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„Wiener Zeitung“: Eine der ältesten Tageszeitungen der Welt stellt nach 320 Jahren ihre Druckausgabe ein

30.06.2023, Österreich, Wien: "320 Jahre, 12 Präsidenten, 10 Kaiser, 2 Republiken, 1 Zeitung" steht auf der letzten Titelseite der "Wiener Zeitung", die auf anderen Tageszeitungen liegt. Foto: Matthias Röder/dpa

Die „Wiener Zeitung“ hat als eine der ältesten Tageszeitungen der Welt ihre Druckausgabe eingestellt. „320 Jahre, 12 Präsidenten, 10 Kaiser, 2 Republiken, 1 Zeitung“, hieß es am Freitag auf der letzten Titelseite der staatlichen, aber redaktionell unabhängigen Publikation.

Die „Wiener Zeitung“ erscheint künftig online. Außerdem ist eine monatliche Print-Ausgabe geplant. Mit der Umstellung sind insgesamt 63 Vertragsauflösungen verbunden. Die Redaktion werde dabei um 35 Stellen auf 20 Personen verkleinert, hieß es aus dem Unternehmen.

Die „Wiener Zeitung“ bezeichnete sich als älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt. In einem Artikel der letzten Ausgabe übergab die Redaktion diesen Titel an die seit 1705 bestehende „Hildesheimer Allgemeine Zeitung“ in Niedersachsen.

29.06.2023, Österreich, Wien: Judith Belfkih und Thomas Seifert, Mitglieder der Chefredaktion „Wiener Zeitung“ halten die letzte gedruckte Ausgabe der Tagezeitung in der Herold Druckerei. Foto: Roland Schlager/APA/dpa

Die „Wiener Zeitung“ wurde einst als „Wiennerisches Diarium“ gegründet. Neuigkeiten „ohne einigen Oratorischen und Poetischen Schminck“ zu verbreiten – also nüchterne Nachrichten zu vermitteln – lautete das Programm in der Erstausgabe vom 8. August 1703.

Zuletzt verkaufte die als Qualitätsmedium bekannte Zeitung jedoch nur noch etwa 8.000 gedruckte Exemplare pro Tag. Die Druckausgabe wurde eingestellt, da nach einer Gesetzesänderung die wichtigste Finanzierungsquelle wegfiel: In der Vergangenheit mussten Firmenbucheinträge kostenpflichtig in der „Wiener Zeitung“ erscheinen. Nun wurde auf Online-Verlautbarungen umgestellt.

Diese Entscheidung der konservativen Kanzlerpartei ÖVP und der mitregierenden Grünen war von der Opposition und der Redaktion der „Wiener Zeitung“ kritisiert worden.

„Stürmische Zeiten für den Journalismus bedeuten auch schwere Zeiten für die Demokratie“, hieß es am Freitag im Leitartikel, in dem mehr statt weniger Qualitätsjournalismus gefordert wurde. (dpa)

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