Politik

Kritik vor dem Erdogan-Besuch: Deutschland rollt für Hamas-Unterstützer und Israel-Hasser Teppich aus

21.04.2023, Türkei, Istanbul: Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, hält eine Rede während einer Wahlkampfveranstaltung. Foto: Francisco Seco/AP/dpa

AKTUALISIERT – Darf jemand, der die islamistische Hamas verteidigt, vom deutschen Kanzler empfangen werden? Olaf Scholz verteidigt sein geplantes Abendessen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Der türkische Journalist Can Dündar kritisiert das als Doppelmoral.

Der türkische Journalist Can Dündar hat den bevorstehenden Deutschland-Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan scharf kritisiert. Wegen der Äußerungen Erdogans zur islamistischen Hamas und Israel hätte das Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Berliner Kanzleramt zumindest verschoben werden müssen, sagte der frühere Chefredakteur der Zeitung „Cumhuriyet“ der Deutschen Presse-Agentur.

19.07.2022, Iran, Teheran: Das von Sputnik über AP veröffentlichte Bild zeigt Wladimir Putin (r), Präsident von Russland, und Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, während ihres Treffens im Saadabad-Palast. Foto: Sergei Savostyanov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Der deutschen Regierung wirft er vor, nach den Regeln des türkischen Präsidenten zu spielen. „Erdogan ist der Gewinner dieses Spiels, schon bevor der Besuch stattfindet“, sagte Dündar der dpa. „Deutschland musste sich vor ihm verbeugen, in dem Wissen, dass er ein Hamas-Unterstützer ist und Israel als Terror-Staat bezeichnet.“

Scholz hatte Erdogan bereits nach dessen Wiederwahl als Präsident im Mai nach Berlin eingeladen. Nach dem Terrorangriff auf Israel mit rund 1.200 Toten hatte der türkische Präsident die Hamas dann als „Befreiungsorganisation“ verteidigt und Israel als „Terrorstaat“ verurteilt. Für Deutschland ist die Sicherheit Israels dagegen Staatsräson und die Hamas eine Terrororganisation.

Scholz hat die Vorwürfe Erdogans zwar als „absurd“ zurückgewiesen, aber dennoch an seiner Einladung festgehalten. Er verweist darauf, dass es viele wichtige Gesprächsthemen gebe, unter anderem die Wiederbelebung des Flüchtlingsabkommens zwischen der EU und der Türkei.

„So wie ich das verstehe, wollen sie Erdogan nicht verärgern, weil sie Erdogan brauchen“, sagt Dündar dazu. Wer die Hamas verurteile, müsse daraus aber auch Konsequenzen für den Umgang mit denjenigen ziehen, die diese islamistische Organisation unterstützten. In Deutschland würden Demonstrationen zur Unterstützung der Hamas untersagt. „Aber gleichzeitig laden sie einen Hamas-Anhänger ein und rollen den roten Teppich für ihn aus. Das ist schräg, eine Art von Doppelmoral.“

19.09.2023, USA, New York: Recep Tayyip Erdogan (r), Präsident der Türkei, trifft den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu am Rande der Generaldebatte der UN-Vollversammlung. Foto: Avi Ohayon/GPO/dpa

Dündar warf der Bundesregierung vor, ihre Ideale für aktuelle Interessen zu opfern. „Wenn man es mit einem Autokraten zu tun hat, sollte man sich sehr klar darüber sein, was man akzeptieren kann und was nicht“, sagt er. Erdogan sei ein Experte darin, Krisen für sich zu nutzen und in Chancen zu verwandeln. Er habe das in der Flüchtlingskrise getan, in der Ukraine-Krise und auch im Streit um den Nato-Beitritt von Schweden und Finnland. „Und jetzt will er diese Krise in Israel wieder für sich nutzen. Wenn sie ihn also gewähren lassen, wird er es tun.“

Dündar wurde in der Türkei mehrfach angeklagt und unter anderem wegen des Vorwurfs der Terrorunterstützung zu insgesamt 27 Jahren Haft verurteilt. Seit 2016 lebt er in Deutschland im Exil. Beim Staatsbesuch Erdogans in Deutschland 2018 gab es eine größere Diskussion über Dündars Akkreditierung für die gemeinsame Pressekonferenz von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Erdogan. Der türkische Journalist verzichtete schließlich auf seine Teilnahme.

Er habe damals von deutscher Seite einen Anruf bekommen, in dem ihm gesagt worden sei: „Wenn Sie zur Pressekonferenz kommen, wird Erdogan nicht kommen und stattdessen seine eigene Pressekonferenz im Hotel Adlon machen.“ Er habe damals nicht gewollt, dass die Pressekonferenz seinetwegen abgesagt wird, sagt Dündar heute. Dieses Mal habe er sich gar nicht erst für den Besuch akkreditiert. (dpa)

29 Antworten auf “Kritik vor dem Erdogan-Besuch: Deutschland rollt für Hamas-Unterstützer und Israel-Hasser Teppich aus”

  1. Robin Wood

    „Das Land spielt auch bei der Steuerung der Zuwanderung nach Europa eine zentrale Rolle“

    Eben und dafür bekommt die Türkei Jahr für Jahr Milliarden aus dem EU-Säckel. Dennoch scheint das die Migranten nicht aufzuhalten. Und auch alleine aus der Türkei sind in den letzten Monaten fast doppelt so viele Türken nach Deutschland gekommen als in den Vorjahren.
    Scholz wird dem Erdogan wieder mehr Geld zusagen, der EU-Bürger darf dafür blechen, Erdogan reist glücklich und bereichert nach Hause und lacht über den deutschen Michel.

      • @Soso

        Naja diejenigen die abhauen sind diejenigen die das Sozialsystem aufrecht hielten…..diejenigen die einwandern sind auch diejenigen die das Sozialsystem plündern….das kapiert aber kaum jemand! Ich kann es nur immer wieder wiederholen…..nur 20% der Bevölkerung zahlt in den Systemen ein, die restlichen 80% leben davon….und immer mehr der Einzahler verschwinden hier zu Lande….das zu Recht….denn das wohlverdiente Geld der Einzahler wird hemmungslos verbrannt, und man bekommt 0% Leistung für dieses einbezahlte Geld zurück!
        Nebenbei verschlingt inzwischen bei jeden einbezahlten 1€ , 60 Cent der Zinseszins im FIAT Geldsystem…..bleiben davon nur noch 40 Cent fürs besagte „ Sozialsystem „
        Das System wird kurzfristig implodieren … um das ganze aber in der Länge ziehen zu können braucht man…Corona, Kriege, Klima usw und optimal wäre eine massive Bevölkerungsreduktion….da kommen Kriege wie gerufen….;-)Man schürt ein bisschen Hass gegen jeden…..Russen, Ukraine, Moslems, Christen oder sonst welche Konstellationen und das dumme Volk frisst ihren Geliebten Führern aus der Hand…

  2. 9102Anoroc

    Würde ich positiv sehen .

    Vielleicht hat er ja eine frohe Botschaft .
    Möglicherweise sind ja schon die neuen Wohnungen fertig , als Ersatz , für die Wohnungen von denen er nicht gewusst haben wollte , dass sie beim kleinsten Erdbeben zusammenklappen .

    Schließlich hat man ihn ja wegen der Hoffnung wieder gewählt , dass er so viel Wohnungsbau schafft , damit alle Türken , die in unseren Breitengraden seit Ewigkeiten nur ungerne wohnen , endlich wieder in ihrem Land zurück können.
    Wahrscheinlich organisiert er dann auch , ein paar hundert Flugzeuge , für die gratis Rückreise und in seinem Flieger ist bestimmt auch noch ein Plätzchen frei , für den einen oder anderen , auf dem Rückflug.

    Alles in allem , ein guter Mann.-)

  3. Unlogisch

    Fast jeder zweite Bundesbürger für seine Ausladung…also die Hälfte
    Die andere Hälfte wird jubeln, also Türken, Arabischstämmige und aus Afrika Eingewanderte, Rechte Antisemiten und auch die AfD ( weil die alles gutheißen, was die „guten“ Deutschen ärgert )

  4. Nassrallah hat Recht

    Dies ist das Ende Israels wie man es seit 1947 erlebt. Es wird nicht diesen POLITISCHEN Konflikt beenden. Projekt „Gross-Israel“ wird NIEMALS entstehen. Und wenn Israel weiter macht könnte es sogar von der Landkarte verschwinden. Sollte Israel die Hisbollah weiterhin provozieren, würde diese, sehr mächtig, Israel platt machen, wahrscheinlich zusammen mit dem Iran und, wer weiss, Syrien, Jordanien, Türkei und Ägypten.
    Wohlgemerkt: Ich mag den Islam nicht und würde ihn sogar am liebsten im Westen gar nicht bestehen sehen. Die beste Welt ist die NICHT-muTTikulti Welt! Toll, dass es verschiedene Rassen, Religionen, Weltsichten gibt, aber alles an seinem Platz!
    Ich geniesse gerade Asien…

  5. delegierter

    Wenn das Max Mustermann wäre, dann würden beim Verlassen des Fliegers sofort die Handschellen klicken wegen Volksverhetzung, Verleumdung und sonstiger Verbrechen am eigenen Volk . Ja wenn…..

  6. Gastleser

    Das ist doch eine einmalige Chance,
    der Hirte kann nun sein Volk heimführen!
    Was der Herr nicht alles geschafft hat im osmanischen Reich…
    Die „Türken“ gehen sicher gerne zurück- hier ist alles doof und man wird ständig diskriminiert, die paar abtrünnigen mit nur deutschem Pass und altmodischer Integration will er sicher nicht – das ist auch gut so.

  7. Patriot Belgique

    Die „einheimische“ Bevölkerung in Deutschland nimmt doch schon lange niemand mehr für voll. Über die Wohnzimmer Couch hinaus endet deren Verfügungsgewalt doch abrupt. Große Klappe nix dahinter sagt man dazu auch. Die können zwar gegen Coronamassnahmen protestieren oder sich bestens über eine Hand voll Klimakleber aufregen aber wenn Erdogan plus Freunde auf die Straße gehen, verzieht man sich hinter den Gardinen. Zum Glück wohnen wir auf der anderen Seite der Grenze und das ist auch gut so.

  8. Peter Müller

    Zum Glück wohnen wir auf der anderen Seite der Grenze und das ist auch gut so.
    Du hast eine grosse Klappe Patriot. Du bist auf einem Auge blind. Fahr mal nach Vervier oder Antwerpen. zum protestieren, oder bekommst du deinen Popo nicht hoch ?.

  9. Neneewaa

    Quelle N-Tv :
    Frankreich verurteilt Siedlergewalt +++
    Die französische Regierung verurteilt die Gewalt israelischer Siedler im Westjordanland. Sie verurteile diese „auf das Schärfste“, sagt eine Sprecherin des Außenministeriums. „Die Gewalt hat das klare Ziel, die Palästinenser zu vertreiben und eine Politik des Terrors“ zu betreiben. Die israelischen Behörden müssten die notwendigen Schritte unternehmen, um die palästinensische Bevölkerung zu schützen.
    Wenigstens Frankreich hat den Mum Israel zu kritisieren, Deutschland ist wie immer Kusch.
    Aber Frankreichs Kritik kann ja auch zutun haben mit ihrer stark islamisierten Bevölkerung, nur ja nicht zu israelfreundlich sein.
    Und übrigens, wenn da Christen im Westjordanland wären, den radikalen „terrorisieren den“ Siedlern wäre das egal, und bestimmt auch dem Westen, der seine christlich-abendländische Kultur für gewisse Interessen verrät.

  10. Atta Türke

    Einerseits muss auch mit Gegnern gesprochen werden, andererseits sind wir auch froh wenn er uns ein Haufen « Volks » aus Süd und Ost vom Hals hält an seinen Grenzen… wie auch immer… dass er ein Konflikttreiber ist darf uns dabei nicht entgehen… und wer alles als Doppeltürke in Belgien den wählt, darf für mich gerne sofort in seine „Heimat“ zurückkehren… aber dallidalli

  11. Piersoul Rudi

    Naja wie immer, Heuchelei noch & nöcher…
    Wieso hat die EU denn mit so jemandem Geschäfte gemacht wenn er doch nicht vertrauensvoll genug ist???
    Man kann doch nicht behaupten nicht gewusst zu haben was für jemand dieser Erdogan ist…
    Stellt sich hier nicht auch die Frage ob und in wiefern unsere Politiker vertrauensvoll sind!!!!!
    Aber Israel unterstützen ist natürlich das a & o weil die/das sind die Guten…

    • 9102 ANOROC

      Gestern gab es eine Bekanntgabe zum Thema , von Scholz und Erdogan im TV.
      Das ganze hat so ausgesehen , wie ein Schlagabtausch in den USA , vor den Präsidentschaftswahlen.
      Wird Erdogan den Laden in Berlin übernehmen 😳?-😉
      Obwohl ich ja keinen von beiden , meinem Freundeskreis hinzufügen würde , hatte sich meiner Meinung nach, Erdogan doch besser präsentiert.
      Scholz beruht sich auf die übliche deutsche Haltung.
      Erdogan hingegen , versuchte wenigstens in diesem Konflikt mit einem Vorschlag diplomatisch zu wirken.
      Zum Abschluss hieß es dann noch von deutscher Seite:
      – Wir brauchen die Türkei –
      Gut , Wer hier wen braucht , bzw benutzt, lassen wir mal dahingestellt.

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