Dabei befasst sich Guido Havenith noch gar nicht mal so lange mit Wien. Erst 1997 hielt er sich zum allerersten Mal dort auf. Der damalige Direktor der Eupener Pater-Damian-Sekundarschule, Roger Wintgens, fragte ihn, ob er Interesse hätte, an einer Reise von PDS-Abiturienten nach Wien teilzunehmen. Havenith sagte zu und war nach dieser Abi-Fahrt begeistert von Wien. „Ich war sofort hin und weg, es war Liebe auf den ersten Blick“, gesteht er freimütig.
Wien ist eine Stadt mit Flair
Heute fährt Guido Havenith mindestens zweimal pro Jahr in seine Lieblingsstadt, einmal mit den Abiturienten und ein- bis zweimal privat. „Man kann sagen, dass ich drei bis vier Wochen pro Jahr in Wien verbringe.“ Sein Arbeitszimmer in Raeren ist mittlerweile ein kleiner Wiener Souvenirladen, an der Wand hängt ein Poster von Kaiser Franz-Josef. Seine Büchersammlung zum Thema Wien macht gut acht laufende Regelmeter aus.
Aber was gefällt ihm so sehr an Wien? „Eigentlich alles, der Flair dieser Stadt, ihre Architektur, die Kultur.“ Unter Kultur versteht er nicht nur die Museen und zahlreichen Ausstellungen, sondern Kultur im weitesten Sinne, wozu er auch die vielen Kaffeehäuser und die Wiener Küche, ja sogar die Menschen zählt. Über diverse Comenius-Projekte lernte der Pädagoge Wiener kennen, mit einigen hat er heute noch Kontakt. Ihnen bringt er dann regelmäßig belgische Schokolade und belgisches Bier mit.
Dank „Radio Wien“ immer auf dem Laufenden
Zudem hat Havenith im Laufe der Zeit viel gelesen über Wien. Zahlreiche Bücher haben ihm ein Wissen über Wien ermöglicht, das weit über das hinausgeht, was Reiseführer vermitteln, ja das man nicht einmal in der Endlosigkeit des Internets findet. Auch hört er fast täglich Radio Wien, das er per Satellit in Raeren empfangen kann. Übrigens: Es gibt kaum etwas in Wien, was der 40-Jährige noch nicht gesehen hat. Er war sogar schon zweimal dort im Krankenhaus – unabsichtlich natürlich, einmal wegen Kreislaufkollaps in brütender Hitze.
Die Wiener Küche ist für Guido Havenith besser als ihr Ruf. „Sie reflektiert sehr gut das, was Wien ist: kosmopolitisch“, sagt er: „Die Wiener Küche hat viele Einflüsse, böhmische, ungarische und andere. Der Vielvölkerstaat findet in der Küche seinen Niederschlag.“ Das Wiener Kaffeehaus betrachtet er als ein „zweites Wohnzimmer“, wenn er sich in der Stadt aufhält. Die „Melange“ mit einem Glas Wasser ist für ihn ein Stück Kaffeehauskultur. „Alt Wien“ in der Bäckerstraße und das „Sperl“ in der Gumpendorfer Straße sind seine Lieblingscafés.
Tipp für heiße Tage in Wien: Kaiserwasser
Auf die Frage, welches denn seiner Ansicht nach der schönste Fleck von Wien sei, sagt Havenith: „Das würde ich von der Jahreszeit abhängig machen. Im Sommer würde ich auf keinen Fall zum Stephansplatz, zum Graben oder zum Kohlmarkt gehen. Bei brütender Hitze kann ich einen Ort entlang der Alten Donau empfehlen, am Kaiserwasser. Da ist es immer frisch und sehr schön. Außerdem oben auf dem Kahlenberg, wo es immer etwas windig ist. Wenn es nicht so heiß ist, dann empfehle ich den Naschmarkt und das Museumsquartier.“
Bleibt noch die Frage, weshalb Guido Havenith nicht einfach nach Wien zieht, wenn er die Stadt so innig liebt. Die Antwort kennt auch er nicht so genau. Vielleicht macht er das ja noch, wann auch immer…
GERARD CREMER