Die Eupener CSP tut sich sehr schwer bei dieser für sie so wichtigen Stadtratswahl. Das meinen übrigens nicht nur die politischen Gegner. Auch parteiintern wird an der bisherigen Wahlkampfstrategie einiges bemängelt.
Nicht einmal 24 Stunden nach der offiziellen Vorstellung der Kandidaten geriet die gerade angeworfene CSP-Wahlkampf-Maschine bereits ins Stocken. Die Reaktionen auf die Nominierung des Präsidenten des AS-Fanclubs „Zebras“, Mike Thissen, waren so heftig, dass sich die Eupener Christlich-Sozialen von Beginn an in der Defensive befanden.
Erst nachdem sich der Kandidat Thissen in einem Schreiben an „Ostbelgien Direkt“ für seine früheren Eskapaden entschuldigt hatte, legte sich die Aufregung. Danach entschied sich die Eupener CSP dazu, den Fall Thissen mit keiner Silbe mehr zu erwähnen.
Erinnerung an Jugendsünden
Umso ärgerlicher war es aus ihrer Sicht, dass ausgerechnet eine CSP-Kandidatin in einem Grenz-Echo-Leserbrief ohne Not den Fall Thissen wieder in Erinnerung rief. „Jeder von uns kennt sie, jeder hat sie begangen, keiner wird gerne daran erinnert: Jugendsünden“, schrieb Nicole Vilvorder: „Einen jungen CSP-Kandidaten hat die Erinnerung daran in den letzten Tagen mit solcher Wucht eingeholt, dass es ihm schlaflose Nächte bereitet. Er hat in einer Zeit, in der er seinen Weg noch nicht gefunden hatte, Mist gebaut. Jetzt hat er seinen Weg gefunden…“
Das passte den Verantwortlichen der CSP überhaupt nicht ins Konzept. „Dieser Leserbrief war wirklich nicht nötig“, bemängelte ein führender Christlich-Sozialer, der schon Angst hatte, mit diesem Schreiben könnten schlafende Hunde geweckt werden. Dem war aber nicht so. Trotzdem haben Kandidat und Partei in dieser Affäre einen schmerzhaften Kratzer abbekommen.
Es fehlt für den Wahlkampf eine überzeugende Strategie
Schwer tut sich die CSP aber nicht nur wegen der „Jugendsünden“ eines ihrer Kandidaten. Auch die bisher an den Tag gelegte Wahlkampfstrategie ist nicht sehr überzeugend. Das fängt schon beim Wahlslogan und bei den Wahlplakaten an. „Die Richtung stimmt“, kann man jetzt überall auf Plakaten lesen. Was ist das für eine Botschaft für eine Partei, die seit 1976 in Eupen in der Mehrheit ist und seit 12 Jahren den Bürgermeister stellt? Wenn man behauptet, die Richtung stimme, dann könnte das ja auch so ausgelegt werden, dass alles andere nicht stimmt. Da hat es wahrlich schon bessere Slogans gegeben.
Die Plakate missfallen indessen einem CSP-Mitglied noch aus einem anderen Grund: „Momentan stelle ich mir die Frage, ob es überhaupt noch Plakate mit dem Konterfei des Bürgermeisters geben wird…“ In der Tat ist so mancher darüber sehr verwundert, dass Elmar Keutgen – in Abwesenheit von Patrick Meyer vielleicht die einzige Lokomotive – bisher noch auf keinem Wahlplakat zu sehen ist. Oder kommt das noch? (Inzwischen sieht man tatsächlich Plakate miit dem Bild des Bürgermeisters…)
An Facebook und Twitter wenig beteiligt
Schließlich wird in der Partei hinter vorgehaltener Hand bemängelt, dass die Eupener CSP an Sozialen Netzwerken, die immer wichtiger werden, viel weniger beteiligt ist als PFF, SPplus und Ecolo. Von den 25 Kandidaten der Eupener CSP sind gerade mal 13 auf Facebook unterwegs. „Die CSP glaubt, dass sie auch diesmal noch gänzlich auf moderne Kommunikationsmittel verzichten kann“, mäkelte ein Parteimitglied: „Bei der CSP Eupen ist man einfach weiterhin der Ansicht, die Sozialen Netzwerke seien etwas ‚für junge Leute‘ und die angestammte Wählerschaft der Christlich-Sozialen beziehe ihre Informationen ohnhin nicht über Facebook und Twitter, sondern alleine aus dem Grenz-Echo und dem Wochenspiegel.“
Kurzum, der gute Wille ist vorhanden, aber bei der Eupener CSP wirkt so manches altbacken und ein wenig amateurhaft. Aber es bleiben ja noch gut zwei Wochen, um einiges zurechtzubiegen… (cre)
Viel schlimmer ist, dass sich die CSP seit Jahren bei der Führung der Stadt Eupen schwer tut. Da ist verkorkster Wahlkampf nur ein weiteres Indiz.
Ich möchte aber nochmal auf Mike Thissen zurückkommen. Ich finde es unerträglich, dass immer versucht wird sein unentschuldbares Verhalten mit „Jugendsünde“ zu entschuldigen. Wenn ich es richtig im Kopf habe, war er damals 22 Jahre alt, also schon 4 Jahre volljährig, und heute ist er 24. Da stellt sich mir die Frage, was man den noch alles und bis zu welchem Alter mit „Jugendsünde“ entschuldigen kann. Zum Glück stehen auf anderen Listen junge Menschen zur Wahl, bei deren Biografien man nicht erst mal schlucken muss.
Ich hätte drauf gewettet, dass Bernd Theves sich meldet , und da ist er schon, mal gespannt wie lange Horst Thaeter, P.Scholl, A.M.F., Patrick Lemmens, Lukas Brüll (nannte er sich nicht mal D.Brüll?) noch auf sich warten lassen. Aber was sie schreiben werden, weiß ich jetzt schon: Verunglimpfungen, Unterstellungen, Unwahrheiten. Hätten diese Poster nur ein Gesicht oder würden sie mal ihre Identität preisgeben! Ich vermute mal, es gibt sie gar nicht, sie sind nur virtuelle Strohmänner für politische Hetzkampagne.
Yep, und da ist P. Scholl! Besser spät als nie!
Aber was muss ich lesen, Herr Streicher ist unter die Verschwörungstheoretiker gegangen. Ja natürlich, eine dunkle Macht will der über alle Zweifel erhabenen CSP ans Leder. :-)
Der CSP scheint ganz offensichtlich das Wasser bis zum Hals zu stehen, denn nach gewohnter Manier sollen Kritiker mundtot gemacht werden. Liebe CSP, versucht es zur Abwechslung mal mit vernünftiger Arbeit und schlüssigen Ideen. Eure Kritiker können nicht dafür, dass ihr in den letzten sechs Jahre inkl. frakwürdiger Kandidatenkür nur Schrott abgeliefert habt.
Herr Streicher, auf Ihre „Verschwörungstheorie“ gehe ich gar nicht ein. Das hat keinen Sinn.
Allerdings bedarf es bezüglich der von Ihnen erwähnten „Verunglimpfungen“, „Unterstellungen“ und „Unwahrheiten“ einer Klarstellung.
Mike Thissen hat in seinem Versuch einer Entschuldigung zugegeben, dass er in alkoholisiertem Zustand die erwähnten Lieder gesungen hat. Dann können Sie nicht einfach schreiben, dass es sich hier um Unwahrheiten und Unterstellungen handelt. Sehen Sie endlich ein, dass es Menschen gibt, für die Herrn Thissens Verhalten einfach unerträglich ist. Man kann nicht über den allerorts aufkeimenden Rechtsradikalismus schimpfen und so etwas in der eigenen Stadt als vernachlässigbare „Jugendsünde“ abtun.
Im Grunde haben Sie Recht, Herr Theves. Man muss aber auch feststellen, dass es manchen geradezu in den Kram passt…
Ich habe ja auch hier im Forum geschrieben, dass es vielleicht besser gewesen wäre, ihn vor dem Fixtermin zurückzunehmen. „Auf ewig“ darf man ihm aber dieses „jugendliche Fehlverhalten“ nicht anlasten. Zwischen den beiden Wahlen (also bis 2018) hätte man ihn ja vielleicht in eine der vielen städtischen Kommissionen entsenden können (Jugend?) und auch innerhalb der Partei und der CSC hätte er sich ja zwischenzeitlich noch „qualifizieren“ können.
Sollte er nämlich jetzt doch gewählt werden, was ja möglich ist, wird dieses „Makel“ die CSP begleiten und unglaubwürdig machen, nachdem sie nämlich früher über viele Jahre die PDB der rechten Gesinnung bezichtigt hat. Es steht fest, es war keine kluge Kandidatur seitens der CSP, mangelnde Sorgfalt sozusagen. Aber auch als einfacher Stadtrat kann der Kandidat ja reifen…
Ich hoffe, dass die Personen (hier im Forum und anderswo), die den Herrn Thissen so anklagen und seine Fehler als unentschuldbar erklären in Ihrer eigenen Jugend (auch mit 22 Jahren noch!) nie Fehler gemacht haben. Sowie unsere Kinder und Kindes Kinder.
Ich kenne Herrn Thissen nicht persönlich; kann aber sagen, dass er in den vergangenen Jahren einen nicht unerheblichen Anteil an der guten und positiven Stimmung (Fankultur) auf den Stehplätzen bei der AS Eupen hatte. Er ist mir dort keinesfalls negativ aufgefallen … im Gegenteil.
Es wäre meiner Ansicht aber auch wichtiger, dass die Sachthemen der einzelnen Parteien im Vordergrund stehen als sich um Plakate, Slogans, … auszulassen. So kann dann u.a. über organisierte und freie Jugendarbeit, Infrastrukturen, … geschrieben werden.
Aus der Sicht des politischen Gegners ist der Fall Thissen natürlich ein gefundenes Fressen. Da hat sich die CSP selbst ein dickes Ei ins Nest gelegt. Eine sachbezogene Diskussion um wirklich relevante Themen verkommt daher zwangsläufig zur Nebensache.
Bei den anstehenden Wahldebatten wird hoffentlich diese Diskussion stattfinden. Wie die Berichterstattung der Medien abläuft, entscheiden die Medien selbst. Wenn diese sich mit Personalfragen beschäftigen, dann werden eben solche Themen stärker aufgearbeitet.
Während der Wahlzeit wurden auch Inhalte kommuniziert (das wird bis zum Wahltag hinziehen). EInige haben die lokalen Medien aufgegriffen, andere wiederum nicht. Auch auf Ostbelgien Direkt erscheinen regelmäßig Beiträge zu sachbezogenen Themen – nicht zuletzt in Form eines Leserbriefes. Hier entscheidet der Verfasser, was kommuniziert wird. So viel ich weiß, hat bisher kein Politiker Personalentscheidungen wie die von Mike Thissen thematisiert. Wenn dann haben sie nur kommentiert und die Aussagen waren, wenn ich mich richtig erinnere, nicht einmal wertend. Über seine Person wird am 14. Oktober vom Wähler entschieden. Wenn die Menschen ihm ihr Vertrauen schenken, dass soll es so sein.
Apropos sachbezogene Themen: Wenn die Kandidaten solche Themen ansprechen, dann liegt es im Ermessen der Leser, darauf zu reagieren (Kommentare auf Leserbriefe, eigene Leserbriefe). Das wird aber nicht so oft hier gemacht, wie ich sehe. Stattdessen befassen sich die Leser oft auch nur mit den Personalentscheidungen, den Plakaten und den Slogans der einzelnen Listen. Nicht zuletzt auch Sie, Herr Pelzer.
PS: weitere sachbezogene Themen finden Sie außerhalb der Wahlzeit im Stadtrat oder in der entsprechenden Berichterstattung.
Mitnichten, Herr Antoniadis, befasse ich mich mit Personalentscheidungen, den Plakaten und den Slogans. Ich bin für sachbezogene Diskussionen. Ich unterstütze nicht mal eine spezielle Partei. Für mich zählt nur gute Arbeit. Und das die dazu notwendigen Kosten im Rahmen bleiben. Dass, bei einem Mehrheitswechsel, die Bäume in den Himmel wachsen, wie manche Parteien uns glauben lassen wollen, daran glaube ich nicht. Da müssen schon bessere Argumente her.