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Deutsches Nationalteam schon zurück – Keine schnelle Entscheidung über die Zukunft von Löw

28.06.2018, Frankfurt am Main: Trainer Joachim Löw geht nach der Ankunft auf dem Flughafen Frankfurt über das Rollfeld. Foto: Ina Fassbender/dpa

AKTUALISIERUNG – Nach einer unruhigen Nacht in Watutinki sind Deutschlands gestürzte Weltmeister am Donnerstag nach Hause zurückgekehrt. DFB-Präsident Reinhard Grindel erwartet nach dem historischen WM-Aus Erklärungen von Bierhoff. Mit einer schnellen Entscheidung über die Zukunft von Löw ist offenbar nicht zu rechnen.

Nach dem historischen WM-K.o. soll es keine schnelle Entscheidung über die Zukunft von Bundestrainer Joachim Löw geben.

“Ich habe gestern Abend auf dem Rückflug mit Jogi Löw gesprochen. Wir sind so verblieben, dass wir in den nächsten Tagen besprechen, wie es weitergeht“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag.

27.06.2018, Russland, Kasan: DFB-Präsident Reinhard Grindel vor Spielbeginn auf der Tribüne. Foto: Ina Fassbender/dpa

Auf die letzte Nacht in der Sportschule in Watutinki hätten die gestürzten deutschen Fußball-Weltmeister am liebsten verzichtet. Nach dem blamablen 0:2 gegen Südkorea ging es für den gesamten DFB-Tross aus Kasan noch einmal für wenige unruhige Nachtstunden zurück in das Stammquartier vor den Toren von Moskau.

Mats Hummels schickte via Twitter noch ein kurzes «Sorry» in die Welt. Am Morgen war alles ruhig rund um das Quartier, das Medienzentrum war völlig verwaist.

Vom Flughafen Wnukowo startete um 12.00 Uhr Ortszeit (11.00 Uhr MESZ) der Sonderflug LH 343 zurück nach Deutschland. Im Nachmittag landete der WM-Verlierer in Frankfurt.

Die Debatten um die Zukunft des deutschen Fußballs, etlicher Spieler und natürlich auch des „geschockten“ Langzeit-Bundestrainers Löw sind allerdings schon vor der Rückreise entbrannt.

27.06.2018, Russland, Kasan: (v.r.) Trainer Joachim Löw, Assistenztrainer Marcus Sorg, Teammanager Oliver Bierhoff und Assistenztrainer Thomas Schneider vor dem Spiel gegen Südkorea. Foto: Christian Charisius/dpa

Löw hatte schon direkt nach dem K.o. in Kasan Bedenkzeit erbeten: „Wie es jetzt weitergeht – da muss man mal in Ruhe darüber reden. Für mich ist das jetzt noch ein bisschen zu früh“, sagte er.

Verbandschef Grindel nahm sich zunächst einmal aus der unmittelbaren Verantwortung. Er erwartet vielmehr Antworten von Teammanager Oliver Bierhoff und Löw. „Es ist nicht Aufgabe des Präsidenten, das Aus zu analysieren. Da würde ich mich überheben“, sagte Grindel: „Dafür haben wir die sportliche Leitung. Die werden uns das erklären müssen und dann werden wir Konsequenzen ziehen.“

Grindel hatte den Vertrag mit dem 58 Jahre alten Löw erst vor dem Turnier in Russland bis zur nächsten WM 2022 verlängert, weil die DFB-Führung in ihm den „geeignetsten Kandidaten“ für den Umbruch von der goldenen Weltmeister-Generation zur „tollen jungen Truppe“ des erfolgreichen Confed Cups 2017 gesehen habe.

Das Debakel in Russland erzwingt eine Überprüfung einer Ansicht, die vorher gerechtfertigt war. „Es war ja in der Vergangenheit immer so, dass Turniere Zeitpunkte waren für Veränderungen“, sagte Mittelfeldspieler Toni Kroos ganz allgemein. „Es wird alles hinterfragt“, sagte Bierhoff.

Ein Vorrunden-Aus bei einer WM gab es in der DFB-Geschichte noch nicht. Aber dreimal bei Europameisterschaften; und Jupp Derwall (1984), Erich Ribbeck (2000) und Rudi Völler (2004) saßen danach nicht mehr auf der Trainerbank.

Löws Fallhöhe war besonders hoch. Aber auch seine Verdienste um die Nationalmannschaft sind enorm. Bei allen Turnieren zuvor erreichte er mindestens das Halbfinale.

28.06.2018, Russland, Watutinki: Der Mannschaftbus mit den Spielern und dem Trainerteam verlässt das Teamhotel und fährt zum Flughafen. Foto: Christian Charisius/dpa

„Ich habe die Verantwortung und stehe auch dazu“, sagte Löw noch im akuten Schockzustand in der Kasan-Arena. Das Spiel gegen Südkorea mit den Gegentoren in der Nachspielzeit war der desaströse Schlusspunkt unter ein Turnier, bei dem die DFB-Elf vom Start gegen Mexiko (0:1) weg nie den eigenen Titelansprüchen gerecht wurde.

„Fakt ist, das wir bei der WM kein richtig überzeugendes Spiel hatten“, sagte Joshua Kimmich. Das Last-Minute-2:1 gegen Schweden übertünchte nur für kurze Zeit, dass diese Mannschaft keine war.

Für Kapitän Manuel Neuer wäre bei einem Achtelfinaleinzug das Ausscheiden nur um eine oder maximal zwei Runden aufgeschoben gewesen. „Selbst wenn wir weitergekommen wären, hätte, glaube ich, jeder gerne gegen uns gespielt“, äußerte der Torwart.

Deutschland war diesmal keine Turniermannschaft. Der 32 Jahre alte Neuer will beim anstehenden Neuanfang, der mit dem ersten Spiel in der neuen Nations League am 6. September in München gegen Frankreich beginnt, dabei sein. „Ich habe jetzt nicht vor, aufzuhören“, sagte Neuer.

Zunächst aber wird sich Löw erklären müssen. Die Trainerfrage ist die erste, die von Löw, Bierhoff und der DFB-Spitze beantwortet werden muss. Weltmeister Mats Hummels bemerkte nach der „sportlich größten Enttäuschung meines Lebens“ zur aktuell wichtigsten Personalie: „Es war das allererste Mal, dass unter seiner Trainerschaft etwas nicht so funktioniert hat.“ (dpa)

11 Antworten auf “Deutsches Nationalteam schon zurück – Keine schnelle Entscheidung über die Zukunft von Löw”

  1. Löw muss gehen! Seine Aufstellung war eine Offenbarung. Über all die Jahre hatte er Glück so gute Spieler zu haben. Eigentlich hätte D schon 2010 Weltmeister sein müssen. Wie dem auch sei, verdient ausgeschieden! Und es sind immerhin noch weiter 4 Sterne auf dem Trikot. Muss man erstmal haben;)
    Denke die jungen Spieler rücken nach und spätestens zur nächsten EM kann auch das Finale folgen. Wünsche jetzt Belgien viel Erfolg und hoffe auf das Finale. Diesmal muss es klappen.

  2. Werner Radermacher

    Dieser Hass auf Deutschland ist beschämend. Dabei beherrschen die meisten „Deutschbelgier“ kaum die französische Sprache. Und ab August dann wieder mit Trikots von Bundesligavereine rumlaufen – schizophren

    • Sie reden dummes Zeug. Weder hassen wir die Deutschen, noch sind wir Deutschbelgier, noch tragen wir Trikots von Bundesligavereinen. Und so gut wie alle sprechen gutes Französisch.

      Schadenfreude über das deutsche Ausscheiden ist kein ostbelgisches Phänomen. Wer die Latte hoch hängt, muss auch mit ein wenig Spott rechnen, wenn er drüber stolpert. Das hat mit Hass nichts zu tun.

      • Werner Radermacher

        Ein bisschen Schadenfreude und Spott, dass das „große“ Deutschland früher ausscheidet als Belgien, ist auch OK. Leider muß man einige Kommentare aber als „Hate Speech“ bezeichnen.
        Im übrigen hoffe ich, dass Belgien mindestens das Halbfinale erreicht. Bonne chance Belgique!

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