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Experten in Eynatten: „Belgische Atomkraftwerke sicher“

Vollbesetzter Saal im Hotel Tychon in Eynatten am Donnerstag.

Über 150 Mitglieder nahmen am Donnerstag in Eynatten an dem Kongress der EVP Euregio Maas-Rhein mit dem Titel „Tihange: Time to react!“ teil, zu dem die EU-Abgeordneten Pascal Arimont (CSP-EVP, Ostbelgien) und Sabine Verheyen (CDU-EVP, Bezirk Aachen) eingeladen hatten.

Die EVP Euregio Maas-Rhein hatte für diesen Abend namhafte Experten gewinnen können, die sich zu den Aspekten der Nuklearsicherheit, dem Energiemarkt und der Versorgungssicherheit sowie der Notfallpläne in der Euregio äußerten:

  • Laurent Jacquet: CREG (belgische Energieversorgungsbehörde)
  • Jan Bens: AFCN/FANK (belgische Atomaufsichtsbehörde)
  • Dipl.-Ing. Jürgen Wolff: Chef der Berufsfeuerwehr Aachen
  • Dr. Ilse Tweer: Werkstoffexpertin
  • Dr. med. Catherine van der Rest: Nuklearmedizinerin
  • Arnaud Meert: Electrabel (Betreibergesellschaft)
  • Prof. Dr. Hans-Josef Allelein: Lehrstuhl für Reaktorsicherheit an der RWTH Aachen
  • Dr. Tobias Heldt: Experte für Haftungsfragen, wirtschaftliche Nutzung von Kernenergie, Energierecht (Maastricht University)
  • Dieter Bischoff: Energieexperte der Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU
Der ostbelgische EU-Abgeordnete Pascal Arimont (rechts) bei seiner Begrüßungsansprache.

Der ostbelgische EU-Abgeordnete Pascal Arimont (rechts) bei seiner Begrüßungsansprache.

Jan Bens von der Atomaufsichts-Behörde AFCN/FANK erklärte, nach der Entdeckung von Haarrissen im Jahr 2012 seien die Reaktoren wegen Zweifel an der Sicherheit zunächst abgeschaltet und ein Jahr untersucht worden. „Die folgenden Studien haben gezeigt, dass keine Gefahr besteht und die Anlagen weiterfahren können“. Die belgischen Atomkraftwerke seien nicht schlechter als andere. Den Zwischenfällen in Belgien werde nur mehr Aufmerksamkeit geschenkt.

Arnaud Meert, Sicherheeitschef von Electrabel, erklärte seinerseits, die von Kritikern als hochgefährlich eingeschätzte Situation in Tihange und Doel habe sich nicht verschlechtert. Die Zahl der Risse in Reaktorbehältern der AKW Doel 3 und Tihange 2 habe weder zugenommen, noch seien die Risse größer geworden, sagte Meert in Eynatten.

Meert verwies auf eine Dokumentation der inzwischen in Konkurs gegangenen niederländischen Herstellerfirma. Darin heiße es, dass es von Anfang an Risse im Material gegeben habe. Sie seien also nicht erst durch den Betrieb entstanden.

Ilse Tweer, Werkstoffexpertin der Universität Wien und Verfasserin der von den Grünen im Europäischen Parlament in Auftrag gegebenen kritischen Studie zur Reaktorsicherheit, machte in ihren Ausführungen deutlich, dass nicht auszuschließen sei, dass sich die tausenden Risse in den besagten Reaktoren weiterhin vergrößerten.

Prof. Dr. Hans-Josef Allelein, Inhaber des Lehrstuhls für Reaktorsicherheit an der RWTH, beschied zwar, dass nach seinem Wissensstand aktuell kein Grund zur Panik bestehe, sich dennoch Dinge ändern müssten, insbesondere was die Häufigkeit der Inspektionen an den Reaktoren angehe.

Die Gastgeber des Abends: Pascal Arimont und Sabine Verheyen (v.l.).

Die Gastgeber des Abends: Pascal Arimont und Sabine Verheyen (v.l.).

Die Gefahren der Kernkraft machen an den Grenzen nicht halt. Deshalb war es uns als überzeugte Verfechter euregionaler Zusammenarbeit wichtig, dass beide Seiten im konkreten Fall von Tihange 2 und Doel 3 miteinander reden, statt ständig nur übereinander. Es geht nicht darum, sich gegenseitig Schuldzuweisungen zu machen, sondern für alle Bürger der Region für größtmögliche Sicherheit zu sorgen“, erklärte der ostbelgische Europaabgeordnete Pascal Arimont (CSP-EVP) zum Hintergrund des Kongresses. „Experten anhören und offene Fragen versuchen zu klären, das war die Zielsetzung des heutigen Kongresses. Am Ende müssen wir entscheiden, ob wir ein Restrisiko eingehen wollen, wenn nicht alle Fragen restlos geklärt worden sind, oder nicht. Diese Frage haben wir heute Abend mit Nein beantwortet“, so Arimont weiter.

Bei der anschließenden Fragerunde wurde deutlich, dass nicht alle Fragen befriedigend beantwortet werden konnten und Restzweifel bestehen blieben. In dem Grundsatzbeschluss, den die anwesenden Mitglieder mehrheitlich verabschiedeten, kamen somit auch verschiedene Aspekte zur Sprache. Gefordert wurde:

  • die Entscheidung zur Wiederinbetriebnahme der Reaktoren Tihange 2 und Doel 3 zurück zu nehmen und die Reaktoren stillzulegen;
  • einen grenzüberschreitenden Notfallplan zu entwickeln, der sich insbesondere auf die Gefahr nuklearer Unfälle konzentriert und die Bevölkerung hinsichtlich seiner Umsetzung einbezieht;
  • umfassende Vorbeuge- und Sofortmaßnahmen zu entwickeln, die die Gesundheit der Bevölkerung schützen;
  • sich auf EU-Ebene für einheitliche und verbindliche Sicherheitsstandards für Atomkraftwerke sowie für die Schaffung einer europäischen Aufsichtsbehörde für Nuklearsicherheit einzusetzen.

Siehe auch Artikel „Euregio brachte in Brüssel ihre Sorgen über Tihange vor – Wieder wurde ein Reaktor abgeschaltet“

17 Antworten auf “Experten in Eynatten: „Belgische Atomkraftwerke sicher“”

  1. Skeptiker

    ALLE Kernkraftwerke gehören europaweit von unabhängigen (!) Experten geprüft und Arimont sollte sich endlich mal um das kümmern, wofür er gewählt wurde und fürstlich bezahlt wird: Grenzgängerprobleme, Roaming-Gebühren, Lohndumping, europäische Lösung für Flüchtlinge … Seine populistischen PR-Kampagnen mit Stochern im Ungewissen und Schüren von Ängsten gehen einem langsam auf den Geist

    • R.A. Punzel

      @Skeptiker: Sehr gute Idee, Anerkennung in schärfster Form. Es gibt nur EIN Problem: Unabhängige „Experten“ – sind das die sogenannten Wolpertinger?

      In dieser korrupten Welt gilt nur noch: „Wes Brot ich ess, dess Lied ich sing“ – Passt inzwischen auf alle „Studien“.

  2. Korruption

    Experten in Sachen Utilitarismus – sprich, eigenes Interesse. Wie immer. „Experten“ ist so’n Wort wie „inakzeptabel“, „prüfen“, uvm: Bedeutung ist tot weil ausgelutscht.

  3. Sind deutsche Atomkraftwerke sicherer als die belgischen Atommeiler?
    Wer hat die AKW’s in Belgien und in der BRD gebaut? Gleiche Machart, gleiche Hersteller, gleiche Firmen?
    Kann vielleicht jemand diese Fragen beantworten?


  4. Prof. Dr. Hans-Josef Allelein, Inhaber des Lehrstuhls für Reaktorsicherheit an der RWTH, beschied zwar, dass nach seinem Wissensstand aktuell kein Grund zur Panik bestehe, sich dennoch Dinge ändern müssten, insbesondere was die Häufigkeit der Inspektionen an den Reaktoren angehe.
    ….
    Wobei der WDR in Gestalt der Lokalzeit Aachen seit Monaten genau das tut; Panik verbreiten! Passt aber genau in das Schema der Lügenpresse, einen IPPNW „Experten“ vor laufenden Kamera die Evakuierung Aachens ausmalen lassen, aber einen RWTH Experten tot schweigen. Lügenpresse eben….

    • Mischutka

      @ Dax :
      Hallo „Kollege“ …. da mus ich dir zustimmen, was den WDR betrifft. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgend etwas im „Lokalzeit-Teletext-Aachen“ oder in der TV Sendung von denen nicht etwas „Schlimmes“ verbreitet wird. Du kannst das ja mal so machen wie ich es bereits einige Male auch getan habe : Einfach in der Redaktion des WDR Aachen ANRUFEN ! (Die Nummer von denen steht ja auf „Lokalzeit Aachen“ im Internet und auf Seite 709 -glaube ich- im Teletext). Da wird man zum „verantwortlichen Redakteur“ weitergeleitet und dem kann man dann die Meinung sagen. Hat bei mir immer gut geklappt – sehr freundlich sind dia alle da – aber leider ….waren immer die „anderen“ Schuld. Und NIE kann jemand sagen, WER für diese Panikmache verantwortlich ist…. Einer hat sogar einmal eingesehen, das sei „ein wenig übertrieben“ …. TÄGLICH so etwas zu verbreiten…
      MfG. (und einen schönen Sonntag).

  5. Den Stillstand zu verlangen, „bis alle Restzweifel beseitigt sind“, ist schon so eine Sache. Wenn man bedenkt, wieviele diplomierte Wissenschaftler unterwegs sind, die den Titel nicht im entferntesten Wert sind und praktisch Scheisse publizieren (bis diese halt durch Kreuzgutachten invalidiert werden), ist es kein Ding, jemanden zu finden, der auf Wunsch an den Haaren herbeigezogene Zweifel ankündigen kann.

  6. M. Mertens

    Ich habe selbst die Veranstaltung besucht, meine Meinung dazu:
    Professionell organisiert (z.b. Übersetzer); kompetente Experten; kontroverse und faire Diskussion; etc. Hatte gehofft in diesem Forum noch ein paar konstruktive Beiträge zu finden.
    Stattdessen: Anfeindungen, viele Unwahrheiten, … .Schade!

    • @ M. Mertens

      Hatte gehofft in diesem Forum noch ein paar konstruktive Beiträge zu finden.

      Oooch nö, Spielverderber! Oder doch nur ne Spassbremse? Wie kommen Sie darauf hier etwas konstruktives zu finden. Destruktiv macht doch viel mehr Spass. :-))

    • Worüber soll man denn hier debatieren? Wer nicht dabei war, weiß doch gar nicht worüber gesprochen wurde. Da lobe ich mir die EIKE Veranstaltungen, alle Redebeiträge sind nachher abrufbar im Internet. Wollte oder konnte der Veranstalter das hier nicht bieten?

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