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Niederländische Presse nach Pleite der Roten Teufel gegen Holland: Belgien wie „ein abgenutzter Motor“

03.06.2022, Belgien, Brüssel: Niederländische Fans stehen in orangefarbenem Rauch und schwenken Fahnen während des Spiels. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa

AKTUALISIERT – Die niederländische Presse konnte nach dem 4:1-Sieg von Oranje am Freitag im ausverkauften Brüsseler König-Baudouin-Stadion (siehe Spielbericht weiter unten) und dem ersten Sieg der Holländer gegen den Nachbarn seit September 1997, also seit fast 25 Jahren, eine gewisse Schadenfreude nicht verheimlichen.

Für das Algemeen Dagblad hat die Mannschaft von Louis van Gaal gegen ein „dramatisches Belgien“ ein hervorragendes Spiel abgeliefert und war in allen Belangen schärfer und inspirierter als der Gegner.

De Volkskrant war noch etwas härter: „Die Niederlande sind eine moderne Maschine, Belgien ein abgenutzter Motor, der für eine lange Wartung lieber in die Garage geht. Das Ergebnis in der Nations League war eindeutig und demütigend für die Roten Teufel, die wie Lämmer gespielt haben.“

03.06.2022, Belgien, Brüssel: Belgiens Leandro Trossard und Kevin De Bruyne (r) in Aktion. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa

Nach seinen Aussagen über den Nutzen der Nations League war auch Kevin De Bruyne Zielscheibe. Laut einer Aussage von Oranje-Coach van Gaal vor dem Spiel hätte De Bruyne in diesem Jahr den Goldenen Ballon verdient. „Aber am Freitagabend machte der belgische Mittelfeldspieler den Eindruck, als wäre er mit dem Kopf schon auf Ibiza“, hieß es.

Das NRC Handelsblad meinte: „Sobald die niederländische Mannschaft die Belgier bedrängte oder das Tempo erhöhte, wirkte das Team von Roberto Martinez unbeholfen. Belgien steht in der FIFA-Rangliste an zweiter Stelle. Das sind acht Plätze mehr als die Niederlande. Aber es ist auch ein Zeichen des Niedergangs nach Jahren auf dem ersten Platz.“ Und weiter: „Die goldene Generation der Roten Teufel mit Stars wie Kevin de Bruyne (30), Eden Hazard (31) und Romelu Lukaku (29) – alle drei in der Startelf – beginnt zu altern.“

1:4-Debakel gegen die Niederlande: Belgien liegt schon nach dem ersten Spiel in der Nations League am Boden

Die belgische Fußball-Nationalelf hat zum Auftakt der Nations League eine ganz bittere Schlappe kassiert. Die Roten Teufel wurden am Freitag im ausverkauften Brüsseler König-Baudouin-Stadion von den Niederlanden mit 1:4 regelrecht vorgeführt. Nach diesem Debakel dürfte es viel Kritik gegen – auch an Trainer Roberto Martinez.

Für dieses Auftaktspiel in der Nations League musste der spanische Coach auf Torhüter Thibaut Courtois und Verteidiger Jason Denayer verzichten.

Die Startelf wies einige Überraschungen auf: Mignolet – Alderweireld, Boyata, Vertonghen – Meunier, Witsel, Vanaken, De Bruyne, Castagne – Eden Hazard, Lukaku.

Im 128. Derby der Flachländer begannen beide Teams während 10 Minuten verhalten. Die erste ganz große Möglichkeit hatten die in Weiß spielenden Roten Teufel durch Castagne, der aber nur den Pfosten traf. Das hätte das 1:0 sein müssen.

03.06.2022, Belgien, Brüssel: Belgiens Romelu Lukaku liegt verletzt am Boden. Das Debakel nahm seinen Lauf. Foto: Virginie Lefour/BELGA/dpa

Schon glaubte man, die Belgier würden jetzt die Oberhand gewinnen, doch genau das Gegenteil trat ein. Die Holländer erspielten sich eine ganze Reihe von Chancen.

In der 16. Minute rettete Mignolet mit dem Fuß vor Berghuis nach Ballverlust von De Bruyne und Boyata. In der 17. Minute ging ein Schuss von Depay neben das Tor von Mignolet.

In der 25. Minute schied Lukaku verletzt aus. Für den Rekordtorschützen der belgischen Nationalmannschaft kam aber nicht Batshuayi, sondern Trossard. Besser wurde das Spiel der Gastgeber dadurch nicht.

In der 29. Minute ging ein Schuss von Blind nach Vorlage von Depay neben den zweiten Pfosten. Weitere Möglichkeiten hatten Berghuis (33.) und Depay (37.).

Für Belgien gab es nur einen Freistoß durch De Bruyne, der aber keine Gefahr für Oranje-Torwart Cillessen darstellte.

In der 40. Minute ging Oranje in Führung durch einen perfekten Distanzschuss von Bergwijn, 0:1.

03.06.2022, Belgien, Brüssel: Jurrien Timber (r) aus den Niederlanden und Eden Hazard aus Belgien in Aktion. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa

In der 44. Minute bekam Holland nach einem vermeintlichen Handspiel von Castagne einen Elfmeter zuerkannt, der aber durch den VAR zu Recht annulliert wurde. So blieb es nach einer für Belgien sehr enttäuschenden ersten Hälfte beim Stand von 0:1 zur Pause.

Martinez reagierte: Onana kam für Vanaken und Mertens für Hazard. In der 50. Minute profitierten die Gäste von einem Fehlpass von Boyata, um blitzschnell umzuschalten und das 0:2 durch Depay zu erzielen.

Das war aber noch nicht alles, denn in der 62. Minute erhöhte Dumfries auf 0:3, bevor Depay das 0:4 gelang. Ein Desaster!

In der Folge hinderte Oranje-Schlussmann Cillessen De Bruyne und Mertens am Ehrentreffer. Dieser fiel in der 77. Minute durch Castagne, wurde aber durch den VAR wegen einer Abseitsstellung des inzwischen eingewechselten Batshuayi aberkannt.

Batshuayi gelang dann ganz zum Schluss doch noch der Ehrentreffer zum 1:4-Endstand. Dass der Stürmer von Besiktas Istanbul nach der Verletzung von Lukaku nicht eingewechselt wurde, sondern erst später, dürfte Coach Martinez Kritik einbringen.

Am Mittwoch gegen Polen und Weltfußballer Robert Lewandowski ist eine Wiedergutmachung erforderlich. Einziger Trost aus belgischer Sicht: Auch Weltmeister Frankreich verlor sein erstes Spiel in der Nations League (1:2 gegen Dänemark), ebenso Vize-Weltmeister Kroatien (0:3 gegen Österreich), Gruppengegner der Roten Teufel bei der WM in Katar. (cre)

25 Antworten auf “Niederländische Presse nach Pleite der Roten Teufel gegen Holland: Belgien wie „ein abgenutzter Motor“”

  1. Verdienter und fast schon in dieser Form erwartete Sieg der Niederlande.
    Ich bleibe dabei. Auch wenn man das Fehlen von Denayer, Courtois und Lukaku(Während des Spiels) mit einbezieht. Martinez ist ideenlos und gehörte nach der EM und spätestens nach der letzten Nation League abgelöst. Wir steuern offenen Auges auf ein deutsches Jogi-Dekabel zu.
    Ein ideenloser Trainer der die Spieler nicht motiviert, an den falschen Spielern festhält, nur eine Spielweise kennt….

  2. Ostbelgien Direkt

    ZUSATZ – Am Mittwoch gegen Polen und Weltfußballer Robert Lewandowski ist eine Wiedergutmachung erforderlich. Einziger Trost aus belgischer Sicht: Auch Weltmeister Frankreich verlor sein erstes Spiel in der Nations League (1:2 gegen Dänemark), ebenso Vize-Weltmeister Kroatien (0:3 gegen Österreich), Gruppengegner der Roten Teufel bei der WM in Katar.

  3. Nach dieser Blamage wird Martinez stark in die Kritik geraten. Diese Leistung der Belgier tat nämlich an den Augen weh. Da stimmte von vorne bis hinten nichts. Die Goldene Generation ist Geschichte. Nur noch De Bruyne kann man aus dieser Elf gebrauchen. Für u.a. Hazard, Witsel, Verthongen und Meunier ist der Zug abgefahren. Die kommen ja, inklusive Lukaku, auch in ihren Klubs kaum noch zu Einsätzen. Schade, aber alles hat ein Ende. Am besten wird sein schon beim nächsten Spiel den Umbruch einzuleiten. Der wird schmerzhaft sein, lange dauern, aber er lässt sich nicht vermeiden.

    • alter weißer mann

      Ein junger Saelemaekers ist mit AC Milan italienischer Meister geworden und wurde dort in 36 Spielen eingesetzt. So ein Spieler bleibt auf der Bank sitzen, während alte Spieler, die ihren Zenit längst überschritten haben, eingesetzt werden.

    • Was Lukaku betrifft muss ich mal kurz widersprechen. Der ist nach wie vor in der Blüte seines Könnens. Den hat Tuchel mental verwirrt. Er braucht nur den Schalter umzulegen, wozu er gestern gewillt war, und (Selbst-)Vertrauen zu spüren. Die Ansätze sah man gestern vor seiner Verletzung. Er war da. Band alleine 3 Mann der niederländischen Abwehr. Wäre ein anderes Spiel geworden mit ihm. Vielleicht ganz gut, dass er raus musste. So ist das aktuelle Dilemma für jeden sichtbar auch im Resultat.
      Warum Martinez nicht gleich Batsman für Lukaku brachte?
      Warum Carrasco nicht in der Anfangsformation stand. Hätte Hazard den nötigen kreativen Spielpartner für den linken Flügel gebracht. Saelemakers und Trossard über rechts, Kevin als Verteiler und die Bude brennt.
      Doku! Warum ist Doku nicht nominiert. Neben Saelemakers aktuell unser grösstes Talent.
      Ein Wort zu Meunier gestern. Der kommt gerade aus einer langwierigen Verletzung und ist ohne Spielpraxis! Ist zur WM fit. Denayer zentral und Boyata links. Mit Faes und Foket haben wir noch ein eingespieltes Team aus Reims auf der Bank, das nur wartet. Mit Castagne kann man auch rechnen. Theate hat auch schon gezeigt, dass man auf ihn zählen kann. Die Spieler sind da. Allein der Umbruch wurde verpasst.
      Witsel, Vertonghen und Aldeweireld haben ausgedient. Leider.
      Mertens maximal als Joker und Motivator.
      Amadu Onana hat mir gestern gut gefallen, wäre ein Ersatz für Witsel.

      Es ist nur Fussball ;-))

  4. Glückwunsch den Niederlanden, aber wir möchten auch nicht vergessen, dass unsere holländischen Nachbarn längere Zeit nicht an grossen Turnieren teilgenommen haben weil sie sich nicht qualifizierten und nun mit einer neuen Mannschaft auftrumpfen.

  5. Bälljer

    Nicht zu glauben, dass ein Spieler wie Alderweireld, der ganz sicher nicht die Zukunft des belgischen Fußballs darstellt, nicht ausgewechselt wurde. Aber was solls: Hauptsache, Belgien ist weiterhin in der Spitzengruppe der FIFA-Liste.

    • Aus der Spitzengruppe der Liste ist man ganz schnell raus. Guck dir die Deutschen an. Da gings auch schnell abwärts. Unsere Tendenz ist starkfallend. Aktuell zu recht!
      Die Liste ist nicht Tagesaktuell aber tendenziell spiegelt sie die Stärke der Teams wieder.

  6. Fu5ballkritiker

    Die „goldene Generation“ hat ihren Zenit (WM 2018) längst überschritten. Momentan bleiben nur noch zwei Weltklassespieler über: Courtois und De Bruyne. Ein Trainerwechsel – ähnlich wie in Deutschland – könnte eventuell ein Wunder bewirken.
    Die Niederländer sind in dieser Form ein WM-Mitfavorit.

  7. Peter Müller

    Da ist doch unser neuer Cheftrainer. Juhu hat alle Fehler aufgezâhlt !!. Danach ist man immer schlauer, obwohl er nicht weiss, warum wer wo, oder nicht gespielt hat. Alles nur spekulatius, und ob sie dann gewonnen hätten ? bezweifel ich. Holland war uns in allen belangen überlegen.,und wie immer, wenn gewisse Leute gefragt sind ,sieht man sie nicht.

  8. Philippe Albert bringt die katastrophale Leistung der belgischen Mannschaft auf den Punkt: „Une fois que le match commence, Martinez est impuissant. Avec des joueurs comme Hazard, De Bruyne ou Lukaku qui n’arrivent pas à faire la différence pour le moment, on a une équipe moyenne. Il ne faut pas s’en cacher. Si on en est arrivés là, c’est grâce à des joueurs comme eux trois, Courtois et Kompany.“

    Hier das ganze Interview mit Philippe Albert: https://www.rtbf.be/article/philippe-albert-sans-nos-cadres-pour-faire-la-difference-on-a-une-equipe-moyenne-11006358

  9. Alles klar

    Hier Roberto Martinez Analyse des Spiels.

    Roberto Martinez hatte eine Menge zu erklären. Der Nationaltrainer musste mit ansehen, wie viele Spieler der Roten Teufel gegen die Niederlande unter die Räder kamen. „Viele unserer Spieler konnten mit dem Tempo und der Intensität nicht umgehen“, so der Spanier. „Ich brauche Leute, die bei der Weltmeisterschaft bereit sind.“

    Die Falten auf seiner Stirn waren nur ein wenig zahlreicher als sonst. Auch der Skandal um Roberto Martinez gegen die Niederlande warf viele Fragen auf.

    Dem Nationaltrainer fiel besonders auf, dass viele Devils derzeit weit von ihrer Bestform entfernt sind. „Es war ein anspruchsvolles Spiel“, sagte der Spanier.

    „Und viele unserer Spieler konnten mit dem Tempo und der Intensität nicht umgehen. (seufz) Wir müssen zu viele Spieler in diesem Block von vier Spielen „aufbauen“. Die Niederlande waren körperlich viel stärker als wir. Es ist eine voll fitte Gruppe mit Spielrhythmus. Wir haben auch starke Spieler, aber sie müssen für die Weltmeisterschaft bereit sein.

    Wir wissen, dass es noch viel zu tun gibt, denn in Katar muss jeder 100 Prozent geben.
    Roberto Martinez

    Martinez will auch nicht von einem Zeitraum von fünf Monaten bis Katar sprechen, sondern von „17 internationalen Tagen“ mit seiner Gruppe. Das erklärt, warum er unbedingt einige der Jungs bei der Arbeit gegen Orange sehen wollte.

    „Wir haben nicht gespielt, um zu gewinnen – auch wenn wir das wollten – sondern um die Mannschaft auf die Weltmeisterschaft vorzubereiten“, betonte der Trainer zweimal. „Dies war also ein Weckruf. Wir wissen, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, denn in Katar muss jeder hundert Prozent geben. Vor allem körperlich muss man bereit sein zu kämpfen.

    Martinez schloss dennoch mit einer positiven Botschaft: „Wir sind nach dem 0:4 nicht zusammengebrochen und haben noch gepunktet. Außerdem haben wir heute kleine Schlachten gewonnen.
    Nur um sofort hinzuzufügen. „Aber wir haben nur noch 17 Tage bis zur Weltmeisterschaft zusammen

    Ende der Analyse.
    Wir haben nicht gespielt um zu gewinnen. Die Spieler waren müde.
    Dann is ja alles jut. Danke Roberto. Irgendwie scheinen Sie auch müde.

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