Politik

Claudia Niessen (Ecolo) warnt vor der Übertragung weiterer Befugnisse an die DG: „Uns fehlen die Fachkräfte“

Claudia Niessen als diensttuende Bürgermeisterin bei ihrer Ansprache im Rathaus am Nationalfeiertag 2015. Foto: Gerd Comouth

Die Erste Schöffin und stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Eupen, Claudia Niessen (Ecolo), hat ausdrücklich vor der (geplanten) Übertragung weiterer Befugnisse von der Wallonischen Region an die DG gewarnt. Gegen Zuständigkeiten wie Raumordnung, Wohnungsbau und Energie sprechen laut Niessen grundsätzliche Überlegungen, aber auch die fehlenden Fachkräfte in der DG.

In den letzten Tagen wurde überwiegend über die Möglichkeit eines 5. Ministers in der DG-Regierung gesprochen, ehe Ministerpräsident Oliver Paasch (ProDG) das Thema mit einem Satz abwürgte (siehe Artikel an anderer Stelle).

Viel Skepsis

Dabei ist ein bemerkenswertes Interview des BRF mit der stellvertretenden Eupener Bürgermeisterin Claudia Niessen quasi untergegangen, in dem die Ecolo-Politikern keinen Hehl aus ihrer Skepsis machte, was die Übertragung der Befugnisse in den Bereichen Raumordnung, Wohnungbau und Energie von der Wallonischen Region an die DG betrifft.

Schöffe Arthur Genten, Schöffin Claudia Niessen und Umweltberaterin Alexandra Hilgers (v.l.n.r.) bei der Vorstellung der Aktion „DU KANNST UNS MAL… die Meinung sagen“ im Juni 2015. Jetzt sagte auch Claudia Niessen mal ihre Meinung zum Thema Kompetenzübertragung. Foto: OD

Während die anderen etablierten Parteien PFF, ProDG, SP und CSP vor lauter Begeisterung über die Übertragung weiterer Zuständigkeiten fast schon ausgeflippt sind, drückte Claudia Niessen mächtig auf die Bremse und warnte vor allzu großer Euphorie.

Sogar bei der Kompetenz Raumordnung hat Niessen, die als Schöffin der Stadt Eupen für den Bereich Städtebau zuständig ist, so ihre Bedenken. Gerade die Kompetenz Raumordnung müsse nicht unbedingt von der DG ausgeübt werden, sagte die 38-Jährige.

Es gehe bei der Raumordnung ja nicht so sehr um gewöhnliche Bauanträge, bei denen oft beklagt werde, dass die Genehmigungen zu lange auf sich warten ließen, sondern um viel größere Projekte und Entwicklungskonzepte. Und da sei die geringe Fläche der DG durchaus von Nachteil, so Niessen, die als Beispiel das Gewerbegebiet East Belgium Park nannte, dessen Ansiedlung man in einem Gesamtkonzept sehen müsse, das die Provinz Lüttich oder sogar die Wallonische Region umfasse.

Mangel am nötigen Fachwissen

Niessen führte aber noch andere Bedenken an: „Ich befürchte, dass wir als DG nicht das nötige Fachwissen haben, um all diese Kompetenzen wahrzunehmen.“

Schon jetzt sei nicht erkennbar, wie die zahlreichen nötigen Fachkräfte angeworben werden könnten. Bereits jetzt sei es schwierig, den bestehenden Anforderungen gerecht zu werden. Allein schon die Anforderung, perfekt zweisprachig zu sein, enge die Auswahl enorm ein, sagte Claudia Niessen. (cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf „Ostbelgien Direkt“:

49 Antworten auf “Claudia Niessen (Ecolo) warnt vor der Übertragung weiterer Befugnisse an die DG: „Uns fehlen die Fachkräfte“”

  1. Alemannia4ever

    Is schon klar, dass Ecolo auf so Euphoriebremse tritt. Sie haben eh nichts zu Kamellen auf Gemeinschafts- und Regionalebene. Wollen sich halt auch mal äußern.
    Frau Niessen sollte sich auf kommunalen Ebene konzentrieren.

  2. Zur Vollautonomie gehören auch alle Befugnisse. Wer A sagt muss auch B sagen, ganz einfach. Ich garantiere, wenn entsprechende Stellen ausgeschrieben werden, finden sich auch Bewerber. Seit wann ist man denn Schüchtern:)

  3. Marcel Scholzen eimerscheid

    Die fehlenden Fachkräfte sind zu finden. Nur eine Frage des Entgeltes. Die DG hat die Möglichkeit in ganz Europa zu suchen, wie übrigens jedes Unternehmen. Nur eine Frage der Organisation.

  4. Ex-Eupener

    Stellenausschreibungen erstellen und es können sich auch Personen melden . Keine Klüngelei unter einander wie das bis jetzt immer gelaufen ist .Wenn jeder der einen Posten in der DG im Moment inne hat auch nur das geringste an Ahnung von seinem Wirkungskreis hätte , braucht man keine Fachkräfte mehr . Grob gesagt ein Schullehrer ist nicht direkt geeignet als Bauschöffe zu agieren . Es ist wie in alten Zeiten , Hauptsache das richtige Parteibuch und der Posten ist schon .

  5. Pensionierter Bauer

    Ich schrieb es bereits am Samstag, eine solche Aussage kann man nur machen wenn sich auf das Niveau der ECOLO Partei bezogen wird. Ich denke gerade an die Tihange Abstimmung im Kelmiser Gemeinderat. Eine solche Aussage ist eine Beleidigung für alle Bürger der DG. Einen Strassenbau wie die Wallonische Region ihn hinkriegt schaffen hier bei uns auch Menschen mit Grundschulniveau. Siehe Herbesthalerstrasse: ewige Baustelle, schlecht eingebaute Kanalschächte und schon erste Belagschäden nach drei Jahren. Eine Urbanismusverwaltung die nichts besseres zu tun weiß als fast alle eingereichten Projekte ersteinmal schlecht zu machen, dafür brauchen wir keine WR um es alleine besser hin zu bekommen. Was nun Fachkräfte angeht so ist es mit Sicherheit kein Problem diese in den anderen Regionen oder Nachbarländer anzuheuern. Vielleicht könnte es in der Wallonie schwierig werden, der mamgelnden Deutschkenntnisse wegen. Aber die CSP Schwesterpartei Cdh wird sich sicher als Gegenleistung für die hiesigen Französischforderungen der CSP für mehr Deutschkenntnisse in der Wallonie einsetzen.

    • karlh1berens

      Zitat Pensionierter Bauer : „Was nun Fachkräfte angeht so ist es mit Sicherheit kein Problem diese in den anderen Regionen oder Nachbarländer anzuheuern“.
      Dann können wir die Sache auch gleich der WR belassen. Wenn schon Übertragungen dann direkt an die Gemeinden. Auf dieser Ebene könnte alles geregelt werden. Aber ehrlich : ich persönlich bräuchte auch diese „Regelung“ nicht.

      • Pensionierter Bauer

        Was die Fachkräfte angeht Herr Berens, so geht es darum unter welcher politischer Kontrolle diese arbeiten. Gewisse Befugnisse dürften gewiss an die Gemeinden übertragen werden. Das kann die DG dann in einem weiteren Schritt machen. Allerdings bedarf es gerade hier einer knallharten Kontrollinstanz, denn wie Bürgermeister und Schöffen ticken wieiß einjeder, insbesondere in den letzten zwei Jahren vor den Wahlen.

        • karlh1berens

          Aber diese „knallharte“ Kontrollinstanz soll um Gottes Willen nicht in Eupen sitzen. Wenn, dann in Namür oder Lüttich oder in Brüssel. Oder glauben Sie die machtbesoffenen ostbelgischen knallharten erklären sich für befangen wie zuletzt bei der Eupener Justiz ?

          • Pensionierter Bauer

            Ich weiß ganz sicher, dass verschiedene DG Gemeinden inzwischen größten Respekt vor der Eupener Gemeindeaufsicht bekommen haben. Die agiert hart aber korrekt, fragen Sie nur mal dem Herrn Lecerf aus Lontzen.

            • karlh1berens

              Glauben Sie mir, ich kenne diese Institution. Und ich hoffe, ich kann Ihnen demnächst genauere Auskünfte geben. Nein, gerade die Gemeindeaufsicht hätte nicht nach Ostbelgien gedurft. Alles was mit Aufsicht zu tun hat, verlangt nach einer gewissen Distanz. Und die ist bei uns nicht gegeben.

  6. Gerd Liebertz

    100% Zustimmung für Frau Niessen (ich glaube es ist das erste Mal). Es ist einer kleinen Gemeinschaft wie der DG fast unmöglich, die Befugnisse auf anständiger art und Weise durchzuführen. Sollte es denoch der Fall sein, wird jede Baugenehmigung eine politische Angelegenheit, was momentan noch nicht der Fall ist, da die WR sich in der DG diesbzgl. weitgehenst raushält.

  7. Da wird sie mir ja aber noch sympatisch, die Frau Niessen…
    Schon jetzt entzieht das Ministerium dem ostbelgischen Arbeitsmarkt qualifizierte Fachkräfte, wird mit mehr Kompetenzen nur noch schlimmer…

  8. O Ton Niessen „Ich befürchte, dass wir als DG nicht das nötige Fachwissen haben, um all diese Kompetenzen wahrzunehmen.“ An der Gemeinde haben wir dieses Fachwissen auch nicht! Reden um nur zu reden kann jeder.

  9. Treesche

    Wer soll eigentlich die ganzen Fachkräfte bezahlen? Es ist alles eine Sache der Bezahlung und Ausbildung vorort. Eine Gemeinschaft, die es nicht für nötig hält Lehrkräfte anständig zu bezahlen, wird auch sonst keine kompetenten Leute finden. Die guten Leute werden fast alle in Luxemburg arbeiten gehen.

    • Sie meinen bes. die männlichen Lehrkräfte, die es ins Ländchen zieht, die aber mit unseren Geldern an unserer AHS ausgebildet wurden und die in unseren von Teilzeit arbeitenden Frauen ueberlaufenden Schulen fehlen?

  10. „Ich befürchte, dass wir als DG nicht das nötige Fachwissen haben, um all diese Kompetenzen wahrzunehmen.“
    Sollten uns solche Aussagen unserer Möchtegernpolitiker nicht zu denken geben?

    • Gute Frage, Frage! Daran denke ich schon lange, und nicht nur ich, sondern viele Bürger auch. Darum sollte man „gegen Wirken“! Der Wust sollte verschwinden, denn vieles total überspitzt und zuviel!
      Die Frau Niessen sieht da ganz richtig! Einer am Ruder wäre OK! Viel zu teuer der ganze Spass!

  11. Sehr gute Initiative von Frau Niessen. Endlich hat mal jemand den Mut zu sagen: Bis hier und nicht weiter! In der Bevölkerung stößt die Gier unserer Politiker auf immer mehr Zuständigkeiten, Posten, Verwaltungsangestellte auf immer mehr Ablehnung. Frau Niessen hat das endlich mal zum Ausdruck gebracht.

    • @ Blob

      Sehr richtig. Lehnen wir alle Befugnisse ab, freuen wir uns über kaputte Stoßdämpfer durch Schlaglöcher und tiefergelegte Gullydeckel. Unsere Garagisten freuen sich ja auch.
      Geniessen wir die Staus durch Baustellen die um ein vielfaches länger dauern als notwendig.
      Wir haben die Strassen die wir durch diese Haltung redlich verdienen.
      Wenn Frau Niessen die magelnde Kompetenz und fehlendes Fachwissen beklagt sollte Sie in den Reihen der Politik anfangen zu suchen. Vor allem mangelde Kompetenz wird sie finden, in Hülle und Fülle.

    • Parteiloser

      „In der Bevölkerung stößt die Gier unserer Politiker auf immer mehr Zuständigkeiten, Posten, Verwaltungsangestellte auf immer mehr Ablehnung. Frau Niessen hat das endlich mal zum Ausdruck gebracht.“

      Schöner Satz, Blob. Und wie war das noch bei der Frau Niessen selbst? Hat sie nicht eine „Abwrackprämie“ kassiert, als sie als Abgeordnete der WR zurückgetreten ist? Wie sagt man so schön : „Wasser predigen, Wein trinken …..typisch grün!

  12. parteiloser Beobachter

    Punkto Kompetenz Raumordnung ist Abstand bestimmt nicht schlecht, da ansonsten die „Zelle“ in Eupen noch mehr Macht hat, als wie sie ohnehin schon hat….
    Falls das Foto der Regierung oben noch aktuell ist, hat Paasch sich punkto 5. Minister wohl schon widersprochen.:-)

    • Gerd Liebertz

      @parteiloser Beobachter
      Ich glaube Sie haben da was falsch verstanden – wenn die „Zelle“ in Eupen nicht mehr da ist, dann bekommen gewisse Leute in der DG richtig „Macht“ und da wären Sie garantiert froh, wenn es wieder so wäre wie früher. Das kann ich Ihnen zu 100% garantieren!!

      • parteiloser Beobachter

        @ Herr Liebertz: Bitte nochmal mein Kommentar lesen! Bin völlig Ihrer Meinung!
        Ich habe nicht geschrieben, dass die Zelle in Eupen abgeschafft werden sollte. Weiter gedacht, gehe ich davon aus, dass die Personen der „Zelle“ Eupen auch eine tragende Rolle im Ministerium spielen werden bei der Ausübung der Kompetenz Raumordnung im Falle einer Übertragung an die DG (alles andere wäre theoretisch Blödsinn, praktisch jedoch auch bedenklich). Ich frage mich dann, wer die Rekurse (Einsprüche) behandelt. Namür? (dann könnte es auch bleiben, wie es im Moment ist – auch wenn EUPEN momentan nur ein „Außenposten“ von Namür ist) .
        Wenn die übergeordnete Behörde auf DG-Ebene angesiedelt ist (wovon ich mal ausgehe), steht der Klüngelei noch weiter die Tore auf….
        Sehe eigentlich keinen Sinn für diese Übertragung der Kompetenz Raumordnung. Für die „normalen“ Sachen sind die Gemeinden zulässig, für Abweichungen oder „größere“ Sachen Namür. Wo ist das Problem? Welche Argumente sprechen für eine Übertragung? Politiker bitte antworten!

        • parteiloser Beobachter

          Nachtrag punkto meines Anliegen an die Politiker: Vielleicht wäre es von Vorteil, wenn z. B. Frau Möres mal eine Antwort geben könnte, statt immer nur (blöd) Fragen zu stellen und die Antworten (eines anderen) in der Presse zu veröffentlichen. :-)

        • Gerd Liebertz

          Sorry, dann hab ich es wirklich falsch verstanden. Die Leute aus der Zelle Eupen werden keine tragende Rolle mehr spielen, sondern werden durch in der DG arbeitende Leute mit politischer Vergangenheit oder politischer Verbundenheit ersetzt, was die Rekurse wieder in ein anderes Licht rücken läßt. Es wäre für uns Bürger ganz schlecht, wenn die Übertragung kommen würde.

  13. Alfons Van Compernolle

    Euch fehlen nicht nur die Fachkraefte, Euch fehlen vor allem die charakterliche Befaehigung ehrliche auf und fuer das Volk und deren Noete & Sorgen politisch einzugehen. Ihr seit das Problem !

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