Politik

Donald Trump – der „arme“, einsame Präsident

25.12.2018, USA, Washington: Donald Trump, Präsident der USA, begrüßt Soldaten per Videokonferenz am Weihnachtstag im Oval Office des Weißen Hauses. Die Soldaten sind in Guam, Katar, Alaska und zwei Gruppen in Bahrain stationiert. Foto: Jacquelyn Martin/AP/dpa

Das Jahr endet für Donald Trump wenig erfreulich. Ein „Shutdown“ lähmt Teile der Regierung, Aktienkurse rauschen in den Keller, hochrangige Leute laufen davon, in seiner Partei brodelt es. Der US-Präsident reagiert auf seine – sehr eigene – Weise.

Es war eine besondere Botschaft, die Donald Trump an Heiligabend hinaus in die Welt twitterte. „Ich bin ganz allein (ich Armer) im Weißen Haus“, schrieb der mächtigste Mann der Welt da. Er warte darauf, dass die Demokraten zurückkämen und einem Deal zur Grenzsicherung zustimmten.

Donald Trump allein zu Haus? Ein US-Präsident, der öffentlich übers Alleinsein lamentiert und darauf wartet, dass die Opposition in kooperativer Stimmung aus dem Weihnachtsurlaub zurückkehrt? Das mag zum Repertoire des Trump’schen Humors gehören. Doch das Gefühl von – zumindest politischer – Vereinsamung scheint bei ihm durchaus berechtigt zu sein. Denn das Jahr geht für Trump auf denkbar ungeschmeidige Weise zu Ende.

15.12.2018, USA, Washington: Donald Trump, US-Präsident, und seine Frau, First Lady Melania, sind auf ihrem offiziellen Weihnachtsfoto in der Cross Hall des Weiflen Hauses zu sehen. Foto: Andrea Hanks/White House Photo /dpa

Trump hat sich in einem erbitterten Streit mit den Demokraten verzettelt. Er weigerte sich, ein Haushaltsgesetz zu unterzeichnen, wenn ihm der Kongress nicht Milliarden für den Bau einer Grenzmauer zu Mexiko gibt. Die hat er seinen Anhängern lange versprochen. Doch die Demokraten sperrten sich.

Der Haushalt für mehrere Ministerien und deren untergeordnete Behörden ist nun blockiert, ein Viertel des Regierungsapparats steht seit Tagen still, Hunderttausende Regierungsbedienstete sind zum Zwangsurlaub verdammt oder müssen vorerst ohne Gehalt arbeiten. Gewerkschafter schäumen bereits.

Bald könnte noch der Groll der Bürger hinzukommen, wenn diese vor geschlossenen Museen oder Ämtern stehen und ihre Anträge nicht bearbeitet werden. Zugleich sitzen Trump seine Rechts-außen-Anhänger im Nacken, die ihn lautstark an sein Wahlkampfversprechen erinnern.

Und: Der „Shutdown“ zieht Kreise. Aktienkurse sind in den Keller gerauscht, an den Aktienmärkten geht die große Verunsicherung um. Der Haushaltsstreit ist mit ein Grund dafür, dass es dort steil bergab geht. Investoren befürchten eine Schwächung der US-Wirtschaft. Beruhigungsversuche von US-Finanzminister Steven Mnuchin gingen nach hinten los.

Dezember schlechtester Börsenmonat seit 1930er Jahren?

Auch Trumps Angriffe auf die US-Notenbank Fed und deren Chef Jerome Powell entpuppten sich als wenig hilfreich. Analysten befürchten, dass der Dezember an der Wall Street der schlechteste Börsenmonat seit Anfang der 30er Jahre werden könnte.

Das ist für Trump besonders bitter, weil er bisher auch inmitten größter politischer Turbulenzen stets mit dem Verweis auf eine boomende Wirtschaft und eine beflügelte Börse punkten konnte. Vieles verzeihen die Bürger diesem Präsidenten, solange es wirtschaftlich gut läuft im Land. Ändert sich das, bekommt Trump ein Problem.

24.12.2018, USA, New York: Ein Bild von Präsident Donald Trump wird auf einem Computerin der New York Stock Exchange in New York gezeigt. Foto: Seth Wenig/AP/dpa

Auch sonst verliefen die vergangenen Tage für den Präsidenten wenig erfreulich: Das Echo auf Trumps Entscheidung zum Truppenabzug aus Syrien und die Berichte über ähnliche Pläne für Afghanistan war verheerend – im Ausland wie im Inland.

Auch in der eigenen Partei wächst der Unmut über den Präsidenten, der international mit einstigen Gegnern charmiert und Partner brüskiert. Mehrere Topleute aus seinem Kabinett und seiner Administration haben deshalb ihren Rückzug angekündigt – unter öffentlichem Protest. Darunter der angesehene Verteidigungsminister James Mattis, den viele als letzte Stimme der Vernunft in der Regierung sahen.

Das Weihnachtsfest in diesem Jahr dürfte Trump als nicht besonders besinnlich in Erinnerung bleiben. Eigentlich wollte er nach Florida fliegen, mit seiner Familie dort die Feiertage verbringen, golfen gehen. Stattdessen musste er wegen des „Shutdowns“ im Weißen Haus bleiben. Das ging offenbar aufs Gemüt.

Neben seinem Einsamkeits-Tweet nutzte der Präsident die unverhoffte zusätzliche Zeit im Weißen Haus auch sonst, um per Twitter Frust abzulassen und auszuteilen: gegen die Demokraten (fehlgeleitet), gegen die Medien (verlogen), gegen die US-Notenbank (unfähig), gegen Mattis (auf falschem Kurs unterwegs) und gegen den US-Sondergesandten für die Anti-IS-Koalition, Brett McGurk (wichtigtuerisch), der aus Protest gegen die Syrien-Entscheidung ebenfalls seinen Rücktritt erklärt hat. Ein Rundumschlag gegen Kritiker und Andersdenkende also.

Bei Twitter ließ Donald Trump mächtig Dampf ab

Es heißt, Trump habe nach der Absage seines Florida-Trips seine Tage vor allem damit verbracht, Stunden um Stunden Fernsehen zu schauen und sich über die Berichterstattung zu ärgern. Bei Twitter ließ Trump Dampf ab, keilte und schimpfte in viele Richtungen und beklagte sich bitterlich über die Kritik an seinem Kurs.

25.12.2018, USA, Chicago: Ein Agent der Transportation Security Administration überprüft die Passagiere am O’Hare International Airport in Chicago. TSA-Mitarbeiter arbeiten die Feiertage ohne Bezahlung durch. Foto: Nam Y. Huh/AP/dpa

Auffallend ist, wer gut wegkam bei der Twitter-Serie der vergangenen Tage: das saudische Königshaus, Nordkoreas Diktator Kim Jong Un und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Eben dies halten ihm Kritiker vor: Trump hofiere problematische Länder und stoße enge Verbündete dagegen reihenweise vor den Kopf.

Auch bei der Entscheidung zum Abzug aus Syrien lautete der Vorwurf, dies spiele vor allem Russland und der Türkei in die Hände. US-Medien berichteten, Trump habe seinen Entschluss zu Syrien bei einem Telefonat mit Erdogan gefasst – gegen den ausdrücklichen Rat von Mattis und anderen Kabinettsmitgliedern.

Pünktlich zu Weihnachten bekam Trump eine Einladung von Erdogan für einen Türkei-Besuch im nächsten Jahr. Dies könnte für Trump zu den bequemeren Terminen 2019 gehören. Ansonsten steht ihm viel Unangenehmes bevor. Ab Januar dominieren die Demokraten das Repräsentantenhaus, also eine Kammer des US-Kongresses. Sie können Trump dort das Leben schwer machen, Vorhaben blockieren, Untersuchungen gegen ihn anschieben. Auch der Abschlussbericht zu den Russland-Ermittlungen – zu möglichen Verwicklungen zwischen Trumps Lager und Moskau bei der Präsidentschaftswahl 2016 – wird im neuen Jahr erwartet. Das könnte ebenso einiges Ungemach für Trump bringen.

2018 endet auf wenig angenehme Weise für den US-Präsidenten. Doch 2019 verspricht kaum einfacher zu werden für ihn. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

26 Antworten auf “Donald Trump – der „arme“, einsame Präsident”

  1. Donald – alleine zuhause.

    Und um diesen menschenfeindlichen Misanthropen muss es noch viel einsamer werden. Aber ich befürchte, das stört ihn noch nicht einmal. Der spürt schon lange nichts mehr.

    • Ach… es wäre besser, wenn Europa auch zur Festung würde, damit die Mädchen hier einer besseren Zukunft entgegen sähen. Denn so wie sich die Dinge in Europa entwicklen dürfte wohl als „widerlich“ bezeichnet werden. Zum Beispiel liest man in Die Welt „Der Bundesgerichtshof (BGH) hält die deutschen Vorschriften zum Verbot von Kinderehen für verfassungswidrig.“
      Dann doch liebr, viele liebr Mauern, Festung und viel, sehr viel Remigration. MEGA!

      • @ MEGA!

        Abgesehen davon das dies nichts mit Donald Trump zu tun hat nehme ich an Sie haben wieder einmal nur die Überschrift gelesen. Es ist scheinbar für einen Akademiker unzumutbar sich mit einem Text auseinander zu setzen.
        Es geht darum das der „Ehemann“ einer Minderjährigen inzwichen in dritter Instanz vor dem Bundesgerichtshof gegen das entsprechende Gesetz klagt, Der BGH hat die Klage an das Verfassungsgericht weitergereicht. Der BGH will daher ein Grundsatzurteil erreichen und die Frage klären ob ausländisches Recht in Deutschland zur Anwendung kommen muss.
        Das ist bislang weder ein Urteil noch eine Wertung sondern ein juristisch völlig normaler Vorgang.

        • Ach, noch nicht genug ausgetobt? Sie brauchen nicht jedem alles erklären, als wäre hier ein Depp, der nichts an nichts versteht und nur EdiG alles kapiert und die Welt deuten kann.
          Das hat nichts mit Trump zu tun? Nichts hat mit nichts zu tun, stimt.

  2. Réalité

    Hallo Herr Berens!
    bitte melden! Dazs Forum wartet auf Ihr Urteil über Ihren Freund den „Blonden Zottel“ aus den USA! Einen skurileren hatten wir in der Form noch nie!?
    Wir hatten schon mal einige „Sonderlinge“ auf dem Thron, siehe Marcos, Chavez usw, aber o einen der fehlte uns noch in der Sammlung!
    Da fehlen einem glattweg die Worte zur Umschreibung!
    Der schmeisst alles auf den Kopf, so als wollte er sagen: auf mich hat die Welt gewartet!
    Hoffentlich machen die Leute der Justiz jetzt sehr schnell, und schlagen ihm die „Russlansachen“ um seine glattgesprayten Strohhaaren, damit er dann das endgültige Aus erlebt!?
    Ohne Worte! ……ist noch zuviel geschrieben!
    Beste Beweise, all die Leute die ihn bis jetzt, in der kurzen verliessen! Ein ganz gefährlicher und bizarrer Mensch, unser Donny! Da kann man nur den Kopf schütteln, und fragt sich: was haben die Amys da wohl für Unikum gewählt!? Unglaublich, unfassbar, unmöglich….alles noch gelinde ausgedrückt!
    Wir sind sehr gespannt, Herr Berens, um Ihr Fazit und Erklärungen!?

  3. „Mad Dog“ Mattis, ein „Hawk“, der am liebsten gestern schon den Iran und Russland angegriffen hätte, geht, weil er nicht mit Trump auf einer Wellenlänge ist. Und was AchGott und sein Schlag „Mensch“? Sie greifen Trump an. AchGott und Konsorten haben eine Methode und diese heißt: Wahnsinn.

  4. Idée fixe

    Auch die EU sichert ihre problematischen Grenzen mit massiven Zaunanlagen: Ceuta/Melilla – Marokko , Ungarn – Serbien, Griechenland/Bulgarien – Türkei. In Ungarn sank die Zahl illegaler Grenzübertritte nach Fertigstellung der Zaunanlage von mehreren Tausend pro Tag auf nur noch einige Zehn pro Tag.
    Jeder weiß, dass Grenzzäune effektiv sind, denn es ist empirisch mehrfach erwiesen.
    Strittig ist, ob sie die beste Lösung zur Steuerung von Migration sind. Unstrittig ist, dass die EU auf Mauern setzt. Das EU-Türkei-Abkommen vom 18. März 2016, maßgeblich von Deutschland unter Merkel vorangetrieben, sieht vor: „Die Türkei wird alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um neue See- oder Landwege für die illegale Migration aus der Türkei in die EU zu verhindern.“ Offenbar sieht die Türkei den Weg zur Erfüllung dieses Punktes darin, ihrerseits Grenzübertritte aus Syrien auf ihr Gebiet mit allen Mitteln zu verhindern. Unter „alle Mittel“ fallen Grenzmauern und der Beschuss von Flüchtlingen. Der SPIEGEL schreibt: „Die Türkei hat ihre Grenze quasi dichtgemacht, es gibt immer wieder Berichte über tödliche Schüsse auf Hilfesuchende. In Europa wird dieses Bollwerk gegen die Flüchtlinge schweigend geduldet. Im Grenzgebiet wächst die Verzweiflung.“

    Die Rede ist von einem „Todesstreifen“ und von Maschinengewehrfeuer:
http://www.spiegel.de/pol…
    .
    Übrigens, wir Europäer machen das ganz ohne government shutdown. Vielleicht kann Trump noch was von der EU lernen. Verlogene Welt.

  5. Auch der Arbeitgeber von Claas Relotius meldet sich wieder in Sachen Trump:
    http://www.spiegel.de/
    US-Präsident Donald Trump ist mit seiner Frau außerplanmäßig in den Irak gereist, um US-Truppen zu besuchen. Er wolle sich bei den Soldaten bedanken, heißt es. Doch die Reise soll wohl auch von den Problem zu Hause ablenken.
    …..
    Natürlich kennt Relotius als einziger die wahren Gründe für den Truppenbesuch des Präsident. Dass er seinen Soldaten einfach nur die Ehre erweist ist ja für den Narrativ-Journalismus nicht denkbar….

    • Jürgen Margraff

      Ehre erweist indem er ihren Standort per Twitter veröffentlicht mitsamt ihren Konterfeis, hmm – Ehre wem Ehre gebührt, aber einen Truppenbesuch bei Soldaten die im Kampfeiisatz sind hätte der #45 schon vergangenes Jahr unternehmen sollen, nicht erst wenn ihn zuhause der Shutdown und der Müller drückt…

    • Abiturient

      Für sie ist vieles denkbar Herr DAX. Nur, dass Trump eine unfähige, egomane, einfältige und vollkommen beratungsresistente Fehlbesetzung im Weißen Haus ist offensichtlich nicht.
      Aber das passt zu ihrer kruden Weltsicht.

  6. Zaungast

    „„Mad Dog“ Mattis, ein „Hawk“, der am liebsten gestern schon den Iran und Russland angegriffen hätte, geht, weil er nicht mit Trump auf einer Wellenlänge ist.“
    So schreibt weiter oben ein gewisser „Mad Dog“, aber sicher nicht der echte.

    Der Kriegstreiber scheint aber noch im April der Gröpaz selber gewesen zu sein:
    https://www.heise.de/tp/features/Angeblich-wollte-Trump-auch-russische-und-iranische-Ziele-in-Syrien-angreifen-4024815.html

    Und jetzt holterdipolter der Rückzug? Da braucht man sich über nichts mehr zu wundern. Es könnte einem eher angst und bange werden bei so einem Oberbefehlshaber.

  7. Ahnungslos

    Ratespiel : wenn ein Land Mauern und Zäune an den Grenzen baut , wer ist dann der Eingesperrte und wer lebt in Freiheit . Viel Spaß beim erraten und allen Lesern auf diesem Wege alles
    Gute für 2019 .

  8. Der Grinch ist noch nicht einsam genug, er kann sich ja mit anderen Despoten wie Putin, Erdogan, Assad, Kim und noch einigen anderen zu einer Silvesterparty am Kraterrand des Äthna treffen. Dort hätten sie ein Gratisfeuerwerk und mit etwas Glück für die Welt könnten sie bei einer neuen kräftigen Eruption mit einem grossen Knall auch noch selbst Bestandteil von einem der Böller werden.

  9. Jürgen Margraff

    #45 macht’s vor – Rückzug aus dem Krieg in Syrien – hmm, warum ist die belgische Luftwaffe dann weiterhin da involviert, der Bündnisfall kann ja jetzt ausgeschlossen werden, wo Big Brother sich verabschiedet – kann mir einer das verklickern?

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