AKTUALISIERT – Die CSP hat am Sonntag den Tod von Joseph Maraite als einen „großen Verlust für Ostbelgien, für die CSP und für alle Menschen, die ihm nahe gestanden haben“ bezeichnet. Der frühere Ministerpräsident und Bürgermeister von Burg-Reuland ist im Alter von 71 Jahren gestorben.
„Wir trauern um einen herausragenden Politiker und einen liebevollen Freund“, heißt es in einem Nachruf der ostbelgischen Christlich-Sozialen, für die Maraite nach der Gründung der DG im Jahr 1984 erst als Minister und von 1986 bis 1999 als Ministerpräsident tätig war.
„Joseph Maraite hat sein Leben in den Dienst des Allgemeinwohls gestellt und Großes für uns deutschsprachige Belgier geleistet. Er war Wegbereiter, Architekt und Gestalter der Autonomie der Deutschsprachigen Gemeinschaft und hat bleibende und historische Verdienste erworben“, so die CSP.
Maraite habe stets größten Wert auf die Freundschaft und Zusammenarbeit mit den französisch- und niederländischsprachigen Mitbürgern gelegt. Auch zu den Nachbarländern Deutschland und Luxemburg habe er ausgezeichnete Kontakte gepflegt.
„Joseph Maraite war ein jovialer, stets optimistischer und offener Mensch. Sein gegebenes Wort zählte, und seine nahbare und humorvolle Menschlichkeit bleibt jedem in guter Erinnerung. Sein Tod hinterlässt bei uns eine große Lücke. Seiner Familie und seinen Angehörigen spricht die gesamte CSP ihr herzliches Beileid aus“, heißt es weiter in dem Nachruf.
Joseph Maraite war mehr Diplomat als Politiker
Maraite war Minister in der ersten ostbelgischen Regierung (1984-1986). 1986 wurde er Ministerpräsident. Regierungschef blieb er bis 1999, als die CSP in die Opposition gedrängt wurde. Von 2004 bis 2017 war Maraite Bürgermeister von Burg-Reuland. Seit 2020 war er Ehrenbürgermeister.
Vor der Gründung der Deutschsprachigen Gemeinschaft im Jahr 1984 war Maraite in verschiedenen Brüsseler Ministerkabinetten und auch im sogenannten „Ostbelgienkabinett“ tätig. Letzteres galt als Vorreiter der „Exekutive der Deutschsprachigen Gemeinschaft“, wie die Regierung der DG in den Anfangsjahren der Autonomie genannt wurde.
Dass der „ewige Junggeselle“ nicht schon 1984 Vorsitzender dieser „Exekutive der Deutschsprachigen Gemeinschaft“ wurde, war eine Konzession an die Liberalen. So wurde nicht Maraite, sondern Bruno Fagnoul (PFF) erster Regierungschef. Dritter Minister im Bunde war Marcel Lejoly (SP).
Nach den Gemeinschaftswahlen von 1986 übernahm Maraite den Vorsitz der Regierung. Die SP wurde in die Opposition verbannt, 1990 aber wieder zurückgeholt. Statt Lejoly wurde Karl-Heinz Lambertz SP-Minister. Die Sozialisten nahm die CSP bereitwillig mit ins Boot, weil sie glaubte, mit Lambertz einen nützlichen Fürsprecher in der „roten Wallonie“ zu haben.
Bis 1999 blieben Maraite und Lambertz Verbündete. Nach den Wahlen von 1999 kam es jedoch überraschend zum Bruch. Eine Zäsur. Seitdem ist die CSP im Gemeinschaftsparlament in der Opposition.
Aus seiner Verbitterung über den 1999 auf Betreiben von Karl-Heinz Lambertz (SP) und Fred Evers (PFF) gespannten „Regenbogen“ (mit Ecolo) und seine damalige Ablösung als Ministerpräsident hat Maraite nie einen Hehl gemacht, zumal er noch am Abend der Wahl von 1999 der festen Überzeugung war, dass die Koalition von CSP und SP fortgesetzt würde.
Zu einem Rundumschlag gegen seinen damaligen Verbündeten und späteren politischen Gegner Lambertz hat er sich aber nie hinreißen lassen.
In gewisser Hinsicht war Maraite mehr Diplomat als Politiker. Wenn es ihm im Laufe eines Gesprächs etwas brenzlig wurde, wusste sich der stets joviale Reuländer zumeist mit einem Zitat oder einem Bonmot (natürlich en français) zu helfen. (cre)
Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:
„Ein Eifeler in Eupen“: Autor Freddy Derwahl über den Politiker und die Person Joseph Maraite – Ein Nachruf. #DG #Ostbelgien @OliverPaasch @iweykmans @pascal_arimont @KattrinJadin @CSPOstbelgien https://t.co/Q33KhzvwzR pic.twitter.com/jI862p7jWT
— Ostbelgien Direkt (@OstbelDirekt) April 26, 2021
RIP Joseph Maraite war ein guter und jovialer Politiker. Er hat der DG viel geben können. Er wird unvergessen bleiben. Ruhe in Frieden.
Er war ein fantastischer Mensch, bei dem das Wort noch zählte. RIP Jupp.
„Wenn es ihm im Laufe eines Gesprächs etwas brenzlig wurde, wusste sich der stets joviale Reuländer zumeist mit einem Zitat oder einem Bonmot (natürlich en français) zu helfen.“
Oder wenn er kritische Stimmen und Vorschläge unterbrechen wollte. Politisch war Maraites Haltung eher alternativlos. Was ihm nicht in den Kram passte, darüber wurde oft leider auch nicht diskutiert. „Le roi c‘est moi“
Mein Beileid den Angehörigen und der Familie.
RIP Joseph
In der seiner Amtszeit sind viele tolle Projekte im Sozialbereich entstanden.
Danke für all das, was Sie für die DG getan haben. Joseph Maraite war von 1986-99 ein sehr menschlicher MP. RIP
Josph Maraite hatte ein „offenes Ohr“ für jeden Menschen. Er war sehr human, jovial und sozial.
Lieber Joseph, Du hast Ostbelgien viel gebracht und wir werden Dich nie vergessen. Danke lieber Freund. RIP ! Du warst noch ein Politiker !
RIP Joseph
Ich habe Joseph immer als ein warmherziger, humorvollen, aufgeschlossenen Mitmenschen erleben dürfen. Danke Joseph.
AKTUALISIERT – Die CSP Ostbelgien zum Tode von Joseph Maraite: „Ein herausragender Politiker und ein liebevoller Freund“. https://ostbelgiendirekt.be/ex-ministerpraesident-joseph-maraite-gestorben-283028
Auch wenn wir politisch anderer Meinung waren, war es immer schön, mit ihm in Kontakt zu kommen. Er war ein äusserst positiver Mensch, sein Humor tat der Politik gut.
So lobende Worte? Obwohl er ein Eifler war und nicht von zu Hause raus gekommen ist? (ihre Worte…)
Ich kann sehr wohl einen Unterschied machen zwischen Menschen, die weltoffen und tolerant sind und den anderen. J. Maraite war ein neugieriger, wissensbegieriger Mensch mit dem man auf äusserst angenehme Weise diskutieren konnte, und er war weiss Gott nicht der einzige Eifler der so ist.
Den meisten Ihrer Kommentare nach, leben die Eifeler aber noch hinterm Mond!!!
„noch“ ?
Ihnen zufolge war das früher also der Fall ?
Luftikus, dabei ist der Mond doch schon ganz weit weg von der Eifel, weiter als Eupen jedenfalls.
RIP
Oh wie unvergessen Josefs Auftritte in den Studentenhochburgen dieses Landes vor den Wahlen……
Joseph Maraite hatte einen goldigen Humor. Ich vergesse nicht seinen lustigen Spruch: Ist as Hähnchen platt wie ein Teller, dann war der Traktor eben schneller.
Joseph Maraite und Carl Hellebrandt waren dicke Freunde und beide waren am Aufbau der DG größtenteils beteiligt. Joseph Maraite war ein engagierter Politiker. Ich möchte der ganzen Familie mein herzliches Beileid ausdrücken. Joseph ruhe in Frieden.
HINWEIS – „Ein Eifeler in Eupen“: Autor Freddy Derwahl über den Politiker und die Person Joseph Maraite – Ein Nachruf. https://ostbelgiendirekt.be/joseph-maraite-ein-nachruf-283114
Der letzte grosse Politiker der CSP.
So einen brAûchten die auch heute wieder !
@OD: das letzte 1990 muss 1999 sein im Artikel
Wurde korrigiert. Besten Dank. Gruß
Mach et jott Jüppchen
Als „ewiger Junggeselle“ hat er für die Politik gelebt. Und Joseph Maraite war ein sehr guter Politiker und Diplomat. Er war seinerzeit der ideale MP für unsere kleine Gemeinschaft.
Ein verdienstvoller und gut vernetzter Politiser mit einer Prise Selbstironie in einer DG die noch nicht die Bodenhaftung verloren hatte. Herzliches Beileid der Familie und allen Freunde!