Politik

Die bestverdienenden Parteivorsitzenden in Belgien: PS-Vorsitzender Magnette vor N-VA-Chef De Wever

Paul Magnette, Präsident der frankophonen Sozialisten (PS) und Bürgermeister von Charleroi. Foto: Belga

Seit einiger Zeit wird in den belgischen Medien viel über die Gehälter der Minister und die Bezüge der Politiker im Allgemeinen berichtet, erst recht im Zuge der Affäre um die Pensionsboni der Abgeordneten. Die Tageszeitung „La Dernière Heure“ (DH) hat jetzt einmal die Vergütungen der Parteivorsitzenden unter die Lupe genommen.

Im Gegensatz zu vielen Abgeordneten sehen die Parteivorsitzenden ihre Vergütung nicht durch Obergrenzen eingeschränkt.

In einer Zeit, in der die Finanzen der Politik und die Kassen der Parlamentarier neu diskutiert werden, sei es interessant, sich mit den Vergütungen der Parteivorsitzenden auseinander zu beschäftigen, begründet die DH ihre Recherche.

N-VA-Chef Bart de Wever. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa

Die Zeitung beruft sich dabei auf Angaben des Rechnungshofes oder der Website von Cumuleo. Die Zahlen werden indes immer zwei Jahre zu spät veröffentlicht. Deshalb liegen bisher nur die Daten für das Jahr 2021 vor. Zudem sind die Politiker sind nicht verpflichtet, ihre genaue Vergütung anzugeben.

Aufschlussreich sind die Angaben trotzdem. 2021 belegte demnach der Vorsitzende der frankophonen Sozialisten (PS), Paul Magnette, den ersten Platz im Ranking der bestbezahlten Parteichefs des Landes mit einem Jahresgehalt von 410.542 Euro brutto, also rund 34.000 Euro pro Monat.

Magnettes Einkommen setzt sich zusammen aus seinem Verdienst als Bürgermeister von Charleroi, seinem Amt als PS-Präsident und seinem Job als Professor an der Freien Universität Brüssel (ULB).

Februar 2014: Maxime Prévot (links) trägt sich in seiner Eigenschaft als Bürgermeister von Namur im Eupener Rathaus ins Goldene Buch der Stadt Eupen ein. Foto: OD

„Steht diese Vergütung im Widerspruch zu dem Kreuzzug, den der Sozialist gegen die Ultrareichen führt?“, fragte „La Dernière Heure“. Magnette wäre indes von einer Steuer auf die Ultrareichen nicht betroffen, da diese nur für Vermögen von mehr als einer Million Euro gelten würde.

Hinter Magnette belegt Bart De Wever den zweiten Platz im Ranking der bestbezahlten Parteivorsitzenden mit einem Einkommen von 346.647 Euro brutto (28.800 Euro pro Monat) im Jahr 2021.

De Wever ist flämischer Abgeordneter, Bürgermeister von Antwerpen und Präsident der N-VA. Außerdem erhält er auch als Vorstandsmitglied des Antwerpener Hafens eine Vergütung.

Vor zwei Jahren hat Maxime Prévot mit 336.695 Euro brutto als föderaler Abgeordneter, Bürgermeister von Namur und Präsident der Partei Les Engagés kassiert.

15.06.2022, Belgien, Brüssel: MR-Präsident Georges-Louis Bouchez. Foto: Belga

Der vierte Platz geht nach Angaben der DH an MR-Chef Georges-Louis Bouchez, der 314.192 Euro brutto kassierte.

Nach Bouchez kommen Egbert Lachaert, Vorsitzender der Open VLD, mit 235.824,26 Euro brutto, Jean-Marc Nollet (Ecolo) mit 202.000 Euro brutto und Sammy Mahdi, der 2021 allerdings noch nicht Präsident der CD&V war, sondern Staatssekretär für Migration. Sein Vorgänger Joachim Coens erhielt 200.000 als Parteivorsitzender.

Nach Mahdi kommt PTB-Chef Raoul Hedebouw, der jedoch 2021 noch nicht Parteivorsitzender der Marxisten war. Für ihn wurden eine Vergütung von 192.508,16 Euro als Kammerabgeordneter und als Fraktionschef sowie als Gemeinderatsmitglied in Lüttich angegeben. Conner Rousseau erhielt seinerseits 183.473,48 Euro brutto als Abgeordneter und als Vorsitzender von Vooruit. (cre)

Die Liste der Parteivorsitzenden laut DH

  1. Paul Magnette (PS) 410.542 Euro
  2. Bart De Wever (N-VA) 346.647 Euro
  3. Maxime Prévot (Les Engagés) 336.695 Euro
  4. Georges-Louis Bouchez (MR) 314.192 Euro
  5. Egbert Lachaert (Open VLD) 235.824 Euro
  6. Jean-Marc Nollet (Ecolo) 202.000 Euro
  7. Sammy Mahdi (CD&V) 200.000 Euro
  8. Raoul Hedebouw (PTB) 192.508 Euro
  9. Conner Rousseau (Vooruit) 183.473 Euro
  10. Tom Van Grieken (Vlaams Belang) 183.409 Euro
  11. Rajae Maouane (Ecolo) 182.000 Euro
  12. Meyrem Almaci (Groen) 132.008 Euro
  13. François De Smet (DéFi) 125.819 Euro

16 Antworten auf “Die bestverdienenden Parteivorsitzenden in Belgien: PS-Vorsitzender Magnette vor N-VA-Chef De Wever”

  1. 9102Anoroc

    Da solche Gehälter bei den Positionen in der Wirtschaft noch viel höher sind, ist es eigentlich nicht nötig darüber zu diskutieren;
    Ganz im Gegenteil , solche Gehälter sollen die Bestechlichkeit unserer Politiker verhindern.
    Dass dies nicht immer gelingt, zeigt das traurige Beispiel von Eva Kaili & Co ;
    was auch die Frage aufwerfen könnte , ob die Gehälter nicht zu niedrig sind?
    Denn ;
    Der wirtschaftliche Schaden der durch das Händchen halten zwischen den vermögensten der Wirtschaft und der Politik entsteht , ist gravierend .
    Deshalb sind meiner Meinung nach die Gehälter von Politikern nur ein Tropfen auf dem heißen Stein,
    im Gegensatz zu der Arbeit von manchen schwarzen Schafen in der Politik.
    Man kann aber nicht alle über einen Kamm scheren und wenn man jetzt anfängt die Gehälter zu kürzen, läuft man Gefahr, dass der Club Kaili & Co , neue Mitglieder erhält.

  2. volkshochschule

    Und viele leben dann auch noch in ihren Palästen der sozialen Gerechtigkeit. In einer verlogenen Gesellschaft bröckelt die Demokratie, still und leise, bis sie von etwas neuem ersetzt wird. Das kann dann besser sein oder ein Rückschritt in dunkle Zeiten. Deshalb ist Anstand und Aufrichtigkeit in der Politik von Nöten.

  3. In vielem haben Sie Recht 9102 Anoroc! Nur, wenn unsere Politik nicht bald aufhört ihre Wähler- und Bürger Kunden zu betrügen, dann Gnade ihnen Gott! Überhaupt, wir haben der Leute jede Menge zu viekl in Belgien. Da muss etwas passieren, und zwar ziemlich schnell, deren Preis/ Leistungsfazit ist mehr als kümmerlich! Gute Arbeit = guter Lohn! Das ist hier niemals der Fall. Daher, ausmisten und weniger, aber Bessere! Wir müssen das bezahlen!

    • @ Jim Bum(03/05/2023 13:57)
      Zu ihren Satz;
      …“Nur, wenn unsere Politik nicht bald aufhört ihre Wähler und Bürger Kunden zu betrügen“…usw…
      Was soll denen denn schon groß passieren können???
      Wie meinen Sie ist, den Stadtrat in Eupen „zustande gekommen“???
      Genau, zusammengeschmissenen Parteien um, gerade mal, eine Mehrheit zu haben…
      Mehr war da nicht nötig.
      Derjenige mit den meisten Vorzugsstimmen sitzt in der Opposition…
      Aber so funktioniert die „westliche Demokratie…
      Und was macht das Volk???
      Nichts und nochmal nichts…
      Und die Politik…weiterhin wie gehabt…
      In Gegenteil;
      Immer mehr „potentielle Wählerstimmen werden ins Land „geholt“ damit die traditionelle Parteien, vor allem die Roten, immer mehr Macht bekommen.
      Mehr macht, lese Stimmen, ist mehr Geld usw…

  4. Pensionierter Bauer

    Warum wäre Magnette von einer evtl. Reichensteuer befreit?
    Eine Reichensteuer würde sich doch nicht auf das Einkommen beziehen, sondern auf das Vermögen. Es ist doch unglaubwürdig, dass er mit einem solchen Einkommen es nicht zu einem Vermögen von mehr als einer Million Euro gebracht haben soll. Ein Vermögen von mehr als einer Million Euro haben es viele gebracht die deutlich weniger verdient haben.

  5. Ich gönne jedem sein Gehalt. Nein, ich bin und war nie Politiker. Mir geht es auch ohne solche Einnahmen gut, was viele Menschen auf dieser Welt nicht behaupten können, siehe Sudan und viele andere Staaten.

  6. Ein „Super–Mann“?

    Dieser Magnette muss ja ein „SUPER–Mann“ sein! Oberbürgermeister von Charleroi, Präsident der PS und auch noch Professor – also 3 Vollzeitjobs erledigt der Mann alleine, alle Achtung! Das bedeutet rechnerisch, dass der Mann 3×8 Stunden am Tag arbeitet – tolle Leistung!

    Wer einmal in der freien Wirtschaft gearbeitet hat, weiß was man dort für sein Geld leisten muss. In der Politik scheint das aber anders zu sein, da bekommt der „Vertreter der Arbeiterschaft“ im Monat soviel Geld wie ca. 17 seiner Wähler zusammen – alles sozial und völlig gerechnet?!

    Und wenn der Mann erst in Rente geht … ach, was sage ich, seine „Pension“ bezieht …

    • Mein Sohn hat am HEC studiert und auch dort gab (und gibt es wohl auch noch) Professoren mit bekannten Namen aus der Politik. Diese Leute hat nur nie ein Student jemals zu Gesicht bekommen in einer Vorlesung. Dem kleinen Handwerker wird die Hölle heiss gemacht für 150 € Schwarzgeld, dieselben Leute aber, die ständig die „Schwarzarbeit“ bekämpfen, kassieren schamlos leistungslose Gehälter ab. Kleptokratie nennt man solche Systeme….

    • @Komisch

      Was ist denn daran verlogen? Die Reichensteuer hat doch nichts mit dem Lohn zu tun.

      Und sollte er reich sein, könnte man ihn doch nur verlogen nennen wenn er versucht diese nicht zu zahlen. Aber diese Steuer gibt’s ja nocht nicht – leider. Es gibt sogar Millionäre die stärker besteuert werden wollen – na ja, die Mehrheit sind die nicht..

  7. Bedingungsloses Grundeinkommen... und keine bekommt mehr !

    Die einzig gerechte Lösung ist : ein bedingungsloses Grundeinkommen, und keiner bekommt mehr ! Die Ämter werden per Loosentscheid vergeben… Nur so könnte es zu einem besseren System kommen… der Vergleich mit den Wirtschaftsgehältern hinkt gewaltig… da ist noch viel mehr nicht in Ordnung…
    Unsere Verfassung sagt ja, vor dem Gesetz sind alle gleich !… aber die die derzeit und schon immer sich das Recht gekapert und eingenommen haben Gesetze erlassen zu dürfen (mit angeblichem Willen des Bürgers) missbrauchen diese Gesetzeskompetenz als erstes aus Eigennutz. Da liegt der systemische krumme Hund begraben ! Daher ist die einzige Lösung, weg mit den Politikern !

    • Gastleser

      Schwieriges Thema, aber wenn man Richtung Politik schaut – warum nicht…
      2000,- für Alle (Staatsbürger) – bei den Steuern die man bezahlt…
      Kann man ja vom Parlament abziehen und dazu jegliche Entwicklungshilfe einstellen- beides bringt eh nichts.

    • @ bedingungsloses Grundeinkommen.

      … und jeden Morgen Manna sammeln.

      Woher soll das Geld kommen? Jetzt schon arbeiten ca. 25% der arbeitsfähigen Bevölkerung nicht, weil man wunderbar in der sozialen Hängematte liegen und sich morgens die „Doofen“ ansehen kann, die zur Arbeit gehen um das zu erwirtschaften was der Staat großzügig umverteilt.

      Wieviele glauben Sie wohl werden beim bedingungslosen Grundeinkommen noch den Riemen von der Orgel werfen?! Herzlichen Glückwunsch an alle Arbeitenden, bei diesem Gedankengut haben wir wiedermal die Arschkarte gezogen.

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