Politik

Ehemaliger Raerener an der Spitze der OECD in Paris – Mathias Cormann fordert Impfstoff für die ganze Welt

01.06.2021, Frankreich, Paris: Angel Gurria (r), scheidender Generalsekretär der OECD, und sein Nachfolger Mathias Cormann stehen bei der Übergabezeremonie für ein gemeinsames Foto zusammen. Foto: Ian Langsdon/EPA Pool/AP/dpa

AKTUALISIERT – Der neue Chef der OECD kommt zwar aus Australien, wuchs aber in Belgien „in einer deutschsprachigen Umgebung“ auf, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Dienstag nach der Amtseinführung des 50-Jährigen schrieb. Mathias Cormann hat die Corona-Krise ganz oben auf der Agenda.

So hat der neue Chef der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gleich bei seinem Amtsantritt Corona-Impfstoffe für ganze Welt gefordert.

Es gebe zwar einen globalen wirtschaftlichen Aufschwung, doch die Lage in vielen Entwicklungsländern sei besorgniserregend, sagte der ehemalige australische Finanzminister am Dienstag in Paris nach Abschluss eines zweitägigen Ministerrates der OECD.

01.06.2021, Frankreich, Paris: Angel Gurria (l), scheidender Generalsekretär der OECD, begrüßt seinen Nachfolger Mathias Cormann zu der Übergabezeremonie. Foto: Ian Langsdon/EPA Pool/AP/dpa

Mit Blick auf die Covid-19-Pandemie sagte Cormann, dies sei die schlimmste Wirtschafts- und Gesundheitskrise in der 60-jährigen Geschichte der Organisation. Vorrang haben für ihn auch der Kampf gegen den Klimawandel und die Verhandlungen für eine globale Steuerreform mit Mindestsätzen für große Konzerne. Die Konferenz wurde als Videotreffen abgehalten.

Der aus Raeren stammende Cormann führt die OECD für die nächsten fünf Jahre. Er übernahm das Amt des Generalsekretärs von dem Mexikaner Angel Gurría, der nach 15 Jahren ausschied. Cormann ist der erste Vertreter aus dem asiatisch-pazifischen Raum an der Spitze der OECD.

Die OECD ist eine wichtige internationale Denkfabrik. Mit ihren 38 Mitgliedstaaten spielt sie unter anderem bei den Verhandlungen über eine globale Steuerreform mit Mindestsätzen für große Konzerne eine Schlüsselrolle.

01.06.2021, Frankreich, Paris: Mathias Cormann, neuer Generalsekretär der OECD, nimmt an der Übergabezeremonie im Haupsitz der OECD teil. Foto: Ian Langsdon/EPA Pool/AP/dpa

Mathias Cormann kann auf eine ungewöhnliche Karriere zurückblicken. Er wurde 1970 in Eupen geboren. Im Mai 1995 kandidierte er noch auf der Liste der CSP für den Rat der Deutschsprachigen Gemeinschaft (RDG) auf dem 15. Platz, von Januar bis Dezember 1995 war Cormann Mitglied des Raerener Gemeinderates. Zeitweise arbeitete er auch als Assistent des damaligen  Europaabgeordneten Mathieu Grosch (CSP-EVP).

Vor der Wahl eines neuen Chefs der frankophonen Christlich-Sozialen (damals PSC, später CdH) unterstützte der junge Cormann die Kandidatur von Joëlle Milquet, während sich Patricia Creutz auf die Seite von Charles-Ferdinand Nothomb geschlagen hatte. Nothomb wurde Präsident, Milquet verlor und Cormann war enttäuscht.

1996 wanderte Cormann nach Australien aus. Da sein belgischer Juraabschluss in Australien zunächst nicht anerkannt wurde, arbeitete er kurzzeitig als Gärtner. Im Jahre 2000 erhielt Cormann die australische Staatsbürgerschaft und verlor gleichzeitig die belgische.

Von 2007 bis 2020 saß der heute 50-Jährige für die Liberalen (Liberal Party) im australischen Senat. 2013 wurde er australischer Finanzminister. Im Februar 2018 war er sogar für wenige Tage geschäftsführender Premierminister Australiens.

Die Titelseite des Grenz-Echo vom 29. Januar 1996 mit einem Foto von Mathias Cormann zusammen mit Joëlle Milquet, die sich um den Vorsitz der PSC bewarb und vom damaligen Raerener CSP-Politiker unterstützt wurde. Foto: Screenshot GE

Cormann ist der erste Mann aus dem asiatisch-pazifischen Raum an der Spitze der OECD. Er war letztes Jahr als australischer Finanzminister zurückgetreten und hatte sich für den Vorsitz der OECD beworben. Gewissermaßen im Stechen setzte sich Cormann gegen die ehemalige schwedische EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström (52) durch. Die OECD hat ihren Sitz in Paris.

Cormann galt ursprünglich als Außenseiter. Australische Umweltgruppen und internationale Klimaaktivisten hatten eine Kampagne gegen seine Berufung zum OECD-Generalsekretär gestartet: Aufgrund seines grünen Versagens in der Vergangenheit sei er „kein geeigneter Kandidat“ für dieses Amt, gaben die Kritiker des jetzigen OECD-Chefs zu bedenken. Cormann gilt als konsequenter Verfechter niedriger Steuern, offener Märkte und des Freihandels.

Cormann zeigte sich bei seiner Amtseinführung am Dienstag zuversichtlich, dass es im Tauziehen um eine globale Steuerreform mit Mindestsätzen für große Konzerne zu einem Kompromiss kommt. Die Mindeststeuer für international tätige Unternehmen soll dem globalen Wettrennen um den niedrigsten Steuersatz ein Ende setzen. (dpa/cre)

24 Antworten auf “Ehemaliger Raerener an der Spitze der OECD in Paris – Mathias Cormann fordert Impfstoff für die ganze Welt”

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    Australische Umweltgruppen und internationale Klimaaktivisten hatten eine Kampagne gegen seine Berufung zum OECD-Generalsekretär gestartet: Aufgrund seines grünen Versagens in der Vergangenheit sei er „kein geeigneter Kandidat“ für dieses Amt…
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    Dann ist es ja der Richtige geworden.

    • Marcel Scholzen eimerscheid

      Genau. Es ist gut, dass nicht jeder diesen Gretaquatsch mitmacht. Umweltprobleme lassen sich nur durch moderne Technik und Fachleute lösen. Und alles im gesellschaftlichen Konsens.

      • Ach Herr Scholzen

        Umweltprobleme lassen sich zu Großteil durch Respekt und verantwortungsvollen Handeln vermeiden, beides lassen multinationale Firmen im Zuge der Wirtschaftlichkeit gerne vermissen. Technik kann eine Lösung sein, bisher hat es aber eher zur Umweltzerstörung beigetragen. Und hier den gesellschaftlichen Konsens, den sie hier fast täglich torpedieren, nach vorne zu holen irritiert mich jetzt, gibt es den überhaupt?

  2. Gutmensch

    Dass er dieses Amt nun innehat, finde ich bewunderswert. Hochachtung und Respekt. Es ist ihm nun möglich Entscheidungen zu treffen, die auch den Ärmsten auf diesem Planeten zugutekommen.

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