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Leipzigs Dani Olmo dämpft Bayerns Harry-Kane-Euphorie

12.08.2023, Bayern, München: Bayerns Harry Kane wärmt sich während des Spiels auf. Foto: Daniel Löb/dpa

AKTUALISIERT – Am Tag des Supercups dreht sich in München alles um Harry Kane, den neuen Topstar der Fußball-Bundesliga. Doch dann kommen die Spielverderber aus Leipzig mit einem Dreifachtorschützen daher.

Als Harry Kane zur Einwechslung trabte und endlich den Rasen betreten durfte, erbebte die Allianz Arena. „Harry Kane, Harry Kane“, brüllten die Bayern-Fans. Aber auch der teuerste Fußballer in der Historie des FC Bayern München konnte bei seinem Debüt am Tag seiner Verpflichtung nicht verhindern, dass DFB-Pokalsieger RB Leipzig der Münchner Euphorie mit einem erstaunlich reif erspielten 3:0 (2:0) im Supercup einen heftigen Dämpfer versetzte. Der erste nationale Titel der Saison geht nach Sachsen.

12.08.2023, Bayern, München: Bayerns Harry Kane (l) kämpft gegen Leipzigs Mohamed Simakan um den Ball. Foto: Daniel Löb/dpa

Der dreifache Torschütze Dani Olmo avancierte im ersten Pflichtspiel der Saison zum zweiten Hauptdarsteller eines bemerkenswerten Abends – und zwar als abgezockter Matchwinner. Der 25-jährige Spanier überwand am Samstagabend Bayern-Torwart Sven Ulreich zunächst zweimal aus dem Spiel heraus (3./44. Minute) und dann nochmal eiskalt vom Elfmeterpunkt (68.). Die 75.000 Zuschauer erlebten keine Kane-Party, sondern eine Olmo-Show.

Trotzdem stand der Sommertag in München im Zeichen des Kane-Hypes. Harry hier, Harry da, Harry überall. In der Nacht zum Samstag war die Transfersaga um den ersten 100-Millionen-Mann in 60 Bundesliga-Jahren mit Kanes Unterschrift unter einen Vierjahresvertrag zu Ende gegangen. Und der erhoffte neue Super-Neuner des FC Bayern verkündete, dass er es kaum abwarten könne, „meine Qualitäten auf dem Platz zu zeigen, hoffentlich viele Tore zu erzielen und die Fans glücklich zu machen“.

12.08.2023, Bayern, München: Bayerns Dayot Upamecano (l) im Zweikampf mit dem belgischen Nationalspieler und Leipzigs Rekordeinkauf Lois Openda. Foto: Daniel Löb/dpa

Auf Anhieb gelang ihm das nicht, der von Tottenham gekommene Kapitän der englischen Nationalelf lauerte vergeblich im Strafraum.

Stolz über den Transfercoup äußerten sich vor dem Anpfiff Bayerns Bosse und auch der dann im Spiel ganz und gar nicht mehr zufriedene Trainer. Tuchel sprach beim TV-Sender Sat.1 von einem „Statement“ auf dem Transfermarkt. „Harry hat das gewisse Etwas, und das wird er hoffentlich unter Beweis stellen.“ Vorstandschef Jan-Christian Dreesen gestand, dass der Rekordmeister beim Zielobjekt Kane „ein Stückchen All-in gegangen“ sei.

All-in im Supercup-Duell ging es auf dem Rasen dann erstmal ohne die Hauptattraktion Kane. 84 Tage nach ihrem 3:1 im Bundesliga-Endspurt entpuppten sich die Leipziger beim Wiedersehen erneut als resolute Spielverderber – und das trotz des Verlustes etlicher Topspieler im Sommer. Einer aber blieb – und der spielte groß auf. Olmo düpierte die Bayern-Abwehr gleich zu Beginn und dann so richtig beim Tor zum 2:0. Den Treffer nach einer eleganten Drehung im Strafraum beobachteten auch die Bayern-Kapitäne Manuel Neuer und Thomas Müller als Zuschauer im Unterrang der Tribüne staunend.

12.08.2023, Bayern, München: Die Leipziger Spieler, Trainer und Betreuer jubeln nach dem Sieg im Supercup. Leipzig gewinnt mit 0:3. Foto: Sven Hoppe/dpa

Die Bayern waren spielbestimmend, aber die Leipziger agierten harmonischer, griffig in den Zweikämpfen und vorm Tor entschlossen. Zwei Großchancen vergab dagegen Bayerns Sturmtalent Mathys Tel in der ersten Hälfte nach Vorarbeit von Serge Gnabry – und alle im Stadion dachten: Die hätte Kane bestimmt gemacht. Die Gäste hatten zudem Glück, dass der Ball bei einer Abwehraktion von Mohamed Simakan am Pfosten landete und nicht im eigenen Tor (28.).

Der unzufriedene Tuchel reagierte zur Halbzeit, wechselte dreimal. Er brachte den immerhin auch 50 Millionen Euro teuren Abwehrriesen Minjae Kim. Und er forcierte die Offensivkraft, in dem er Neuzugang Konrad Laimer rausnahm und Kapitän Joshua Kimmich zum alleinigen Sechser machte. In der 63. Minute kam dann auch noch Kane – aber die Wende blieb aus. (dpa)

„Keine 100 Millionen wert“ und „Ein Armutszeugnis für Bayern“

Der wochenlange Poker um Harry Kane ist beendet. Für Stefan Effenberg ist es ein Transfer, der sowohl den FC Bayern als auch die Bundesliga bereichern wird. Der ehemalige Fußballstar hat aber auch etwas auszusetzen.

Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg begrüßt den Wechsel von Harry Kane in die Bundesliga zum FC Bayern München, kritisiert aber gleichzeitig die hohe Ablösesumme. „Allein schon aufgrund seines Alters, er ist gerade 30 Jahre alt geworden, ist er eigentlich keine 100 Millionen mehr wert“, schrieb der frühere Bayern-Profi in seiner Kolumne für das Nachrichtenportal „t-online“ (Samstag).

29.10.2019, Nordrhein-Westfalen, Bochum: Stefan Effenberg steht als TV Experte an der Seitenlinie. Er kritisiert die hohe Ablöse des FC Bayern München für den englischen Nationalspieler Harry Kane. Foto: Guido Kirchner/dpa

Der Rekordtorschütze der englischen Nationalmannschaft wäre nur noch ein Jahr bei Tottenham Hotspur unter Vertrag und im kommenden Sommer ablösefrei gewesen, so Effenberg. „Das zeigt die Not und den Druck in der Stürmerfrage und dass in der Vergangenheit da viele Dinge falsch gelaufen sind.“

Der Poker um Kane hatte sich über Wochen hingezogen. Für den 55-Jährigen ist jedoch klar: Wenn es einen Verein gibt, der so etwas ermöglichen kann, dann ist es Rekordmeister Bayern München. „In diesem Geschäft wird eben bis zur letzten Sekunde um Millionen gezockt“, schrieb Effenberg. Sowohl Verein als auch Spieler können nach seiner Einschätzung froh sein, dass mit der Entscheidung nun Ruhe herrsche. „Denn die brauchst du für den anstehenden Saisonstart, sie ist das A und O, um die hochgesteckten Ziele zu erreichen.“

Gleichzeitig sieht Effenberg den Rekordtransfer der Münchener als große Bereicherung. Der Transfer sei ein Gewinn für die Bundesliga und belebe sie weiter. „Die Zuschauer kommen jetzt auch in die Stadien, weil sie Harry Kane sehen wollen“, schrieb er weiter. Aus sportlicher Sicht werde sich Kane schnell an die Mannschaft gewöhnen. Er sei ein fertiger, gestandener und erfahrener Spieler.

18.09.2018, Hamburg: Alfred Draxler, langjähriger Sportchef und aktuell Kolumnist von „Bild“. Foto: Axel Heimken/dpa – picture alliance

Kritik kam schon vor dem Transferabschluss von „Bild“-Kolumnist Alfred Draxler: „100 Millionen Ablöse. Für einen 30-Jährigen. Für einen Spieler, dessen Vertrag im nächsten Jahr ausläuft. Und der dann ablösefrei zu haben wäre. Eine solch hohe Summe wäre für mich ein Armutszeugnis. Für die reichen Bayern. Aber auch für den gesamten deutschen Fußball.“

Draxler: „Warum schaffen wir es seit Jahren nicht mehr, selbst talentierte Mittelstürmer zu entwickeln? Die wir früher noch reihenweise hatten. Und warum setzen wir nicht mehr auf den eigenen Nachwuchs, wenn uns die Engländer finanziell ohnehin schon hoffnungslos überlegen sind? Die U19 des FC Bayern (früher A-Jugend) hat in der vergangenen Saison in der Bundesliga Süd/Südwest nur den 5. Platz geschafft. 11 Punkte hinter Mainz! 9 hinter Karlsruhe! Und 7 hinter Nürnberg! Wenn das für einen Rekordmeister kein Desaster ist! Und in der Youth League, die parallel zur Champions League ausgetragen wird, kam der Bayern-Nachwuchs in seiner Vierergruppe auch nur auf Platz 3. Ein paar der Kane-Millionen wären in der Jugendabteilung wahrscheinlich besser aufgehoben!“ (dpa/cre)

27 Antworten auf “Leipzigs Dani Olmo dämpft Bayerns Harry-Kane-Euphorie”

  1. Jetzt muss nur Kane noch Bock haben nach München zu Wechseln.
    Dann gibt es noch ein Wettbieten mit Madrid welcher Top Torwart sich nen Halbes Jahr ins Tor stellt und dann Platz auf der Bank nehmen will…

  2. delegierter

    Der Messias naht. In diesen Minuten triffft Harry in München ein.
    Sollte man den 11. August nicht als Feiertag nehmen und Maria-Himmelfahrt am kommenden Dienstag, 15.08. ersetzen ? Das bringt vielleicht mehr Aufsehen als der Himmelfahrtstag, den sowieso keiner mehr einordnen kann. Ach ja, unsere deutschen Nachbarn feiern das ja gar nicht. Oder vielleicht in Bayern, die sind ja eh katholischer als der Rest, der sich immer mehr islamisiert.
    Harry Kane wird ja warscheinlich als Retter des deutschen Fussballs einkehren.
    Wie konnte die Bundesliga nur ohne ihn auskommen ?

    • besserwisser

      Anstelle in Bayern Maria Himmelfahrt zu feiern, glaube ich das es zuerst mal eine Talfahrt gibt, ich gebe den Tuchel noch einen Monat zeit die Talfahrt zu bremsen, ansonsten ist er ausgebremst;
      Dieser Trainer bringt die Bayern noch zum Ruin und macht den Club lächerlich

  3. Es bleibt noch abzuwarten,wie ein doch sehr heimatverbundener Mensch,wie Kane mitsamt seiner Familie,fern der Insel zurecht kommt.Die Bayern werden ihm sicherlich jeden Wunsch von den Lippen ablesen,um für seine Familie und ihm eine Wohlfühloase zu schaffen.Frei nach dem Motto „Einen alten Baum“,verpflanzt man nicht,bleiben diesbezüglich zumindest Restzweifel.

  4. Besorgter Vater

    100 Millionen, war Menschenhandel nicht verboten ?
    Wenn die ganzen paranoiden Fußballfanitiker das Zahlen sind die es selbst Schuld !

    Fußball ist Sport, ein Hobby, dafür sollte man nicht bezahlt werden !

    Wenn ich Tischtennis oder was anderes spiele, bezahlt mich auch keiner dafür ?

  5. Ein schönes Duell auf hohem Niveau. So ist Fußball attraktiv. Bayern hatte viel Ballbesitz, aber war vor dem Tor nicht effektiv. Nicht das erste Mal. Heute konnte Kane noch nichts ausrichten. Er hatte in den 20 Minuten nur drei Ballkontakte. Peinlicher konnte es für ihn kaum laufen. Mal schauen, ob bessere Tage auf ihn warten.

  6. Wenn man Tuchels Kommentare nach dem Spiel hört,kommen schon
    Zweifel auf,ob der richtige Mann am richtigen Ort ist und ob er nicht schon einen Teil der Mannschaft verloren hat.Er ist im Prinzip schon ratlos,bevor die Saison richtig begonnen hat.

  7. Im Bezug auf die zähe Torwachtsuche der Bayern verstehe ich aber auch den Vorstand nicht wirklich.Man sucht einen Weltklassetorhüter,der sich aber klaglos auf die Bank setzt,sobald Neuer fit ist.Wer soll denn da Kommen ? Wieso garantiert man nicht einen fairen Zweikampf nach dem Motto „Der Bessere Spielt“. Oder zittert man dermassen vor Neuer oder ist er etwa ein St…stiefel ? Schliesslich hat er ja die Misere verursacht.

  8. Peter Müller

    Für Bayern mache ich mir keine Sorgen. wenn man das Spiel nüchtern berachtet, war das eine überflüssige Niederlage. Wenn Bayern anfangs das Tor getroffen hâtten, wäre es anders gelaufen. Leibzig wird über der Saison nicht so stabil sein wie die Bayern. und vom Spielermaterial sind sie noch nicht auf der Höhe der Bayern. Gut mitspielen, aber sonst wie der BVB dahinter laufen.

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