Nachrichten

Deutschland: Totalausfall der russischen Gaslieferungen befürchtet – Appell an die Bürger zum Energiesparen

03.05.2006, Thüringen, Eischleben: In einer Verdichterstation des Erdgasversorgers Wingas überwacht ein Mitarbeiter den Betriebsablauf. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

In Deutschland befürchtet man einen Totalausfall russischer Gaslieferungen. Die Bevölkerung wird aufgerufen, Energie zu sparen.

Die Frage sei, ob aus der bevorstehenden regulären Wartung der Gaspipeline Nord Stream 1 „eine länger andauernde politische Wartung wird“, sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstag). Wenn der Gasfluss aus Russland „motiviert länger anhaltend abgesenkt wird, müssen wir ernsthafter über Einsparungen reden“. Die zwölf Wochen bis zum Beginn der Heizsaison müssten genutzt werden, um Vorbereitungen zu treffen, sagte er.

Müller rief alle Haus- und Wohnungsbesitzer dazu auf, ihre Gasbrennwertkessel und Heizkörper rasch zu überprüfen und effizient einstellen zu lassen. „Eine Wartung kann den Gasverbrauch um 10 bis 15 Prozent senken“, sagte er. „Das muss jetzt passieren und nicht erst im Herbst.“

08.03.2022, Mecklenburg-Vorpommern, Lubmin: Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 und der Übernahmestation der Ferngasleitung OPAL (Ostsee-Pipeline-Anbindungsleitung). In Lubmin bei Greifswald endet die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1, durch die seit 2011 russisches Erdgas nach Deutschland fließt. Foto: Stefan Sauer/dpa

Um Engpässe bei den Handwerkerterminen zu überwinden, rief er alle Handwerker dazu auf, sich auf Heizung und Warmwasserversorgung zu konzentrieren. Außerdem solle in den Familien jetzt schon darüber geredet werden, „ob im Winter in jedem Raum die gewohnte Temperatur eingestellt sein muss – oder ob es in manchen Räumen auch etwas kälter sein kann“.

Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte am Donnerstag deutlich gemacht, dass er ein vollständiges Ausbleiben russischer Gaslieferungen durch Nord Stream befürchtet. Es drohe ab dem 11. Juli „eine Blockade von Nord Stream 1 insgesamt“, sagte der Grünen-Politiker. Deswegen könne es im Winter wirklich problematisch werden. Die Gasversorgung über den Sommer sei gewährleistet.

Am 11. Juli beginnen jährliche Wartungsarbeiten von Nord Stream, die in der Regel zehn Tage dauern. Dann fließt kein Gas durch Nord Stream 1. Die große Sorge ist, dass Russland nach der Wartung den Gashahn nicht wieder aufdreht.

Im Falle eines Gas-Lieferstopps würden Müller zufolge Privathaushalte ebenso wie Krankenhäuser oder Pflegeheime besonders geschützt.

29.06.2022, Brandenburg, Schwedt/Oder: Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft. Foto: Patrick Pleul/dpa

„Ich kann zusagen, dass wir alles tun, um zu vermeiden, dass Privathaushalte ohne Gas dastehen“, sagte er. „Wir haben aus der Corona-Krise gelernt, dass wir keine Versprechungen geben sollten, wenn wir nicht ganz sicher sind, dass wir sie halten können.“ Die Netzagentur sehe allerdings „kein Szenario, in dem gar kein Gas mehr nach Deutschland kommt“. Müssten Industriebetriebe von der Gasversorgung getrennt werden, „orientieren wir uns am betriebswirtschaftlichen Schaden, am volkswirtschaftlichen Schaden, an den sozialen Folgen und auch an den technischen Anforderungen des Gasnetzbetriebs“, sagte Müller.

Unterdessen geht die norwegische Regierung davon aus, spätestens ab 2024 noch mehr Gas liefern zu können. „Unternehmen prüfen jetzt Projekte, um ihre Gaslieferungen ab 2024 und 2025 erhöhen zu können“, sagt Terje Aasland, Norwegens Öl- und Energieminister, der „Wirtschaftswoche“. „Die Krise im Energiesektor wird langfristige Auswirkungen haben. Wir müssen uns darauf konzentrieren, dass in neue Gasproduktionskapazitäten investiert wird.“ Norwegens Unternehmen hätten noch nie so viel Erdgas vom norwegischen Festlandsockel exportiert wie derzeit. „Wir unterstützen unsere europäischen Freunde dabei, so schnell wie möglich unabhängig von russischem Öl und Gas handeln zu können.“ (dpa)

17 Antworten auf “Deutschland: Totalausfall der russischen Gaslieferungen befürchtet – Appell an die Bürger zum Energiesparen”

  1. Karli Dall

    Totalausfall der russischen Gaslieferungen nur zu verhindern, wenn Frau Baerbock und Herr Habeck

    auf Knien nach Moskau kommen.

    Nur diese Beiden können so „Die Kuh vom Eis bringen“.

  2. Das Ding

    Zuerst hieß es, dass die Privathaushalte keine Angst haben müssten, falls es zu massiven Gasengpässen kommen würde….jetzt heißt es, das das warme Wasser rationiert werden könnte…
    Zum Beispiel bei der Körperpflege.
    Da es auch heißt, das sich der Gaspreis verdreifachen wird, wenn… werden wir wohl auf „ strengere Gerüche“ gefasst sein dürfen

  3. Der kleine Belgier

    Sanktionen gegen Rußland wirken.
    Das ich nicht lache, diese Sanktionen treffen voll uns Europäer.
    Wir finanzieren mit Gaslieferungen oder Öllieferungen auch nicht den Krieg sondern
    bezahlen die dafür erhaltene Ware.
    Auch die Ukraine hat an diesen Gaslieferungen sehr
    viel Geld mitverdient. Was gehr hier ab ?

  4. Robin Wood

    @Der kleine Belgier
    Natürlich wirken die Sanktionen – gegen uns.
    Es geht aber nicht nur ums Heizen im Winter. Die Wirtschaft braucht jede Menge Energie. Wenn dann im Winter dort eingespart oder teilweise abgeschaltet werden muss, ziehen einige Firmen vielleicht ins Ausland, wo es billiger ist. Das wäre schon schlimm genug, aber dann gibt es auch zig Millionen Arbeitsplätze, die bei uns verloren gehen. Wer nicht arbeitet, kann auch nichts ins Sozialsystem einzahlen. Aber das brauchen wir mehr denn ja, da auch immer mehr Flüchtlinge zu uns kommen. Nicht nur Kriegsflüchtlinge, auch immer noch Wirtschaftsflüchtlinge.
    Aber wohin sollen wir flüchten, wenn hier alles den Bach runter geht? Ich glaube nicht, dass die USA uns mit offenen Armen empfangen wird.

    Putin lacht sich kaputt, wenn er sieht, wie der Westen gerade destabilisiert wird.
    Und auch China wird sich unsere Lage mit Schmunzeln ansehen, hat es doch schon viele Firmen und europäische Seehäfen in seiner Hand.
    Dazu die Grünen, die trotz Kriegslage auf Klimaschutz beharren. Wenn die Lage eskaliert und der Krieg auch zu uns getragen wird, wird das Klima unser kleinstes Problem sein.
    Die Klimademonstranten, die „Letzte Generation“, die sich gegen CO2-Ausstoss auf die Strasse kleben und dafür in Kauf nehmen, dass bei sommerlichen Temperaturen Tausende Autos im Stau stehen bei laufendem Motor und Klimaanlage, sollten lieber dafür demonstrieren, dass endlich Friedensverhandlungen stattfinden, damit sie nicht wirklich die „letzte Generation“ sein werden, wenn vielleicht doch einmal der rote Knopf gedrückt wird.

  5. Rob-Otter

    @Robin Wood
    03/07/2022 13:10

    ..“sollten lieber dafür demonstrieren, dass endlich Friedensverhandlungen stattfinden, damit sie nicht wirklich die „letzte Generation“ sein werden,….“

    Der Sprecher von W. Putin:
    „Derzeit gebe es offenbar keinen Bedarf an einer Befriedung der Lage, mutmaßte der Sprecher von Präsident Wladimir Putin.“

    Ist keine Mutmaßung, sondern Tatsache.
    Die Ukraine, wurde und wird mit Waffen vom Westen – speziell GB und USA – aufgepumpt.
    Der Krieg/die MSO kann lange dauern.

  6. Erst sehnen die westlichen Politiker und Medien einen Öl- und Gasboykott herbei um die (irrsinnigen und nutzlosen) Sanktionen zu verschärfen.Dann dreht Russland selbst mehr und mehr den Gashahn zu und wer ist jetzt Schuld an unserer Energiekrise? Der „Böse Putin“ natürlich,Russland ist halt kein „Vertragstreuer“ Energielieferant.Diese Politik soll mal jemand verstehen.

    • Robin Wood

      Die Sanktionstreiber beklagen nun die Gas-Knappheit und die Energiekrise…
      Allerdings werden nicht die Sanktionstreiber im Winter frieren, sondern der Steuerzahler und die eigene Wirtschaft wird über kurz oder lang den Bach runter gehen.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern