Gesellschaft

Tränen und Glockenläuten: Trauerzug für die Queen

14.09.2022, Großbritannien, London: Die Prozession mit dem Sarg der britischen Königin Elizabeth II. bewegt sich vom Buckingham Palace zur Westminster Hall, wo sie aufgebahrt wird. Foto: Toby Melville/Pool REUTERS/AP/dpa

AKTUALISIERT – Es ist der letzte Abschied der Queen vom Buckingham-Palast in London und ein erster Höhepunkt der Trauer-Feierlichkeiten: Mit einer feierlichen Prozession bringt die engste Familie den Sarg zum britischen Parlament. Für viele Beobachter ist es ein emotionales Erlebnis.

Die königliche Familie, Gardesoldaten und unzählige Beobachter haben den Sarg der gestorbenen Königin Elizabeth II. auf seinem Weg durch London begleitet. König Charles III. und seine Geschwister schritten hinter dem Sarg, auf dem die königliche Standarte und die Staatskrone, die Elizabeth bei ihrer Krönung vor 70 Jahren trug, thronten.

Auf dem Weg vom Buckingham-Palast zum britischen Parlament wurden im Minutentakt Salutschüsse abgefeuert. Bei getragener Musik und den Glockenschlägen der berühmten Glocke Big Ben verfolgten Hunderttausende den Trauerzug, weinten und applaudierten. Sie können nun noch bis Montagmorgen am Sarg Abschied nehmen.

14.09.2022, Großbritannien, London: Prinz William (l-r), Prinz von Wales, Kate, Prinzessin von Wales, Prinz Harry, Herzog von Sussex, und Meghan, Herzogin von Sussex, erweisen Königin Elizabeth II. die letzte Ehre, während der Sarg in der Westminster Hall für ihre Aufbahrung bereit steht. Foto: Christopher Furlong/Pool Getty Images/AP/dpa

Mit ernstem Blick liefen Charles, Prinzessin Anne, Prinz Andrew und Prinz Edward hinter dem von Pferden gezogenen Sarg. Die Familie zeigte sich geeint – ungeachtet aller Skandale und Unstimmigkeiten. Direkt hinter dem neuen König lief sein ältester Sohn Prinz William, der neue Thronfolger, Seite an Seite mit Bruder Harry.

Trotzdem war der unterschiedliche Lebensweg der Brüder nicht zu übersehen: William trug als arbeitender Royal Militäruniform, Harry, der sich mit seiner Frau Meghan vom Königshaus distanziert hat, einen Traueranzug. Trotz seines Dienstes in Afghanistan musste der Queen-Enkel seine militärischen Titel mit dem Abschied aus dem Königshaus niederlegen.

Manche fühlten sich daran erinnert, wie die Brüder 1997 nach dem Tod ihrer Mutter Prinzessin Diana hinter deren Sarg gelaufen waren. Nun sind die beiden selbst Väter und erwiesen ihrer Großmutter die Ehre.

Zum Trauerzug gehörten auch Annes Sohn Peter Philips und ihr Ehemann Tim Laurence sowie der Herzog von Gloucester, ein Cousin der Queen, und der Earl von Snowdon, ihr Neffe. Charles‘ Gattin Camilla fuhr mit Prinzessin Kate in einem Wagen auf einer anderen Runde zum Parlament, Edwards Frau Sophie und Herzogin Meghan in einem weiteren.

14.09.2022, Großbritannien, London: König Charles III. folgt den Sargträgern, die den Sarg von Königin Elizabeth II. in die Westminster Hall tragen. Foto: Oli Scarff/PA Wire/dpa

Als der Zug nach knapp 40 Minuten die Westminster Hall erreichte, brach in der dort versammelten Menge Applaus aus. Acht junge Soldaten trugen den in die royale Standarte gehüllten und mit Blumen geschmückten Sarg auf ihren Schultern in das Gebäude, wo er auf einem Podest aufgebahrt wurde.

Nach einem kurzen Gottesdienst verließ die Familie das Gebäude. Nur Harry und Meghan konnten sich dabei mit Berührungen Trost geben: Händchenhalten ist für aktive Angehörige der Royal Family nicht vorgesehen.

Bald danach wurden die Türen zur Westminster Hall für die allgemeine Bevölkerung geöffnet. Die ersten Menschen verbeugten sich vor dem Sarg. Bis Montagmorgen können die Menschen nun langsam am Sarg vorbeiziehen.

Nötig ist dafür aber Geduld: Es wird mit Wartezeiten von bis zu 30 Stunden gerechnet. Die Schlange zog sich bereits am Mittwoch über mehrere Kilometer entlang der Themse durch das Zentrum der britischen Hauptstadt. Schätzungen zufolge könnten bis zu zwei Millionen Menschen kommen.

13.09.2022, Großbritannien, Edinburgh: Sargträger tragen den Sarg von Königin Elizabeth II. aus der St.-Giles-Kathedrale. Ein Flugzeug mit dem Sarg soll am Abend vom Flughafen Edinburgh abheben und knapp eine Stunde später in der britischen Hauptstadt landen. Foto: Carl Recine/PA Wire/dpa

Entlang der Strecke sollen nicht nur Erste-Hilfe-Zelte, sondern auch 500 mobile Toiletten stehen, teilte das zuständige britische Kulturministeirum am Mittwoch mit. Verschiedenfarbige Armbänder zeigen den Platz in der Warteschlange an – falls die Anstehenden mal kurz verschwinden wollen oder Essen kaufen. Durchgängig sollen mehr als 1.000 Freiwillige, Security-Mitarbeiter und Polizisten im Einsatz sein. Dazu kommen unter anderem Hunderte Sanitäter. Der öffentlich-rechtliche Sender BBC überträgt die Aufbahrung live – ganze 109,5 Stunden.

Queen Elizabeth II. war am vergangenen Donnerstag im Alter von 96 Jahren auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral gestorben. Am Sonntag war ihr Sarg in die schottische Hauptstadt Edinburgh überführt und am Montag mit einem Trauermarsch, an dem auch König Charles III. und seine Geschwister zu Fuß teilnahmen, in eine Kathedrale gebracht worden.

Der Sarg mit den sterblichen Überresten der Queen kam dann am Dienstagabend mit einer Transportmaschine der britischen Luftwaffe von Edinburgh nach London. Er wurde vor dem Buckingham-Palast von Tausenden Menschen mit lautem Beifall begrüßt und dann von König Charles, seinen Geschwistern sowie den Enkeln der Queen empfangen.

13.09.2022, Großbritannien, London: Ein Mann geht an einem Porträt von Königin Elisabeth II. vorbei, das eine Straße in der Nähe des Buckingham Palace schmückt. Foto: Felipe Dana/AP/dpa

Das Staatsbegräbnis für die Queen ist am kommenden Montag. Dazu werden Hunderte Staats- und Regierungschefs, Angehörige von Königshäusern und andere Würdenträger in London erwartet. Als große Ehre gilt, dass Japans Kaiser Naruhito und seine Frau, Kaiserin Masako, anreisen werden.

Japanische Monarchen nehmen traditionell eigentlich nicht an Bestattungen teil, weder im eigenen Land noch im Ausland. Dass Kaiser Naruhito dennoch kommt, sei Ausdruck der tiefen Verbundenheit zwischen der königlichen und der kaiserlichen Familie, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo.

Erwartet werden zudem US-Präsident Joe Biden, der französische Präsident Emmanuel Macron und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die geliebten Corgis der Queen müssen aller Wahrscheinlichkeit nach aber fehlen. Schon der formale Charakter der Veranstaltung schließe die Tiere aus, hieß es beim TV-Sender Sky News. Zudem verböten die Regeln der Westminster Abbey die Mitnahme – „no dogs“, heißt es in der bekannten Londoner Kirche. „Hunde dürfen sich noch nicht einmal auf dem Gelände der Abtei bewegen“, betonte der Sender. (dpa)

39 Antworten auf “Tränen und Glockenläuten: Trauerzug für die Queen”

  1. je suis charles iii

    Von der Tagespolitik soll der König die Finger zu lassen, aber Grundsatzreden kann er halten. Möge das Oberhaupt von 16 UN-Staaten dafür plädieren, die Bewohnbarkeit der Erde zu hüten.

  2. Joseph Meyer

    Einerseits gehört die englische Königsfamilie zu den Plutokraten dieser Welt, die mit schönen Worten verbergen, dass sie im Grunde zu Lasten der 99% innerhalb der 1%-Gruppe leben wollen!
    Und dann hat der König NICHTS zu sagen! Wenn „Vanguard/Blackrock“ so befehlen, dann ist die „gute“ Liz bereit auf den roten Nuklearknopf drücken und die Menschheit auszurotten …
    08.09.2022
    “I’m ready to use nuclear weapons” says new U.K. Prime Minister
    [“Ich bin bereit, Nuklearwaffen einzusetzen”, sagt die neue britische Premierministerin.
    Als Mitglied der Konservativen Partei löst Truss den abgesetzten Boris Johnson ab, verspricht aber als konservative Kollegin, Johnsons rechtsgerichtete Politik in Bereichen wie Polizei, Kriegshetze und Energie fortzusetzen. Auf die Frage nach ihren “Gefühlen” in Bezug auf die Möglichkeit eines Atomkriegs betonte Truss, dass sie bereit sei, den Knopf zu drücken und den gesamten Planeten mit katastrophaler Zerstörung zu überziehen.
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=87895#h06

    • Peer van Daalen

      @Joseph Meyer: „Einerseits gehört die englische Königsfamilie zu den Plutokraten dieser Welt, die mit schönen Worten verbergen, dass sie im Grunde zu Lasten der 99% innerhalb der 1%-Gruppe leben wollen!“

      Kann es sein, daß Sie keine Ahnung haben, worüber Sie schwadronieren?

      Ist es nicht viel mehr so, daß die Briten mehrheitlich und parteienübergreifend FÜR !!! den Fortbestand der Monarchie sind (mit leicht sinkender Tendenz bei den jüngeren Briten)?

      Googlen macht manchmal schlau …

        • Peer van Daalen

          DR ALBERN 11/09/2022 16:26: Was für ein Schwachsinn!!!!!

          Ich habe in der Monarchie des britischen Commonwealth keine explizit „geknechteten“ Menschen gesehen, jedenfalls nicht mehr oder weniger, als wie in den meisten republikanischen Staatsformen auf dieser Welt.

          Das Volk hat egal wo, stets die A….karte.

          Träumen Sie weiter in ihrem Traumtänzerland und hören Sie bitte auf mit Nichtwissen brillieren zu wollen ….

  3. Diese Frau hat 70 Jahre als Staatsoberhaupt ihrem Land gedient! Da wäre ein bisschen mehr Respekt nicht schlecht! Gerade von Ihnen Herr Meyer! Und den Quatsch den Sie so von sich geben, wie auch eine AFD, von wegen Lis Truss, dient doch nur darum wieder gesellschaftliche Ängste zu schüren! Erbärmlich, echt erbärmlich

  4. 9102Anoroc

    Dann kommen wir mal zur Meinungsfreiheit.
    Königshäuser ?
    Mal überlegen.
    Sorgen einerseits für eine gewisse Diplomatie , andererseits grübel grübel grübel , nee , doch nicht , mir fällt nichts ein , außer dass es Leute gibt , die in Könige und Königinnen eine Art Gott oder Göttin sehen .
    Dass Königshäuser Unmengen von Steuergelder verschlingen scheint nur Nebensache zu sein.
    Hauptsache man kann in klatscheblättern die Modetrends verfolgen und Skandale die meiner Meinung nach teils künstlich erschaffen werden , um die Monarchie in interessanter Form aufrecht zu erhalten.
    Die peinlichen Skandale, die zur eigenen Bereicherung der Königshäuser organisiert wurden, ob schon der Steuerzahler deren ganzes Leben großzügig finanziert , werden aber von den dekorierten selber nicht gerne gelesen.
    Man sollte zwar nicht stets in der Vergangenheit rühren , wegzaubern lassen sich wirkliche Skandale aber auch nicht.
    Nachdem was sich das belgische Königshaus im Kongo geleistet hatte, hätte man den Zirkus beenden sollen.
    In spanien sieht aufgrund des bewiesenen Bestechungsskandal die Sache auch nicht besser aus.
    Bei jedem Normalbürger wird durch den Arbeitgeber ein Preis-Leistungsverhältnis errechnet.
    Wobei ich mir nicht! die Frage stelle wie es sein kann, dass jemand so viel verdient?
    Ich stelle mir oft die Frage, wie jemand der mit den Händen und dem Kopf arbeiten muss , so wenig verdienen kann ?
    Also haben meiner Meinung nach Königshäuser das Geld des Steuerzahler nicht verdient, dürfen aber gerne bleiben.
    Sie brauchen eben nur eine andere Einnahmequelle.
    Die Klatschblätter könnten doch eine finanzielle Unterstützung schaffen, wenn sie es nicht jetzt schon praktizieren.
    Schließlich leben manche Klatschblätter zu einem Teil von den künstliche erschaffenen Skandalen und schauspielerischen Fähigkeiten der Bewohner in Königshäusern.

  5. Fritte Spezial

    Erstmal herzliches Beileid den Hinterbliebenen.
    Grundsätzlich wundere ich mich über die Übermaßende Trauer der „einfachen Bürger“. Ob es auch an deren einfachen Verstand liegt?? Man kann schon diesen Eindruck gewinnen. Königin Elisabeth repräsentierte das rückwärtige Europa. Unnahbar, winkend aus goldenen Kutschen, versilberten Banketten, riesigen Schlössern, schicken Yachten und Pferderennen. Sie war immer „neutral“. Kein Wort zu den sozialen Ungerechtigkeiten in Ihrem Königreich, kein klare Kante zeigen, rein garnichts. Höflich war sie, stoisch, immer ein Lächeln. Egal welcher Staatschef bei ihr auf dem roten Teppich stand. Sie war halt einfach nur da. Manchmal reichen diese Eigenschaften, ja manchmal reicht es nur einfach.

    • Sie haben selbst die Antwort auf Ihre Überlegung gegeben: „Sie war halt einfach nur da“.
      Und das brauchen eben viele „einfache Bürger“, die nicht von Neid zerfressen werden, wie der Kommentator vor Ihnen…

        • Das britische Königshaus hat genügend eigenes Kleingeld, genauso das schwedische, niederländische, usw.
          Das belgische Königshaus hat ein etwas anderes Statut – aber man könnte ja die Verfassung ändern.
          Als Englands Premier würden Sie wahrscheinlich anraten, den Buckingham Palast mit Leuchtreklamen zu bestücken, und das Erdgeschoss an Mc Donalds zu vermieten ?

          • 9102Anoroc

            @ – 5/11 10:07

            Gute Idee
            Endlich haben sie mal kreative Vorschläge 😄
            Stimmt, genauso würde ich es dem Königshaus empfehlen.😊
            Es würde wahrscheinlich der best funktionierende McDonald’s der ganzen Welt , Charles macht dann die Pommes 😉

  6. @ Anoroc….
    Wenn man Sie nicht versteht liegt es vielleicht daran, dass Sie aus einem nötigen Satz, 20 Sätze machen?
    Das Könlgin Elisabeth nicht körperlich gearbeitet ist vielleicht die eine Seite, dass sie aber immer zugegen war, für England, ist eine ganz andere!
    Sie war aus einer völlig anderen Generation, und wenn ihre einzige Verfehlung Unnahbarkeit war, dann hat sie ja nicht viel falsch gemacht

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