Politik

Mike Thissen: „Ich habe Fehler gemacht, dafür entschuldige ich mich“

Mike Thissen 2012 als Kandidat der Eupener CSP bei der Stadtratswahl. Foto: OD

Der CSP-Kandidat Mike Thissen hat Stellung bezogen zu einem Video und zu diversen Fotos, die „Ostbelgien Direkt“ von Lesern zugesandt worden waren, sowie zu einem Video von August 2010. Mit den Fotos habe er nichts zu tun, sagte der 24-Jährige. Und was das Video betrifft, betonte er: „Ich bin mir bewusst, in der Vergangenheit Fehler gemacht zu haben. Dafür möchte ich mich entschuldigen.“

Auf den Fotos sind Leute zu sehen, die zur rechten Szene gehören oder mit ihr sympathisieren und rechtsextreme Symbole zeigen. Mit ihnen wurde Mike Thissen von einem Leser von „Ostbelgien Direkt“ in Verbindung gebracht. Eines der Fotos zeigt Mitglieder des AS-Fanclubs „Zebras“ mit Reichsadler und Hakenkreuz. Jedoch ist dieses Bild laut Thissen ganz klar eine Fotomontage.

Grölende AS-Fans auf Video

Das Video zeigt nach Angaben des Informanten, der es uns zugeschickt hat, den heutigen CSP-Kandidaten und andere grölende AS-Fans, die während einer Zugfahrt in angetrunkenem Zustand das Lied „Sonderzug nach Mekka“ der rechtsradikalen Gruppe „Zillertaler Türkenjäger“ anstimmen. Auch wird das Lied „Wir sind wieder einmarschiert“ gesungen, und zwischendurch sind Rufe zu hören: „Bayern ist ein Judenclub“.

Das Foto- und Filmmaterial hatte „Ostbelgien Direkt“ am vergangenen Wochenende entweder aus den Kommentaren zurückgezogen oder erst gar nicht ins Netz gestellt – mit der Zusicherung, dass wir der Sache nachgehen würden, was auch geschehen ist. Wir haben Mike Thissen mit Fotos und Video konfrontiert. Daraufhin hat der CSP-Kandidat uns folgende Stellungnahme zukommen lassen, die „Ostbelgien Direkt“ nachstehend veröffentlicht. Darin entschuldigt sich Thissen für Fehler, die er in der Vergangenheit gemacht habe.

Das Schreiben von Mike Thissen an „Ostbelgien Direkt“

Sehr geehrter Herr Cremer,

Sie hatten mich gebeten, Stellung zu beziehen zu den Ihnen übermittelten Fotografien und der Videoaufnahme.

1. Verschiedene Fotografien

Hier sind Personen zu erkennen, die ich als Fans der AS Eupen kenne und die Symbole tragen, die als Erkennungszeichen aus der rechtsextremen Szene zu betrachten sind. Wie bereits am vorigen Sonntag in einem Gespräch erklärt, gehört die abgebildete Person nicht zu den Zebras.

Die Tatsache, dass ich den Mann kenne, bedeutet nicht, dass ich mich mit seinen Überzeugungen identifiziere.

2. Fotos mit Reichsadler und Hakenkreuz

Bei den Fotos mit Reichsadler und Hakenkreuz handelt es sich ganz offensichtlich um eine Fotomontage (Reichsadler mit Hakenkreuz sind im Nachhinein hinzugefügt worden).

Verschiedene abgebildete Personen tragen ein T-Shirt mit dem Emblem der AS Eupen und darüber einen Reichsadler. Mit Mitgliedern der Zebras und mit mir hat sich diese Gruppe ablichten lassen, wobei ich mir dabei nichts gedacht hatte.

Beim Spiel ist mir diese Gruppe durch ein unakzeptables Auftreten aufgefallen, woraufhin ich mich im Stadion von dieser Gruppe weit weg gestellt habe.

3. Videoaufnahme vom 05.08.2010

Nach Durchsicht und Anhören dieser Videoaufnahme, 2 Jahre später, schäme ich mich – nicht so sehr wegen des alkoholisierten Zustandes, sondern weil wir sicherlich unter Alkoholeinfluss Schlachtenlieder gegrölt haben, die uns aus deutschen Stadien bekannt waren, ohne dass ich mir Gedanken über den Inhalt und die Bedeutung dieser Lieder gemacht habe.

Es ist sicherlich unwichtig, dass aus den Videoaufnahmen hervorgeht, dass ich im Hintergrund war, ich keineswegs bei diesen Liedern „Einheizer“ war und dass ich mir des rechtsradikalen und fremdenfeindlichen Hintergrunds der Lieder beziehungsweise der Gruppen, die die Lieder singen, damals nicht bewusst war.

Es ist unstrittig, dass ich dabei war und ich mit geschrien und mit gegrölt habe.

Jetzt, zwei Jahre später, weiß ich: Ich hätte versuchen müssen, Einhalt zu bieten oder das Zugabteil zu verlassen. Heute weiß ich, dass ich mich falsch verhalten habe. Ich wehre mich jedoch nach wie vor dagegen, als Rechtsradikaler oder Rassist angesehen zu werden, da ich dies nicht war und nicht bin :

  • Ich habe während langer Zeit eine Freundin gehabt, deren Vater Pakistaner ist, was sicherlich den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit widerlegt;
  • Ich habe nachweislich mit dem AS-Fan-Clubbeauftragen zusammengearbeitet sowie mit der Polizei, um fremdenfeindliche und rechtsradikale Manifestationen seitens der AS-Fans zu unterbinden;
  • Ich habe bei den Zebras mehrfach darauf hingewiesen, dass rassistische Äußerungen zu unterbleiben haben;
  • Ich habe sowohl in Raeren als auch im Eupener Kabelwerk vertrauensvoll mit ausländischen Mitbürgern zusammengearbeitet, die bestätigen können, dass ich keineswegs ausländerfeindlich bin.

Ich bin mir bewusst, in der Vergangenheit Fehler gemacht zu haben. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich distanziere mich in aller Form von jedwelchen ausländerfeindlichen, neonazistischen und rechtsradikalen Äußerungen und bestätige nochmals, dass ich gemäß den Vorgaben der CSP Eupen voll und ganz hinter deren Programm stehe, zusammengefasst in dem Bericht der Arbeitsgruppe „Zusammenleben der Kulturen“, (Bericht von Achim Nahl) und ich mich mit der CSP Eupen dafür einsetze, ausländische Mitbürger im Respekt ihrer kulturellen, religiösen und sonstigen Hintergründe zu integrieren und ein Zusammenleben der verschiedenen Kulturen in Eupen zu fördern.

Mike THISSEN

CSP Thissen NEU

Mike Thissen (Bildmitte) am vergangenen Sonntag mit CSP-Schöffe Martin Orban (links) und dem Präsidenten der Eupener CSP-Lokalsektion, Fabrice Paulus. Foto: OD

 

19 Antworten auf “Mike Thissen: „Ich habe Fehler gemacht, dafür entschuldige ich mich“”

  1. Patrick Lemmens

    Wo bleiben die entrüsteten Leser und die Eupener CSP-Politgrößen, die empört von Verleumdung/Rufmord sprechen? Die sogenannte Volkspartei bagatellisiert die Situation. Dass nach dem MENSCHENverachtende Dritten Reich es noch immer Leute im mündigen Alter gibt, die derartige Lieder anstimmen, ist eine Schande. Hauptsache der MENSCH im Mittelpunkt.
    Ich kann nur hoffen, dass der junge Mann daraus gelernt hat. Das wird die Zeit zeigen.

  2. Patrick M.

    Zuerst war da was, dann wieder nicht und jetzt aber doch… zuerst wird alles abgestritten, später kommt dann die erdrückende Beweislast und die erzwungende Entschuldigung. Eigentlich ist Herr Thyssen ein hervorragender Schüler etlicher Politgrößen, die Ähnliches durchmachen mussten. Andererseits, seit wann gilt Ehrlichkeit im politischen Geschäft als Voraussetzung?

    • Frank Bosch

      Ich nehme an, Ihr Name ist eine gewünschte Irreführung…
      Trotzdem bin auch ich Ihrer Meinung : das ist ein Musterbeispiel für den gängigen Politikstil, nicht nur in Belgien. Nicht selten geht das so weiter bis zum „bitteren Ende“ (Rücktritt). Ich bin jedenfalls überzeugt, es wird der CSP schaden. Ein Rückzug/Rücktritt ist m.W. noch bis morgen möglich…

        • Antonios Antoniadis

          Ich finde das interessant, dass Sie diese Hypothese aufstellen und dann hinzufügen, dass Politik ein dreckiges Geschäft sein soll. Ich verstehe den Zusammenhang nicht. Aber ich kann Sie beruhigen. Die SPplus hat in Eupen mehrmals gesagt, dass kein Vorwahlabkommen besteht. Wenn das der Fall ist – wie in Kelmis – dann teilen wir das mit. So weiß der Wähler immerhin, wo er dran ist.

          Auch bin ich überrascht, das zu lesen. In der Regel heißt es, dass wir eine Koalition mit Ecolo und PFF bilden wollen. Zumindest kann man das aufgrund der engen Zusammenarbeit in den letzten zwölf Jahren in der Opposition eher nachvollziehen. Aber auch das, wie ich schon bereits gesagt habe, ist nicht der Fall. Nach der Wahl werden wir sehen, was arithmetisch und vielmehr inhaltlich möglich ist. Ein Anhängsel der einen oder anderen Seite wollen wir jedenfalls nicht sein. Wir haben ein gutes Team zusammengestellt und treten mit einem umfangreichen Programm für Eupen-Kettenis an und nicht für oder gegen eine andere Partei.

  3. Bernd Theves

    Ich erinnere mich noch an den Wahlkampf zu den Gemeinderatswahlen 1988. Damals wurde der PDB-Spitzenkandidat Dr. Norbert Scholzen aus einem Foto, dass diesen an einen Rettungshubschrauber gelehnt zeigt, ausgeschnitten und so suggeriert, er hätte den Arm zum Faschistengruß gehoben. Dieses so veränderte Bild wurde mit dem Satz „ER KANN ES NICHT LASSEN“ versehen und im Eupener Kabelwerk verteilt. (Ansehen kann man sich das Ganze im PDF-Archiv des Grenz-Echo (Ausgabe vom 29.09.1988 Seite 6).) Man kann damals wie heute davon ausgehen, dass dies ein Machwerk von der CSP nahestehenden Leuten war.

    Hier wurde damals ein Mensch, der sich nachweislich für Menschen anderer Hautfarbe einsetzte durch den Dreck gezogen, ohne dass jemand von „Rufmord“ oder „Verleumdung“ gesprochen hätte. Dabei hatte Dr. Scholzen, im Gesensatz, zu Herrn Thissen nicht im besoffenen Zustand Nazilieder gesungen und naher versucht sich weinerlich dafür zu entschuldigen.

    Es freut einem, dass es jetzt mal CSP-Leute selbst sind, die in die Nazischublade gesteckt werden. Da sehen die auch mal, wie sich das anfühlt.

    Bemerkenswert ist, dass die CSP weiterhin zu Herrn Thissen steht. Man möchte nicht wissen, was die CSP für einen Aufstand proben würde, wenn es sich hier um einen Kandidaten einer anderen Liste handeln würde.

    • Frank Bosch

      Den Dr.jur.Miessen, einen braven Familienvater, nicht zu vergessen! Den hat die CSP seinerzeit, wegen der Fortführung seines Dienstes (als Jurist) während der Besatzung (aber nicht FÜR die Besatzung!) beim (CSP-) Innenministerium so lange madig gemacht, bis er nicht mehr Bürgermeister werden konnte! Pankert, zweiter nach Vorzugsstimmen, wurde dann schließlich ernannt.

  4. Georges Piron

    Weg mit solchen Leuten von der Liste!
    Findet ihr es normal dass solche jungen Leute die Hassparolen aus dem 3ten Reich auswendig kennen ???
    Das zeigt doch schon, dass etwas schief gelaufen ist im Leben des Mike T.

  5. Also erstmal hier Ruhe vor dem Sturm. Ihr Recording über Sachen die ihr nicht kennt. Ich kann nur sagen Mike ist eine Person die sagt was ihm nicht passt die Sache mit dem fussball sollte man hier nicht verwenden, das eine ist nicht das andere. Ich kann nur positiv über Mike schreiben. Und jetzt Klappe halten :-)

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern