufeln von den Anfängen im Jahr 2007 bis zur WM im letzten Jahr in Russland. Und ich bin stolz darauf, dass Belgien momentan den ersten Rang in der Weltrangliste der FIFA einnimmt.

Ich möchte allen danken, die in diesen Jahren an diesem Abenteuer teilgenommen haben, insbesondere meinen Mitspielern, von denen viele Freunde fürs Leben geworden sind, sowie bei allen Trainern, unter deren Leitung ich gearbeitet habe. Ich möchte auch den belgischen Fans danken, die uns auf der ganzen Welt unterstützt haben. Ich wünsche dem Coach und der Mannschaft den größtmöglichen Erfolg bei der anstehenden EM-Qualifikation. Danke Belgien!“ (cre/dpa)

12 Antworten auf “In Belgien gehen Fußball-Nationalspieler (wie Fellaini) freiwillig, in Deutschland werden sie ausgemustert”

  1. Allwissender?

    Ne wa!? Jo wa, haben Sie überhaupt je mal einen Ball berührt? Und das auf demselben Niveau? Dann, wenn nein, Mund abwischen und setzen! Jedenfalls war der Marouane einer der immer kämpfte und manches wichtige Tor schoss! Ein Beispiel für die Politiker, welche sich im hohen Alter noch immer am Geld und Macht festhalten.

  2. Vereidiger

    Ob das in Belgien wirklich alles so „freiwillig“ ist?
    Ein Fußballer, der z.B. den Tipp erhält, dass er evtl. nur noch mit der zweiten Garde aufgestellt wird, steht doch öffentlich viel besser da, wenn er selber verkündet, dass es an der Zeit ist, aus freien Stücken „Platz zu machen“…

  3. delegierter

    Toll von Fellaini. Bleib gesund und kicke noch ein bisschen in China für die Rente. Danke.
    Ich verstehe das Getue in Deutschland nicht.
    Ein Müller, der eine so schlechte Saison hatte, dufte schon gar nicht mit.
    Ein Neuer, fast ganzjährig verletzt uns dann Nr. 1- ein Tiefschlag für jeden Nachwuchstorwart.
    Hummels und Boateng waren ja auch nicht in Normalform, auch nicht nach der WM.
    Von den Türken nicht zu reden.
    Jogi soll eine komplett neue Mannschaft aufbauen und sich nicht von München her steuern lassen.

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